Mit
„Made in Germany" aufgewachsen ...
Mit
„Made in Germany" aufgewachsen und beruflich mit schweizer Effizenz und
Präzision vertraut, war ich doch überrascht wie Hotel und Tauchbasis am Rande
der Wüste, nur 500km von der sudanesischen Grenze entfernt, diese Eigenschaften
verkörpern. Es war ja nicht unser erster Tauchurlaub in Ägypten. Wir hatten
schon einige Überraschungen hinter uns, und eines war klar südlicher als El
Quesir findet man die Annehmlichkeiten der Zivilisation noch nicht. Für den
Tauchurlaub -zurück zur Natur- und 14-Tage im Beduinenzelt konnten wir uns
allerdings auch noch nicht begeistern. Als uns im Rahmen einer Incentivereise
dann EL Quesir angeboten wurde, haben wir ohne lange zu überlegen zugesagt.
Die sofort im Internet gestartete Recherche brachte nur positive Berichte zu
tage. Sowohl Tauchbasis als auch das 5-Sterne Mövenpick Hotel werden perfekt
geführt, wurde darin berichtet. Auch die Homepage der Subex-Tauchbasis war
schnell gefunden und enthielt neben der Beschreibung der Basis auch die
Preisliste. Spätestens hier war klar, daß Perfektion immer ihren
(gerechtfertigten) Preis hat.
Schon
nach wenigen Minuten war uns klar: Dieses Hausriff ist super fotogen und in
einem hervorragenden Zustand. Schnorchelnd treiben wir im Roten Meer, „alle
Viere" von uns gestreckt und können uns an dem Gewimmel unter uns nicht
satt sehen. Nur wenige Meter vom Steg entfernt tummeln sich so viele Fische wie
wir es selten erlebt haben. Die schon bald untergehenden Sonne erzeugt ein
schönes warmes Licht und zeigt uns mit einer typischen Roten Meer Sichtweite
den Grund überdeutlich. Der Erste Blaupunktrochen wird schon nach wenigen
Minuten bejubelt, aber schon bald sehen wir, daß es diese, genau wie die
Krokodilsfische, in großer Anzahl gibt. Wir fiebern schon jetzt dem morgigen
Tauchgang entgegen.
Ja, so lange müssen wir uns leider gedulden. Trotz der Buchung mit Condor und
einem kurzen Flug am sehr frühen Morgen dauert es dann doch noch drei Stunden
bis wir unser Hotel, das Mövenpick Sirena Beach Hotel in El Quesir, erreicht
haben.
Der Transfer vom Airport Hurghada zum Hotel führt uns nach
Süden Richtung Sudan und fast beständig an der Küstenstraße entlang. Schon
direkt hinter Safaga erkennen wir das Saumriff, das für diesen Teil der Küste
typisch ist. Das heutige Riff ist „nur" einige tausend Jahre alt und auf
dem Gerüst eines Ur-Riffs, das durch einen stark sinkenden Meerespiegel
zerstört wurde, neu entstanden. Die hervorragenden Sichtweiten im Roten Meer
sind durch die mangelnden Niederschläge an der Küste sowie den seltenen
Stürmen begünstigt. Nur bei hohem Wellengang wird Sand aufgewirbelt, der dann
die Sichtweit auf wenige Meter beschränkt. Der Mangel an Schwebeteilchen
begünstigt zusammen mit dem hohen Salzgehalt und der nahezu konstanten
Wassertemparatur und reichlich Tageslicht das Wachstum der Korallen bis weit
unter die 40 Meter Grenze. Die Riffkante ist fast immer zerklüftet und in den
wenigen Buchten entlang der Küste von kleineren Sandstränden unterbrochen. Bei
Ebbe erstreckt sich dieses nur knapp mit Wasser bedeckt nahezu 50 Meter in das
offene Meere, bevor die Riffkante, als Wellenbrecher mit weißen Schaumkronen,
den Übergang in die Tiefe anzeigt.
