Kategorie: Diverses
Rene Heese, Unterwasservideograf und Wracktaucher aus Leidenschaft, will das sagenumwobene Wrack des Turbinenfrachters TS "Shillong" im Roten Meer, im Golf von Suez, nahe Ras Gharib finden. Viele Expeditionen und sogar die Britische Navy haben sich daran die Zähne ausgebissen, niemand hat sie bisher lokalisiert, geschweige denn betaucht.
Bericht von Herbert Gfrörer nach Angaben von Rene Heese
Im August 2014 startete Heese seine erste Expedition (siehe Bericht "Jagd auf die Shillong"), im Dezember 2014 dann die zweite (siehe Bericht "Und ewig lockt das Wrack" und News Meldungen zum Thema). Jetzt, in der Zeit vom 03. Dezember bis 12. Dezember 2015, war er erneut als Expeditionsleiter mit seinem eingeschworenem Team im Gulf of Suez unterwegs...
Vorbereitung
Das Telefon klingelt: "Wir können das von ihnen georderte Sidescansonarsystem leider nicht liefern." Heese ist sprachlos. Zehn Tage vor Abflug nun diese Nachricht. Jetzt muss er schnell handeln, sonst ist die Expedition gefährdet. Er entschließt sich ein Ersatz-Sidescansonarsystem mit Downvision zu organisieren - aber welches? Vinni Magner, zum 3.Mal Teammitglied und erster Planungsstabs-"Offizier" recherchiert. Heese fährt tags darauf nach Hamburg und verhandelt. 48 Stunden vor Expeditionsbeginn werden die benötigten Geräte geliefert.
Seit einem halben Jahr bereitet Heese die Expedition akribisch vor. Alles steht: das Team und die Reiseroute mit den Einzelzielen "Shillong" und dem "fünften Wrack an Abu Nuhas". Der Gasplan einschließlich der sieben Heliumspeichertanks für die tiefen Tauchgänge ist ausgearbeitet, die Tauchtanks sind geordert, die Motoryacht "Soul" von Seawolf Safari gechartert, die Aufgaben an die einzelnen Teammitglieder verteilt und vieles mehr. Allein Heese hat sechs Koffer als Gepäckstücke à 110 Liter Fassungsvermögen zu je 32 kg; sie sind gefüllt mit Abtauchleinen, Werkzeug, Ersatzteilen, Schrauben, meterweise Kabel, und vielem mehr.
Ankunft, Donnerstag 03.12.2015
Der Flieger nach Hurghada ist trotz der politischen Ereignisse nahezu voll ausgebucht. Die Innenstadt von Hurghada ist dennoch von Touristen leergefegt - die Russen fehlen. Es wird zusehends dunkel: Jedes Teammitglied bezieht seine Koje, richtet sich ein und empfängt die zugewiesenen Tauchtanks. Der Dreitage-Wetterbericht von "Windfinder" sagt jedoch Sturm und schwere See voraus; dadurch ist ein Auslaufen mit direktem Kurs Ras Gharib nicht möglich.
Freitag 04.12.
Heute am frühen Morgen geht es dann los; nach einer Stunde Fahrtzeit wird eine Lagune vor Hurghada angelaufen und das Sonarsystem montiert. Kurz nach Mittag wird die Position der SS "Rosalie Moller" erreicht; hier werden zum Abgleich in verschiedenen Abständen zur bekannten Wrackposition Suchmuster gefahren.
Die Systeme laufen einwandfrei und liefern respektable Bilder auf dem 12" Monitor. Fragende Gesichter mit Erwartungshaltung blicken zum Teamchef - nein, ein Tauchgang an der SS "Rosalie Moller" ist wegen der schweren See nicht möglich. Also Verholen nach Gubal Bluff Point dem "Schutzhafen" für Safariboote. Dort findet nun der erste Tauchgang an dem kleinen Wrack statt - quasi ein persönlicher Checkdive.
Samstag 05.12.
Sturm und hohe Wellen. Die MY "Soul" unternimmt Suchmusterfahrten in der nördlich gelegenen Zufahrt zur Bucht der SS "Rosalie Moller". Der Kapitän hat einen Geheimtipp zu einer Wrackposition: Ein Alternativplan anstatt gelangweiltem Warten an Bluff Point. Nichts! Um die Stimmung an Bord on top zu halten, wagt Heese das Festmachen an der Mooring der SS "Rosalie Moller" und gibt einen Tauchgang frei...
