Das Wrack der Giuseppe Dezza

Teile:
01.08.2006 15:47
Kategorie: Diverses

Der Anfang

Der erste Name des heute unter dem Namen Giuseppe Dezza bekannten Schiffs war RN Pilade Bronzetti. Major Pilade Bronzetti war ein italienischer Freiheitskämpfer und Nationalheld. In der Schlacht von Volturno hielt er am 1. Oktober 1860 mit nur 270 Gebirgsjägern das strategisch wichtige Castello di Morrone gegen eine Übermacht von 4.000 Feinden und fiel dabei.

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Bericht von Harald Mathä und Oliver Meise

Ursprünglich schon 1913 bei Nicolo Odero & Co. in Genua-Sestri Ponente als Querspant-Stahlbau auf Kiel gelegt, lief die RN Pilade Bronzetti am 26. Oktober 1915 vom Stapel. Diesem Schiff lagen britische Pläne zugrunde, nämlich ein Entwurf nach Pattison auf der Basis von Konstruktionen der berühmten Thornycroft-Werft von 1912-1913. Diese wurden von der Odero-Werft aptiert und in Pläne für eine eigene Klasse umgewandelt: der Indomito-Klasse. Innerhalb dieser Klasse gab es mehrere Serien, die in Details voneinander abwichen. Die RN Pilade Bronzetti gehörte zur Rosolino Pilo-Serie, die ansonsten noch die Schwesterschiffe RN Rosolino Pilo, RN Giuseppe-Cesare Abba, RN Giuseppe Missori, RN Antonio Mosto, RN Ippolito Nievo, RN Francesco Nullo und RN Simone Schiaffino umfaßte.

Technische Daten

In Bezug auf die technischen Charakteristika der Rosolino Pilo-Klasse, insbesondere auch auf diejenigen der RN Pilade Bronzetti, liegen in der einschlägigen Literatur unterschiedliche Angaben vor. Dies ist zB. beim Schiffsdeplacement unterschiedlichen Maßeinheiten geschuldet, bei der Bewaffnung ganz einfach aber auch schon mal der mangelnden Dokumentation von baulichen Veränderungen während Kriegszeiten.

Recht einheitlich wird die Schiffslänge der RN Pilade Bronzetti mit 73m angegeben, ebenso wie die Schiffsbreite mit 7,32m und die Besatzungsstärke von 85 Mann.  Das Deplacement wird als Konstruktionsdeplacement im Weyer von 1918 mit 700t angegeben. Bei diesem -größten- Deplacement hatte der Zerstörer einen Tiefgang von 2,78m.
Der Antrieb des Schiffes besteht aus vier Thornycroft-Ölkesseln, die in zwei Kesselräumen untergebracht sind und Dampf für zwei Satz Tosi-Turbinen in zwei Maschinenräumen erzeugen. Diese Turbinen vermögen bis zu 16.000 wPS zu erzeugen, die an zwei Wellen abgegeben werden. Diese wiederum wirken auf zwei dreiflügelige Schrauben mit einem Durchmesser von jeweils 1,30m. 

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Bei Höchstfahrt sollte diese Maschine eine Konstruktionsgeschwindigkeit von 35 Knoten erreichen. Bei der Meilenfahrt wurden aber nur 30 Knoten erreicht. Die Reichweite betrug mit dem maximalen Treibstoffvorrat von 150t an Bord bei 15 Knoten Fahrt 1.700 Seemeilen. Bei 32 Knoten Fahrt waren es mit der gleichen Menge Treibstoff immer noch 440 Seemeilen.

Die Bewaffnung der RN Pilade Bronzetti wird im Weyer von 1918 mit 1x 12cm L/40, 4x 7,6cm und 2x 45cm Torpedorohren angegeben. Dr. Aldo Fraccaroli gibt in der offiziellen Marinepublikation "I cacciatorpediniere Italiani" eine Ursprungsbewaffnung der RN Pilade Bronzetti von 4x 7,6cm L/40, 2x 7,6cm L/30 und 4x 45cm Torpedorohren an.

