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Hier unser Reisebericht zum Tauchurlaub auf Filit ...

Hier unser Reisebericht zum Tauchurlaub auf Filitheyo im Dezember 2001 (10.12.- 24.12.2001).
Wer sich nur stichpunktartig informieren möchte, sollte die zwei eingestreuten Fazits (Hotel/ Tauchen) und die Zusammenfassung am Ende lesen.
Ernsthaft an der Insel und dem Tauchen Interessierten raten wir natürlich, sich den Text vollständig durchzulesen- das sollte einem der Maledivenurlaub schon wert sein.
Unser Bericht ist deshalb so ausführlich geraten, weil wir uns selbst einen aussagekräftigeren Bericht gewünscht hätten, bevor wir unseren Urlaub auf Filitheyo gebucht haben.
Sabine & Wolfgang, im Dezember 2001

Die Vorgeschichte:
Vier Jahre nach unseren ersten Maledivenurlauben (zweimal Mirihi im Süd-Ari-Atoll 1997) und nach zwei Ägypten-Tauchreisen (Safaga 1999 und Makadi Bay 2000) hatten wir uns dieses Jahr wieder für die Malediven entschieden. Auf den Tipp einer Arbeitskollegin hin rückte Filitheyo im Nord-Nilandhe-Atoll in die engere Wahl- sie hatte uns die Insel selbst als komfortabel und gepflegt, aber naturbelassenen beschrieben.
Das alleine reichte uns allerdings nicht, da wir als Taucher vor allem Wert auf interessante und möglichst gut erhaltene Tauchplätze legen, wie wir sie bereits aus dem südlichen Ari-Atoll gewohnt waren.
Genau das verspricht die Werner Lau-Tauchbasis in ihrer umfassenden, ansprechend gestalteten Internet-Tauchplatzdokumentation. Wir durften uns also auf "unberührte Tauchplätze der Superlative mit einem unglaublichem Fischreichtum" und ein "faszinierendes Hausriff" (Zitat www.wernerlau.com) freuen. In den Zeitungsanzeigen der Diving Centers Werner Lau heisst es zu Filitheyo: "Spektakuläres Kanalhausriff (90m tief)" und "der Fischreichtum in den Kanälen erinnert an die Malediven von vor 25 Jahren; Großfischbegegnungen satt!".
Damit stand unsere Entscheidung für 14 Tage Filitheyo endgültig fest, und wir buchten vorab umgehend 12 Tage Non-Limit-Tauchen.

Die Anreise:
Nach dem gewohnt quälenden Nachtflug mit Condor nach Male, der mit unnötig genervtem Personal, Basisverpflegung und Minimalservice glänzte (O-Ton Flugbegleiterin auf die Bitte nach einem Glas Wasser nach dem Aufwachen: "Wir haben vor 15 Minuten Getränke ausgegeben- just for info."), ging es noch mal 45 Minuten lang mit dem Air-Taxi ins Nilandhe-Atoll. Für diesen Wasserflugzeugtransport zur Insel mussten wir vor Ort Sondergebühren für Übergepäck (2,- US-$/ Kilo) bezahlen, da im Gegensatz zum internationalen Flug nur 25 Kilo Gesamtgepäck pro Person frei sind. Dies dürfte fast alle Taucher mit eigener Ausrüstung treffen und geht nur zu leicht im Kleingedruckten des Veranstalterkatalogs unter. Im Atoll angekommen, nahm uns ein Dhoni an der ungewöhnlich weit von der Insel entfernten Landeplattform auf, mit dem wir dann im Schneckentempo für nochmals etwa 20 Minuten durch das Riff zum kleinen Hafen der Insel schaukelten. Endlich da!

Die Insel:
Filitheyo ist eine größere, am Außenriff gelegene Malediveninsel, die durch ihren ausgesprochen schönen natürlichen Kokospalmenbewuchs sowie einen paradiesischen, werbefilmtauglichen Strandabschnitt an der Nordseite glänzt. Die Bewirtschaftungsgebäude und Personalunterkünfte sind für die Gäste quasi unsichtbar angelegt, auch stört kein Generatoren- oder Kompressorlärm die Idylle. Filitheyo verfügt über 8 markierte Einstiege, von denen aus das Hausriff betaucht werden kann.
Die relative Naturbelassenheit der Insel, die sich in malerischem Palmenbewuchs und zugleich für eine Hotelanlage nur wenig gestaltender Bepflanzung äußert (wir sahen kaum Blühendes), hat leider auch eine Schattenseite:
Ein wesentliches Problem auf Filitheyo ist die Moskitoplage, die uns relativ unvorbereitet traf- es wimmelt überall auf der Insel von lästigen Stechmücken (Restaurant, Bar, Tauchbasis, Badezimmer), und wer sich nicht entsprechend schützt, wird pro Tag leicht 20-30 Insektenstiche sammeln. Dies liegt vermutlich daran, dass große Teile des feuchten Unterholzes bisher nicht gelichtet wurden, was dringend in Angriff genommen werden sollte. Da nützt es nicht viel, dass täglich gegen 17.30 Uhr auf der Insel gesprüht wird: Von den ersten Schritten morgens ins Badezimmer bis tief in die Nacht hinein ist man mit der Abwehr der Plagegeister beschäftigt, was wir so massiv noch nie erlebt haben. Zum Vergleich: Auf Mirihi haben wir in insgesamt fünf Wochen keine einzige (!) Mücke gesehen. Wer keinen Insektenschutz dabeihat, kann ihn natürlich im Laden der Insel erwerben- allerdings nutzen die Mücken jede auch noch so kleine unbehandelte Körperstelle.
Glücklicherweise sind die Schlafzimmer selbst überraschend insektenfrei, dafür erwartet einen allabendlich nach dem Besuch des Roomboys ein strenger Insektizidgeruch, der nochmaliges Lüften unerlässlich macht.