Genau an einer dieser Buchten und nur wenige Kilometer von El
Quesir entfernt befindet sich das 5-Sterne Hotel und die Subex-Tauchbasis. Beide
überzeugten unter der Leitung eines schweizer Managements, trotz der hohen
Preislage, durch Service und Qualität. Die Bungalows sowie der Rest der Anlage
waren in einem hervorragenden (gewarteten) Zustand, und auch Essen und
Unterhaltung waren abwechslungsreich und den Sternen angemessen.
Die Tauchbasis besticht schon beim Check-In durch freundliches Personal und
für Ägypten ungewöhnliche Ordnung. Eine kleine Werkstatt ist ebenso
vorhanden, wie das zahlreiche in gutem Zustand befindliche Leih-Equipment.
er Staff ist für uns
immer ansprechbar und erklärt uns den Ablauf auf der Basis. Neben den drei
Zeitzonen für das Hausriff werden noch Jeep-Safaris zu den im Norden und Süden
liegenden Tauchplätzen angeboten. Ein vor der Bucht gelagerter Korallenstock
kann nur bei bestem Wetter angefahren werden. Die Basis hat zwar einen Steg
über das Riff hinweg zur Riffkante, aber dort können keine größeren Boot
ankern. Die kleinen Boote sind aber sehr stark wetterabhängig ,und somit finden
nur selten Ausfahrten statt. Für erfahrene Taucher gibt es praktisch keine
Limits in Bezug auf Zeit und Tiefe. Wer kein Anfänger ist und sich sicher
fühlt, kann direkt nach seinem Check-Dive selbständig mit seinem Buddy
losziehen.
Die Basis verfügt über reichlich 12 und 15 Liter Flaschen,
die direkt am Steg gelagert werden. Somit kann man den langen Weg von der Basis
zum Einstieg ohne das Hauptgewicht zurücklegen. Ja, das ist Service!
El Quadim
Es ist selbstredend daß wir nur mit 15 Liter Flaschen
tauchten und damit Tauchzeiten von über 70 Minuten erreichten. Die Bucht mit
dem El Quadim genannten Hausriff besteht aus den beiden Saumriffen im Süden und
Norden und aus einigen Korallenstempeln in der Mitte der Bucht. Die Tiefen
reichen von 5 Meter im Bereich des Stegs bis etwa 30 Meter an der Riffkante. In
der Mitte der Bucht geht es dann schnell von 25 Meter bei den Korallenstöcken
auf über 60 Meter in Richtung offenes Meer hinab. Die Bucht selbst wird von
einem hellen und feinsandigen Sandboden dominiert, der ein ideales Brutgebiet
für Drückerfische ist. Fast auf allen Tauchgängen begegnen wir Blauen- und
Riesendrückerfischen nicht selten beim Nestbau.
Für die Vormittagstauchgänge bietet sich die linke Seite
der Bucht an. Auf dieser Seite gibt es alles, was das Taucherherz begehrt. Die
vielen Einschnitte und die riesigen Feuerkorallen bieten einer Vielzahl von
Lebewesen einen Lebensraum. Von den kleinsten Schnecken bis zu gewaltigen
Makrelenschwärmen ist alles vertreten. Um nicht den gleichen Weg doppelt
zurückzulegen, hat die Basis einen Shuttleservice eingerichtet. Mit einem
kleinen Boot wird man in voller Montur bis zum gewünschten Punkt am Saumriff
gefahren und kann dann gemütlich und meistens ohne Strömung zum Steg
zurückschwimmen.
Die rechte Seite ist nicht ganz so farbenfroh, und je weiter
man an die Außenkante kommt, desto mehr ist es versandet. Trotzdem ist diese
Seite nicht langweilig, denn hier „wohnen" einige kapitale
Halbmond-Zackenbarsche.
Diese sind ein perfektes Objekt für den Fotografen, da
sie regungslos und von einem „Fotofisch" vollständig unbeeindruckt an
ihren Stammplätzen stehen. Den schüchternen Fledermausfisch abzulichten war
jedoch ein größeres Unterfangen und bedurfte einer gezielten „Jagdstrategie".