Nach seinem Stapellauf wurde der Zerstörer beschleunigt ausgerüstet, da die italienische Kriegsmarine dringend moderne Zerstörer brauchte um im Krieg bestehen zu können. Deshalb wurde das Schiff schon am 15. Dezember 1915 als Cacciatorpedini, zu deutsch: Torpedobootszerstörer -eine Vorläuferbezeichnung des heutigen Kriegsschiffstyps "Zerstörer"- in Dienst gestellt. Als taktische Kennung führte es nun die Buchstaben BR am Bug.



Feindfahrten im 1.Weltkrieg

Das Schiff gehörte zunächst zur 1. Zerstörerflottille der 1. Division in Brindisi.

7. Februar 1916: Zusammen mit den britischen Kreuzern HMS Liverpool und HMS Weymouth sowie dem französischen Zerstörer Bouclier deckt die RN Pilade Bronzetti den Seeweg Durazzo-Brindisi. Hierbei ergibt sich sowohl zwischen der HMS Weymouth und österreichischen Torpedobooten sowie Zerstörern einerseits wie auch andererseits zwischen der RN Pilade Bronzetti und dem mit zwei Seeflugzeugen eine Sonderaktion durchführenden österreichischen Zerstörer SMS Wildfang eine kurze Gefechtsberührung.

14. März 1916: RN Pilade Bronzetti stößt zusammen mit dem Kreuzer RN Marsala und den Zerstörern RN Mosto, RN Schiaffino und RN Nullo vor zur albanischen Küste.

18. März 1916: RN Pilade Bronzetti und der britische Kreuzer HMS Dartmouth decken drei italienische und französische Zerstörer, die in drei Gruppen einen Aufklärungsvorstoß zur dalmatinischen und montenegrinischen Küste unternehmen.

19. März 1916: RN Pilade Bronzetti stößt mit Zerstörer RN Impetuoso und den französischen Zerstörern Bory, Lucas und Boutefeu gegen Cap Rodoni und Durazzo vor.

23. März 1916: RN Pilade Bronzetti stößt mit Kreuzer RN Quarto und dem französischen Zerstörer Riviere gegen Cap Pali vor.

7. bis 8. April 1916: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Animoso und RN Lanciere die Ãœberführung einer Kreuzer-Division von Venedig nach Valona.

17. April 1916: RN Pilade Bronzetti und der Kreuzer Marsala bringen den serbischen Prinzen von Brindisi nach Malta.

1. bis 3. Mai 1916: RN Pilade Bronzetti sichert mit den Zerstörern RN Dardo, RN Strale, RN Schiaffino und dem Torpedoboot RN 46 OS die Ãœberführung des Linienschiffs RN Andrea Doria von La Spezia nach Tarent.

24. bis 25. Mai 1916: RN Pilade Bronzetti stößt mit dem britischen Kreuzer HMS Dartmouth sowie den Zerstörern RN Schiaffino, RN Ardente, RN Mosto, RN Pilo und RN Nievo nach Cattaro vor.

30. bis 31. Mai 1916: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit dem Kreuzer RN Marsala und dem Zerstörer RN Impavido vor Cattaro um eigene Seestreitkräfte zu decken, die Minenunternehmungen zB. auf dem östlichen Küstenweg bei San Giovanni di Medua durchführen.

11. bis 12. Juni 1916: RN Pilade Bronzetti deckt zusammen mit den Zerstörern RN Pilo, RN Schiaffino und RN Ardito ein von den Zerstörern RN Impavido, RN Insidioso und RN Pontiere gesichertes Geleit auf der Strecke Valona-Tarent.

15. bis 16. Juni 1916: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Mosto und RN Audace die als Schlepper fungierenden Torpedoboote 35 PN und 37 PN. Diese haben die italienischen Torpedoboote MAS 5 und MAS 7 im für letztere treibstoffsparenden Schlepptau. MAS 5 und MAS 7 sollen feindlichen Schiffe bei San Giovanni die Medua angreifen. Der Verband wird jedoch von österreichischen Küstenbatterien und dem sichernden österreichischen Zerstörer SMS Wildfang entdeckt und beschossen.

