Kategorie: Reise
Eine Oase in der Service-Wüste
Maja ist ganz aufgeregt, quietscht und dreht sich vor Freude wie wild um die eigene Achse. Maja ist die Basishündin der East Coast Divers und wenn Chefin Anja mal kurz unterwegs ist, tut Maja bei ihrer Rückkehr immer so, als hätte man sich ein Jahr lang nicht gesehen. Anja Prahl ist die gute Seele der alteingesessenen Basis in Porto Colom an Mallorcas Ostküste. Ihr Lebensgefährte Michael Greulich ist der Eigentümer der sich um das umfangreiche Tauchprogramm kümmert. Hündin Maja ist den beiden Basisbetreibern zugelaufen. Sie kam immer wieder vorbei, fühlte sich hier schließlich so hundswohl, dass sie nach Zustimmung der alten Eigentümer fest einzog. So, oder so ähnlich geht es auch vielen Gästen der East Coast Divers, die sich hier fast zuhause fühlen und immer wieder zurückkehren. Warum? Nun, die Frage ist schnell beantwortet: Die Tauchbasis, das angegliederte Hostal Bahia Azul und das Restaurant versprühen einen ganz besonderen Charme, der viele Gäste sich sofort willkommen, heimisch und gut aufgehoben fühlen lässt.
Bericht von Harald Apelt
Anja und Michael haben 2012 die Tauchbasis am Ende der Promenade des kleinen Fischerortes Porto Colom übernommen. Ihr Vorgänger Ted Fecke hatte hier 1971 seine Zelte aufgeschlagen, nachdem er sich zuvor weltweit im aufstrebenden Tauchmarkt umgeschaut hatte. 41 Jahre betrieb Ted die Basis und er ist es auch, der immer noch zahlreiche Taucherinnen und Taucher als Stammkunden in seinem Hostal Bahia Azul begrüßt und sie von Michael und Anja's East Coast Divers zu den Top-Tauchgebieten um Porto Colom bringen lässt. Ted ist mit seinen guten Kontakten und seiner Erfahrung immer noch an der Seite des jungen Paares kümmert sich mit seiner charmanten spanischen Gattin Margarita aber ansonsten nur noch um das Hotel, in dem vorwiegend Taucher absteigen.
Dem Team der East Coast Divers merkt man an, dass eine klar formulierte Idee von Michael und Anja zum Konzept gehört. Es sind die vielen Details, die diese Tauchbasis so unglaublich kunden- und serviceorientiert machen. Und egal, ob es die Chefs sind oder das vierköpfige Assiteam – die tauchenden Gäste stehen stets im Fokus. Aufmerksamkeit gegenüber dem zahlenden Kunden ist längst schon nicht mehr selbstverständlich im Dienstleistungsgewerbe. Diese Tauchbasis aber hat die Aufmerksamkeit zu ihrem Credo gemacht. Die spontane Hilfestellung auf dem Boot, die freundliche Auskunft auf jede Frage, das verständige Lächeln, wenn man grad mal wieder das Jacket falsch aufgehängt hat oder die niemals oberlehrerhafte Erklärung, wenn man vergessen hat, den Bleigurt anzulegen, weshalb das Abtauchen nicht so recht gelingen wollte... Kurzum: Dieses Team ist superprofessionell und will nicht bloß Dienstleister sondern auch freundschaftlicher Gastgeber sein. Da ist es fast nur noch einen Nebensatz wert, dass Kompressor, Basisräume und Magazin und das neue Leihequipment stets top gewartet und picobello sauber sind. Und zu dieser Akkuratesse gehört dann auch ein extrem hoher Sicherheitsstandard, der vom gesamten Team tief verinnerlicht wurde und aktiv gelebt wird. Da wurde selbst eine vierstellige Investition für einen Defibrillator nicht gescheut um für den Fall der Fälle auch eine Herzreanimation durchführen zu können.
Was nützt das professionellste Tauchteam, die sauberste und geordnetste Basis und der beste Teamwille, wenn das übrige Umfeld nicht zum Urlauben taugt oder die Tauchgebiete den Charme eines deutschen Baggersees versprühen? Keine Angst: Nun kommt nicht die Kehrseite der Medaille East Coast Divers, sondern vielmehr der Adelsschlag. Was das ganze Geschäftsmodell in Porto Colom geradezu perfektioniert, ist das außergewöhnliche Tauch- und Unterhaltungs-Portfolio, das Anja und Michael ihren Gästen bieten. Nein, sie haben nicht die Thistlegorm vor der Haustür liegen und auch nicht Ras Mohammad um die Ecke. Aber Mittelmeer-Tauchplätze von auserlesener Qualität, die nahezu für jeden Ausbildungsstand und Taucheranspruch etwas Spannendes zu bieten haben.