Direkt am Eck und auf etwa 30m findet man eine wunderschöne Anemone, deren Arme
mit einem neon-pinken Saum umgeben sind. Leider ist es mir nicht gelungen, diese
in ihrer vollen Brillianz auf das Bild zu bekommen. Auch die kleinen Schnecken
und Federwürmer lassen sich ohne ein spezielles Macroobjektiv nicht in voller
„Größe" im Bild einfangen.
Bei fast jeder Rückkehr zum
Sandbereich vor dem Steg wurden wir von einem kapitalen Barrakuda,
Trompetenfischen oder einem Schwarm Kalamares begrüßt. Es war selbstredend,
daß der Film natürlich immer voll oder die Flasche vollständig leer waren und
somit von diesem Schauspiel keine Bilder existieren. Schade,
Schade, Schade !!!
Schon nach kurzer Zeit hatten wir die optimale
Kombination von Hausrifftauchen und Jeep-Safaris gefunden. Da die Anzahl
der Gäste das Maximum für die Basis erreicht hatten, mußten wir uns
schon zwei
Tage
im Vorraus für die entsprechenden Tauchgänge eintragen. Dies war
natürlich der kleine Nachteil den die (Selbst)-Beschränkung bei allen
Tauchplätzen und am Hausriff mit sich brachte. Für El Quadim gab es
drei Zeitbereiche von je 3 Stunden in denen man seinen Tauchgang starten
konnte. Für die Jeep-Safaris beschränkte sich die Anzahl der Personen
auf das Fassungsvermögen der Jeeps.
Für uns bedeutete dies, daß wir am Vormittag das Hausriff
betauchten um dann bei der zweiten Jeep-Safari um 14 Uhr mitzufahren. Daß wir
dann doch häufiger auch am Nachmittag am Hausriff tauchten lag am Wetter, das
es nicht ermöglichte alle Tauchplätze in der Umgegend anzufahren. Der starke
Wellengang und die damit verbundene starke Oberflächenströmung machten viele
Plätze unzugänglich. Bei den Jeep Safaris erkundeten wir Maheleg, Safaga II,
El Kahaf und Serib Soraya.
Leider
konnten wir in dieser „kurzen" Woche an keinem Nachtauchgang teilnehmen.
Wir sind eigentlich keine begeisterten Nachttaucher, aber in der Hausriffbucht
gab es einige der schönsten Nacktschnecken. Die „Spanische Tänzerin",
leider nachtaktiv, wird bis zu 45cm(!) groß und ist feuerrot mit einem kleinen
Büschel auf dem „Kopf". Es war frustierend, aber leider konnten wir die
grazile Schwimmerin nicht bewundern.
Etwas mehr Glück hatten wir beim Nachwuchs, denn am letzten
Tag fanden wir ein Gelege, das wie ein Haarband um einen Riffkopf gewunden war.
Selbst im tieferen Bereich, in 47 Meter Tiefe, hat das
Hausriff noch sehr schöne Korallenstöcke. Diese sind zwar kleiner aber noch
immer vollständig und farbenfroh bewachsen. Das pralle Leben findet jedoch
oberhalb der 20 Meter Grenze statt.
Wenn man es zum ersten Mal
erlebt, bleibt einem fast das Herz stehen. Ein riesiger Schwarm silbrig
glänzender Fische (Großmaul-Makrelen) kommt in hoher Geschwindigkeit und mit
weit aufgerissenen Mäulern auf dich zugeschwommen. Dreht kurz vorher ab,
schwimmt zurück zur Oberfläche und stürzt erneut heran. Doch schon nach
kurzer Zeit begreift man den eigenartigen Tanz. Es geht um Plankton, das sich an
der Oberfläche im Sonnenlicht gesammelt hat und das auf diese Art sehr
effizient ausgefiltert wird. Wird das Maul dann wieder "eingeklappt",
sieht es wieder mehr nach Fisch, sprich Makrele, aus. An dem Fotofisch störten
sie sich jedoch wenig. Das für uns unsichtbare Plankton muß einfach zu lecker
gewesen sein. Ein absolut spektakuläres Erlebnis!
