Bahrain startet mit versenkter Boeing 747 ein riesiges Unterwasserpark-Projekt

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20.09.2019 09:52
Kategorie: News

Groß denken, geil tauchen

Das kleine Königreich Bahrain am Persischen Golf hat am 6. September einen Unterwasser-Themenpark der Superlative offiziell eröffnet. Highlight ist das größte betauchbare Passagierflugzeug der Welt, eine ausrangierte Boeing 747, die im Zentrum des Parks auf knapp 20 Metern Tiefe positioniert wurde.

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Wenn das nötige Geld vorhanden ist, kann man auch schon mal größer denken. Die Staaten am Persischen Golf spielen ja gerne einmal mit den Muskeln, wenn es darum geht, der Welt zu zeigen, was man so alles drauf hat. Gigantische Hochhäuser, riesige mitten im Meer  aufgespülte Inseln, oder Flughäfen, die anders aussehen und funktionieren als BER und schließlich selbst vollklimatisierte Fußballstadien in denen ab 21. November 2022 die Kicker-Weltelite um den WM-Titel spielen soll. Und was hat das mit Tauchen zu tun???

Das Königreich Bahrain hat nun auch seine Schlagzeilen, denn hier stellte der für den Tourismus zuständige Minister Zayed bin Rashid Al Zayani am 9. Juni ein Projekt vor, das auf der Welt ziemlich einmalig sein dürfte. Bahrain ist ein wenig kleiner als Hamburg, hat nur 1,25 Millionen Einwohner liegt neben Katar unmittelbar vor der Küste Saudi Arabiens und ist nicht nur 4.500 Kilometer von Hamburg entfernt. Hier fallen Entscheidungen offensichtlich anders, als in der Hansestadt oder als wir es in Europa gewöhnt sind. In Bahrains Hauptstadt Manama stellte der Tourismusminister ein Projekt vor, dessen Umsetzung so unmittelbar und schnell war, dass es manchem deutschen Minister vermutlich die Sprache verschlagen hätte. Das aus 33 Inseln bestehende kleine Königreich zaubert in Windeseile einen Unterwasser-Themenpark aus dem Hut, der mit Superlativen nur so gespickt sein wird. Der Startschuss fiel mit der Versenkung eines gigantischen speziell für Sporttaucher aufbereiteten Wracks der Superlative.

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Jumbo-Jet als Highlight im UW-Themenpark

Das Highlight und Zentrum des mehr als 100.000 Quadratmeter großen Unterwasserparks bildet seit Mitte Juni eine mehr als 70 Meter lange Boeing 747. Sie wurde im Zentrum des Parks platziert und soll für Sporttaucher ein einmaliges Taucherlebnis bieten. Das Projekt strotzt nur so von Superlativen, denn nie zuvor ist ein „Jumbo“ zerlegt und über Straßen mitten durch eine Stadt hindurch an den Hafen zur Verladung auf Transportpontons und Luftkissen transportiert worden. Hierfür waren der 747 zunächst die Tragflächen abmontiert und nach dem Transport zur Küste wieder, wie einst bei der Produktion, fachgerecht montiert worden.

Zuvor haben Fachleute aus aller Welt dafür gesorgt, dass das ausrangierte Flugzeug nach Angaben der Bahrainis das erste „ehrliche umweltgerechte Wrack“ und künstliche Riff sein soll. Hierfür wurde alles, was irgendwelche Schadstoffe an die Umwelt abgeben könnte, aufwändig gereinigt oder komplett deinstalliert. Dass die 747 damit das größte als künstliches Riff angelegte  und versenkte Flugzeug weltweit ist, versteht sich schon fast von selbst.

Wir sind stolz, dieses einmalige ökologische Projekt zu starten“, sagte Minister Al Zayani und fügte hinzu, dass es zwar eine Kooperation des Umweltministeriums und einiger privater Investoren sei, neben der Förderung von Tauchsport und Tourismus aber vor allem der Gedanke im Vordergrund stehe, das marine Ökosystem des Königreiches zu revitalisieren und das Meer und seine Strukturen dauerhaft zu schützen. Man hoffe, dass durch kontinuierlichen Input Riffstrukturen entstehen können, die die marine Vielfalt der heimischen Gewässer bereichern und die Küste schützen werden.

Die erste Attraktion allerdings ist der „Jumbo“. Der Korpus des gigantischen Flugzeugs sieht am Meeresgrund so aus, als sei die Maschine gerade am Abheben: Die Nase leicht aufwärts Richtung Wasseroberfläche gerichtet, scheint der Moment gekommen, in dem sich das Fahrwerk vom Untergrund löst und der Gigant sich mit seinen rund 350 Tonnen Startgewicht hinauf zur 20 Meter über ihm liegenden Wasseroberfläche aufschwingen und in die Lüfte erheben will. Eine imposante Szenerie, die bei guten Sichtweiten Sporttauchern einen ganz besonderen Anblick bietet.

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Habitate für Jungfische und Flächen für Korallenaufzucht

Kaum wahrnehmbar sind die Stahlstützen, die das Fahrwerk des gewaltigen Fliegers entlasten und die schwingenden Tragflächen mit einer Spannweite von 64 Metern über dem Meeresgrund stabilisieren. Das Flugzeug wurde Mitte Juni versenkt und hat heute, etwas mehr als drei Monate nach seiner Platzierung im Park, schon erste Anzeichen von Bewuchs auf der Außenhaut und drinnen im entkernten Flugzeug-Korpus. Das strömungs- und nährstoffreiche Gewässer wird das Projekt, aus diesem leblosen Metallhaufen ein künstliches Riff entstehen zu lassen, forcieren. Der Startschuss zur ersten Phase des Projektes ist also vollzogen und zur Phase eins gehört dann noch eine naturgetreu nachgestellte Replik eines alten Perlenhändler-Hauses sowie die Installation von Segel-Strukturen.

 

Phase zwei wird dann ein Projekt mit künstlichen Riffbällen beinhalten, die Habitate für Jungfische und Besiedelungsflächen für riffbildende Korallenstrukturen sein sollen. Begleitet und gepflegt werden diese Strukturen von Schulklassen und Studenten, die hier nicht nur aktiv eingreifen, sondern auch durch aufwändige Beobachtungen und Dokumentationen hoffen, positive Langzeitergebnisse über die Entwicklung künstlicher Riffstrukturen zu erhalten. Ebenfalls in Phase 2 werden verschieden große, ähnlich aufwändig präparierte Schiffswracks versenkt. Für den künstlerischen Aspekt soll ein Skulpturenpark sorgen, in dem 100 Skulpturen verschiedener internationaler Künstler installiert werden sollen, die einen musealen Hauch durch den Unterwasser Themenpark ziehen lassen. (hap)


Weitere Informationen:

Website Dive Bahrain
Bahrain auf Taucher.Net