Steckbrief "Shillong"
Typ: General Cargo Liner
Reederei: P&O
Auftraggeber/Werft: Vickers-Armstrongs Ltd. / Newcastle-upon-Tyne
Stapellauf: 1949
Tonnage: 8934 BRT
Länge: 159,05m
Geschwindigkeit: 17 Kn
Passagiere: 12
Antrieb: Getriebedampfturbine auf eine Schraube wirkend
Gesunken: 1957 nach einer Kollision mit dem Motortanker "Purfina Congo"
Die wegen der starken Dünung und Strömung ausgelegten Sicherungsleinen reißen, bedingt durch das Pendeln der "Soul", den am Yachtkiel montierten Downvisiongeber ab. Die Halterung ist zerstört. Verholen nach Buff Point; es folgen Reparaturarbeiten mit Bordmitteln, die den ganzen Abend andauern. Das Team ist erschöpft und erfreut sich an dem vielfältigen wie reichhaltigem Abendessen im Salon.
Sonntag 06.12.
Zum Frühstück erscheint Teammitglied Daniel Buckentin mit einer roten Zipfelmütze. Ja ist denn heute schon Weihnachten? Nein - Nikolaus. Heese schaut erwartungsvoll in den ungeputzten Stiefel mit der Hoffnung einen Zettel mit guter Wetterprognose statt Schokolade zu finden. Stattdessen: Sturm! Auslaufen nach Ras Gharib unmöglich!
Erneut wird die Suche in der Nordpassage – Kapitäns Geheimtipp - aufgenommen, bis sich eins der mitgeführten Zodiac's zwischenzeitlich aufmacht um Kurs auf einen unweit entfernten Fischdampfer zu nehmen, der ebenfalls in der schweren See stampft. Hamada, "Cici's" Partner von Seawolf Safari, hat sich um Kontakt gekümmert. Astrid - Rene's Partnerin, Unterwasserfotografin und Verantwortliche für die Trackingaufzeichnungen auf den "Kratzbrettern", Vinni, Hamada und der Teamchef selbst nehmen, bewaffnet mit der eingerollten Seekarte und den "Kratzbrettern", für eine Überfahrt zum Fischdampfer im Zodiac Platz. Astrid ist gekleidet wie ein junger Mann, werden doch Frauen an Bord eines ägyptischen Fischdampfers landesüblich zwiespältig gesehen.
Im engen Steuerhaus des Fischdampfers wird dann Kaffee mit reichlich Zucker gereicht. Vinni spricht einwandfrei Englisch, Hamada übersetzt ins Arabische. Eine nahegelegene interessante Position, an der es sogenannte Netzhaker gab, wird abgeglichen. Der Fischdampferkapitän beteuert, er selbst hätte eineinhalb Tage gebraucht um seinen Kahn von dem Hindernis wieder freizubekommen. Heese reicht diskret etwas Bakschisch und eine 200er Stange Zigaretten für die Fischer rüber. Im Gegenzug gibt es zusätzlich zu den Informationen eine Plastiktüte voll mit Calamaris.
Das Quartett stolpert über das Arbeitsschiff zurück in das Zodiac. Heese liegt plötzlich rücklings im Fischküt (Anm.Red: Fischköpfe, Gedärm, etc.) - welch eine Sauerei an seiner Kleidung und welch spaßige Abwechslung im harten Fischeralltag. In seiner Rechten hält er hoch erhoben die gerollte Seekarte: Diese zu schützen war ihm am wichtigsten.
Beginn der Suchmusterfahrt in einem Planquadrat von 2,5 mal 2,5 Quadratkilometern. Im Bereich 30 bis 50 Meter Wassertiefe wird gesucht. Vinni hat offensichtlich das uneingeschränkte Vertrauen das Kapitäns gewonnen und darf manchmal die MY "Soul" autark steuern. Heese steht währenddessen zeitweise auf dem Peildeck, tätigt 360° Rundumblicke und "träumt" fünf Seemeilen südwestlich der Moller von weiteren 5000 Bruttoregistertonnen. Dabei überlegt er sich, ob und wo er seinerzeit "seinen" Frachter in diesem Teil der Bucht vor Anker gelegt hätte.