Das 4,5 Sterne-Hotel:
Neben den insgesamt über 100 Einzel- und Doppelzimmern auf der Insel stehen eine Reihe von Wasserbungalows zur Verfügung (Aufschlag). Wir wohnten im Doppelbungalow Nummer 100, direkt am schönsten, aber auch windigsten Strandabschnitt auf der Nordseite (Nähe Außenriff). Die Bungalows verfügen über eine fernbedienbare Klimaanlage, Fernseher und Stereoanlage (haben wir nie benutzt) und ein abgetrenntes Badezimmer unter freiem Himmel, in dessen überdachtem Teil auch Toilette und der Kleiderschrank mit eingebautem Kühlschrank untergebracht sind. Neben den Bungalows gibt es im wesentlichen einen kleinen Pool, mehrere große Speisesäle, zwei Bars (Main- und Sunset-, letztere am Pool am Westzipfel der Insel gelegen, mit schönem Blick auf den Sonnenuntergang), einen Fitnessraum, ein Billardzimmer, eine Bibliothek, zwei Geschäfte sowie eine Surfstation und die Tauchschule.
Die Belegung der Zimmer war während unseres zweiwöchigen Aufenthaltes ausgesprochen gering: Nur schätzungsweise 30-40% der Zimmer waren bewohnt, was uns angesichts der beliebten Reisezeit (Dezember) etwas wunderte. Das Publikum war überwiegend deutschsprachig (Deutsche, Österreicher, Schweizer), daneben traf man Briten und Japaner.
Die Zimmer der Doppelbungalows sind geräumig, die Klimaanlagen sehr gut, die Betten Kingsize und beinahe schon etwas zu hart.
Kritikpunkt ist hier die Hellhörigkeit: Die Verwendung von Gipsplatten ohne ausreichende Dämmung bringt es mit sich, dass man Konversationen der Nachbarn sowie die Betätigung sämtlicher Türen wenig gedämpft mitverfolgen kann. Wenn unsere Nachbarn nicht einen Tag nach unserer Ankunft abgereist wären, hätte dies den Erholungswert massiv beeinträchtigt.
Gestört hat uns auch, dass die Insel nicht komplett barfuss begehbar war, weil nur einige der Wege mit Sand aufgeschüttet waren (andere nur zur Hälfte, viele auch gar nicht). So musste man doch wieder leichtes Schuhwerk benutzen, um beispielsweise zum Speisesaal oder zur Tauchbasis zu gelangen, ohne in kleine Korallensplitter zu treten. Kurz vor unserer Abreise setzte man das bereits sehr zögerlich begonnene Aufschütten der Wege mit feinem Sand fort, der dann allerdings stellenweise so hoch lag, dass man ihn nur "durchwaten" konnte- hier fehlte es offensichtlich an Koordination. Möglicherweise wird dieser Minuspunkt nun in absehbarer Zeit beseitigt, damit sich zukünftig ein ungehindertes Robinson-Crusoe-Gefühl einstellen kann.

Ganz hervorragend und unserer Meinung nach ein wesentliches Argument für einen Urlaub auf Filitheyo ist das Essen: Das umfangreiche Buffet ist vielfältig und abwechslungsreich, mit regionalen (Curry-Corner) sowie tageweise auch internationalen Spezialitäten ergänzt (von Sushi bis Kassler mit Sauerkraut) sind stets Fisch-, Fleisch und vegetarische Kombinationen möglich. Es gibt überraschenderweise ganz ausgezeichnetes, frisches Brot verschiedenster Sorten (z.B. auch Mehrkorn- oder Schwarzbrot), und bei den Desserts ist stets auch Eis vorhanden. Hier macht sich der Preis für die gehobene Hotelkategorie bezahlt. Wir hatten Vollpension mit "All-Inclusive" gebucht und waren die vollen zwei Wochen lang sehr zufrieden mit der gebotenen Verpflegung.

Kritikpunkt bei "All-Inclusive" ist allerdings, dass sowohl Cocktails/ Longdrinks und frische Fruchtsäfte als beispielsweise auch Wasserflaschen, Milchkaffe, Espresso sowie die Minibar im Zimmer ausgenommen sind- es ist also nicht wirklich "all inclusive". Das rächt sich insbesondere, wenn man abends an der Sunset-Bar in den Sonnenuntergang schaut und dabei nicht ein Bier oder einen Whisky, sondern etwa eine Pina Colada trinken möchte- diese darf man dann mit 8.50 US-$ voll bezahlen. Wer also im Urlaub auf Mixgetränke steht, sollte von "All-Inclusive" in der derzeit gebotenen Form Abstand nehmen, es sei denn, er konsumiert- wie wir- tagsüber relativ viele Softdrinks.
Für Taucher nachteilig ist, dass für All-Inklusive-Gäste selbst einfaches Wasser nur im Glas angeboten wird- wer also eine Wasserflasche mit auf das Tauchboot nehmen will, um dem Austrocknen vorzubeugen, darf selbst diese trotz "All Inklusive" extra bezahlen- ein schlechter Scherz. "All Inclusive" auf Filitheyo bietet unserer Meinung nach einen insgesamt mangelhaften Leistungsumfang.
Lästig im Speisesaal und in einem Hotel gehobener Kategorie absolut fehl am Platz ist das auf der ganzen Insel freilaufende Federvieh, das permanent gefüttert werden möchte und neben seinem Kot auch schon mal mit dem Schnabel einen Kratzer auf den Füßen der Gäste hinterlässt. Das und der morgendliche Weckruf der Hähne haben einen Touch von "Ferien auf dem Bauernhof" und begeistern bestenfalls die kleineren Gäste, die auf Filitheyo auch anzutreffen waren (obwohl dort keinerlei Unterhaltungsangebot oder Betreuung für sie besteht und wir uns gefragt haben, was wohl vernünftige Eltern dazu bewegen kann, Kinder ab Säuglingsalter in einem solchen Urlaub mitzubringen).