Maheleg
Unsere erste Jeepsafari ging nach
Maheleg. Dieses Riff befindet sich etwa 30 Minuten südlich von El Quesir. Da
dieses in der Entwicklung deutlich hinter Hurghada zurücksteht und nur die
notwendigste Infrastruktur bietet, hatten wir die kleine Hafenstadt, eher ein
Fischerdorf, noch nicht besucht. Die Bauaktivitäten waren zahlreich und der
Bauschutt lag überall. Im kleinen natürlichen Hafen ankerten die
Tauchsafarischiffe an der Jetti und die kleinen Fischerboote in der Bucht. El
Quesir wurde ähnlich wie Safaga und Port Sudan schon seit der Zeit der
Pharaonen als Hafen und Warenumschlagsplatz bevorzugt. Jedoch dann über viele
Tausende von Jahren nur als Militärposten ohne Bedeutung genutzt. Erst durch
den Tauchtourismus und die ständig Suche nach unberührten Tauchplätzen gewann
es wieder an Bedeutung. Aktuell gibt es nur vier Hotelresorts, jedoch sind die
Baupläne erheblich, und es wird, sofern der kleinen Flugplatz im Süden je
gebaut wird ,ähnlich „explodieren" wie Hurghada.
Die Fahrt mit den Jeeps war schnell und hinreichend
komfortabel. An der richtigen Stelle an der Küstenstraße, nein Schilder gab es
keine, ging es dann über eine kurze unbefestigte Sandstrecke bis kurz vor den
Tauchplatz. Dort angekommen wurden sofort Decken auf dem Sand ausgebreitet,
damit sich die Gäste, und als solche fühlt man sich auch wirklich, ohne „Sand
im Getriebe" umziehen konnten. Die Jeeps und Anhänger waren perfekt für
die Safaris optimiert. Ersatzausrüstung, immer reichlich volle Flaschen und
natürlich die gesamte Sicherheitsausrüstung befanden sich griffbereit. Selbst
Frischwasserduschen, zumindest für Hände, Füße und Haare, waren vorhanden.
Das Briefing durch die Tauchlehrer war immer sehr
ausführlich und die Zeichnungen der Rifftopologie immer gut dokumentiert. Die
Bereitschaft ,die Besonderheiten des Tauchplatzes mit uns zu teilen, war sehr
groß. (Danke Manuel)
Der Reiz an Maheleg war nicht nur
die „fast" Steilwand sondern viel mehr der „Echte Steinfisch", der
unbekümmert seit Monaten an der gleichen Stelle sitzt und sich durch absolut
nichts auch nur zu einem Augenzwinker überreden läßt.
In etwa 8m, in futtertechnischer Hinsicht an einer günstigen Stelle, wartet er
dort geduldig auf entsprechende Opfer. Dies muß nicht ganz unerfolgreich sein,
wie wir an seiner Größe erkennen konnten. Die Tarnung war perfekt, denn ohne
unseren Guide hätten wir ihn selbst aus kürzester Entfernung nicht gefunden.
Die „Wand" selbst war nicht
senkrecht sondern fiel in einem Winkel von 45° ab. Der Bewuchs war nicht so
stark wie am Hausriff, und wir erkundeten auf dem Weg in Richtung Norden,
entgegen der Strömung, zunächst den tieferen Bereich (40m). Dort gab es
einzelne Korallenstöcke, kleine Grotten und große Gorgonien. In der Ferne
sahen wir schemenhaft einen Delphin vorbeischwimmen, den wir jedoch nicht für
uns interessieren konnten.
