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GlentaucherPadi Rescue2145 TGs

Die Insel Island liegt knapp unter der arktischen ...

Die Insel Island liegt knapp unter der arktischen Wendekreis im Nordatlantik. Dank des Golfstroms herrscht dort ein ausgewogenes, aber insgesamt feucht-kaltes Klima. Der Ruf von Island litt in der jüngsten Vergangenheit gleich mehrfach: die Banken- und Finanzkrise nahm dort 2008 ihren Anfang (Icesave Bank Landsbanki sind als nur ein Beispiel von vielen) und die Flugasche vergraute manchem Flugpassagier im April 2010 die Urlaubsfreude. Auch wettermässig hören wir wenig Gutes über Island, brechen doch alle Tiefdruckgebiete von dort über den europäischen Kontinent ein. Doch weit gefehlt: Island hat uns gepackt und süchtig gemacht.
Tauchen in Island wird all jene entzücken, die gerne Trockentauchen, das „Besondere Etwas“ suchen, beschränkte Urlaubszeit haben, Jetlag hassen, nicht endlos lange unterwegs sein wollen und zudem eine einmalige Landschaft erkunden möchten. All das vereinigt Island unter einem Hut. Eine 10-tägige Tour mit 12 Teilnehmern (neun aus D [wovon eine Nicht-Taucherin], zwei aus CH und einer aus F), begleitet von Leader Dani (Island), Helfer Luis (Botswana) und Chauffeur Steini (Island) führte uns vom 05. - 14.08.2010 an die schönsten Tauchplätze und Naturschauplätze der Insel. Rund 800 km legten wir auf dieser Rundreise zurück. Genächtigt wurde in einfachen, aber sauberen und zweckmässigen Gästehäusern; vom ausgedienten Altersheim bis zur ausgemusterten, aber fein säuberlich umgebauten ehemaligen Fischmehl-Fabrik war so ziemlich alles dabei. Die Unterkünfte verfügten meist über Etage-WC/Dusche, was jedoch ausreichend war. Tobias Klose von dive.is stellte als Touroperator die Tour zusammen; seine Gattin suchte die Übernachtungslokalitäten aus.
Positiv kann folgendes hervorgehoben werden: Die Tauchplätze halten, was sie versprechen (bis auf einen Patzer, den ich hier aber grosszügig übergehe …). Wir begannen die Tour mit zwei typischen Nordatlantik-Tauchgängen in Garður bei der Halbinsel von Reykjanes mit viel Fisch, Kelp und Makro-Sujets.
Anschliessend folgte ein heisser Spot im wahrsten Sinne des Wortes: geothermische Schwefelquellen im Kleifarvatn-See, wo die Erderschütterungen der Gräben am eigenen Leibe fühlbar und die ununterbrochenen Zischgeräusche hörbar waren.
Ein weiterer und vielleicht der Höhepunkt waren die Tauchgänge im Thingvellir National Park; der Tauchplatz dort ist bekannt unter dem Namen „Silfra“. Ein glasklares Süsswassererlebnis der besonderen Art, denn der See verläuft mitten durch die eurasische und amerikanische Kontinentalspalte. Die Spalte weist unglaubliche Sichtweiten von rund 40 m auf und ist durchsetzt mit zahlreichen Höhlen und Überhängen. Der Zeitpunkt des ersten Tauchgangs dort (am Ende der Tour folgte ein zweiter) war allerdings schlecht gewählt: wir tummelten uns in Heerscharen von asiatischen Schnorchlern, bei denen „Silfra“ für EUR 250.- (!) auf dem Tagesplan stand.
Ein weiters Highlight, das alles bisher Gesehenes in den Schatten stellte, war der grosse geothermische Kamin Strýtan bei Eyjaförður im Norden Islands. Bei besten Bedingungen und strahlendem Wetter präsentierte sich der Kamin, der aus rund 65 m Tiefe bis auf 10 m unter die Wasseroberfläche ragt, aus dem Schwefelgase und heisses Wasser ausquellen und der einem den Blick auf Finimeter und Tauchcomputer vergessen lässt. Die den Kamin umkreisenden Seelachse sorgen für eine einzigartige Stimmung. Unweit von Strýtan entfernt befindet sich ein kleinerer Kamin, dem wir spät nachmittags einen Besuch abstatteten: über dem ausquellenden Warmwasser waren Seehasen zu sehen, die sich darin sichtlich wohlfühlten. Daneben waren in fast jeder Spalte Seewölfe anzutreffen. Der nächste Tag war ebenfalls dem grossen Kamin Strýtan gewidmet, von dem wir nicht genug bekommen konnten. Den Abend genossen wir bei einer Salzfisch-Pizza vom Feinsten in unserer Unterkunft, einem ehemaligen Altersheim.