Der Service:
Die Betreuung der Gäste ist insgesamt gut: Wir hatten einen hervorragenden einheimischen Roomboy, der sich neben der üblichen Höflichkeit ("Haben Sie gut geschlafen?", "Wie war das Tauchen?" etc.) auch um persönlichere Konversation bemühte und die malediventypischen Faltkunstwerke mit dem Bettlaken vollführte. Ebenfalls sehr freundlich und aufmerksam waren die Bedienungen in den Hotelbars (insbesondere in der Sunset-Bar, unserem Lieblingsplatz); auch grüßte der griechische Hotelmanager stets im Vorbeigehen und war gerne zur Konversation in fließendem Deutsch bereit.
Unangenehm aufgefallen ist uns allerdings unsere maledivische Bedienung im Speisesaal. Aufgrund der Vollpension kamen wir dreimal täglich, waren stets freundlich und gaben nicht erst am Ende, sondern bereits nach einer Woche Trinkgeld. Dennoch wurden wir grundsätzlich weder begrüßt noch zügig bedient, was in deutlichem Gegensatz zu den immer strahlenden, stets freundlichen Köchen am Buffet stand. Dabei war der Bereich unserer Bedienung, eines permanent mürrisch wirkenden jungen Mannes, nur zu etwa einem Drittel mit Gästen belegt. Wenn er nicht gerade irgendwo herumschlurfte oder Geckos im Sand zertrat, widmete er sich mit konzentrierter bis säuerlicher Miene bevorzugt dem zentimetergenauen Ausrichten des Bestecks auf Nachbartischen oder dem bedächtigen Fegen des Sandbodens im Speisesaal. Nur das Unterschreiben der Getränkebelege wurde uns zum Teil schon eine Stunde vor Ablauf der Essenszeit angetragen- dies erinnerte uns unangenehm an Ägypten, wo man allerdings für solchermaßen schlechten Service deutlich weniger bezahlt. Nachdem wir dem jungen Mann zunächst verständnisvoll schlechte Sprachkenntnisse und Schüchternheit unterstellt hatten, kamen wir gegen Ende des Urlaubs zum Schluss, dass er für den Servicebereich offensichtlich völlig ungeeignet ist. Dies müsste eigentlich dem Hotelmanager persönlich aufgefallen sein, der mitunter auch von ihm bedient wurde, aber offenbar zufrieden mit seinem Personal war. Als sich Mitreisende an einem Nachbartisch- im Gegensatz zu uns- konsequenterweise massiv beschwert und um Ablösung gebeten hatten, erhielten sie eine freundlich-zuvorkommende einheimische Bedienung, was unser anfängliches Verständnis für die mäßige Betreuung stark reduzierte. Unseren Umfragen unter ungefähr 20 anderen Gästen zufolge hätte etwa die Hälfte des überwiegend maledivischen Personals im Speisesaal von einem aufmerksamen Management umgehend entfernt werden müssen, und zwar nicht zuletzt aufgrund der diversen offenen Beschwerden über Unhöflichkeit und Trödelei. Hiervon war auch unsere an einem Nachbartisch platzierte deutsche Reiseleitung betroffen (!), die sich eigener Angabe nach mitunter wie ein Störenfried bzw. Bittsteller vorkam.

Neben solchen negativen Personalleistungen fehlt auf Filitheyo beispielsweise die Möglichkeit, eine Mahlzeit auf dem Zimmer einzunehmen (was zum Teil bereits in Drei-Sterne-Hotels angeboten wird). Auch mangelt es an über die gängigen Ausflüge auf eine unbewohnte oder eine Einheimischeninsel und das obligatorische Nachtfischen hinausgehenden besonderen Dienstleistungen (etwa im Wellnessbereich). Erwähnenswert ist noch das "Lobster-Dinner" am Strand neben der Sunset-Bar, bei dem zwei Personen für moderate 30,- US-$ ein Langustenessen mit mehrgängigem Menu erhalten.
Zusammenfassend kann man auf Filitheyo also derzeit leider nicht durchgehend mit einem für eine Viereinhalb-Sterne-Insel angemessenen Service rechnen.

Unser Fazit zu Insel & Hotel/ Service:
- Schöne Insel, leider mückengeplagt und leicht ungepflegt
- Gute, komfortable und saubere Unterbringung, leider hellhörig
- Ausgezeichnetes Essen, Service im Speisesaal leider durchwachsen
- "All inclusive" ist nur "some inclusive"
- Keine besonderen Serviceleistungen im Angebot (Events, Wellness, Kinder etc.)

Der nun folgende Teil des Berichts ist vor allem für Taucher interessant.