Kurz vor dem Wendpunkt überraschte uns
dann ein Riesendrückerfisch und dieser verliebte sich in die türkisfarbenen
Flossen von Christine. Den ganzen Rückweg wunderte sie sich, warum der Fisch in
seiner torkelnden Schwimmweise immer wieder an ihr vorbeiflitzte. Daß er
ständig Angriffe auf ihre Flossen schwamm merkte sie nicht. Wer schaut schon
nach hinten? Glücklicherweise drehte er immer wenige Zentimeter und ohne ernste
Beißversuche vor den Flossen ab.
Safaga II
Unsere zweite Jeep-Safari ging nach
Norden zu einem Riff etwa 10 km südlich von Safaga. Der Wind hatte seit Tagen
zugenommen, und die hohen Wellen und die starke Strömung hatten die Anzahl der
Tauchplätze auf zwei geschrumpft. Safaga II lockte uns jedoch trotz des Risikos
der Strömung mit einer Aussicht auf Haie. Selbst für die langjährig in diesem
Gebiet tauchenden Guides ist es nahezu unmöglich, die Strömung unter Wasser von
Land aus zu beurteilen. Wir stimmen in der Gruppe ab, ob wir das Risiko eingehen
wollten. Einstimmigkeit herrschte bei den Tauchern, nur der Guide war etwas
nachdenklich. Die Ausrüstung war schnell angelegt, und der beschwerliche Weg
über das Riff zu einem Einschnitt im Riff und dem für das Abtauchen gewählten
Kanal wurde schon abenteuerlich. Die Ebbe war noch nicht erreicht, und das vom
Riffdach ablaufende Wasser sowie die vielen Löcher im Riffdach machten die 50
Meter sehr beschwerlich. Einige krochen die letzten Meter bis zum Einstieg.
Mit den Worten des Tauch-Guides in den Ohren, genügend Luft
für den Rückweg durch den Kanal einzuplanen, werfen wir uns über die
Riffkante in den Kanal.
Die Strömung erfaßt uns und sofort schießen wir im Kanal
entlang. Da ist es auch schon passiert! Aus dem Augenwinkel sehe ich wie mein
Buddy den falschen Abzweig nimmt und schon sind wir getrennt. Ich greife nach
dem ersten erreichbaren Riffblock und hänge mit nur einer Hand wie ein
Fähnchen im Wind, und warte. Eigentlich müßte dieser Abzweig eine Sackgasse
sein. Das Warten ist mir dann nach 10 Sekunden doch zu riskant und ich kämpfe
mich, mit allen Vieren und um Halt ringend, gegen die Strömung zurück und in
den Abzweig hinein. Schon nach wenigen Meter läßt die Strömung nach, die
Sichtweite wird besser und mein Buddy kommt, schon auf dem Rückweg, in Sicht.
Wir geben uns kurz das OK-Zeichen und schwimmen erneut im Hauptkanal. Wir
steuern nur mit den Flossen und versuchen die Abzweigungen und Riffstempel
rechtzeitig zu erkennen, um den Weg zum Ende des Kanals unbeschadet zu
erreichen. Wahnsinn, so muß Fliegen sein!
Der Kanal führt schräg nach unten, und auf 30 Meter läßt
die Strömung dann endlich nach, und wir können die im Briefing erwähnte
hufeisenförmige Korallenformation im trüben Wasser gerade noch erkennen.
Damit wir den Eingang auf dem Rückweg mit Sicherheit erkennen, legen wir aus
toten Riffresten einen großen Pfeil. Sicher ist sicher! Einige aus unserer
Gruppe sehen wir wesentlich höher, mit der Strömung nach Süden schwimmend und
auf der Suche nach den Haien verschwinden.
Die am Riff entlangfließende Strömung ist schwach, und wir
beschließen zum Hufeisen hinauszutauchen. Dort entdecken wir eine vollständig
mit einem roten Schwamm bewachsene Gorgonie. Nach einer ausgiebigen Fotopause
tauchen wir höher in Richtung der Gruppe in der Hoffnung auf ein Haibild. Bei
20 Metern nimmt die Strömung wieder deutlich zu. Schon nach wenigen Metern
beschließen wir umzudrehen, da wir definitiv mit 100 Bar am Kanal sein
möchten.
