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Ibiza im Oktober 2002 (Ein Reise- und Tauchberich ...

Ibiza im Oktober 2002 (Ein Reise- und Tauchbericht von Christine & Norbert Roller)

San Antonio de Portmany

Was immer man schon über Ibiza gehört hat, es gilt nicht für die Zeit ab dem 1.Oktober. Eine Mischung aus einer mittelschweren Depression und dem Sommer nachtrauerndem Herbstfeeling hängt über der Insel. Wo im Sommer der "Bär" steppt, trifft man nun Rentner und die letzten vollständig abgerissenen Jugendlichen, denen wohl das Geld für die Fähre zurück fehlte.
Die legendären Clubs haben seit Ende September geschlossen, und die Stadt bereitet sich merklich auf den Winter vor.
Täglich schliessen mehr und mehr Restaurants und Läden. Die wenigen geöffneten Cafés sind menschenleer, und in den Läden herrscht Ausverkaufsstimmung.
Für Mitteleuropäer fast unverständlich, sind die Strände im Oktober bei milden 24 Grad Wassertemperatur und bei bis zu sommerlichen 28 Grad zur Mittagszeit nur dünn bevölkert. Die Abende werden kühl aber nicht kalt, und mit langen Hosen und Pulli, nur die Engländer weiterhin in Bikini und Beachwear, lässt es sich noch schön im Freien dinieren.
Auch im weltberühmten Café del Mar fällt der romantische Sonnenuntergang immer häufiger aus, und die Musik ist schon lange nicht mehr live. Einige unverbesserliche "Inselbewohner" haben jedoch noch nicht gemerkt, dass die Saison zu Ende ist und sind, obschon erst um 16 Uhr aus dem Bierkoma erwacht, schon wieder beim Antrinken. Obwohl es eher aussieht, als wäre der junge Mann hinter meiner Lieblingsblondine im Sitzen eingeschlafen. (Wir hatten auf jeden Fall unseren Spass mit ihm.).
Unsere Lieblingsstrände, die wir je nach Windrichtung besuchten, sind die Cala Salada, nur wenige Kilometer nördlich von San Antonio, und die ganz im Süden der Insel liegende Platja de ses Salines. Schön ist auch die Cala de Xarraca, ganz im Norden der Insel. An letzterer ist im Oktober die Sonne jedoch schon am frühen Nachmittag verschwunden. Alle genannten Strände sind sauber, haben ein kleines Restaurant. Ansonsten sind diese wildromantisch, mit glasklarem Wasser und wenig besucht, da dort auch keine Buslinien hinführen.
Das Lastminute Hotel - Neptuno in San Antonio de Portmany-, das wir ja eigentlich nur zwei Nächte zu bewohnen gedachten, wurde unser Domizil für sieben Tage. Wegen des günstigen Fluges und der Nähe zum Hafen hatten wir dieses Angebot gewählt, denn ein Familienbesuch in Valencia sollte es eigentlich werden. Bloß fuhr die eine Fähre seit 1.Oktober statt täglich nur noch wöchentlich, die andere hatte stolze Preise, und außerdem wollte die zu Besuchende lieber ein paar Tage auf Ibiza Urlaub machen..

Ja, so kann es gehen....
Das Hotel ist ein Stadthotel mit angrenzendem öffentlichen Strand, das auch einen schönen Pool hat. Die Eingangshalle ist mediterran und ansprechend. Die Zimmer sind für 3-Sterne o.k., nur die Bäder müssten dringend(!) überholt werden. Warum das Wasser zum Duschen so salzig schmeckte, haben wir nicht ergründet. Nach einem anstrengenden Tauchtag mit viel Salzwasser war es eh egal.

Eivissa (Ibiza Stadt)
ist die Metropole der Insel. Von allen Enden der Insel erreicht man Eivissa in längstens 30 Minuten, und was immer benötigt wird, lässt sich dort am schnellsten auftreiben.
Zum Erkunden der vielen Buchten sowie zum Shoppen ist ein Leihwagen unerlässlich, wenngleich das Busnetz auch sehr gut ausgebaut ist.

Neben dem Shopping, das meine beiden weiblichen Familienmitglieder mit Vorliebe betrieben, ist die alte Festung sehr sehenswert, aber auch ein schweisstreibendes Vergnügen. Die Cafés und Restaurants innerhalb der Festungsmauern liegen nicht nur romantisch, sondern servieren auch leckere Kleinigkeiten und gutes Essen zu gehobenen Preisen.
Einige richtige Künstler haben ihre Studios innerhalb der Festungsmauern und begeistern Touristen im Wesentlichen mit Tonwaren und Malereien.