Die Tauchbasis:
Die Tauchbasis, an der wir noch am Ankunftstag eincheckten, macht einen sauberen und gutsortierten Eindruck: Sowohl im Geräte- als auch im Kompressorraum herrscht Ordnung, das Equipment ist in gutem bis sehr gutem Zustand, es wird Tauchen mit Nitrox und Scootern angeboten. Der Flaschendruck der Füllungen unterschreitet 200 bar nur selten, wobei laut Anweisung mit 50 bar aufgetaucht werden soll, was wir nicht besonders schätzen (1/4 der Flaschenfüllung!), aber bei uns nie kontrolliert wurde. Es gibt vier Tauchboote (bei uns waren allerdings nur zwei davon gleichzeitig im Einsatz), mit denen jeweils ein Vormittags- und ein Nachmittagstauchgang unternommen werden kann. Dabei wird jeweils ein anspruchsvolleres sowie ein einfacher zu betauchendes Ziel angeboten. Die Ausrüstung wird in nummerierten Wäschekörben verstaut, die von aufmerksamen Helfern auf die Boote geschafft werden.
Mit dem allgemein guten Materialzustand unvereinbar ist, dass die Flaschen auf den Booten nur am Ventil mit zum Teil stark abgenutzten Gummibändern gesichert sind. Volle Flaschen können sich bei stärkerem Wellengang lösen und Taucher verletzen, was während unseres Urlaubs mehrfach nur durch schnelle Reaktion der Betroffenen und der Crew verhindert wurde- ein völlig unnötiges Risiko. Ferner überraschte uns, dass es auf den Booten keine Aufbewahrungsmöglichkeiten für Lampen und Foto- bzw. Videoequipment gibt (gepolsterte Ablagen o.Ä.), konsequenterweise fehlt an Land ein gesondertes Süßwasserbecken zum Spülen derartiger Ausrüstung. Noch mal zum Thema "vermeidbare potentielle Gefahrenquellen": Sträflich glatt ist der sauber geflieste Boden im Materialraum der Basis, der wegen der zum Trocknen aufgehängten Anzüge und Jackets immer feucht ist- eine erstklassige Gelegenheit, hier beim Hantieren mit Ausrüstung und Korb seinen kostbaren Tauchurlaub durch Ausrutschen vorzeitig zu beenden.
Die Tauchcrew (Stefan, Monika, Jan, Melody, Martin, Sato und Raphael) ist insgesamt sehr freundlich und instruktiv, erklärt eingangs die allgemeinen Abläufe und hält vor allen Tauchgängen ausgesprochen ausführliche Briefings in allen erforderlichen Sprachen ab. Tauchtauglichkeitsattest, -logbuch und -brevets wurden beim Einchecken nicht überprüft (das Unterschreiben der üblichen Haftungsausschlüsse reichte offenbar), was uns etwas wunderte. Anfänger können sich hier also als erfahrene Taucher ausgeben und dann ohne Guide in der Strömung der Bootstauchplätze für Chaos sorgen- wenn sie nicht schon beim Checkdive auffallen, der bei uns am Hausriff stattfand (keine Berechnung).

Das Hausriff:
Wir betauchten das Hausriff insgesamt nur dreimal, da es uns in jeder Beziehung enttäuschte: Es ist weder "spektakulär", noch "fischreich" (wie in der Werbung für die Insel angepriesen), hinzu kommt, dass es aufgrund der schlecht ausgestatteten Einstiege umständlich zu betauchen ist. Da wir mit dem von Werner Lau vollmundig beworbenen Kanalhausriff im Kopf abgetaucht waren, hatten wir mit Strömung, Schwarm- und Großfisch gerechnet- leider war nur ersteres zutreffend. Das "bis zu 90m tiefe Kanalhausriff" ist nicht etwa, wie die Werbung suggeriert, eine steil abfallende Wand mit Überhängen, sondern ein ganz gewöhnlicher, von der Erwärmung der vergangenen Jahre stark angegriffener Riffhang. Der Korallenbestand ist (wie wohl allgemein) größtenteils tot, Schwarmfisch und Großfisch blieben bei unseren Tauchgängen aus (Einstiege Nr. 1-3 u. 5-7): Highlights waren drei Langusten und eine kleine Seeschildkröte. Allerdings wollen die Tauchbasis-Crew und andere Taucher im Freiwasser angeblich auch Adlerrochen gesichtet haben, was zwar auch nicht gerade als "spektakulär" bezeichnet werden kann, bei der allgemein schlechten Sicht (ca. 5- 10 m) aber schon etwas heißen will. Gäste, die sich zum wiederholten Mal auf Filitheyo aufhielten, bestätigten unseren Eindruck, dass sich das Hausriff bestenfalls für Schulungstauchgänge lohnt- sofern die Strömungen mitspielen.
Hinzu kommt, dass man beim Betauchen des südlichen Hausriffs am Einstieg 1 (an der Basis/ dem Dhoni-Steg) ca. 80 m in der Fahrrinne an der Oberfläche hinauspaddeln muss, um zur Riffkante zu gelangen- kein besonderer Spaß. Gleiches gilt für die spätere Rückkehr zur Insel am Einstieg 3, wo man- anstatt mangels Leiter den Steg der dortigen Wasserbungalows nutzen zu können- eine Weile im knietiefen Wasser durch den Sand stapfen darf, bevor man am Strand zumindest die Flaschen abstellen kann, die von dort abgeholt werden. Dann folgt allerdings noch der Fußmarsch mit der restlichen Ausrüstung quer über die Insel zurück zur Tauchbasis. Kein Wunder, dass wir in zwei Wochen kaum Taucher am südlichen Hausriff antrafen.
Wir wollten aber so schnell nicht aufgeben und versuchten es an der Nordseite der Insel noch einmal (Einstieg 6-8): Hier kommt man schon nach wenigen Metern zur Riffkante- am Hang erwartete uns allerdings das gleiche Bild: Kaum intakte Korallen, eine Schildkröte, eine Muräne, einige Drückerfische. Bei Einstieg 8 ging es dann in voller Montur über Korallengeröll und Felsen in der Brandung des nahen Außenriffs zurück an Land. Ein Wunder, dass wir uns hier nicht die Knöchel verstaucht haben- dieser "Einstieg" ist eine absolute Zumutung! Jetzt schrieben wir das Hausriff endgültig ab und verlegten unsere Hoffnung auf "Spektakuläres" auf die Bootstauchgänge.