Die Tröte ertönt lautstark. Heese flitzt vom Peildeck zum Monitor. Ein kleines Objekt zeichnet sich im Sidescan ab. Augenscheinlich und der Größe nach handelt es sich um einen gesunkenen Fischdampfer in 50 Meter Wassertiefe, ca. 40 Meter lang. Enttäuscht ordnet Heese an: "So etwas suchen wir nicht. Tauchgang hier lohnt nicht." Also beidrehen zur SS Rosalie Moller: "Geht dort nochmal tauchen, wenn schon sonst nichts passiert." Wind und Welle sind etwas eingeschlafen, und alle - außer Heese - haben einen entspannten Tauchgang an der Moller. Die Wetterprognose für den morgigen Tag verheißt wieder nichts Gutes, gegen Abend macht die "Soul" erneut an Bluff Point fest, und der Planungsstab mit Cici und Hamada findet sich ein. Es wird beschlossen Bluff Point in den frühen Morgenstunden dennoch zu verlassen, Richtung Planquadrat July-10 Oilfield Complex südöstlich Ras Ghareb. Endlich!
Montag 07.12.
5:00 Uhr morgens noch im Dunklen ablegen. Unter der leichten Landabdeckung an Ägyptens "Festlandküste" arbeitet sich die MY "Soul" Seemeile für Seemeile gegen Wind und Dünung vor. Der Bug kracht in das Wellental um Augenblicke später erneut angehoben zu werden. Gläser liegen im Salon zerbrochen auf dem Boden und in der Kombüse ist eine Packung mit frischen Eiern ebenfalls nicht zu retten.
Laut Seekarte befinden sich im südöstlichen Winkel des July-10 Complexes zwei Wrackpositionen. Die Genehmigungen zum Befahren des Sperrgebietes sind vorhanden, und so werden die Positionen überlaufen. Die erste Wrackposition ist alt und aktuell als solche in den E-Seekarten nicht verzeichnet. Auf dem Monitor des Downvisiongebers zeichnet sich ein gigantisches Bild ab. Wegen der hohen Auflösung ist eine versunkene Förderplattform schnell als solche identifiziert. "Auch so etwas suchen wir nicht, Tauchgang lohnt nicht!" tut Rene Heese - für alle anderen ein Highlight - diesen Fund ab. "Meinst du nicht, dass vielleicht unter dem Bohrturm ein Schiffswrack liegen könnte?" wirft Vinni ein. "Dafür haben wir keine Zeit." erwidert Heese. "Das Wetter wird schlechter. Zudem ist der Untergangsort der TS "Shillong" hier eher unwahrscheinlich."
Links das Abbild der versunkenen Förderplattform - rechts: ein kleines quaderförmiges Objekt, sonst kein Signal.
Die zweite Position entpuppt sich als Daumennagel großes Abbild eines quaderförmigen Objektes. Auch hier ist die Entscheidung seitens des Teamchefs schnell getroffen. Das Gebiet des Komplexes wird verlassen und an die Trackingspuren aus 2014 mit der Suchmusterfahrt angeknüpft: im Ergebnis - erfolglos. Es zeichnet sich nichts als ein platter Sandgrund auf dem Monitor ab. Es finden sich nicht einmal Spuren von verlorengegangenem Ladegut oder Trümmer – bzw. Wrackreste. Zwei Seemeilen südlich von Ras Ghareb wird in einer kleinen Abdeckung mit äußerst geringer Wassertiefe Schutz vor der schweren See zur Nachtruhe gesucht. Rene Heese ist nervös; er rechnet erneut mit einem Verlust des Downvisiongebers am Kiel der Yacht.
Dienstag 08.12.
Morgens um 06:30 Uhr wird abgelegt, die "Soul" nimmt Fahrt auf. "Fliegendes Frühstück" als Fingerfood gibt es für das Einsatzkommando Monitor und "Kratzbrett Trackingspuren" auf der Brücke und am Navigationstisch.
Das Zielgebiet sind drei Positionen etwas östlich von Ras Ghareb: eine als solche gekennzeichnete Sandbank, eine vage Kartenposition eines Wracks und ein verzeichnetes Hindernis im "Grünstreifen" des Verkehrstrennungsgebietes. Alle drei Positionen werden großflächig deckend gescannt; das Ergebnis ist wieder platter sandiger Meeresgrund. Heese fragt sich, ob die Ägypter hier kürzlich "aufgeräumt" und dem Umweltschutz eine neue Dimension auferlegt haben. Es liegt nichts, rein gar nichts dort unten.
