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Seit längerer Zeit schon wollte ich das Tauchgaso ...

Seit längerer Zeit schon wollte ich das Tauchgasometer in Duisburg besuchen. Nun ist die einfache Strecke Nürnberg <-> Duisburg aber mit 600 km nichts, was man mal so für einen Tauchgang runterschrubbt, insofern musste das im Zuge einer kombinierten Tour geschehen. Bisherige Erfahrungen mit Indoor-Tauchzentren und die Berichte hier im T.net sorgten auch nicht dafür, dass die Fahrt nach Duisburg zu einer vorrangigen Premisse erkoren wurde.
Doch soviel vorweg: Ich finde, daß sich der Besuch wirklich lohnt!
Anlässlich eines Kundenbesuches in NRW besuchte ich am 30.07.03 das Tauchgasometer. Bei der Anfahrt traten etwas Auffindungs-Schwierigkeiten auf, und auch die Nachfrage bei Duisburgern führte mehrfach zu einer Missinformation. Die Duisburger schicken einen sehr gerne zum Gasometer nach Oberhausen, anstelle zum Landschaftspark Nord indem sich das Tauchgasometer befindet.

Die Basis:
Basis, Kasse, Equipementraum, Umkleidekabinen und Toiletten sind in mehreren Containern untergebracht und bilden zusammen mit einem, mit den nötigsten Utensilien ausgestatteten, Shop das Aufenthaltszentrum der Taucher. Die Tageskarte (unbegrenzt Tauchgänge) kostet pro Person 26,- EUR. Bei der Anmeldung an der Kasse wird neben dem Brevet zwingend eine gültige medizinische Untersuchung verlangt. 30 Cent pro Flaschenliter für Pressluft ist auch ein eher günstiges Angebot, so dass man sich locker mehrere Tauchgänge gönnen kann und sollte. Man erhält mit der Bezahlung der Tageskarte ein Kärtchen, das einen für einen Tauchgang berechtigt (weitere Kärtchen erhält man nach jedem Tauchgang problemlos).

Anschließend montiert man sein Gerödel und zieht sich um, das Gerödel kommt auf einen Bollerwagen, mit dem man das Equipement die ca. 250 meter bis zum eigentlichen Gasometer zieht.
Dort packt man alles vom Handwagen in einen Stahlkäfig, der via elektrischer Winde hochgezogen wird. Man selbst muss die ca. 15 Höhenmeter zu Fuß die Stahlrohrtreppe hochsteigen und hat sich damit dann den Tauchgang - zumindest bei diesen Temperaturen (~30°C, reichlich schwül) - redlich verdient.
Oben lädt man sein Gerödel wieder aus dem Drahtkorb aus, gibt sein Tauchkärtchen ab und darf tauchen gehen. Der Aufzugbediener, der auch gleichzeitig der Zugangskontrolleur ist, gibt den Erst-Tauchgängern von seiner Oberflächenplattform aus ein Briefing, das anhand einer montierten Tafel die einzelnen Highlights im Becken erklärt. Rings um das Becken zieht sich ein Weg, so dass auch Besucher einen schemenhaften Blick auf die Unterwasserwelt erhaschen können.