Bevorzugte die ältere der beiden "shopping geilen Damen" die `Mini-Rambla "Passeig Vara de Ray", so gefielen der jüngeren eher die kleinen Geschäfte unterhalb der Festung. Der Schreiber dieses Berichts hätte lieber einen Elektronik oder Computerladen bevorzugt, wurde aber unter Androhung von Repressalien zum Shopping gezwungen. (Liest sich doch toll, ist aber leider nicht die Wahrheit.)
Damit die Clubs auch im nächsten Jahr noch überleben können, wurde dann noch schnell der Fanshop vom Pacha und Amnesia "überfallen" und somit das einzige weibliche und in Deutschland verbliebene Familienmitglied begünstigt.
Ein Restaurant für ein gepflegtes Abendessen zu finden, das sich nicht auf die meist englischen Gäste und somit auf Fish and Chips spezialisiert hatte, war nicht ganz einfach. Unser Lieblingsrestaurant wurde das IL Vaticano in San Antonio. Dieses besticht, trotz reduzierter Speisekarte, mit gehobener italienischer Küche in einem schwülstig-plüschigen Ambiente. Es liegt in unmittelbarer Nähe der Tauchbasis Sirena.
In Eivissa, direkt in der Altstadt, können wir das El Portalon empfehlen. Es ist nicht ganz preiswert, bietet aber eine sehr gute spanische Küche. Im Freien sitzend hat man in luftiger Höhe einen direkten Blick über die Stadtmauer und auf den Hafen. Das Gebäude selbst ist ein alter Stadtpalast.

Gute Empfehlungen haben wir übrigens aus einem Internetmagazin mit dem Namen whats-up.de, das wir als sehr aktuelle Informationsquelle über Ibiza sehr empfehlen können.

Tauchbasis Sirena in San Antonio
Die Sirena Tauchbasis liegt am westlichen Ende der Bucht und somit um die Ecke vom Café del Mar. Böse Stimmen behaupten, dass ich die Tauchbasis nur wegen des "schönen" Logos ausgesucht hätte. Aber das ist nur bedingt wahr, denn eine andere war im Internet wirklich nicht zu finden. Ehrlich!!!
Die geräumige Basis liegt im Keller eines hässlichen Hochhauskomplexes mit Apartments. Der Hinterausgang führt direkt auf den Felsen, der dann 20m weiter im Meer endet. Das Boot liegt im Hafen und kommt kurz vor der Abfahrt an einen kleinen Steg. Von dort wird auch das Equipment geladen. Die Tauchbasis "lebt" durch eine fröhliche Tauchguide, mit Namen Natalie. Sie redet viel und schnell und das nicht nur in Spanisch, sondern auch gutem Englisch und fließendem Französisch. Einiges Deutsch beherrscht sie auch, und ihr offenes und freundliches Wesen ist sehr angenehm.
Das Briefing ist sehr kurz und nur mit Minimalangabe, wie Tiefe und Sehenswürdigkeiten, in verbaler Form gestaltet. Die Anfänger, ein Horde junger männlicher Engländer, lauschten dem Briefing des ersten Tauchganges besonders aufmerksam, da Natalie dies ausführlich und mehrsprachig oben ohne abhielt. Mit zarten 25 Jahren war dies nicht nur "einmalig" sehenswert. Dass ihr alle ins Wasser folgten war selbstredend.
Wie es scheint, haben sich alle Tauchbasen darauf geeinigt nur einen Tauchgang am Tag anzubieten. Mit Rücksicht auf die Nachtschwärmer fährt das Boot erst um 12 Uhr mittags und ist gegen 15 Uhr wieder zurück. Die Tauchplätze liegen angeblich alle an den der Bucht vorgelagerten Inseln, die mit dem Boot in längstens 45 Minuten erreicht wurden. Das Boot fasst gut 30 Taucher, war jedoch meistens nur mit 10-15 Tauchern belegt und dann sehr geräumig. Einzig die Toilette fehlte. Bemerkenswert war, dass die 15 Liter Flaschen immer mit 200 Bar (kalt !) gefüllt waren. Dies hat man nur selten.
Eine zweite Tauchbasis mit Namen "Seehorse", die jedoch ein sehr kleines Boot im Hafen liegen hatte, konnten wir in der Kürze der Zeit nicht testen. Angeblich fahren alle Tauchbasen in San Antonio die gleichen Plätze an. Seltsamerweise haben wir aber nie ein anderes Tauchboot ausfahren sehen oder an den wenigen Tauchplätzen angetroffen.

