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Drohende Umweltkatastrophe in der El Quadim Bucht, El Quseir
Die VSG Glory ist am späten Nachmittag des 2.Dezember endgültig gesunken. Bereits seit 2 Tagen senkte sich das Heck immer weiter und ein Abschleppen war nicht mehr möglich. Laut Aussagen von offizieller Seite sei der größte Anteil an Diesel und Betriebsmittel abgesaugt worden; doch warum senkte sich das Heck. Von außen betrachtet sah es so aus als ob das Schiff nicht geleichtert wurde und deshalb immer weiter absackte. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen wie sich die Lage am Riff entwickelt.
Am Sonntag wurden weitere Ösperren gelegt, die sich in der Nacht zum Montag aber gelöst hatten. Am Montag wurde versucht diese Ölsperren wieder in eine Lage zu bringen die das auslaufende Öl unter Kontrollen halten sollen. Während dieser Arbeiten senkte sich das Heck der VSG Glory um ca. 2 – 3 Meter und gegen 16:00 Uhr sank das Schiff direkt in Sichtweite des Mövenpick Resort El Quseir und des Radisson Blu Resort, El Quseir. Gut eine Stunde später um 17:18 Uhr waren die letzten Aufbauten verschwunden.
Augenzeugen berichten von starkem Dieselgeruch. Welche ökologischen Auswirkungen der Untergang der VSG Glory für die El Quadim Bay haben wird, ist bisher nicht abzusehen. Wir hoffen, dass die Angaben der Behörden – der größte Teil der Betriebsmittel wurde abgesaugt – stimmen.
Ein Rückblick zur offiziellen Meldung vom Sonntag, 1.Dezember:
„Die Behörden bemühen sich weiterhin intensiv um eine Lösung des Problems des auf Grund gelaufenen Frachters VSG Glory. In den letzten Tagen sind zwei große Schiffe an der Unglücksstelle eingetroffen, um Wasser und Treibstoff aus den Tanks des Schiffes abzupumpen. Bislang wurden etwa 250 Tonnen kontaminiertes Wasser und Treibstoff abgesaugt und in ein Spezialschiff umgeladen. Nachdem sich die Neigung des Schiffes vergrößert hat, werden weitere Pumpen beschafft. Taucher haben außerdem versucht, Reparaturen und Schweißarbeiten am Schiffsrumpf durchzuführen.
Die Behörden arbeiten rund um die Uhr, und es wurde ein spezieller Ausschuss gebildet, der die Schäden bewerten und eine umfassende Untersuchung des Gebiets durchführen soll, um die Dichte und den Zustand der Korallenriffe zu bewerten.
Zu Beginn des Vorfalls führte Umweltministerin Dr. Yasmine Fouad eine Inspektion durch, um die Situation genau zu überwachen. Von Anfang an wurden umfangreiche Gummisperren errichtet, um den Ölteppich einzudämmen und seine Ausbreitung zu verhindern. Spezialgeräte werden eingesetzt, um die Schadstoffe von der Wasseroberfläche zu entfernen, die nahe gelegenen Küsten zu schützen und die Sicherheit des Meeres zu gewährleisten.
Wir hoffen, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sind, das ökologische Gleichgewicht des Gebiets erhalten bleibt und die lebenswichtigen Meereslebewesen, die ein wesentlicher Bestandteil des Ökosystems des Roten Meeres sind, geschützt werden.“
Die Schiffshavarie - Rückblick 22. November 2024
Zitate von WK Webster
* „Uns liegen Berichte vor, dass das Stückgutfrachtschiff VSG GLORY (IMO: 9103025) aufgrund starker Winde und hoher Wellen, die durch eine technische Störung verursacht wurden, die Kontrolle verlor. Infolgedessen lief das Schiff am 22. November 2024 vor Quseir, Ägypten, auf Korallenriffe auf.“
* „Das Schiff soll einen 60 Zentimeter langen Riss im Rumpf erlitten haben, durch den Meerwasser in den Maschinenraum eindrang, wodurch das Schiff kippte und Kraftstoff ins Meer auslief.“
Der Küstenfrachter, VGS Glory, lief am 22. November auf einem Riff in der Nähe von El Quseir, Ägypten, auf Grund. Das 300-Fuß-Frachtschiff, auf dem Weg von der jemenitischen Hodeidah zum ägyptischen Port Tawfiq, trieb und lief vor der Küste der beliebten Touristenstadt am Roten Meer auf ein Riff auf. Laut AIS-Daten war das Schiff seit über einem Monat langsam im Roten Meer gekreuzt, ein Grund dafür wurde nicht angegeben. Die Glory transportierte 4.000 Tonnen Fracht (Kleie), 70 Tonnen Heizöl und 50 Tonnen Diesel. Laut HEPCA, einer Ägyptischen Umweltorganisation, wurde der Maschinenraum überflutet, nachdem der Rumpf beschädigt wurde. In Folge neigte sich das Schiff gefährlich und Treibstoff lief aus. Die Behörden bestätigten, dass alle 21 Besatzungsmitglieder aus Indien, Ägypten, dem Irak und Syrien ohne Verletzungen sicher evakuiert wurden.