Daß diese Entscheidung richtig war, merken wir schnell.
Gegen die Strömung kommen wir nur langsam voran und verbrauchen viel Luft und
Kraft. Wir tauchen wieder tiefer und finden gegen die geringere Strömung recht
schnell zum Hufeisen zurück. Wir haben noch deutlich über 100 Bar und
beschließen trotzdem den Tauchgang zu beenden. Als zusätzliches
strömungsungünstiges Handicap wird der „Aufstieg", nur mit einer Hand
und dem extra Wasserwiderstand der Kamera, anstrengend genug werden. Zur
besseren Orientierung schwimmen wir dicht über dem Grund langsam Richtung Kanal
zurück in die milchige Suppe. Bei 15 Metern Tiefe können wir dann aus eigener
Kraft keinen Vortrieb mehr erzeugen. Wir klammern uns an die Riffblöcke am Rand
des Kanals. Es ist viel schlimmer als erwartet. Wie Blätter im Sturm „fliegen"
Algen, Weichkorallen und ganze Riffteile an uns vorbei. Viel schneller als daß
wir genau erkennen können, was es ist. So muß es in einem Hexenkessel sein.
Meter für Meter kämpfen wir uns mit den Händen an Korallen
festhaltend und mit den Füßen abstützend voran. Nur nicht abrutschen, denn
dann muß man von vorne beginnen. Wir verbrauchen schnell viel Luft. Nach etwa
10 Meter machen wir den ersten Halt und warten, bis sich die Atmung beruhigt und
die Kräfte wieder zurückkehren. Statt weniger, wird die Strömung jedoch
beständig stärker. Wir erreichen den 5-Meter Bereich und klemmen uns mit dem
Rücken unter einen Überhang. Die Strömung drückt uns in den Bauch und somit
mit der Flasche genau gegen den Riffblock. Mit wenig Kraft können wir uns hier
ausruhen und unseren 3 Minuten Sicherheitsstop abwarten.
Wir haben noch knapp 70 Bar und das schlimmste Stück liegt
noch vor uns. Jeder kämpft für sich um den richtigen Halt, aber das „Training"
auf den Malediven hat uns eingebläut immer in Reichweite voneinander zu
bleiben. Wenn nur einer abrutscht...
Die genaue Position im Kanal haben wir mit nur 2 Metern
Sichtweite nicht mehr. Es geht aufwärts und gegen die Strömung. Das kann nicht
so verkehrt sein. Mit aller Kraft ziehen wir uns weiter am Riff entlang und nach
einigen Meter erkennen wir unsere Sackgasse vom Anfang und wissen, daß es fast
geschafft ist. Wir sind jetzt nur wenige Meter unter Wasser und haben die
Riffkante vor uns. Diese ist noch 40cm mit Wasser bedeckt und glitschig. Wir
haben erhebliche Schwierigkeiten, einen sicheren Halt zu finden. Ich hänge mit
nur einer Hand in einem Riffloch und kann meinen Kopf aus dem Wasser heben. Die
ägyptischen Helfer stehen schon mit Seilen in der Hälfte zwischen Riffkante
und Ufer und schauen besorgt in unsere Richtung. Nach Winken mit der Kamera
verstehen diese, daß wir nicht alleine auf das Riffdach zurückkommen und eilen
zur Hilfe. Da passiert es. Die Strömung reist mir die Kamera aus den Händen.
Daß es dann doch nur Christine war, die mir helfen wollte auf das Riffdach zu
krabbeln erkenne ich erst, nachdem der Schreck vergangen ist. Der Ägypter zieht
mit aller Kraft, und ich robbe mich über das Riff nach vorne. Nach etwa 25
Metern gelingt es mir dann aufzustehen. Ich bin fertig, meine Kraft ist alle.
Mit nur 49 Bar hätte in letzter Sekunde wirklich nichts schief gehen dürfen.