Der folgende Tag (10.08.) war mit langen Fahrzeiten befrachtet, denn die Tour führte nach Seyðisfjörður im Osten Islands, einem wunderschön gelegenen Ort an einem Fjord. Unterwegs tauchten wir in einer 4 m tiefen glasklaren Süsswasserspalte bei Ásbyrgi (ähnlich dem Tauchspot Silfra) und schnorchelten in einem geothermischen Fluss (18°C Wassertemperatur), aus dessen Grund warmes Wasser emporquillt und dessen Spalten zahlreiche Regenbogenforellen beherbergen.
Unterwegs bestaunten wir landschaftliche Sehenswürdigkeiten, so etwa den Wasserfall Dettifoss (den grössten Europas), den Wasserfall Seljalandsfoss (hinter dem man durchwandern kann) und den Mývatn See, ein Gebiet, das mit den Lava-Formationen in Dimmuborgir, den Pseudokratern in Skutustadir und den Schlammquellen in Namaskard als Naturwunder gilt. Erst nach Mitternacht erreichten wir Seyðisfjörður. Dort verbrachten wir zwei Tage und betauchten das Wrack „El Grillo“ (das nach dem Schiff benannte Bier schmeckt übrigens vorzüglich!). Es handelt sich um einen ca. 150 langen Britischen Öltanker, der im Februar 1944 von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg versenkt wurde. Das Austreten des Öls konnte erst 2002 restlos gestoppt werden. Das Wrack kann nur mit einem Schlauchboot erreicht werden; abgetaucht wird an einer Leine. Da das Schiff zwischen 28 und 45 m Wassertiefe liegt, sind lange Deko-Pausen vorprogrammiert. Von den vier Tauchgängen, die wir am Wrack unternahmen, waren jedoch zwei zu viel, denn es gibt in der Gegend sicherlich noch viel Interessantes zu entdecken. Doch ein lohnenswertes Ziel ist es aber allemal, denn der Tanker ist noch erstaunlich gut erhalten. Beide Abende in Seyðisfjörður waren der vorzüglichen italienischen Küche im Restaurant Skaftfell gewidmet.
Der nächste Tag war ohne Tauchen. Die lange Fahrt zurück entlang der Südküste war anstrengend, jedoch stets unterbrochen mit Zwischenhalten an imposanten Fjorden, der Traumbucht Dyrhólaós (Basaltwände mit unzähligen Säulen wie Orgelpfeifen nebeneinanderstehend) sowie an Wasserfällen und Gletschern (Gletschersee Jökulsárlón) bis Thingvellier, dem Endziel eines nicht enden wollenden Tages. Am letzten Tag besuchten wir den Wasserfall Gullfoss und die Geysire in Thingvellier. Am Nachmittag folgte als Abschluss dieser unvergesslichen Tour ein weiterer Tauchgang in der Kontinentalspalte Silfra - dieses Mal ohne asiatische Schnorchler. Total 14 Tauchgänge und ein Schnorcheltrip. Von den 11 tauchenden Gästen erlitten 9 [!] schweren Wassereinbruch in ihren Trockis und mussten teils das Tauchen einstellen.
Der missglückte Transport auf der rund 800 km langen Strecke muss leider negativ erwähnt werden. Das Fahrzeug war die Katastrophe schlechthin: kaputte Stossdämpfer, undichtes Dach und für die Verhältnisse (Bergstrassen und Naturpisten) ein viel zu schwacher Motor. Der IVECO-Kleinbus vermochte gerade mal die insgesamt 15 Passagiere ohne Gepäck zu befördern - mehr lag schlicht und einfach nicht drin. Trotzdem hängte der Veranstalter dive.is dem Bus einen Pferdeanhänger an, in welchem sich (wir haben es berechnet) ca. 1.5 Tonnen Fracht, bestehend aus Tauchflaschen, Tauchgepäck (inkl. Blei), Reisegepäck befanden - plus der Kompressor im Heck des Fahrzeuges. Auf der Fahrt über den Pass nach Seyðisfjörður kochte der Motor und wir mussten nachts den Weg zu Fuss gehen, damit es wenigstens Bus und Anhänger bis zur Passhöhe schafften. Nach der Abfahrt ins Tal glühten die Bremsklötze, was wiederholt zu ungeplanten und zeitraubenden Stopps führte. Die Rundreise sollte uns auch die landschaftlichen Reize von Island vor Augen führen. Doch die grösste Sorge dabei war: „Wie kommen wir unbeschadet von A nach B?“.