Da ist ein Felsen vor der Küste, die „Isla es Fred“ an dem sich regelmäßig Barrakudaschulen herumtreiben, kleine Schluchten und gut zugängliche Höhlen und Durchgänge gibt es hier, die einen langen 50 Minuten-Tauchgang bis zu maximal 20 Meter Tiefe ermöglichen. Für Wrackfans gibt’s die Überreste der „Peter von Danzig II.“ auf moderaten 27 Metern gleich um die Ecke. Und für die erfahreneren Gäste das Wrack der „Estrella“ einen Kutter der auf knapp 38 Meter Tiefe auf dem sandigen Grund liegt. Schon die 'Anreise' hinab durch das zunächst undurchdringliche Blau ist spannend und wenn dann etwa bei der 20-Meter-Marke der 25 Meter lange Rumpf des Kutters umgeben von Schwarmfisch sichtbar wird, juckts auch die nicht so eingeschworenen Wrackfans.
Höhle muss sein bei den East Coast Divers und das hat seinen guten Grund. Die Höhle in der „Cala Sa Nau“ ist spektakulär, etwa 80 Meter tief aber durchgängig vom diffusen Licht des Eingangs beleuchtet. Tauchtiefe maximal 10 Meter und in einigen Bereichen gibt’s unter der Decke große Luftblasen. Zentral in der Mitte der Höhle hat eine Stalagtitenformation den Weg hinab zu einem breiteren Stalagmitensockel gefunden und die beiden Enden dieser tausende von Jahren alten Tropfskulptur haben sich zart zu einem Stalagnaten vereint. Wer tauchen kann und seine Mittaucher nicht mit unkontrolliertem Flossenschlag im Nebel aufgewirbelter Sedimente verschwinden lässt, kann mit der Gruppe in dieser Höhle einen ausgedehnten Tauchgang begehen, der beeindruckende Bilder hinterlässt.
Das absolute taucherische Highlight aber ist der Tagestripp zu dem 18 Kilometer vor der Südküste Mallorcas liegenden Cabrera-Archipel. Knappe 50 Kilometer Anfahrt mit dem Auto von Porto Colom zum Hafen von Colònia de Sant Jordi und dann in etwas mehr als einstündiger Bootsfahrt hinaus zu der Inselgruppe des „Parque Nacional del Archipiélago de Cabrera“. Was einen Taucher dort erwartet ist mit Worten kaum beschreibbar, das sollte man selbst erlebt haben...
An große Barrakudaschulen hat man sich ja vielleicht schon gewöhnt. Unsere zwei Tauchgänge an der Hauptinsel Cabrera aber wurden von wohl 20 teils hausschweingroßen Zackenbarschen begleitet, die keinerlei Scheu oder gar Fluchtreflexe bei den Begegnungen mit Tauchern zeigten. Neugierig kamen sie näher, inspizierten interessiert die blubbernden Gummiwesen um dann gemächlich weiter zu ziehen. Manchmal kamen sie zu Dritt oder Viert heran, inspizierten einen mit ihren großen Glubschaugen und ließen sich durch gar nichts aus der Ruhe bringen. So taucht man in Naturschutzgebieten, die streng überwacht werden und wo Zackis wohl noch nie eine Harpune zu Gesicht bekommen haben...
Naturwunder "Piratenhöhle"
Ein Muss für alle Taucher und... Nichttaucher ist die „Piratenhöhle“. In knapp 20 Minuten Speedbootfahrt mit Michael können auch Nichttaucher an diesem spektakulärem Event teilnehmen. Von Porto Colom aus geht es in rasender Fahrt nordwärts, dicht unter der Küste, vorbei an der Millionenvilla des auf Mallorca in Manacor geborenen Tennisstars Rafael Nadal bis zum Punta de Llevant und hinein in die Cala Varques. Die Gäste an Bord des Tauchbootes wissen nicht genau, was sie erwartet. Alle im Neoprenoverall gekleidet, mit Füßlingen ohne Flossen, aber mit ABC, Schutzhelm und Tauchlampe ausgestattet, springt einer nach dem anderen ins Wasser und schwimmt zu Michael zum Sammelpunkt direkt an der Felswand. Höhle? Fehlanzeige, ...oder?