Die Bootstauchplätze:
Die Dhoni-Crews sind sehr hilfsbereit, nehmen Flossen und die Flaschen ab und sorgen dafür, dass man auch bei stärkerem Seegang zügig der Reihe nach aufgelesen wird und einigermaßen "schmerzfrei" wieder an Bord kommt.
Vorausschicken möchte ich, dass alle der insgesamt 14 Bootstauchgänge (mit genau einer Ausnahme) unter für den Dezember ungewöhnlich schlechter Sicht (ca. 5-15 Meter) litten, die Hälfte dazu unter mittlerer bis starker Strömung und in den ersten Tagen dazu noch relativ starkem Seegang beim Auftauchen/ Pickup, was unserem Gesamteindruck sicher geschadet hat. Wer möchte, sollte unsere Schilderungen mit der Dokumentation der Tauchplätze bei Werner Lau (http://www.wernerlau.de/new/filitheyo.de/index.html) vergleichen.

Ein Blick in mein Logbuch: Der erste Bootstauchgang war "Dolphin`s Corner", ein Tauchplatz, der nach der angeblich vorhandenen Delphin-Putzerstation benannt ist: "Hier ist der Spiel- und `Putzplatz` von Delphinen die sich hier im Sand von ihren Parasiten befreien..
Wir haben hier auch schon welche unter Wasser gesehen! Dazu gehört eine Portion Glück !", soweit Werner`s Page zum Tauchplatz wörtlich. Große Erwartungen also vor allem bei Sabine, die unbedingt mal einem Delphin unter Wasser begegnen möchte, allerdings als erfahrene Taucherin weiß, dass man dazu nicht nur eine "Portion", sondern eher extrem viel Glück benötigt. Sie hatte die Tauchcrew bereits ausgequetscht und erfahren, dass anscheinend niemand zumindest in diesem Atoll bisher einem Delphin unter Wasser nahegekommen ist- was mich stutzig machte: Putzerstation für Delphine? Also eine reine Vermutung, oder einfach nur kalkulierter Blödsinn? Wir werden das wohl niemals aufklären können, denn- wen hätte es überrascht- wir sahen jedenfalls keine: Die Sicht war schlecht (vielleicht 8 Meter; ein Schildkröten- und ein Stachelrochenschatten), und im zunehmend sandigen, uninteressanten Nordteil des Riffs, in dessen Richtung wir zunächst tauchten, war die Strömung so stark, dass wir unseren Versuch, umzudrehen und zurückzutauchen aufgaben und nach nur 47 Minuten wieder oben auf den Wellen schaukelten. Ok, das war nichts, auf zum nächsten Tauchplatz.
"Carpe Diem"- ein neuer Tauchplatz, noch nicht ins Internet gestellt. Ein Riff mit Korallenblöcken und einem Steilwandpart, der nett anzusehen ist- keine Strömung. Keine Großfische, ein paar Drachenköpfe. Relaxt und unspektakulär, uns aber nach dem Vormittags-Tauchgang sehr gelegen.
Nächster Tag: "Seven Stingrays"- den findet die komplette Crew toll. Ein Kanaltauchplatz: "Viele schöne Unterspülungen in allen Tiefen, große Fisch-Schwärme und sehr oft Adlerrochen und Barakudas. Bei starker Strömung "neckisch" zu tauchen."- das klingt ganz gut. Wir tauchten ab- Sabine kam schnell in einen Strömungsschatten einer der nördlichen Blöcke, ich konnte wegen der Ohren nicht schnell genug hinterher- keine Chance, zu folgen. Wir ließen uns gemeinsam auf das südliche Haupttila treiben- die Strömung wechselt hier ständig, es gibt gut erhaltene Weichkorallen, sonst sahen wir nichts, nicht mal einen Thunfisch. Schade.
Nachmittags ging es zu "Filitheyo Outside"...wir lasen die Beschreibung: "Der Wahnsinn! Fische, Fische, Fische! Große und Kleine. Unten an der Kanalkante stationär 5 Napoleons und ein riesiger Schwarm Fledermausfische."- Fünf stationäre Napoleons? Kaum zu glauben! Dafür nimmt man gerne in Kauf, dass man für einen Tauchgang in unmittelbarer Inselnähe (Außenriffkante) eine volle Bootsfahrt bezahlen muss, obwohl sie nur ein paar Minuten dauert. Wir kamen der Strömung wegen von Westen herein, sahen ein relativ intaktes Riff, ein paar Lobster, aber keinen Napoleon, obwohl wir eine zeitlang an der Riffkante hingen...dann haben uns die tatsächlich vorhandenen Fledermausfische entdeckt, und umschwärmten uns...erst fünf, zehn, dann immer mehr. Sabine war begeistert- das hatten wir wirklich noch nie. Bis zum Sicherheitsstopp waren wir im Freiwasser von ca. 40 "Fledermäusen" umringt, die- gewohnt neugierig- sehr nahe kamen. Das hat Spaß gemacht- da vergessen wir gerne die angekündigten Napoleons.
"Ayer`s Rock"- ein Giri mit "kleinen" Sachen, direkt nach dem Abtauchen entdeckte ich auf 15 Metern einen kleinen und einen großen Octopus, die sich sofort ängstlich in Korallenblöcke zurückzogen, sowie einen flüchtenden Igelfisch. Sabine hatte Probleme mit dem Druckausgleich, wir umrundeten dann doch noch die Formation gemeinsam, ohne jedoch mehr Interessantes zu entdecken. Unsere Hoffnung auf Größeres im Freiwasser begann allmählich zu schwinden.
"Coral Garden"...einen Tauchplatz diese Namens gibt es wahrscheinlich überall (wir hatten zuletzt einen in Safaga, der ihm gerecht wurde- eine schöne Hügellandschaft aus verschiedensten Steinkorallen, jede Menge Schwarmfisch). Wir waren gespannt, nicht zuletzt, weil es in der Beschreibung heißt: "Farbenprächtiger Platz, da mit Unmengen von verschiedenen Schwämmen bewachsen. Riesige Schwärme von Glas- und Jungfischen. Mit etwas Glück findet man hier auch Seegrassgeisterpfeiffenfische und Seepferdchen !!", und weiter: "Gesehen worden ist hier auch schon ein Gitarrenrochen". Das klingt sehr interessant und weckt wiederum Erwartungen. Sabine bat Monika von der Basis auf dem Boot, ihr doch unbedingt Seepferdchen zu zeigen, wenn sie welche finden würde. Darauf erklärte diese, dass es sich um eine besonders kleine, bisher nicht bestimmbare Art handele, die "wie milimetergrosse Staubfähnchen" auf dem Seegras aussehen würde. Eine biologische Sensation?- Wir ahnten also bereits, dass auch diese Tauchplatzbeschreibung mit Vorsicht zu genießen war, als wir abtauchten. Dann aber erwartete uns einer der enttäuschendsten Tauchgänge des Urlaubs: Die Steinkorallenblöcke und das ganze Riff wirkten zu 95% tot; vielleicht waren sie zuletzt vor einigen Jahren noch sehenswert gewesen. Die "bunten Schwämme" und die "Farbenpracht" aus der Beschreibung gingen im gewohnt trüben Wasser des Nachmittagstauchgangs völlig unter (Himmel bewölkt, Sicht nur um die 5 Meter), von den besonders erwähnten Seepferdchen und Pfeifenfischen ganz zu schweigen. Wir erahnten in einem Sandfeld einen kleinen Weisspitzen-Riffhai, dessen Schatten sich schnell verlor. Ein paar Glasfische an einem größeren Block- das war`s. Ein totaler Flop.