Soll das Team einen erneuten Abgleich mittels Wrack der MS "Cape Clear" tätigen? Stimmt etwas mit der Sonartechnik nicht? Das Team merkt dem Expeditionsleiter seine Enttäuschung an und versucht mit Schulterklopfen und motivierenden Worten ihren unerschütterlichen Glauben am Erfolg der Expedition zu übertragen. Heese lächelt wieder, denn er ist stolz auf sein Team, auf die bisher geleistete Arbeit und die Zuverlässigkeit der Teammitglieder. So haben beispielsweise Andreas Zander und Philipp Rehekampff bis spät in die Nacht die Tanks mit Mischgasen gefüllt, einige den Monitor ununterbrochen beobachtet, wieder andere zuvor den Downvision-Geber repariert und Robert Fürnberg mit seiner positiven unnachahmlichen Wiener Art und seinen netten hochwertigen "Mitbringsel" abends für Abwechslung gesorgt.
Am späten Nachmittag entscheidet der Kapitän der MY "Soul" schließlich, dass die angedachte 36-stündige Suchmusterfahrt - einschließlich Nachtfahrt - nicht stattfinden kann. Wir werden bereits "beobachtet". Die Fahrgenehmigung der "Soul" bezieht sich nachts auf An- und Abfahrt zum Ziel, also auf Strecke und nicht auf eine aufsehenerregende Suchmusterfahrt.
Der Teufel liegt manchmal eben im Detail. Heese sagt deshalb den für den morgigen Tag geplanten Fun-Tauchgang an der MS "Cape Clear" ab. Alle Teammitglieder bringen für diese Entscheidung das nötige Verständnis auf. Zur Schadensbegrenzung bietet Rene Heese einen abendlichen Tauchgang an der flach und naheliegenden MS "Aboudy" an.
Mittwoch 09.12.
Der Expeditionsleiter Rene Heese hat mit dem Kapitän ein frühes Losmachen vom Liegeplatz als Kompromisslösung ausgehandelt. Um 4:00 Uhr springen die zwei Motoren der "Soul" an, um 04:30 Uhr nimmt die Yacht Fahrt auf. Starker Wind und Dünung schlagen ihr nach Verlassen der Abdeckung entgegen. Insgeheim gab es noch den Plan nach einer effektiven Suchmusterfahrt, nachmittags doch noch an der MS "Cape Clear" zu tauchen. Doch Wind und Welle verderben die Option. Auch die Suchmusterfahrt muss abgebrochen werden. Bei jeder Wende neigt sich die "Soul" gefährlich zur Seite: Bis zu 35° Schlagseite und dies quer zur See lassen das Geschirr aus den Halterungen rutschen und auf den Boden schlagen, Gläser zerspringen, der Salon gleicht einem Schlachtfeld. "Cici" runzelt die Stirn mit den Worten: "Heute Abend gibt es das Essen dann gemeinschaftlich aus Topf und Pfanne, okay?" Sie lächelt dabei, doch für Heese ist es die diskrete Aufforderung abzubrechen. Gegen die Welle und mit der Welle zu fahren sind nicht das Problem, es sind die 180° Wenden. Sie dauern - Schiffbau technisch betrachtet - trotz der vorausschauenden Fahrweise des gestandenen Kapitäns zu lange; d.h. die 36-Meter-Yacht liegt mit ihrem recht hohen Metazentrum zu lange quer zur See. Ein dreimaliges Anschlagen der Schiffsglocke mit dem Kommando "Warschau! Wende!" vor jeder 180° Kursänderung warnt alle an Bord sich eine sichere persönliche Position zu suchen und beugt damit Verletzungen vor. Doch die Yacht leidet zusehends. Heese lenkt ein: "Ablaufen mit achterlichem Wind, Kurs 135° Südost, Morgan-Oil-Field!".
Cici hat zuvor geäußert, dass dort ein nicht identifiziertes Wrack liegt. Heese rollt die Seekarte aus, die Position ist eingezeichnet. Laut zügig durchgeführter Internetrecherche hat noch niemand dieses Wrack identifiziert. Cici und Hamada waren vor einem halben Jahr dort und haben einen Bounce getätigt. Es könnte sich also um ein lohnendes Ziel handeln.
Nach mehrstündiger Fahrt ist die Position erreicht. Die geringe Wassertiefe von maximal 30 Metern bewirkt, dass sich die See weniger hoch auftürmt. Die "Soul" kann direkt am Wrack festmachen. Die Besatzung unter der Leitung des erfahrenen Guides Akran legt mehrere Taue. Alle Teammitglieder bereiten sich zum Tauchen vor, auch Heese mit seiner Kamera.
