Der Pichlingersee

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09.06.2016 13:21
Kategorie: Reise

Feines Tauchen bei Linz

Baggerseen, Schottergruben und Vereinsteiche sind oft nicht mehr als eine Notlösung für tauchgeile Neoprenjünger. Meist ist die Sicht mies und dabei gibt es auch kaum was zu sehen. Deshalb werden Notlösungen wie Kompasstauchmeisterschaften erfunden. Ganz anders ist ein See im oberösterreichischen Zentralraum, der in den letzten Jahren wieder Taucher aus Nah und Fern begeistert: Der Pichlingersee!

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Bericht von Harald Mathä

Es gab Zeiten, da konnte man den Pichlingersee nicht für recht viel mehr als eben zum Orientierungstauchen verwenden, weil die Sicht so mies war. Nach dem Hochwasser von 2002 brauchte der See Jahre um sich zu erholen. Die Regeneration wurde durch den Seeeigentümer unterstützt. Die Linz AG saugte vor einigen Jahren den Schlamm vom Seegrund ab und seit Herbst 2013 darf man die Sichtweiten im See als sensationell bezeichnen! Entstanden ist der Lieblings-Badesee der Linzer in den 1930er Jahren, als man den Schotter für den Bau der Hermann Göring Werke, der heutigen VOEST, abbaute.

Infos zum Pichlingersee (Oberösterreich)
Lage: Pichling (B1 zwischen Linz und Enns)
Nächste Autobahnabfahrt: Asten West von der A1
Seehöhe: 245 m
Länge: 0,9 km
Breite: 0,4 km
Tiefe: 10 m
Sichtweiten: 1 bis 15 Meter
Tauchzeiten: keine Beschränkungen!
Beste Reisezeit: ganzjährig, im Sommer Rücksicht auf Badegäste nehmen!
Temperatur: bis 26°C
Nachttauchen: erlaubt
Eistauchen: erlaubt
Nächste Tauchbasen:
Scubaboard in Linz
Zeus Faber in Kronstorf

Der See auf Taucher.Net: Pichlinger See

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Kein Eintritt,
keine Parkgebühren, keine Tauchgebühren. Wovon man anderswo nicht einmal zu träumen wagt, ist in Linz Normalität. Die Landeshauptstadt will ihre Bürger bei Laune halten und  Abzocke ist hier noch unbekannt.

Reich an Fischen
Fischreich ist er, der Pichlingersee. Wie auch in den anderen Badeseen um Linz haben die Angler viel Kreativität beim Besatz gezeigt und so finden sich heute unter anderem mindestens zwei riesige Welse mit 1,5 und 2,5 Metern Länge im See, die sich auch recht geduldig ablichten lassen, außer sie sind gerade dabei Oma Langes Dackel „Wasti“ oder einen Schwan zu fressen. Weil regelmäßig in der Boulevardpresse erwähnt zu werden, ist auch für die „Monster im Pichlingersee“ wichtig!

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Ansonsten finden sich unter den prominenten Flossenträgern wirklich große Hechte, Zander, allerhand Arten von Karpfen, Aale und natürlich die allgegenwärtigen Flussbarsche. Doch nicht nur die großen Bewohner faszinieren, auch die ganz kleinen. Gallertartige Moostierchen, sehen zwar aus wie Palmkätzchen im Sommer, ihre Kolonien kriechen jedoch langsam über die Stängel der Wasserpflanzen. Schaut man genau hin entdeckt man im See unzählige Süßwasserpolypen, die ihre langen Tentakel elegant wie eine Tänzerin durchs Wasser schwingen. Im sommerwarmen Wasser kann man in manchen Jahren sogar weiße Geisterchen entdecken: Fingernagelgroße Süßwasserquallen pulsieren dann im ganzen See.

Reich an Grünzeug
Der gesamte Pichlingersee ist sehr hübsch mit Wasserpflanzen und Algenarten bewachsen. Durch die dichten Bestände aus Armleuchteralgen, Nixenkraut, Tausendblatt und Laichkräutern führen Pfade, durch die man schön tauchen kann. Ab und an erweitern sich diese zu Lichtungen, an denen der blanke Schotter an die Oberfläche tritt. So bildet sich ein Irrgarten, in dem man ohne Kompass rasch die Orientierung verlieren kann.

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Tauchen im Pichlingersee
Tauchplätze finden sich rund um den See. Die beliebtesten, weil von den Parkplätzen nicht weit vom Wasser entfernt, sind: Waikiki, Ostbucht, Imbiss, Wasserrettung und Südbucht. Die Tauchplätze sind einander recht ähnlich, so wie in jedem Badesee um Linz. Langweilig wird es aber sicher nicht. Zuviel gibt es zu entdecken, der Fischreichtum ist enorm! Biologisch interessierte Taucher werden im Pichlingersee ohnehin glücklich. Ein besonderes Abenteuer sind die Nachttauchgänge: Eintauchen in eine völlig andere, nocturale Welt. Ein idealer Ort auch für Anfänger, ihren ersten Nachttauchgang sicher und ohne Stress zu absolvieren!

Fazit
Der Pichlingersee ist seit 2013 wieder ein beliebtes Tauchgewässer im oberösterreichischen Zentralraum mit sehr guten Sichtweiten und ohne wesentliche Einschränkungen. Solange die Taucher sich rücksichtsvoll und umsichtig gegenüber Badegästen und Anglern verhalten, sollte dies auch so bleiben!