8. bis 9. Juli 1916: Der österreichische Rapidkreuzer SMS Novara greift die Otranto-Sperrbewachung an und kann mehrere Drifter versenken. Die Zerstörer RN Irrequieto und RN Impetuoso stehen zu weit ab und können nicht mehr eingreifen. Vergeblich versucht auch der Kreuzer RN Quarto zusammen mit dem Zerstörer RN Indomito der SMS Novara den Weg nach Cattaro zu verlegen. Östereichische Flugzeuge greifen ein. Daraufhin verstärkt die RN Pilade Bronzetti zusammen mit dem Zerstörer RN Ardito die Otranto-Sperrbewachung und fischt die Überlebenden der versenkten Drifter auf.

31. August bis 1. September 1916: RN Pilade Bronzetti geht zusammen mit dem Kreuzer RN Puglia und dem Torpedokreuzer RN Partenope zum Minenlegen in See. Während des Minenlegens vor Troni durch die beiden letztgenannten Schiffe sichert RN Pilade Bronzetti zusammen mit den Zerstörern RN Animoso und RN Ardente sowie den Torpedobooten RN Calliope, RN Alcione und RN 38 PN.

26. September 1916: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Animoso, RN Ardente und RN Mosto einen Luftangriff auf Durazzo.

7. Oktober 1916: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Animoso, RN Ardente, RN Pilo, RN Schiaffino, dem französischen Zerstörer Faulx und je fünf Küsten- und Hochsee-Torpedobooten die Otranto-Sperre gegen das deutsche U-Boot SM U 35.

RN Pilade Bronzetti stößt bei Cap Rodoni auf das östereichische Hochseetorpedoboot SMS Tbt. 68. Letzteres kann rechtzeitig nach San Giovanni di Medua ausweichen.

10. Oktober 1916: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit dem Zerstörer RN Indomito die Verlegung des britischen Kreuzers HMS Dartmouth von Brindisi nach Valona.

3. bis 4. November 1916: RN Pilade Bronzetti liegt einsatzklar in Brindisi.

Am 31. März 1917 wurde die RN Pilade Bronzetti dem Marinedistrikt Untere Adria und Ionisches Meer unterstellt.

18. September 1917: RN Pilade Bronzetti stößt zusammen mit den Zerstörern RN Nievo, RN Pilo, RN Schiaffino, den Torpedobooten RN 6 PN, RN 8 PN, RN 14 PN und RN 23 PN zu Aufklärungszwecken von Brindisi nach Spalato vor. Hierbei werden sie gedeckt von den Flottillenführern RN Aquila und RN Riboty.

4. bis 5. Oktober 1917: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Nievo, RN Schiaffino, RN Pilo, RN Missori, RN Insidioso, RN Nullo und den Torpedobooten RN Airone sowie RN Pegaso einen Luftangriff auf Cattaro. Sie werden hierbei von den Flottillenführern RN Aquila und RN Racchia gedeckt.

Im Oktober 1917 kam es zu einer Neugliederung der Marinedistrikte. In diesem Zuge wurde die RN Pilade Bronzetti der 6. Zerstörer-Division unterstellt.

11. November 1917: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Schiaffino und RN Pilo die Verlegung des Linienschiffs RN Re Umberto nach Valona.

15. Dezember 1917: RN Pilade Bronzetti stößt zusammen mit dem Zerstörer RN Nievo und RN Indomito zu Aufklärungszwecken gegen Durazzo vor.

19. bis 20. Dezember 1917: RN Pilade Bronzetti deckt zusammen mit dem Flottillenführer RN Poerio und RN Pepe ein Minenlegen der Torpedoboote RN 6 PN und RN 8 PN.

Im Januar 1918 kam es erneut zu einer Neugliederung der Marinedistrikte. In diesem Zuge wurde die RN Pilade Bronzetti der 4. Zerstörer-Flottille unterstellt.

13. bis 14. Februar 1918: RN Pilade Bronzetti deckt zusammen mit dem Zerstörer RN Pilo das Legen von Minen vor Durazzpo durch die Torpedoboote RN 37 PN und RN 38 PN.

25. bis 26. März 1918: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit den Zerstörern RN Nievo, RN Carini und RN Mosto sowie den Torpedobooten RN Pallade, RN Airone, RN 3 PN, RN 4 PN, RN 33 PN und RN 35 PN die See- und Luftaufklärung vor und über Cattaro. Anschließend versucht RN Pilade Bronzetti zusamen mit den Zerstörern RN Nievo, RN Carini und RN Mosto sowie den Torpedobooten RN 33 PN und RN 35 PN in die Adria zurückkehrende U-Boote aufzuhalten.