Frust machte sich breit, nicht nur bei uns: Ein neu angekommenes Paar aus Österreich, taucherfahren, mit Unterwasservideo- und -fotoequipment ausgestattet und- wie wir- Besseres gewohnt, formulierte es beim Abendessen drastisch: Sie hätten nach den ersten Hausriff- und Bootstauchgängen sofort die Insel wechseln wollen und sind froh, nur eine Woche zu bleiben. So negativ sahen wir es nicht, allerdings hatte auch ich meine Videokamera nach einem einzigen Versuch am Hausriff nicht mehr mitgenommen, da es sich einfach nicht lohnte. Einem britischen Tauchgast, der wegen der Nitrox-Möglichkeit nach Filitheyo gekommen war und- wie wir- auf die beworbenen "Großfischbegegnungen satt" gehofft hatte, ging es genauso- er ließ seine Videokamera fast regelmäßig auf dem Boot.
Das änderte sich leider auch bei "Bilehdhoo Kandu" nicht, einem Kanaltauchplatz, bei dem wir tags darauf gleich nach dem Abtauchen wie Fähnchen in einer der Sandstrassen an Steinblöcken hingen, während die Strömung durch den Kanal fegte. Wir verweilten hier gute 15 Minuten, gestresst von Deckung zu Deckung fliegend, in der Hoffnung, unter derart günstigen Bedingungen vielleicht doch einmal wenigstens einen simplen Grauhai vorbeirauschen zu sehen. Mit dem von Jan auf dem Boot kurz zuvor in Aussicht gestellten, angeblich hier einmal gesichteten Sandhai oder den im Sommer gelegentlich einlaufenden Mantas aus der Tauchplatzbeschreibung wollten wir fairerweise nicht rechnen. Aber: Bis zum Austauchen über den Riffplatten und dem Sand, über die wir uns danach weitere 35 Minuten treiben ließen, wieder nichts mit Großfisch! Obwohl der Tauchplatz nun wirklich das Potential dazu hatte.
"Little Channel North"- "Ebenfalls viel Großfisch", will uns die Beschreibung hier Glauben machen. "Ebenfalls"...da kam allmählich auch bei mir Ärger über die regelmäßig übertriebenen, teils absurden Bewertungen der Tauchplätze auf. Eine Steilwand mit ausgehöhlten Überhängen, nett anzusehen und gut zu betauchen. Und siehe da: Im Freiwasser erschienen immer wieder große jagende Thunfische und ein wirklich großer Barakuda, zudem ein scheuer kleiner Napoleon. Ich war zwar nicht wirklich begeistert, aber halbwegs versöhnt- der Tauchgang war ok.
Von jetzt an wurde genau ein Napoleon-Lippfisch zur festen Quote an jedem weiteren Tauchplatz, was uns freute. Wir betauchten nochmals "Filitheyo Outside" (diesmal von Osten her) und sahen auch dort zumindest einen.
"Route 66": Eine der besseren Unterwasserlandschaften mit zwei Riffhängen, die von einer Sandbucht geteilt werden- die Crew riet uns, von Nordwesten kommend nicht in die Sandstrasse hineinzutauchen, sondern schnell nach links an die Kanalseite zu wechseln, was wir auch machten. Ein klarer Fehler: Die vorantauchende Gruppe ging bis in die Sandbucht hinein und sah dort Mobulas und einige Weisspitzen-Riffhaie, wir nur eine ungewöhnlich große Schule grüner Papageienfische. Künstlerpech- der uns erteilte, unglückliche Rat sollte bei regelmäßigem Betauchen allerdings vermeidbar sein, zumal man bei geringer Strömung bequem alles abdecken kann.
"Banana Reef": Dieser Tauchplatz gehörte mit zum Schlechtesten, was wir je gesehen haben: Ein ziemlich kaputtes und versandetes Faru, viel Korallengeröll- das kann man unserer Meinung nach ersatzlos streichen. Außer dem flüchtenden Quotennapoleon nur einige Prachtanemonen...wir ertappten uns tatsächlich dabei, dass wir begannen, uns schon über derartig Triviales zu freuen. Angeblich war das Riffdach dann noch interessant- schade nur, dass in der Beschreibung dafür eine Tiefe von nur 1-2 Metern angegeben war, und uns die Crew erst nach dem Auftauchen hierüber aufklärte. Alles Banane!
"Jumping Jack Channel" (undokumentiert, ähnlich wie "Seven Stingrays"): Dies wurde unser bester Tauchgang- zwar gab es hier nur den üblichen Napoleon, er war allerdings sehr groß und neugierig, und wir verbrachten beinahe 10 Minuten mit ihm. Wiederum ein Kanaltauchplatz mit Drift, ausnahmsweise aber mal mit guter Sicht (ca. 15 Meter), dabei deutlich kühler (26 Grad Celsius statt der üblichen 29-30), da ins Atoll einlaufende Strömung. Die auch vorbeiziehenden Adlerrochen sahen wir nicht, dafür gefielen uns die weitläufige Unterwasserlandschaft und die intakten Korallen. Wir hätten uns mehr Tauchplätze dieser Art gewünscht!