Fazit: Die Tauchplätze Islands überzeugen in jeder Hinsicht und bieten Höhepunkte, die kaum mehr zu überbieten sind. Dazu kommen die Highlights an Land, die man einfach sehen muss. Die Tour ist mit 10 Tagen Dauer gut bemessen; der Preis von EUR 1980.- pro Person (Basis: ZF; Tauchen; Transport; Flaschen; Blei; Stand: August 2010) ist angemessen, auch wenn die Nebenkosten nicht unterschätzt werden dürfen. Schade, dass der Veranstalter beim Bus bzw. Transport unnötige Risiken einging, was die Rundreise teils zur Zitterpartie werden liess. Die Begleitung war absolut professionell, freundlich und stets hilfsbereit. Ging ein Ausrüstungsgegenstand kaputt, konnte er fast immer irgendwie repariert werden. Über die Ursachen der leck geschlagenen Anzüge und Trockenhandschuhe kann nur spekuliert werden: war das schwefelhaltige Wasser schuld oder liegt der Grund im vernachlässigten Materialunterhalt … ?

Antwort von Tobias Klose, Tourmanager von dive.is, zu diesem Bericht:

„Die Negativerlebnisse bezüglich des Buses tun mir sehr leid! Es ist das erste Mal, dass wir einen Bus von ausserhalb für eine Tour geliehen haben und wir sind von der Busverleihfirma sehr enttäuscht. Als ich vor einigen Monaten zu der Firma gefahren bin um den Bus zu begutachten, war dies ein anderes Fahrzeug, grösser und stärker. Die Firma hatte nun kurzfristig Probleme, dieses Fahrzeug zu Verfügung zu stellen (aus welchen Gründen auch immer) und kam ohne Vorwarnung mit dem anderen Bus (am ersten Tag war es ja noch ein anderer, der dann ausgetauscht wurde). Wir haben im Nachhinein einige unbefriedigende Gespräche mit der Firma geführt und werden in der Zukunft nicht mehr mit dieser Firma arbeiten. Alles in allem eine sehr unschöne Situation, welche die Qualität der Reise beeinträchtigt hat und uns, den Touroperator, in ein schlechtes Licht rückt.“




Flunder


Anglerfisch


Butterfisch


Kleifarvatn-See, wo Schwefelgase und heisses Wasser aufsteigen.


Kontinentalspalte Silfra


Kontinentalspalte Silfra


Kontinentalspalte Silfra


Kontinentalspalte Silfra


Geothermischer Kamin Strýtan bei Eyjaförður


Geothermischer Kamin Strýtan bei Eyjaförður


Süsswasserspalte bei Ásbyrgi


Seljalandsfoss, der wohl schönste Wasserfall Islands


Basaltwände an derTraumbucht Dyrhólaós


Sonne, Wolken, Licht und Schatten - ein Verwirrspiel an Eindrücken


Die Anhängerkuppelung des IVECO in gefährlicher Bodennähe!