22. bis 23. April 1918: Österreichische Zerstörer treffen in der Otranto-Straße die britischen Zerstörer HMS Hornet sowie HMS Jackal schwer. RN Pilade Bronzetti läuft zusammen mit den Flottillenführern RN Mirabello und RN Poerio sowie den britischen Zerstörern HMS Torrens, HMS Redpole, HMS Rifleman, HMS Alarm und dem französischen Zerstörer Cimeterre zur Hilfeleistung aus. Jegliche Hilfe kommt aber zu spät.

25. April 1918: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit dem Zerstörer RN Mosto und den Torpedobooten RN 33 PN und RN 37 PN die Luftaufklärung über Durazzo.

12. bis 13. Mai 1918: RN Pilade Bronzetti schleppt zusammen mit dem Zerstörer RN Nievo die Torpedoboote MAS 99 und MAS 100 von der 10. MAS-Flottille zur Handelsstörung vor Durazzo. Die Deckung dieser Unternehmung erfolgt durch die Flottillenführer RN Mirabello und RN Riboty. Der Verband trifft auf ein österreichisches Geleit mit dem 3.905 BRT großen Dampfer SS Bregenz des Lloyd Austriaco und den österreichischen Hochseetorpedobooten SMS Tbt 84 sowie SMS Tbt 98.

Die SS Bregenz wird von den italienischen MAS-Torpedobooten torpediert und versinkt mit einem Verlust von 234 Menschenleben; 969 Schiffbrüchige können vom Zerstörer SMS Dukla sowie den Torpedobooten SMS Tbt. 84 und SMS Tbt. 98 gerettet werden.

15. Mai 1918: RN Pilade Bronzetti schleppt zusammen mit dem Zerstörer RN Nievo die Torpedoboote MAS 99 und MAS 100 zur Geleitzugstörung vor Durazzo. Die Deckung dieser Unternehmung erfolgt durch die Flottillenführer RN Rossarol und RN Pepe.

1. Juni 1918: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit dem Zerstörer RN Nievo und den Torpedobooten RN 15 OS, RN 16 OS, RN 18 OS sowie RN 45 PN die Luftaufklärung vor der dalmatinischen Küste.

2. Juni 1918: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit dem Zerstörer RN Mosto den Luftangriff auf Lagosta.

28. Juni 1918: RN Pilade Bronzetti sichert zusammen mit dem Zerstörer RN Mosto den Luftangriff auf Antivari.

1. November 1918: RN Pilade Bronzetti verbleibt nach einer erneuten Umgliederung der Marinedistrikte in der 4. Zerstörer-Division.

Zwischen zwei Weltkriegen - Einsätze im Frieden

Nach Ende des ersten Weltkriegs kehrte das Schiff in seine Heimat zurück und operierte in den kommenden Monaten in der Adria zwischen Italien, Albanien und Montenegro. Ein herausragendes Ereignis in der Historie des Schiffes ist die Meuterei seiner Mannschaft am 6. Dezember 1920. Diese zwang die Offiziere das Schiff nach Fiume (heute Rijeka) zu fahren um sich dem italienischen Natonalisten und Dichter Gabriele D`Annunzio anzuschließen, der sich zum Kommandanten von Fiume ernannt hatte. Hierzu muß man wissen,daß das Königreich Italien beim Eintritt in den 1. Weltkrieg sich gegenüber den Alliierten als Beute bei Kriegsende zahlreiche Gebiete an seiner Grenze -hierunter auch Fiume- ausbedungen hatte.

Als es schließlich so weit war, wollte bei den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Versailles der US-Präsident Woodrow Wilson davon nichts mehr wissen. Es kam damit auch in Fiume zu einer doppelten Regierung des Landes: einer kroatischen und einer italienischen. Da die italienischen Nationalisten aber auf den Zusicherungen bei Kriegseintritt bestanden und auch 80% der Bevölkerung in Fiume italienisch war, wurde Fiume von den militärisch stärkeren Italienern kurzerhand besetzt. Es folgte eine kurze multinationale Besatzung durch französische, britische und US-Truppen. Das Fiume-Problem schwelte jedoch weiter. Am 12. September 1919 ergriff dann Gabriele D`Annunzio zusammen mit einer zusammengewürfelten Truppe die Macht und rief einen neuen Staat aus, der als italienische Regentschaft verstanden werden sollte.