Das Gefühl, nichts wirklich Spektakuläres mehr in diesem Urlaub auf Filitheyo zu Gesicht zu bekommen (ich spreche von den "Großen": Grauhaien, Mantas, Delphinen oder gar Walhaien, aber auch von interessanten "Kleinen": Schaukelfischen, Steinfischen, Fetzenfischen, Büschelbarschen, Seepferdchen, Fangschreckenkrebsen, etc.), brachte uns dazu, die verbleibenden Tage auf der Insel zu einem Nitrox-Kurs zu nutzen. Diesen hielt Monika für uns an zwei Tagen ab, er war für 95,- US-$ pro Person nicht direkt günstig (da nur 4 Theoriestunden), allerdings schließt der Preis das Leihen eines nitroxfähigen Computers für einen Tag sowie das Nutzen von Nitroxflaschen ohne Aufpreis ein (ansonsten +5,- US-$/ Flasche). Überraschenderweise war das relativ dünne NRC-Kursheft nicht inklusive, was wir etwas peinlich fanden (zumindest hätte man den Teilnehmern problemlos geheftete Kopien der wichtigsten Seiten ausgeben können). Egal- Monika hielt den Kurs wirklich gut, erklärte geduldig alles, und wir waren schon bald auch mit den gelben Nitrox-Flaschen unterwegs- ein klares Plus für das Tauchen auf Filitheyo!
Nach zwei weiteren Nitrox-Tauchgängen (nochmal "Seven Stingrays"- ein Stachelrochen und "King`s Corner"- größere Schnapper- und Füsilierschulen, ansonsten langweilig) wirkten sich dann die Unmengen an Plankton, Nesseln und Schwebeteilchen, die uns die ganze Zeit über die Sicht verdarben, schließlich doch noch auf meine Gehörgänge aus. Trotz regelmäßigen Spülens mit Süßwasser direkt nach den Tauchgängen bekam ich eine erst einseitige, dann beidseitige Gehörgangsentzündung und beendete der Schmerzen wegen das Tauchen. An dieser Stelle möchte ich mich noch mal ausdrücklich bei Monika von der Tauchcrew bedanken, die mir alternative Ohrentropfen sowie Schmerzmittel zur Verfügung stellte, als meine Medikamente versagten- wie immer sehr hilfsbereit und freundlich.

Da Sabine inzwischen nicht mehr auf spektakuläre Begegnungen unter Wasser hoffte, ließ auch sie das Tauchen an den letzten Tagen bleiben, und wir genossen noch einige ruhige Stunden an unserem Strandabschnitt und in der Sunset-Bar, in der sich inzwischen eine größere Gruppe von Tauchern gebildet hatte, die täglich bis in die Nacht Erfahrungen und Meinungen austauschten. Hier war alles von 30- bis zu mehreren hundert Tauchgängen vertreten, dazu auch Inselwiederholer. Wir waren uns unterm Strich einig, dass wir uns alle mehr erhofft hatten und vom Tauchen im Nord Nilandhe-Atoll enttäuscht waren.

