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Forschung zeigt, warum Fangschreckenkrebse trotz ihrer gewaltigen Schläge keinen Schaden nehmen
Fangschreckenkrebse sind für ihre extrem kraftvollen Schläge bekannt, mit denen sie Schnecken, Muscheln und sogar Aquarienscheiben zerstören können. Ihre Keulen erreichen die Wucht eines Kleinkalibergeschosses und erzeugen dabei Schockwellen, die ihre Angriffe noch effektiver machen. Doch warum bleibt der Krebs selbst unverletzt?
Ein Forschungsteam der Northwestern University hat diese Frage nun genauer untersucht. Frühere Studien zeigten bereits, dass die Aufschlagfläche der Keule stark mineralisiert ist und eine spezielle Zuckerverbindung enthält, die das Material widerstandsfähiger macht. „Der Aufprall der Keule auf das Ziel verursacht starke Druckwellen, hinzu kommen Schockwellen im Megahertzbereich durch das Kollabieren der Blasen“, so Horacio Espinosa von der Northwestern University in Evanston. Er ist Mitautor der Studie, die nun im Fachjournal „Science“ veröffentlicht wurde.
Die neue Untersuchung ergab, dass die Keule aus zwei entscheidenden Strukturen besteht: einem stark mineralisierten Fischgrätenmuster an der Oberfläche und spiralförmig angeordneten Chitinfaserbündeln im Inneren. Diese Kombination verstärkt die Schlagkraft, leitet Schockwellen gezielt ab und verhindert Schäden an Gewebe und Nerven.
Die Erkenntnisse könnten künftig zur Entwicklung neuer Schutzmaterialien beitragen, etwa für Helme oder schallfilternde Ausrüstungen. Fangschreckenkrebse sind nicht die einzigen Krebstiere, die mit Schockwellen arbeiten – auch Pistolenkrebse nutzen diese Technik, um Beutefische mit einem lauten Knall zu betäuben oder zu töten.
Zur Studie:
www.science.org/doi/10.1126/science.adq7100
www.mccormick.northwestern.edu/research-faculty/directory/profiles/espinosa-horacio.html
Video zum Thema:
www.youtube.com/watch?v=5WWvulAC_zU
Weitere Infos zum Fangschreckenkrebs
Fangschreckenkrebse (Stomatopoda) sind faszinierende Meeresbewohner, die in tropischen und gemäßigten Gewässern vorkommen. Mit einer Länge von bis zu 35 Zentimetern und oft leuchtenden Farben sind sie nicht nur optisch beeindruckend, sondern auch bemerkenswerte Jäger.
Es gibt zwei Hauptjagdstrategien bei Fangschreckenkrebsen:
Speerer: Diese Krebse besitzen spitze, mit Stacheln versehene Fangarme (Dactyle), mit denen sie blitzschnell Beutetiere wie Fische oder Garnelen aufspießen.
Schmetterer: Sie verfügen über keulenartige Fangarme, die sie mit enormer Geschwindigkeit und Kraft einsetzen, um harte Schalen von Schnecken oder Muscheln zu zerschmettern. Ihre Schläge erreichen unglaublioche Geschwindigkeiten und erzeugen Kräfte von bis zu 1.500 Newton, vergleichbar mit einem kleinkalibrigen Gewehrschuss. Durch die dabei entstehende Kavitation – das plötzliche Zusammenfallen von Dampfblasen im Wasser – entstehen zusätzliche Schockwellen, die die Effektivität des Angriffs erhöhen.
Ein weiteres herausragendes Merkmal der Fangschreckenkrebse sind ihre hochentwickelten Augen. Jedes Auge besteht aus bis zu 10.000 Einzelaugen (Ommatidien) und ist in der Lage, mehr als 100.000 Farben sowie ultraviolettes und polarisiertes Licht wahrzunehmen. Diese außergewöhnliche Sehfähigkeit ermöglicht es ihnen, ihre Beute präzise zu erkennen und mit Artgenossen zu kommunizieren.
Fangschreckenkrebse sind territoriale Tiere und verteidigen ihre Reviere energisch gegen Eindringlinge. Bei Auseinandersetzungen mit Artgenossen folgen sie strikten Regeln, um schwere Verletzungen zu vermeiden: Die Kontrahenten schlagen abwechselnd zu, wobei die Schläge in der Intensität reduziert sind und der Angegriffene oft versucht, die Attacken mit seinem Schwanzpanzer abzufedern.
Ihre Fortpflanzung ist ebenfalls bemerkenswert. Das Weibchen trägt die befruchteten Eier als kompaktes Paket unter dem Brustbereich und wendet sie regelmäßig, um sie zu belüften und vor Pilzbefall zu schützen. Nach dem Schlüpfen bleiben die Larven zunächst in der schützenden Höhle der Mutter, bevor sie ins Plankton übergehen und schließlich als Jungtiere den Meeresboden besiedeln.
Aufgrund ihrer beeindruckenden Fähigkeiten und ihres einzigartigen Aussehens sind Fangschreckenkrebse sowohl für Meeresbiologen als auch für Taucher von großem Interesse.
Weitere Informationen:
Biologie Bericht DiveInside zum Thema Fangschreckenkrebse