Selbstverständlich ohne offizielle Unterstützung Italiens, wenn sich auch die Glücksritter der Welt nun Fiume ebenso zum Ziel nahmen um Annunzios Truppen zu verstärken wie auch zahlreiche Angehörige der italienischen Streitkräfte mitsamt ihrem Kriegsmaterial. Hierunter auch die Besatzungen einiger MAS-Torpedoboote, des Torpedoboots RN 71P sowie der Zerstörer RN Francesco Nullo, RN Agostino Bertani, RN Alighieri, RN Espero und ... RN Pilade Bronzetti.
D`Annunzio hielt den Meuterern eine flammende Rede und dankte ihnen dafür, daß "....sie die Ehre der italienischen Marine gerettet hätten." Aber die Tage D`Annunzios als Kommandant von Fiume waren gezählt. Als im Juni 1920 Neuwahlen in Italien stattfanden und Liberale an die Macht kamen, schwand die inoffizielle Unterstützung Italiens für D`Annunzio und die italienische Regierung einigte sich im Vertrag von Rapallo mit den Jugoslawen über die Zukunft von Fiume. D`Annunzio sollte nun gehen. Aber er widersetzte sich seinen bisherigen nationalistischen Gönnern daheim und erklärte Italien den Krieg. Es folgte eine kurze, aber blutige militärische Auseinandersetzung, die mit einer Niederlage D`Annunzios und der Machtübernahme durch italienische Truppen im Januar 1921 endete. Die Truppen übernahmen bei dieser Gelegenheit auch wieder die RN Pilade Bronzetti sowie die anderen italienischen Schiffen und gliederten sie wieder in die Regia Marina ein.

Zweiter Name: RN Giuseppe Dezza

Findet eine Meuterei auf einem Kriegsschiff statt, so ist das eine Schmach für die ganze Marine. Um nicht immer wieder daran erinnert zu werden, wurden die nach Fiume desertierten Schiffe umgetauft. Die RN Pilade Bronzetti wurde dabei schon kurz nach ihrer Wiedereingliederung in die italienische Kriegsmarine -am 16. Januar 1921- in RN Giuseppe Dezza DZ. umbenannt und führte fortan am Bug die taktische Kennung. Neuer Namenspatron war ein weiterer italienischer Kriegsheld (sic!). Dieser hatte sich bei den Feldzügen des berühmten italienischen Generals Garibaldi, und auch noch lange Jahre danach, als verdienter Patriot erwiesen und es selbst bis zum Generalleutnant gebracht.

Das Schiff wurde nun der Schule für Marinemechaniker in Venedig unterstellt und tat dort rund zweieinhalb Jahre ohne weitere besondere Vorkommnisse Dienst.

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Im Oktober 1923 kam die RN Giuseppe Dezza zur Grundüberholung. Hierbei wurde auch die Tonnage des Schiffes auf 616ts Typverdrängung verändert. Eine gewisse Rolle spielte dabei sicherlich auch die neue Bewaffnung an Bord.
Für das Jahr 1943/44 gibt der Weyer für die RN Giuseppe Dezza eine Bewaffnung von 5x 10,2cm L/45, einem MG und 4x 45cm Torpedorohren an. Nach dem Weyer wurde 1923 also die Bewaffnung wie angegeben verändert.
Fraccaroli gibt dagegen eine Bewaffnung der RN Giuseppe Dezza von 5x 10,2cm L/35, 2x 4cm L/39 und 4x 45cm Torpedorohren an.

Wegen der neuen Bewaffnung wurde nach Weyer auch die Zahl der Mannschaft an Bord von 85 auf 94 Mann erhöht.
Dermaßen für neue Aufgaben gerüstet wurde das Schiff 1925 in Neapel stationiert und tat dort Dienst.
Dies änderte sich erst im April 1926, als es der Torpedo-Division unterstellt wurde. Zu seinen Aufgaben gehörte zB. die Beförderung des Gouverneurs von Tripolitanien von Tripolis nach Neapel.