Tauchplätze in der Bucht von San Antonio
Es Payaret (übersetzt: Der Heuhaufen)
ist eine kleiner Felsen, der direkt aus dem Meer ragt und nur 1km von der Insel Sa Conillera entfernt liegt. Die Insel kann in einem Tauchgang auf verschiedenen Tiefen umrundet werden. Rund um den Felsen liegen große Felsbrocken, die wie Stufen bis in ca. 60 Meter Tiefe reichen.
Das Boot ankerte direkt über einem versenkten und schon reichlich bewachsenen Motorroller, der in nur 23 Meter Tiefe für alle ein sehr begehrtes Fotomotiv ist.
Neben den im Mittelmeer üblichen Drachenköpfen, Seegurken, Seesternen in verschiedensten Rottönen gibt es am Es Payaret noch zahlreiche Anemonen mit lila Spitzen zu entdecken. Auch ohne Lampe leuchten diese ungewöhnlich auffällig. Große bunte Anemonenfische, wie im Roten Meer, gibt es im Mittelmeer keine. Jedoch sind die Anemonen eine guter Zufluchtsort für kleine, gerade geschlüpfte Fische, die sich bei Gefahr zu Hunderten in den Tentakeln verbergen. Die Löcher im Riff bieten zahlreichen Oktopussen einen sicheren Schlafplatz für den Tag. Fotografieren kann man um die Mittagszeit höchstens ein Auge oder einen Arm, der Rest ist tief im Loch versteckt.

Der Tauchplatz hat aber noch mehr zu bieten. Ein ortsfester Schwarm, von mindestens 40 Barrakudas ist genauso regelmäßig anzutreffen wie ein kapitales aber scheues Zackenbarsch Pärchen.

Es Payaret ist ein für das Mittelmeer ungewöhnlich vielfältiger und fischreicher Tauchplatz, was wohl auch das Vorhandensein der vielen Raubfische erklärt. Durch die Abstufung ist der Tauchplatz auch für Anfänger geeignet und bietet schon im Bereich bis 5 Meter eine aquariumähnliche Umgebung, die auch dem Schnorchler viel bietet.

Die Besichtigung einer kleinen Grotte auf ca. 8m, die jedoch nicht bewachsen ist, rundete normalerweise den Tauchgang ab. Die Lage der Grotte ist schon an der Oberfläche erkennbar, da der Felsen dort eine große Einbuchtung aufweist.
Der Tauchplatz Es Payaret war mit Abstand der beste Spot, den wir in diesen wenigen Tagen auf Ibiza betauchen konnten. Fotomotive hätte es bestimmt noch für weitere 3-4 Tauchgänge gehabt. Leider hat der frühe Herbst mit hohen Wellen einen erneuten Tauchgang verhindert.

Caballo de Conejera (übersetzt: Der Pferdekopf)
Der Tauchplatz befindet sich am nördlichen Ende der Insel Conejera (oder auch Sa Conillera) und kann gelegentlich Strömung aufweisen.

Die Hauptattraktion ist ein enger Kamin der von 15m bis auf 25m durchtaucht werden kann und dort in einer kleinen Grotte endet. Sowohl der Kamin als auch die Grotte sind nahezu unbewachsen und groß genug damit auch Anfänger problemlos hindurchtauchen können.
Entlang riesiger Felsbrocken, die vor sehr langer Zeit von der Insel losgebrochen sein müssen, kann man auch auf diesem Spot bis auf weit über 50m hinabtauchen.
Im oberen Bereich bis 10m ist der gesamte Fels mit einem rötlichen Kraut / Seegras bewachsen und bietet dem Auge nur wenig Abwechslung. Im Bereich um 40m gibt es schöne große Schnecken (~ 12cm) sowie einige auf dem Sandboden "schlafende" Quallen. An einer kleinen und vollständig bewachsenen Wand im Bereich um 30 Meter findet man wunderschöne Feuerwürmer mit fast 1 Meter Länge.
Caballo de Conejera ist ein guter Platz für Dekotauchgänge, da die interessanten Dinge im Bereich um 40 Meter gefunden werden können. Vermutlich verhindert das "Rotkraut" jegliche Korallen Besiedlung und die in deren Nachbarschaft siedelnden Fische.
Wir haben diesen Umstand ausgenutzt und dann mit großer Langeweile die 14 Minuten auf drei Meter freischwimmend "im Eintopf über Rotkraut" abgebummelt.

Los Meros (übersetzt: Die Zackenbarsche)
ist ein ruhiges Tauchplätzchen in einer kleinen Bucht auf der östlichen Seite der Insel Sa Conillera. Hier sollte es eine größere Ansammlung Grouper (Zackenbarsche) geben. Dummerweise waren die jedoch alle genau an diesem Tage im Urlaub.
Stattdessen gab es Drachenköpfchen, Anemonen, Leopardenschnecken und Seesterne in allen Farben und natürlich wieder das schon erwähnte "Rotkraut", das wie eine Wiese alles im Bereich oberhalb von 10m überwucherte.
Ein schöner Tauchgang, aber wenn man sich auf Zackenbarsche freut, kann ein noch so schöner Drachenkopf die Enttäuschung nicht aufwiegen.

Text: Norbert Roller / Oktober 2002
Fotos: Copyright by Norbert Roller
Kontakt: norbert.roller@kacr.de
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Danke an Norbert Roller mit seiner Seite www.kacr.de für die Bereitstellung dieses Berichtes!