Kategorie: Reise
Das kleine Taucherdorf mit dem speziellen Charme
Von der Rückkehr Sharm El-Sheiks auf die touristische Landkarte wurde schon berichtet – doch wie sieht es mit Dahab aus? Hat das kleine Taucherdorf mit seinem speziellen Charme überlebt? Davon wollte ich mich persönlich überzeugen.
Bericht von Christoph Schaffelhuber
Viele Hintergründe und Umstände im Sinai kann man gut nachvollziehen, wenn man den DiveInside-Bericht von Linus zu Sharm El-Sheik liest. Viele der hier geschilderten Probleme galten und gelten auch für Dahab.
Was macht denn überhaupt den Reiz von Dahab aus? Der Ort ist ein Schmelztiegel vieler Nationen. Sportler jeder Couleur von Surfern, Kitern, Schwimmern, Schnorchlern, natürlich Tauchern und Apnoeisten. Auch für die Personen die nur Ruhe suchen, bietet Dahab wunderbare Plätzchen.
Die einen schätzen Dahab aufgrund der Sicherheitslage, weil der Ort von Gebirge und Wüste abgeschirmt ist und an den Ortseingängen Kontrollen stattfinden. Andere tauchen gerne von Land aus; insbesondere Leute, die schnell seekrank werden, kennen die Vorteile, die Dahab in diesem Bereich bietet. Für die Freediving-Gemeinde ist Dahab das Mekka schlechthin: Jede Menge tiefe Tauchplätze nahe am Ufer, warmes Wasser, kaum Strömung. Die Tekkies wiederum sind wegen der Vielfalt an tiefen Plätzen und der guten Infrastruktur bei Gasversorgung und Rebreathersupport hier .
Neben den Sicherheitsbedenken, die etliche Urlauber beim Thema Ägypten generell hegen, ist es leider ziemlich schwierig geworden Direktflüge von Deutschland nach Sharm El-Sheik zu bekommen, was natürlich auch für Dahab eine schwere Hypothek darstellt.
Lange Zeit war die einzige Möglichkeit, nach Sharm zu kommen, den Umweg über Istanbul zu nehmen, was die An/Abreisezeit um mehrere Stunden verlängert hat. Für die eingefleischten Dahabfans war das noch akzeptabel – für den normalen Tauchtouristen zumeist eher nicht.
Von 2017 bis 2018 gab es dann mit Fly Egypt, Air Cairo und der Germania endlich wieder Fluggesellschaften, die Sharm direkt von Deutschland aus angeflogen sind. Leider wurde den beiden ersteren kurzfristig die Landegenehmigung für Deutschland entzogen, weil sie verbotenerweise die Bordverpflegung in Sharm El-Sheik aufgenommen haben. Inzwischen ist das geklärt, zumindest nach Sharm fliegen aber beide noch nicht wieder. Die Germania ist bereits seit Anfang 2019 insolvent und somit auch vom Markt verschwunden.
Ab München gibt es seit 2019 wieder einen Direktflug mit BH Airways (operated by Onur Air) von Freitag Abend bis Freitag Nachmittag, für andere Anreisetage muss man aktuell die deutlich längere Anreise über Istanbul oder Eilat auf sich nehmen.
Die gravierendste Veränderung vor Ort ist allerdings die Gästestruktur. Früher waren in Dahab große Gruppen russischer Taucher anzutreffen, seit dem Anschlag auf einen russischen Flieger 2015 sind nur noch wenige Russen vor Ort. Neben den deutschen Tauchern, die Dahab die Treue gehalten haben, gibt es inzwischen etliche größere Gruppen ägyptischer Taucher, die meist für ein paar Tage mit dem Auto aus Kairo anreisen. Natürlich bieten diese Gäste den Einheimischen nicht dieselben Einnahme-Möglichkeiten, die die Russen geboten haben, man muss aber klar sagen, dass diese Gäste Dahab in den Jahren ohne Flugverbindungen das Überleben gesichert haben.
Der besondere Flair von Dahab ist ganz klar erhalten geblieben: Der Ort ist vom Meer aus gesehen malerisch gelegen, es gibt eine Vielzahl an Restaurants am Wasser, eine schöne und lange Promenade mit Souvenirshops und Geschäften, viel buntes Leben und ein fast mediterranes Flair. Es gibt nur wenige Orte in Ägypten, in denen man abends so schön über die Promenade schlendern kann, ein gutes und günstiges Abendessen genießen kann und am prallen Leben vor Ort teilnehmen kann.
Von der Landseite aus gesehen schaut Dahab dann wieder ganz anders aus, hier sieht man Bauruinen, verlassene Geschäftszeilen und Ziegen, die im Müll am Straßenrand nach Essbarem suchen.
Beim Tauchen fällt auf, dass sich die Riffe ziemlich gut erholt haben und in einem ziemlich guten Zustand sind. Fisch gibt es etwas weniger als früher, zumindest im größeren Bereich, hier merkt man, dass das Meer die Bevölkerung in den Jahren, in denen der Tourismus am Boden lag, ernähren musste.
An Plätzen wie dem Lighthouse kann man vor allem bei Nachttauchgängen Lebewesen antreffen, die man sonst eher in Indonesien suchen würde, auch hier ist Dahab sehr speziell und nicht mit Plätzen vor Hurghada oder Marsa Alam zu vergleichen.
Getaucht wird fast ausschließlich von Land aus, nur der Platz Gabr el Bint mit seinen wunderschönen Gorgonienwänden wird mit dem Boot angefahren – das ist es aber auf jeden Fall wert.
Ein besonderes Highlight ist ein Tauchausflug nach Ras Abu Galum mit dem Kamel – die Ausrüstung wird auf das Kamel geladen und dann geht es mit dem “Wüstenschiff“ rund eineinhalb Stunden bis zum Tauchplatz – ein unvergessliches Erlebnis, wer das noch nicht gemacht hat, sollte es anpacken.
Infos „Tauchen mit Kalle“
Kalle, das„Urgestein“ aus Dahab (seit 19 Jahren vor Ort) bietet in Kooperation mit Adventure Spot Dahab individuelles und entspanntes Tauchen ohne Gruppenzwang an. Wüstentouren per Kamel und spezielle Individualangebote organisiert seine Partnerin 'Heia'. Hier kommen alle auf ihre Kosten, Anfänger, Fortgeschrittene und auch die wirklich erfahrenen Taucher.
tl.kalle@gmx.de
www.heia-safari.com
Infos „Coworken in Dahab“
Wer träumt nicht davon, Arbeit und Urlaub zu verbinden? Im MojoCoWorkCafe direkt am Lighthouse ist das möglich, hier findet man das beste WIFI in Dahab, einen klimatisierten Arbeitsplatz, einen Drucker, guten Kaffee, Snacks sowie Unterstützung bei Verbindungsproblemen etc.
www.mojo-cowork-cafe.com