1927 wurde die RN Giuseppe Dezza in Taranto stationiert und zum Flaggschiff ihrer Division ernannt. Am 1. Oktober 1929 wurde die RN Giuseppe Dezza dann zur, Torpediniera -zum Torpedoboot- "degradiert", da Feuerkraft und Technik nicht mehr mit den modernen Zerstörern dieser Zeit mithalten konnten.
Lange Zeit ist dann nichts besonderes mehr zu berichten...

Feindfahrten im 2.Weltkrieg

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges überraschte das Boot in Messina. Recht bald wurde es aber dann nach Cagliari abberufen und wurde dort stationiert.

Im Jänner 1941 war sie von dort aus auch an der erfolglosen Jagd nach dem umso erfolgreicheren englischen U-Boot HM S/m Pandora beteiligt. Diese "Büchse" blieb jedoch ungeöffnet ...

Im Juni 1941 kam die RN Giuseppe Dezza wieder nach Messina, von wo aus sie rund um Sizilien und in der unteren Thyrrenischen See Patrouillenaufgaben wahrnahm. Hin und wieder patrouillierte sie auch zwischen Tripoli und Bengasi.

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Am 19. August 1941 lief sie zusammen mit den Zerstörern RN V. Gioberti, RN Grecale, Maestrale, RN A. Oriani, RN. Da Recco, RN Scirocco und RN U. Vivaldi aus Neapel aus, um einen Konvoi von vier großen Truppentransportern auf ihrem Weg nach Tripoli zu sichern. Bei den Transportern handelte es sich um die SS Marco Polo, SS Neptunia, SS Oceania und die 11.398 BRT große SS Esperia.

Am nächsten Morgen befand sich das Geleit schon fast vor der nordafrikanischen Küste, als die SS Esperia von dem britischen U-Boot HM S/m Unique unter dem Kommando von Lieutenant-Commander R.D. Cayley torpediert und versenkt wurde. Die RN Giuseppe Dezza beteiligte sich an der folgenden Rettungsaktion und konnte 61 Schiffbrüchige aufnehmen.

Im Januar 1942 fuhr sie zusammen mit den Zerstörer RN MaestralePatrouille. Der September 1943 sah wegen der alliierten Landung auf Sizilien eine Verlegung nach Brindisi, dann nach Fiume (heute Rijeka). Dort lag sie auch noch in der Ãœberholung, als Italien am 8. September 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten schloß. Damit das Boot nicht in fremde -jetzt feindliche deutsche- Hände fiele, versenkte seine Besatzung das Schiff am 16. September 1943 im Hafen von Fiume. Bis dahin hatte das Boot eine beachtliche Arbeit geleistet. Es hatte 27 Einsätze gegen U-Boote und 174 Geleitschutzfahrten absolviert!

Dritter und letzter Name: TA35

Nachdem deutsche Truppen in ausreichender Stärke vor Ort in Fiume (heute Rijeka) waren, wurde die RN Giuseppe Dezza von ihnen aus dem seichten Hafenbecken geborgen, gründlich ;-)) entrostet und dann auch gleich mal ordentlich umgebaut. Termin zur Indienststellung in die deutsche Kriegsmarine war dann der 9. Juni 1944. Fast wäre es nicht dazu gekommen, sollte das Boot doch eigentlich an die kroatische NDH-Marine übergeben werden um diesem Bundesgenossen des Deutschen Reiches auch auf See ein wenig aufzupäppeln. Doch wegen des Mangels an eigenen Kriegsschiffen in der Adria wurde nichts daraus.

Der italienische Name wurde recht preussisch-zackig in TA 35 geändert, wobei TA für "Torpedoboot Ausland" stand.
Der an TA 35 vorgenommene Umbau brachte wieder eine Veränderung des Deplacements mit sich und steigerte sich von 616ts auf 686ts Typenverdrängung. Die Mannschaft wurde von 94 auf 130 Mann erhöht. Bezüglich der Änderung in der Bewaffnung besteht auch hier keine Klarheit.

