Attersee: Die Schwarze Brücke

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14.08.2019 11:04
Kategorie: News

Tiefenrausch am Attersee

Das Salzkammergut ist eines der bedeutendsten Tourismusgebiete in Österreich und befindet sich am Nordrand der Alpen. Geprägt durch die vielen Gebirge ist es im Sommer ein lohnendes Ziel für Bergsteiger und Wanderer, im Winter der Hotspot für viele Skisportbegeisterte.

Durchzogen vom Flusssystem der Traun mit mehr als 76 Seen ist das Salzkammergut auch Zentrum des Wassersports. Viele Bergseen, einmalig und landschaftlich schön gelegen, laden zum Segeln, Surfen, Wasserski sowie einfach zum Baden oder auch Tauchen ein. Letzterer Sport hat gerade in dieser Region an Beliebtheit gewonnen, weil die Seen des Salzkammerguts eine sehr gute Wasserqualität besitzen und zum Teil mit überdurchschnittlichen Sichtweiten von mehr als 20 Metern aufwarten.

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Das Tauchen in diesen Gewässern ist mittlerweile ein Ganzjahressport geworden. Findet man im Sommer und Frühherbst sehr viele Sporttaucher an den Einstiegen, die sich am aufgewärmten Oberflächenwasser mit Badetemperaturen von bis zu 20 Grad erfreuen können, so bevorzugen die technischen Taucher eher die kälteren Jahreszeiten aufgrund der besseren Sicht. Jedoch haben Bergseen die Eigenschaft, mit zunehmender Tiefe auch im Sommer schon sehr schnell kalt zu werden. Und tief sind die Seen im Salzkammergut allemal: der Traunsee liegt mit 191 Metern an der Spitze, gefolgt vom Hotspot Attersee mit 169 Metern. Diese Tiefe ist auch ein entscheidender Grund, warum so viele vermeintlich technische Taucher diese Seen besuchen und ihre Grenzen austesten und leider auch unkontrolliert überschreiten. So kommt es wie in anderen Sportarten auch immer wieder zu Unfällen. Viele können im Sporttaucherbereich glimpflich ausgehen. Sobald man sich jenseits der 40 Meter Marke bewegt, endet es oft tödlich.

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Diese Tauchunfälle passieren auch am Attersee und hier insbesondere an der „Schwarze Brücke“. Dieser Tauchplatz ist geprägt von einer schnell abfallenden, mit einigen Vorsprüngen markierten Steilwand, die nach ca. 55 Metern Wassertiefe in eine Geröllhalde übergeht und bald in Richtung Seemitte bei ca. 100 Meter Tiefe flach ausläuft.
 

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Obwohl es andere Steilwandtauchplätze gibt, die wesentlich höhere Ansprüche an die Taucher stellen und bis weit über 100 Meter abfallen, ist es immer wieder die Schwarze Brücke, die mit Negativschlagzeilen aufwartet und in der Taucherszene heiß diskutiert wird. Zieht ein Tauchunfall mit tödlichem Ausgang stets die Sperrung des Tauchplatzes und eine umfangreiche Untersuchung nach sich, sind auch Ortung und Bergung des Verunglückten bezüglich Einsatzkräfte und Material mit hohem Aufwand verbunden und erzeugen nicht unerhebliche Kosten.

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Alle am Attersee ansässigen Tauchschulen und Betriebe sind verstärkt bemüht, den Tauchsport noch sicherer zu gestalten. In einem eigens dafür gegründeten Tauchkompetenzzentrum Attersee bündeln sie Aktivitäten, reduzieren durch Aufklärung und Training die Gefahr von Tauchunfällen auf ein Minimum und stellen durch ein durchdachtes Finanzierungskonzept Mittel bereit, mit denen die Einstiege rund um den See ausgebaut und sicherer gestaltet werden. Warum kommt es dann trotzdem fast jedes Jahr zu tödlichen Unfällen insbesondere an der Schwarzen Brücke und was sind die wirklichen Ursachen dafür?

Dieser Frage und vielen anderen stellt sich Unterwasserfilmer Jens-Uwe Lamm mit seinem kleinen Team in einer neuen Videodokumentation zur Schwarzen Brücke. Jens hat bereits viele Videos rund um den Kreidesee Hemmoor produziert und widmet sich nebenberuflich seit einigen Jahren der Unterwasservideografie. Im Mai dieses Jahres haben die ersten Drehtage am Attersee stattgefunden. Schwerpunkte der Aufnahmen waren u.a. den Bereich des Tauchplatzes bis ca. 65m Wassertiefe zu dokumentieren sowie kompetente Tauchexperten aus der Attersee Region zu den Gegebenheiten zu interviewen.

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Neben Andreas Pacher (Vorsitzender der ARGE Tauchen Österreich), Günter Oberschmid (Vorsitzender des Tauchkompetenzzentrums Attersee), den Tauchbasen Underpressure und Atlantis Attersee sowie der Wasserrettung Nußdorf kommt auch der Österreichische Tauchpionier Gerhard Zauner zu Wort. Auch Gerhard Kaiser vom benachbarten Tauchclub Dachstein/Salzkammergut kann wertvolle Informationen zum Attersee liefern.
 
Am ersten Drehtag wurde ein Check-Tauchgang bis 35m Wassertiefe durchgeführt, um das Equipment zu überprüfen und erste Aufnahmen in Sporttauchertiefe zu machen. Die Bilder sollen insbesondere das Profil und Beschaffenheit der Wand bis in diesen Tiefenbereich aufzeigen.
 

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Beim 2. Tauchgang wurden Scooter mitgeführt, um insbesondere die Nord-Süd Ausdehnung der Wand zu untersuchen und das weitere Tiefenprofil bis ca. 50 Metern Wassertiefe aufzunehmen.
 
In einem 3. und letzten Tauchgang während dieses Drehabschnittes wurde die Beschaffenheit der Steilwand bis 65 Meter untersucht. Ohne bereits zu viel zu verraten, aber die Felsformation, die man als Steilwand bezeichnen kann, endet ca. bei 55 Metern Wassertiefe, je nach Nord-Süd Position des Tauchers.
 

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Danach folgt eine Geröllhalde mit Wurzelwerk und durch Menschenhand absichtlich oder unabsichtlich eingebrachten Unrat. Somit kann das Filmteam schon recht schnell den Mythos der bis über 100 Meter tiefen „Schwarzen Wand“ insofern entkräften, als dass es sich hier um einen ganz „normalen“ Tauchplatz handelt.
 
Jens‘ neue Filmdokumentation beschäftigt sich nicht nur mit dem Mythos des nassen Tods am Attersee, sondern wird dem Zuschauer auch den landschaftlichen Reiz des Bergsees im Salzkammergut vermitteln. Die Vielfältigkeit der Tauchplätze gepaart mit einer einmaligen Kulisse zieht Tausende Taucher jedes Jahr in diese Region.
 

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Im Herbst können wir „unterwasserFilm“ Jens-Uwe Lamm und sein Team nochmals dort antreffen. Dann wird Jens die visuelle Dokumentation des Tauchplatzes jenseits der 65 Meter weiter fortsetzen, um jedes noch so interessante Detail einzufangen und auch Taucher bei einem Tauchgang am berühmt berüchtigten Tauchplatz „Schwarze Brücke“ zu begleiten.
Die Fertigstellung der Dokumentation ist für Ende 2019/Anfang 2020 geplant.

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Kontakt:
unterwasserFilm Jens-Uwe Lamm
post@uw-film.de
www.uw-film.de