Das Objektiv erfasst einen wunderschönen, strukturell nahezu perfekt erhaltenen Küstentanker aus etwa 1960. Unglaublich viel Fisch, angefangen von einem riesigen Schwarm Glasfische und augenscheinlich übergroße Zackenbarsche - in vielen Tauchrevieren nicht mehr zu sehen - beeindrucken alle Teilnehmer. Wenig Korallenbewuchs am Wrack aber unheimlich viel Fisch: Es gibt sie also doch noch, die Fische im Roten Meer, wenngleich sie sich offensichtlich in ruhigere Regionen zurückgezogen haben. Jedoch sind im vergangenen halben Jahr in Sichtweite drei riesige neue Förderplattformen errichtet worden. Wie lange werden die Meeresbewohner dort noch ihren Frieden haben?
Der Tanker ist geschweißt, nicht genietet. Er liegt auf der Steuerbordseite auf Sandgrund. Ein sogenanntes Dreiinselschiff; Back, Brückenaufbau im ersten Drittel, achterliches Maschinenhaus mit langem Schornstein, welcher abgebrochen neben dem Wrack liegt. Ein Laufsteg verbindet Brückenhaus mit Maschinenhaus, zwei Masten. Der Motortanker ist nach Heeses Schätzung etwa 75 Meter lang, wenige Korrosionsschäden sind zu verzeichnen. Er schätzt den Untergang auf Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre.
Impressionen vom Tauchgang am kleinen Tankerwrack
Die Schiffsglocke fehlt, der Schiffsname ist leider nicht aufgeschweißt, und das Werftschild dick "verkalkt". Es würde viele Stunden dauern dieses zu säubern um den Tanker namentlich annäherungsweise zu identifizieren. Der Tanker ist zu klein um einen verbrieften Untergang recherchieren zu können. Die Bauart ist tendenziell britisch. Ein Küstenversorger zwischen Förderanlage und Landstützpunkte in Ägypten? Kein Erfolg hinsichtlich Identifizierung innerhalb des 50minütigen Tauchgangs; ein weiterer ist nicht möglich, die winterliche Dämmerung setzt früh ein. Ablaufen zur Untergangsstelle der SS "Dunraven": einerseits als geschütztes Nachtlager und andererseits als einziges nahegelegenes Tauchziel zur Freude der Teammitglieder.
Donnerstag 10.12.
Früh morgens ein Tauchgang und Dreharbeiten an der SS "Dunraven", anschließend verholen Richtung SS "Thistlegorm". Auf dem Weg dorthin entscheidet Heese, eine eingetragene Wrackposition westlich querab zur SS "Thistlegorm" im Fahrwasser der Northbound-Fahrer anzulaufen. Es soll sich - nach Meinung der hiesigen Fischer - um ein Wrack aus dem zweiten Weltkrieg handeln. Die Suchmusterfahrt gestaltet sich ähnlich wie am Vortag.
Nun wieder außerhalb der Abdeckung durch flache Riffe, krängt die "Soul" bis 35°. Zudem passieren die schnellen Container-Frachter für den Kapitän zu dicht. Beim letzten Manöver zeichnet sich ein Wrack der Größe eines Patrouillenbootes auf dem Sidescan ab. Heese ist enttäuscht und lässt die SS "Thistlegorm" anlaufen. Ein Tauchgang für alle am Spot, anschließend Querung des Golfs von Suez bei Tageslicht. Wohl wissend, dass bei dieser See Suchmusterfahrten ausgeschlossen sind, will Heese wenigstens mit achterlicher Welle direkt an Abu Nuhas den östlichen Teil in einer Vorbeifahrt scannen...
Mit Einbruch der Nacht erreicht die "Soul" Um Gammar. Hier können die Teilnehmer endlich die seit Tagen mit einem teuren Trimix gefüllten Tauchtanks am Folgetag morgens "verblasen"!
Freitag 11.12.
Nach dem einzigen respektablen Tieftauchgang, festmachen wenige hundert Meter vor Hurghada Port, Sachen packen, Sonarsysteme demontieren, abendliche Veranstaltung mit Auswertung im Salon der MY "Soul". Es wird gemeinschaftlich beschlossen im nächsten Jahr die Suche nach der TS "Shillong" fortzusetzen. Das Aufgeben überlässt das eingeschworene Team den anderen. Die Stimmung ist topp, denn die Schlinge um das Wrack der "Shillong" hat sich nennenswert weiter zugezogen. Alle Beteiligten wissen nun zumindest, wo der P&O Liner mit Sicherheit nicht(!) liegt...
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