Das Tauchen:
Direkt neben dem Einstieg finden sich auf 4- und 8-Metern jeweils eine Plattform und gleich darunter liegt ein beeindruckend großes Schiffswrack (ca. 11 Meter) auf Grund, das auch bequeme Einstiege bietet.
Viele, besonders die größeren, Unterwasserobjekte sind beleuchtet, so dass man auch ohne eigene Lampe von Highlight zu Highlight gelangt, indem man sich einfach am nächsten Lichtpunkt orientiert. Mit eigener Lampe findet man allerdings auf dem Grund immer wieder einzelne Objekte - dem Entdeckerdrang darf somit vielfältig gefrönt werden. Die gespenstische Wirkung bei den Tauchgängen kann man speziell dadurch steigern, indem man das Gasometer nicht immer nur am Rand entlang (hier befinden sich vornehmlich die beleuchteten Objekte) betaucht, sondern mit Kompass-orientierung auch immer wieder durchquert. Neben zwei Autowracks und dem bereits erwähnten Schiffswrack befindet sich seit wenigen Tagen auch eine abgestürzte Chessna auf dem Grund des Gasometers. Bei dieser fehlt bislang aber jegliche Beleuchtung. Weiterhin finden sich mehrere Röhrensysteme im Zentralbereich des Beckens, so dass hier ein Höhlentauchen hervorragend simuliert werden kann. Tümpi, mein Buddy, testete dieses Höhlensystem mehrfach - mit und ohne Lampe. Der Querschnitt der großen Röhren beträgt 120 cm, der der Kleineren 80 cm. Wer möchte kann so für die kleineren Querschnitte den Höhlentauchgang mit simulierter Trennung von Taucher und Equipement üben.
So fehlt im Becken auch nicht die Möglichkeit in eine Luftglocke einzutauchen oder in einem gemauerten spanischen Torbogen die Schiffsglocke zu läuten. Lediglich "echte" Fische sind im Gasometer nicht vertreten - oder zumindest habe ich sie nicht entdeckt.
Zwei Tauchgänge von 64 bzw. 74 Minuten liesen uns nicht zu dem Schluss kommen, dass das Gasometer langweilig werden würde; sicherlich hat man im Schnelltauchgang die Highlights des 45 Meter Querschnitt und 13 Meter tiefen Gasometers nach kürzester Zeit gesehen, aber die Vielfalt der deponierten Gegenstände bietet für eine Vielzahl an Tauchgängen Möglichkeiten an. Nach knapp zweieinhalb Tauchstunden im Gasometer bin ich mir sicher, immer noch nicht alle Gegenstände gefunden zu haben, geschweige denn eingehend inspiziert zu haben. In unserer Bildergallerie http://ger.divings.org/myegallery.php?&do=showgall&gid=58 sind hierzu weitere Beispielbilder hinterlegt, wie Piratenzwerg, Wasserleiche, Hai, Feuermelder, Autowracks und und und, welche die Vielfalt der versenkten Gegenstände nur teilweise wiedergibt.

Man taucht im Gasometer wirklich im Finsteren, es ist also keineswegs ein lichtdurchfluteter Wasserbehälter, sondern das Gefühl von 40 Meter tiefem Mittelmeer-Wasser. Die theoretische Sichtweite geht praktisch durch die gesamten 45 Meter, tatsächlich aber sind es mit einer kleinen Taucherlampe 4-5 Meter; ohne Lampe und an den nicht beleuchteten Objekten vielleicht 1 Meter.

Fazit:
Die Liebe zum Detail, wie sie hier von den Betreibern der TauchGasometer GmbH & Co. KG gepflegt wird (nun vielleicht sind es auch weniger die Betreiber, als die Vereinsmitglieder....) finde ich in jedem Fall hochkarätig beeindruckend.
Was mir negativ auffiel, zielt letztlich mehr auf den Betreiber der Anlage ab, denn einige Dinge sollten noch verbessert werden, so wäre ein Toilettenhäuschen am Gasometer wünschenswert, sowie die Möglichkeit von gekühlten Getränken und ein kleiner Imbiss an der Basis (Laut hiesigen Berichten soll es das ja mal gegeben haben, aber vergangenen Mittwoch gabs da nix). Auch vermisste ich die Möglichkeit meine Tauchklamotten nach dem Auswaschen irgendwo zum Austropfen aufzuhängen (die aufgestellten Ständer sind dem Verleih vorbehalten), weiterhin fände ich es wünschenswert, wenn der Freiraum für die Oberflächenpause in einem überdachten Bereich stattfinden könnte.
Nichts desto trotz wurden meine Erwartungen an das Tauchgasometer auf jeden Fall weit übertroffen - und ich bin mir sicher: ich komme wieder, keine Frage.


Mit dem Bollerwagen von der Basis zum Gasometer


Diente dies zum Füllen des Gasometers?


Antiquitäten am Kiesgrund


Wenns unter Wasser mal brennt....


Spanischer Torbogen mit Glocke zum läuten


Dem ist das Tauchgasometer wohl nicht so recht bekommen, wohl einer der Nörgler