Der Gröner gibt für TA 35 eine Bewaffnung von 2x 10,2cm L/35, 15x 2cm-Flak L/65, 2x 45cm Torpedorohren und 10 Minen an. Fraccaroli gibt für die Zeit nach Ausbruch des 2. Weltkrieges eine Reduzierung der Bewaffnung von 2x 10,2cm L/35 und 6x 2cm-Flak L/65 an um die zusätzlichen Einbauten für das Werfen von Wasserbomben und das Legen von Minen unterbringen zu können.Fock erwähnt, daß die von deutschen Truppen im Adriaraum erbeuteten italienischen TA-Boote erheblich umgestellt werden mußten in Bezug auf die Bewaffnung. Der Grund dafür bestand in der alliierten Lufthoheit auch über der Adria zu diesem Zeitpunkt.

Als Bewaffnungsbeispiel erwähnt er die Aufstellung von folgenden Waffen auf TA 38, vormals RN Spada:
2x 10cm, 1x 4cm-Flak, 1x 3,7cm-Flakzwilling, 2x 3,7cm Flak, 4x 2cm Flakzwilling, 1x 2cm - Flakvierling, 8x Raketenwerfer, 3x 1,5cm Flak- sMG, 3x 45cm TR, 4 Wasserbombenwerfer, bis zu 28 Ankertau- oder bis zu 16 Magnetminen . Fock weist jedoch darauf hin, daß wegen der Kriegslage eine einheitliche Bewaffnung situationsabhängig war.

TA 35 kann also eine abweichende Bewaffnung gehabt haben. Wie auch immer die Bewaffnung war - das Boot wurde nach der Indienststellung am 9. Juni 1944 der am 1. März 1944 aufgestellten 2. Geleitflottille von Fregattenkapitän Birnbaum unterstellt.

Kommandant von Indienststellung bis Juli 1944 war Oberleutnant z.S. Keck. Zusammen mit den anderen Schiffen der 2. Geleitflottille, nämlich TA 20, TA 21, TA 22, TA 36 und acht kleineren Geleitbooten -G 202, G 205, G 231, G 232, G 233, G 234, G 235, G 237- vom aufgelösten Tintenfischverband, wurden von den Stützpunkten Fiume und dem ehemaligen österreichischen- richtiger: K.u.K.- Hauptkriegshafen Pola aus Sicherungsfahrten in der nördlichen Adria durchgeführt.

Im Juli 1944 wechselte das Kommando und neuer Kommandant von TA 35 wurde Leutnant z.S. Dirks; neuer Kommandant der 2. Geleitflottille wurde Korvettenkapitän Thorwest.

Am 9. August kam es, nach der Versenkung von TA 36 am 18. März 1944, zum zweiten Verlust der 2. Geleitflottille: TA 20, TA 21 und TA 35 befanden sich auf einer Minenoperation, wobei sie von britischen Motortorpedobooten angegriffen wurden. Im Verlauf des Gefechts erhielt TA 21 , die vormalige RN Insidioso, vor Cap Salvore schwere Treffer. Das Schiff konnte zwar nach Fiume eingeschleppt werden, wurde dort aber am 5. November 1944 bei einem US-Luftangriff zerstört. 1947 wurden die Ãœberreste abgewrackt.

Die Versenkung der TA35

Nach nur etwas mehr als zwei Monaten im Kriegsdienst lief TA 35 bei einer ihrer Geleitfahrten am 17. August 1944 zwischen Pula und Rovinj im Fasana-Kanal auf eine Mine. Als Untergangsstelle wurden damals die Koordinaten 44° 53` N / 13° 47 `E ermittelt. Die Wirkung des Minentreffers war verheerend. Der Bugteil wurde vom Schiff gerissen- TA 35 versank rasch in den Fluten.

Eine andere Version spricht von einem Torpedoangriff eines alliierten Flugzeuges- laut Recherchen italienischer Wracktaucher in den Akten der deutschen Kriegsmarine scheint die Untergangsursache aber eine Mine gewesen sein.
Die Wucht der Explosion war jedenfalls so groß, daß das Schiff im vorderen Drittel auseinandergerissen wurde und es zu einem Verlust von 71 Menschenleben kam.

Wracktauchen an der TA35

Das Wrack liegt einige Seemeilen vor der Küste Istriens zwischen Pula und Rijeka und kann von praktisch jeder Tauchbasis in der Gegend angefahren werden. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass in diesem Bereich, dem Fasana-Kanal, Wrack neben Wrack zu liegen scheint...

