Kategorie: Diverses
Ein Individualist taucht ab
Das Apnoetauchen, also das Tauchen ohne Equipment, ist eine sehr beliebte Wassersportart und die ursprünglichste Form des Tauchens. Mit nur einem Atemzug tauchen die Sportler ohne jegliches Equipment in die Tiefen des Wassers ein. Dieses Gefühl beschreibt die Verbundenheit mit dem Wasser und eine besondere Art der Selbstbeherrschung.
Bericht von Leonie Süss
Auf Wettkämpfen werden jedes Jahr neue Rekorde geknackt. Selbstbeherrschung und Konzentrationstraining liegen hier an der Tagesordnung.
Doch für Jan Holland bedeutet das Apnoetauchen viel mehr als Disziplin und Wettkampf.
„Üblicherweise ist es so das Freitaucher trainieren. Luftanhalten, neue Tiefen erkunden, Strecke tauchen, jedes Jahr machen sie unzählige Wettkämpfe in verschiedenen Disziplinen und tauchen oftmals an populären Orten ab. Genau das vermeide ich aber. Ich suche mir besondere, geheime und manchmal sogar quasi verwunschene Stellen aus.“
Der 55 jährige, der aus der Nürnberger Gegend stammt, taucht seit 13 Jahren. Wie lange kann ich die Luft anhalten? Wie tief kann ich heute tauchen? Fragen, die sich Jan noch nie gestellt hat.
„Es geht mir nicht ums Tieftauchen oder darum, Wettkämpfe zu gewinnen. Das ist nicht meine Art und Weise Freizutauchen. Für mich ist es wichtig, die einzigartige Unterwasserwelt zu erkunden.
Es fasziniert mich, in der Tiefe die Dunkelheit zu spüren und sich zu fragen: Was kommt als nächstes? Was erwartet mich auf den nächsten Metern?“
Das übliche Tauchequipment ist ihm fremd. Mit nur einem Atemzug, taucht Jan ein, in die verschiedensten Gewässer der Welt um so mit der einzigartigen Unterwasserwelt zu verschmelzen.
„Das Freitauchen ist für mich eine besondere Form der Fortbewegung und des Wahrnehmens der Unterwasserwelt. Es unterscheidet sich vollkommen vom Geräte tauchen. Von der Tauchtechnik, den persönlichen, körperlichen und mentalen Voraussetzungen und von der Art und Weise wie man die Unterwasserwelt erlebt.“
Viel Zeit und Recherche steckt er in seine Arbeit, die tollsten naturbelassensten Gewässer zu finden. Immer im Hinterkopf hat er dabei den Schutz der Umwelt.
„Ich suche besondere Tauchplätze. Alles wird vorher geplant, damit ich mich mit den Örtlichkeiten vertraut machen kann. Nicht nur wegen der Sicherheit, sondern auch aus ökologischen Gründen, damit auch auf die Natur aufgepasst wird.
In den allermeisten Fällen gebe ich meine Ziele nicht bekannt, einfach um den Schutz der Natur zu bewahren.“
„Bei meinen Exkursionen passe ich immer ganz besonders auf, ich fasse nichts an, ich breche nichts ab und ich nehme nichts mit! Ich achte sehr auf die Umwelt!“ betont er nochmals.
Jan betaucht unglaublich besondere und interessante Orte. „Ich war schon in Quellen, den verschiedensten Seen und Gebirgsseen, Industrieanlagen, Steinbrüchen – aber auch in gesprengten Einrichtungen z.B. aus dem 2. Weltkrieg. Einmal war ich in Rumänien in einem Hochgebirgssee ‚Lacul balia‘ dort musste ich mir von den Behörden eine Sondergenehmigung einholen, diese ist vor Ort am See von der Gebirgspolizei überprüft worden.“
Seine besonders schönen Momente, an die kann er sich auch noch sehr gut erinnern. Einer dieser Momente war das Freitauchen mit Seehunden.
„Ein sehr außergewöhnlicher Moment war das Tauchen mit Seehunden in Warnemünde. Ich war damals der erste Freitaucher, der bislang mit ihnen getaucht ist. Das war wirklich einzigartig und schön!“
Auch ein ganz besonderer Tag, an den er sich noch immer sehr gut erinnern kann, als er einen außergewöhnlichen Fund im Walchensee machte.
“Nach jahrelanger Suche und Recherche mit intensiver Arbeit, habe ich im Walchensee beim Freitauchen das Heckteil eines Lancaster Bombers gefunden. Das war unbeschreiblich. Auch wenn mir bekannt war, dass Taucher den Bomber bereits früher entdeckten – ich habe mir die besondere Stelle Apnoe erarbeitet. Das hat mich auch ein bisschen mit Stolz erfüllt.“
Wenn Jan taucht, genießt er die Stille. Durch den Kopf geht ihm dabei nichts. Wenn er eintaucht, fühlt er sich wie abgeschaltet.
„Es bedeutet für mich absolute Stille. Wenn ich ins Wasser gehe bin ich wie abgeschaltet. Jede negative Körperempfindung ist in diesem Moment weg. Ich konzentriere mich nur noch aufs tauchen und nehme nur noch wahr, was ich in diesem Moment sehe.“
Natürlich ist das Freitauchen in Zeiten von Corona, wie fast jede andere Sportart sehr eingeschränkt.
„Der Sport an sich ist immer noch erlaubt. Ich habe natürlich auch viele Ziele im Ausland z.B. viele meiner Tauchgänge, die ich geplant habe sollten in Österreich stattfinden. Das geht jetzt gerade natürlich nicht.“
„Maßnahmen um das Corona Virus einzudämmen nehme ich sehr ernst. Wenn ich unterwegs bin, dann unter absoluter Einhaltung der Regeln.“ betont er.
Jan Holland zählt sich selbst nicht zu der Gruppe der „Freediver“ die auch gerne um die Welt ziehen und ihre Ziele in den Weltmeeren finden. Seine Ziele erreicht er oft mit dem Fahrrad, auch in den Gebirgen. Die Art und Weise mit dem Wasser umzugehen ist dennoch ein verbindendes Element und seine große Leidenschaft.
„Oft sind meine Tauchgänge im Gebirge auch mit einer Wanderung oder dem Fahrradfahren verbunden, kaum ein Apnoetaucher schnallt sich seine Ausrüstung auf den Rücken…Ich gehöre nicht zu den „Freedivern“, ich selber zähle mich einfach nicht dazu. Ich tauche nicht in beliebten Seen oder an besonderen Stellen im Meer ab, sondern möglichst allein, dort, wo noch keiner getaucht ist.“
Eine Menge von Videos teilt Jan auf seinem Youtube Kanal mit uns: youtube.com/..UCRKQnFZWGx
Oder auf Instagram: nn_freediver