Ein kaum wahrnehmbares kleines Loch muss durchschnorchelt werden dann offenbart sich plötzlich eine andere Welt. Wenn alle Tauchlampen der Gruppe an sind und die gespenstische Szenerie beleuchten, zeigt sich die Eingangshalle der ehemals von Piraten, später von Drogenhändlern als Versteck genutzten Höhle. Feiner Sandstrand empfängt die schwimmende Gruppe, eine mit Stalaktiten übersäte Hallendecke von wohl 20 Metern Höhe. Mit Hilfe der drei Führer der Tauchbasis geht es nach einer leichten Klettertour in die nächste Halle. Die staunende Gruppe durchschwimmt einen wohl 20, 30 Meter langen und rund acht Meter tiefen kristallklaren See mit leicht brackigem Süßwasser. Michael macht die Führung und erklärt Geschichte und Entstehung dieses kleinen Naturwunders. Ehrfurcht macht sich unter den Teilnehmern breit, denn man scheint förmlich die vielen Jahrtausende zu spüren, die es gebraucht hat um die teilweise bis zu 27 Meter hohen Stalagmiten in der Höhle entstehen zu lassen. 8 bis 15 Millimeter Wachstum in hundert Jahren scheinen fast nicht wahrnehmbar. Zwei weitere Hallen mit Süßwasserseen warten mit immer neuen faszinierenden Eindrücken und wenn die Gruppe sich auf einem kleinen Felsplateau versammelt, die Lampen ausschaltet und mal zwei Minuten schweigt, entdeckt man etwas, was heutzutage nur noch selten anzutreffen ist: Völlige Ruhe und absolute Dunkelheit! Nicht ein Hauch von Lichtschimmer ist wahrnehmbar und die Ruhe wird nur durchbrochen durch den gelegentlichen Aufschlag eines Wassertropfens auf die spiegelglatte Wasseroberfläche des Sees. Plop hier, plop dort, mal näher, mal entfernter in feinstem, räumlichen Stereosound.
Hinaus geht es nach fast eineinhalb Stunden wieder schwimmend durch den schmalen Kanal und das kleine Loch in der Felswand. Zwar kein logbuchfähiger Tauchgang aber definitiv ein fetter Eintrag im geistigen Bilderbuch der schönsten Momente eines Urlauberlebens.
Wieder zurück in Porto Colom und das i-Tüpfelchen eines solchen Tages kann dann nur ein leckeres Abendessen sein. Das bekommt man direkt neben der Tauchbasis bei Angel, dem Eigentümer des Restaurants in Ted Feckes Hotel Bahia Azul. Angel ist selbst schon eine Institution, denn er ist als Chef nicht nur selbst sehr flott unterwegs, sondern unterhält seine Gäste in radebrechendem Deutsch und Englisch schon fast bühnenreif. Die Promenade weiter hinunter am Jachthafen liegen einige nette Restaurants unter denen sich das „Colòn“ nicht nur im Preis sondern auch in der Qualität der Speisen besonders hervortut. Ein Fünf-Gänge-Menü für 59 € mit kleineren Kostproben aus der aktuellen Speisekarte entpuppte sich als wirkliche „Haute Cuisine“ die unter österreichischer Führung voll überzeugte.
Für die Romantiker lohnt sich der kurze Weg von der Tauchbasis in die Nachbarbucht „Cala Marçal“. Die zwei Restaurants oberhalb des Sandstrandes sind gut, offenbaren zudem einen wundervollen Blick über die Bucht und die enge Ausfahrt hinaus auf das offene Meer und wenn im Westen dann die Abendsonne mit ihren sanften roten Farben hinter den Hügeln der Sierra Llevant versinkt, sind nicht nur romantische Frauenherzen fasziniert.
Ach ja, was man unbedingt noch wissen sollte: Wer abends Marken-Cruising in einer Shoppingmeile, Ballermann-Diskos mit Dezibelkanonen oder Kampftrinken aus Schläuchen braucht, wird in Porto Colom nicht fündig. Wie beruhigend, dass es so etwas noch gibt...
Weitere Videos gibt es auf der Videoseite der East Coast Divers auf Taucher.Net
East Coast Divers Mallorca
Michael Greulich
Rda.Crucero Balear 78
ES - 07670 Porto Colom
Tel: +49 178 5259339
Mobil: +34 693761800
Mail: info@eastcoastdivers.de
Webseite: www.eastcoastdivers.de
East Coast Divers auf Taucher.Net
Mallorca Hauptbericht in DiveInside