Über drei Dinge ärgerten sich alle: Zunächst über das objektiv schwache und umständlich zu betauchende Hausriff (Werbung: "Spektakuläres Kanalhausriff") und die regelmäßig übertriebenen Tauchplatzbeschreibungen (Werbung: "Unberührte Tauchplätze der Superlative").
Was Sabine und mich betrifft, so hatten wir im Süd-Ari-Atoll wirklich spektakuläre Tauchplätze mit eindrucksvollen Unterwasserlandschaften ("Broken Rock", Kuda Ra Tila", "Hudhoo Kuda Tila", "Thinfushi Tila", "Uturu Tila" ) und wesentlich mehr Schwarm- und Großfisch erlebt ("Madivaru"/ Manta Point- Mantas bereits ab Ende November, "Bobana Tila": Grauhaie).
Wir möchte allerdings dem noch relativ unerschlossenen Nilandhe-Atoll zugute halten, dass- wie es in einem älteren Tauchreiseführer von 1998 nachzulesen ist- seine Riffe möglicherweise noch immer weitgehend unbekannt sind. Leider wurden auch viele der erschlossenen Tauchplätze (insbesondere die weiter entfernten) überhaupt nicht, einige dafür gleich viermal in 12 Tagen angefahren (bspw. "Seven Stingrays"), so dass wir nur den begrenzten Ausschnitt beurteilen können, den wir gesehen haben. Diejenigen, die wir betauchen konnten (12 von möglichen ca. 35), fielen jedoch ganz überwiegend in wirklich jeder Beziehung (Formation, Fischreichtum, Interessantes) hinter den "klassischen" Tauchplätzen des Ari-Atolls zurück. Wenn die Malediven vor 25 Jahren unter Wasser so ausgesehen hätten (so die Werbung), gäbe es heute dort mit Sicherheit im Gegensatz zum Roten Meer kaum ernsthaften Tauchtourismus- dazu ist der Aufwand zu groß und das Tauchen zu teuer. Ein Mit-Taucher aus Süddeutschland, der ebenfalls etwas enttäuscht war, formulierte es so: Dass Filitheyo im Nord-Nilandhe-Atoll die einzige Hotelinsel ist, könnte man ja durchaus auch negativ sehen- vielleicht würde sich das Tauchen und damit weitere Hotelinseln hier einfach nicht lohnen.
Schließlich störte die meisten Taucher auch das im Schnitt nicht wirklich ausgeprägte, allgemeine Guiding der Tauchcrew: Martin beispielsweise gab beim Bootstauchen mehrfach falsche Strömungsrichtungen und -stärken an, die anfangs für Konfusion beim Abtauchen sorgten und später nicht mehr ernstgenommen wurden. Unter Wasser machte er sich dann einen Namen als "Schneckentaucher": Stets dem persönlichen Interesse an diesem Getier folgend, entfernte er sich durch geschicktes Untertauchen der Strömungen regelmäßig von den Tauchgruppen und ging irgendwo alleine seinem Hobby nach, ohne sich viel um die Gasttaucher zu kümmern. Dies änderte sich auch nicht, als er damit aufgezogen wurde. Wir persönlich hätten uns des weiteren gefreut, wesentlich häufiger von der Tauchcrew, die oft aus drei Guides pro Boot bestand, während eines Tauchgangs auf etwaige Besonderheiten (wie getarnte Fische etc.) aufmerksam gemacht zu werden (dies passierte nur insgesamt zweimal). Aber: Entweder haben wir das nicht mitbekommen, weil die Begleitung außerhalb unserer Sichtweite herumtauchte, oder- und das war die Regel- es geschah einfach nicht. Vielleicht fehlte auch ein beschlagener einheimischer Guide, wie wir ihn auf Mirihi erlebt hatten: Einer, der wusste, was es wirklich zu sehen gab, und vor allem auch wo, und der sich darüber hinaus nicht zu schade war, es allen Interessierten zu zeigen. Denn: Solche Eindrücke nimmt man mit und erinnert sich noch Jahre später gerne daran.

Für "Großfischbegegnungen satt" (Anzeige) kann sicher niemand eine Garantie geben (auch nicht Werner Lau, der es aber versucht). Und- wenn es- wie in unserem Urlaub- in 14 Tagen auf einer Außenriffinsel in einem kaum betauchten Atoll praktisch überhaupt nicht dazu kommt, ist auch die Tauchcrew der Basis nicht daran Schuld.
Sicher, Marketing ist wichtig- man sollte aber das Tauchen auf Filitheyo deutlich behutsamer bewerben. Denn: Wer vollmundig unseriöse Versprechungen macht, die niemand halten kann, und die vor allem auch nicht den Tatsachen entsprechen, verliert seine Kunden.

Sabine und ich waren uns jedenfalls am Urlaubsende einig: Die Tauchbasis auf Filitheyo ist insgesamt in Ordnung und wir waren gut mit der Crew zurechtgekommen. Dennoch würden wir aus Ärger über die markige, irreführende Werbung und insbesondere wegen der zu großen Diskrepanz zwischen den überzogenen Schilderungen und dem tatsächlich Gebotenen nicht wieder bei Werner Lau tauchen- und zwar auch nicht auf den anderen Inseln.

Unser Fazit zu Tauchbasis, Hausriff und Bootstauchplätzen:
- Ordentliche Tauchbasis mit guter Ausrüstung und nur kleinen Schwächen (Sicherheit, UW-Fotografie)
- Großes Plus: Das Nitrox32-Angebot
- Nette, sehr hilfsbereite Tauchcrew, leider etwas unmotiviertes UW- Begleiten der Bootstauchgänge
- Nur für Maledivenneulinge und Tauchschüler lohnenswertes, unspektakuläres und größtenteils beschädigtes Hausriff, leider zudem umständlich zu betauchen
- Gute, internetgestützte Dokumentation der Bootstauchplätze, leider übertrieben positiv und z.T. unglaubhaft; beschriebene Begegnungen bleiben größtenteils aus
- Entferntere Tauchplätze werden kaum angefahren, leider zu häufige Wiederholungen (Zeitraum: 2 Wochen)
- Bootstauchplätze (soweit angeboten) insgesamt schwach (Vergleich: Ari-Atoll), leider keine interessanten/ ausgefallenen UW-Formationen
- Für Außenrifflage und geringe Tauchfrequenz viel zu wenig Großfisch (in unserem Urlaub: Keine einzige nennenswerte Begegnung), leider auch nicht an den zumeist interessanteren Kanaltauchplätzen

Zusammenfassung zum Urlaub auf Filitheyo:
Filitheyo lohnt sich unserer Meinung nach für Erholungssuchende, Schnorchler und Tauchanfänger, die Wert auf gutes Essen legen und sich an den beschriebenen Service-Schwächen zum geforderten Preis sowie der Moskitoplage nicht stören. Erfahrenen Tauchern und Urlaubern mit Unterhaltungsbedarf oder kleinen Kindern würden wir aus den genannten Gründen derzeit von einem Urlaub auf Filitheyo abraten.