Bei der VSG Glory handelt es sich um einen 1994 gebauten, 100 m langen und knapp 19 m breiten Frachter, der unter komorischer Flagge unterwegs war. Laut behördlichen Berichten war die VSG Glory auf dem Weg vom Jemen nach Suez. Grund für die Havarie waren anscheinend starker Wind, hohe Wellen und ein technischer Defekt. Bereits in der Vergangenheit wurden mehrere Mängel an der VSG Glory festgestellt. Zu den Problemen gehören Ölansammlungen im Maschinenraum, eine schlecht gewartete Feuerlöschanlage und Ungereimtheiten bei den Papieren.
Als das Frachtschiff auf ein Riff auflief, erlitt es einen 60 cm langen Riss im Rumpf, der den Maschinenraum flutete und eine gefährliche Schräglage verursachte.
Es dauerte knapp zwei Tage bis Ölsperren ausgebracht wurden und diese Wirkung zeigten. Mit den Sperren wurde vorläufig genügend Zeit erkauft bis entsprechende Infrastruktur zum Abpumpen des Öls und weiterer Maßnahmen vor Ort eingetroffen sind.
Soweit die Situation der Schiffshavarie der VSG Glory in der El Quadim Bucht von El Quseir an den beiden ersten Tagen.
Aktuelle Situation und Ausblick
Ein Blick… von El Quseir nach Norden in die Straße von Gubal, insbesondere in die Region um Sha‘ab Abu Nuhas, zeigt bekannte Wracks wie das griechische Frachtschiff Chrisoula K., das 1981 sank, und den Massengutfrachter Ghiannis D., der 1983 unterging. Beide Schiffe sind von ähnlicher Größe wie die VSG Glory. Diese Wracks sind nur zwei Beispiele der zahlreichen Frachtschiffe, die im Roten Meer gesunken sind. Im Laufe der Jahrzehnte brechen sie langsam auseinander und zersetzen sich.
Die VSG Glory scheint nun ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Zwar ist es technisch möglich, selbst Schiffe dieser Größe zu bergen, doch wären die dafür erforderlichen Maßnahmen äußerst aufwendig. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass die notwendigen finanziellen Mittel von irgendeiner Seite bereitgestellt werden. Das Wrack ist mittlerweile in tiefere Bereiche des Riffs abgerutscht. In welcher Tiefe es sich aktuell befindet, wurde bisher nicht kommuniziert. Immerhin entlastet dieser Umstand jetzt den oberflächennahen Riffbereich, sodass Korallen und andere Tiere diesen wieder langsam besiedeln können.
Wie es heißt, konnte offenbar noch ein Teil des Treibstoffes aus der VSG Glory abgepumpt werden, was zumindest eine positive Nachricht ist. Seit den 1970er Jahren gab es im nördlichen Roten Meer mehrere Fälle von Ölverschmutzungen, die sowohl die Küsten als auch die Korallenriffe erheblich schädigten. Die zunehmende Intensivierung des Schiffsverkehrs durch den Suezkanal hat die Häufigkeit solcher Vorfälle in den letzten Jahrzehnten weiter erhöht. Glücklicherweise blieb Ägypten bislang von großen Ölkatastrophen, wie sie im Mittelmeer vorkamen, verschont. Satellitenbilder zeigen, dass betriebsbedingte Ölverschmutzungen – meist zwischen 1 und 10 Tonnen Öl, die bei Routineoperationen von Schiffen im Meer freigesetzt werden – fast täglich im Mittelmeerraum auftreten. Mit 1.500 bis 2.500 Vorfällen pro Jahr stellen sie ein erhebliches Umweltproblem dar. Es ist naheliegend, dass ähnliche Zahlen auch für das Rote Meer gelten könnten.
Natürlich hätten wir uns alle gewünscht, dass es gar nicht erst zu diesem Unfall gekommen wäre. Dennoch hätte die Situation noch gravierender ausfallen können, beispielsweise wenn das Schiff direkt in der Bucht havariert wäre. Ob und wie sich das nahegelegene Wrack auf die biologische Vielfalt innerhalb der El Quadim Bay auswirken wird, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Dies hängt maßgeblich von den Strömungsverhältnissen und davon ab, wie schnell schädliche Substanzen von Mikroorganismen abgebaut werden können. Alle Szenarien sind denkbar: von einer Verschlechterung bis hin zu einer unveränderten Vielfalt an Tieren, die diese bunte Unterwasserwelt so einzigartig machen.
Ein Blick: von Prof Dr Ralph Schill
Bilder Wrack: von Andreas Ueltzhöffer
Video: von Dieter Brauer
Weitere Infos: Hoffnung für das Ökosystem