Der Helfer versucht sofort, Christine mit dem Seil zu Hilfe zu kommen, verfehlt
aber Christines ausgestreckte Hand mehrfach und eilt dann zu einer anderen
Gruppe, die noch weiter draußen an der Riffkante um Hilfe ruft. Die Kamera fest
umklammernd muß ich tatenlos zusehen wie Christine sich Meter um Meter auf dem
Riffdach nach vorne kämpft und dann endlich neben mir steht. Die Strömung ist
auf dem gesamten Riffdach noch so stark, daß wir fast erneut umgerissen werden.
Nach kurzer Verschnaufpause und in seichterem Wasser
angekommen, halten wir nach anderen Tauchern Ausschau. Die meisten haben es
nicht in den Kanal geschafft und beschlossen, am Außenriff inmitten der
Brandungswelle aufzutauchen. Nur eine Gruppe um Andy hat sich noch bis zur
Hälfte des Kanals vorgekämpft. Aus dieser Gruppe löst sich dann ein
Blondschopf, und wir sehen nur eine Flasche, die scheinbar schwimmend sich
Stück für Stück auf uns zu bewegte. Wenige Meter von uns entfernt erkennen
wir dann Andrea, die erleichtert das letzte Stück zurücklegt. Mit vereinten
Kräften können wir sie aufrichten und machen uns, unfähig noch anderen zu
helfen, auf den Weg ans Ufer.
Nach und nach kommen alle am Ufer an. Nicht nur die
Anstrengung ist jedem in das Gesicht geschrieben. Einige Ausrüstungsteile
gingen bei dem langen Weg über das Riff zu guter Letzt dann auch noch verloren.
Da bis auf Christine alle ohne Handschuhe abgetaucht waren, mußten zahlreiche
Wunden an den Händen desinfiziert werden. Andy hatte sogar eine tiefe
Schnittwunde im Knie, die getaped werden mußte.
Nachdem der Schreck verklungen war und uns dank unserer eigenen Vorsicht
nichts passiert war, konnten wir uns dann doch für dieses nur 39 Minuten
dauernde Abenteuer begeistern. Der Einstieg durch den Kanal war super. Schade,
das man nicht nur diesen Teil buchen kann. Trotzdem haben wir noch einiges
dazugelernt. Ich werde, wenn ich die Handschuhe schon in den Taschen habe, diese
vor dem Tauchgang auch anziehen. Ganz wichtig: Die teure Kamera bekommt einen
Haken, mit dem man diese am Jacket für weitere Vorfälle sichern kann. Das
Problem mit dem über das Riffdach und durch den Kanal ablaufenden Wasser haben
wir deutlich unterschätzt. Nur zwei Stunden später -bei Ebbe- wäre dies ein
problemloser Tauchgang gewesen.
El Kahaf
Auf unserer Suche nach einem
weiteren Riff mit Haien haben wir zwei Trips nach El Kahaf unternommen. Dieses
Riff wird durch einen Einschnitt im Riffdach betaucht und bietet unter Wasser
ein von Einschnitten, Höhlen und Kanälen mit vielen Sackgassen geprägtes
Revier. Auch bei einem Wiederholungstauchgang bietet es viel Abwechslung. Im
tieferen Bereich findet man zahlreiche feuerrote und bis zu 3m lange
Peitschenkorallen sowie auf 10 Meter eine riesige Salatkoralle.
Wer glaubte, daß die Kommunikation unter Wasser eine Gruppe
von Taucherinnen behindern würde, sah sich getäuscht.
Den Beweis, ohne Worte aber mit vielen Blasen, kann man auf
den folgenden Bildern bewundern.
Die, dank der Schwerelosigkeit artistisch perfekt
vorgeführte dreier Pyramide hat so manche Taucherbrille geflutet. Selbst die
Fische haben sich angeblich vor Lachen den Bauch mit den kurzen Stummelflossen
gehalten . Nur der Foto-„Hai" hat sich angeblich, vermutlich wegen dem
Dreier, genießerische über die Zähne geleckt.