Von Rovinj aus beträgt die Anfahrtszeit je nach Motorisierung des Tauchbootes etwa 30 bis 60 Minuten.
Für das Tauchen am Wrack ist wie so oft in diesem Gebiet im 30- 40 Meter Bereich ein Doppelgerät mit Nitrox optimal!
Die Betauchung des Wracks von TA 35 ist aber relativ einfach und auch für begleitete, fortgeschrittene Anfänger möglich.
Ist man am Wrack angekommen, sieht man auch eine Boje. Die Bojenleine war in den letzten Jahren immer an oder in unmitelbarer Nähe zu der 10,2 cm Kanone befestigt, die den höchsten Punkt des Wracks darstellt. Taucht man entlang der Bojenleine ab, kann man das Wrack bei guter Sicht schon bei geringer Tiefe in 25m auf dem Meeresboden liegen sehen. Genauer gesagt kann man das Heckteil erkennen. Denn das Bugteil liegt rund 80m vom Heckteil entfernt und die Sicht ist wegen des Schlammgrundes sowie einer permanenten leichten Strömung meist nicht besonders gut. Wenn die Sichtverhältnisse mal gut sind heißt das, daß man rund 10m weit sehen kann. Als erstes erblickt man am Ende des Bojenseils das große Decksgeschütz.

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Es bietet aus allen Perspektiven einen interessanten Anblick. Leider ist die Sicht nicht immer so gut -was auch schon mal verschwommenere Bilder zur Folge hat. Für die interessanten Details, wzB. das Rad zum Hoch- und Herunterkurbeln des Geschützrohres, muß man also näher rangehen. Das trifft auch auf das Leben am Wrack zu.

 

Das Deck von TA 35 wurde durch die Minendetonation stark verformt. Manche Anschnitte scheinen aber noch interessant zu sein und verführen zu einer Wrackpenetration. DerRest vom Deck ist eingebrochen und mit vielen durchgebogenen Stahlträgern. Diese sind meistenteils von der Natur mit Beschlag belegt und werden auf alle nur denkbaren Arten von ihr genutzt.

Einige Meter vom Decksgeschütz entfernt steht an Deck noch eine 3,7cm-Zwillingsflak. Taucht man weiter in Richtung Bug, fällt der Rumpf immer mehr zusammen, bis er schließlich auf dem Niveau des Meeresbodens endet. Blickt man weiter nach vorn, erstreckt sich ein Trümmerfeld auf dem Meeresboden und verschwindet außerhalb der Sichtweite im Nichts. In diesem Trümmerfeld befindet sich noch ein 2cm L38-Flakvierling, dessen Rohre von Schwämmen bewachsen immer noch nach oben zeigen um einen imaginären Feind abzuwehren. Dieses Flakgeschütz ist ein Tauchermagnet und wird gerne näher betrachtet. Der Flakvierling ist noch sehr gut erhalten und verfügt sogar noch über sein Schutzschild. Taucht man von hier aus noch rund 65m weiter und folgt dem Trümmerfeld, gelangt man zum Bug. Dies ist auf den letzten Metern aber etwas unheimlich, da das Trümmerfeld in eine Schlammwüste ohne Orientierungsmöglichkeit übergeht und die Sicht wegen des Schiffsverkehrs hier im Kanal nicht gerade gut ist.

 

Am Bug angekommen, nimmt man sofort wahr, daß dieses Wrackteil um einiges kleiner ist als die Hecksektion. Viel zu sehen gibt es hier nicht, denn der Bug ist nicht stark zerstört und recht übersichtlich. Er verführt jedoch auch zur Penetration, wozu das schon oben zu Wrackpenetrationen gesagte gilt.

Man sollte beim Verweilen an der Bugsektion in Rechnung stellen, daß sich ein Auftauchen über dem Bug nicht empfiehlt, denn merke: man befindet sich in einem Schifffahrtskanal in dem über dem Bug garantiert niemand die Tauchflagge Alpha gesetzt hat. Also handelt man sicher klug, zurück zur Hecksektion zu tauchen und wieder entlang des Bojenseils aufzutauchen. Doch hierfür muß man noch genug Atemgas vorrätig haben!

Weitere Informationen:
Tauchplatz 'Giuseppe Dezza' auf Taucher.Net