20 Jahre Mikroplastik

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22.09.2024 09:11
Kategorie: News

Weltweites Abkommen gefordert

Plastik ist allgegenwärtig, es findet sich in vielen tierischen Organismen und ist auch in den entlegensten Weltgebieten präsent. Wissenschaftler rufen daher im Fachblatt „Science“ nach einem globalen Abkommen zur Eindämmung der Plastikverschmutzung. Anlass ist das 20-jährige Jubiläum der ersten Studie zum Thema „Mikroplastik“.

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Der global verbreitete und bekannte Begriff „Mikroplastik“ wurde erst in Folge der 2004 ebenfalls in „Science“ erschienenen Arbeit von dem Leiter der International Marine Litter Research Unit an der Universität von Plymouth, Richard Thompson, geprägt.

Ein zum Jubiläum erschienener Perspektivenartikel der Uni Wien, der als Autoren neben Thompson selbst u.a. auch Sabine Pahl von der Umweltpsychologie-Arbeitsgruppe Uni Wien aufführt betrachtet nun die zwei Jahrzehnte seit Prägung des Begriffs.

In dem Artikel stellt das Team die Frage: „Zwanzig Jahre Forschung zur Mikroplastikverschmutzung – was haben wir gelernt?“ – und gibt darauf selbst eine Antwort: „Auf jeden Fall genug, um sagen zu können, dass bisherige Anstrengungen, das Problem zu bewältigen, bei weitem nicht ausreichen. Wie groß dieses ist, zeigt die Schätzung, dass bis zum Jahr 2040 jährlich rund 40 Megatonnen(!) an Mikroplastik in die Umwelt gelangen dürften.

Plastik überall – in groß und in klein

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Insgesamt rund 7.000 einschlägige wissenschaftliche Studien seit 2004 zeichnen das Bild, dass die winzigen Kunststoffpartikel mittlerweile selbst in den entferntesten Winkeln der Erde zu finden sind. Zudem findet man sie in über 1.300 Wasser- und Landtierarten, wobei bisher vor allem viele Wasserorganismen stark darunter leiden. Zudem sind sie in diversen Nahrungsmitteln enthalten oder werden zum Beispiel aus Reifenabrieb stammend von Pflanzen aufgenommen. Nicht zuletzt erkenne die Forschung immer klarer, dass sie auch längst in menschlichem Gewebe angekommen sind. So zeigten kürzlich Forscher in mehreren Studien, wie sich Plastikteilchen in Nanometer-Größe u.a. im Gehirn und anderen Organen anreichern.

Gesundheitliche Auswirkungen

Die gesundheitlichen Auswirkungen der Mikroplastik Verschmutzung sind noch weitgehend offen – allerdings gebe es zunehmende Hinweise auf negative Effekte, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit. Man müsse aber auch „erforschen, wie Menschen Risiken und Vorteile von Plastik wahrnehmen und welche Faktoren ihre Unterstützung von Maßnahmen und Veränderungen beeinflussen“, so Pahl.

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Die Studie betont in dem Zusammenhang, dass die Plastikverschmutzung „vollständig durch menschliches Handeln verursacht“ wird und das Thema „eine tiefgreifende gesellschaftliche Herausforderung“ darstellt, „die nur durch interdisziplinäre, internationale Zusammenarbeit gelöst werden kann“. Dafür würden im November in Südkorea anstehende Verhandlungen seitens der Vereinten Nationen (UNO) über einen globalen Vertrag zur Plastikverschmutzung eine gute Gelegenheit bieten – die an der Analyse beteiligten Forscherinnen und Forscher sprechen gar von einer „greifbaren und historischen Gelegenheit“.

Geregelt werden sollte darin mehr oder weniger der gesamte Zyklus, den ein Plastikprodukt durchläuft – vom kompletten Bauteil bis zu den Minipartikeln, in die er einmal zerfällt, von der Produktion bis zum Recycling. Gelinge es zudem nicht, auch die hergestellten Mengen zu verringern, bestehe „ein hohes Risiko irreversibler Umweltschäden“, heißt es.

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