Daß der "versprochene" Hai beim ersten Tauchgang wunderschön in seiner
Höhle „schnarchte", aber die Kamera nicht wollte, und beim zweiten Mal
die Kamera dann doch wollte, aber der Hai was anderes vor hatte, ist eine andere
Geschichte.
Der
gewöhn- liche Igelfisch Diodon hystrix „fliegt"
wie ein UFO im All vorbei. Trotz seiner Größe von fast 70cm ist er sehr
schreckhaft und läßt uns nicht näher an sich heran. Sein Gebiß steht markant
hervor und sieht aus wie ein großer Zahn.
Eine Seltenheit war dann der nur 10 cm große Papgeienfisch.
Der Schnabel mit seiner typischen Form ist schon deutlich zu erkennen.
Die Einschnitte mit großen Sandflächen und beständiger
Strömung bieten den Anemonen gute Wachstumsbedingungen. Wir konnten bei nur
einem Tauchgang drei verschiedene Varianten bewundern.
Die Clownfischfamilie war wie immer wachsam und sofort in
Verteidigungsstellung. Ihre "Burg" wurde gegen alle Feinde (z.B.
Fotofische) ohne Angst verteidigt. Glücklicherweise sind die Bisse nicht
schlimmer als ein Zwicken und somit für den Fotografen auszuhalten.
Anemonenfische leben ausschließlich in Symbiose mit den
Seeanemonen. Eine Eigenheit der Fischfamilie ist der Geschlechterwechsel
zwischen Männchen und Weibchen. Das größte Weibchen ist
der CHEF der Familie,
und sollte dieses sterben, übernimmt das stärkste Männchen diese Rolle und
wechselt auch noch umgehend sein Geschlecht.
Da haben wir Homo Sapiens durch unsere Evolution ja gerade noch `mal Glück
gehabt!
Serib
Soraya
Serib Soraya hatte auch sehr
schöne Hart und Weichkorallen, war jedoch nicht so stark bevölkert wie die
anderen Riffe.
In der Tiefe von 30 Metern konnten wir einige vollständig
bewachsene Korallenstöcke aufspüren. Großfische gab es jedoch leider an
diesem Tag keine.
Die schönen bunten Fische, allen voran der Igelfisch, fanden
wir nur im flachen Bereich, der, wie am gesamten Saumriff um El Quesir, von
Einschnitten geprägt ist. Der Igelfisch hat die schönsten Kuller-Augen, die
man sich vorstellen kann. Leider ist er noch schüchterner als jede
"Jungfrau".
Die großen Kulleraugen haben natürlich eine wichtige Funktion. Dieser zur
Familie der Kugelfische gehörende Igelfisch ist nachtaktiv.
Quad
Nach soviel Tauchen, und Mangels
Kultur und Einkaufsbummel, drängt nach einigen Tagen das Bedürfnis doch etwas
in der Wüste zu unternehmen. Was liegt näher, als die nach Abenteuer
aussehenden Quads zu mieten. Dies stehen, frisch geputzt und in Reih und Glied,
vor dem Recreation-Center direkt im Resourt.
Es gibt verschiedene Touren und wir entscheiden uns für „Rock
& Roll", für ein Maximum an Fahrspaß in zwei Stunden.
In voller Montur mit einem leuchtend roten Helm sitzen wir
auf unseren Quads und warten auf den Start. Die wenigen Funktionen sind schnell
erklärt und gewöhnungsbedürftig ist nur der Gashebel, der anderes als beim
Motorrad nicht im Griff integriert ist. Kuppeln müßen wir auch nicht. Einfach
schalten reichte aus. Nach einer letzten Ermahnung nicht mit dem Lenker unter
dem Arm zurückzukommen geht es im „Gänsemarsch" endlich los. Kurz
hinter dem Resort beginnt einen staubigen Weg der direkt in die Wüste und in
Richtung der umliegenden Hügelkette führt.
Die Route ist zu Beginn noch nicht so anspruchvoll,
vorausgesetzt man folgt immer dem Guide. Nur wer machte das schon? Je nach
Fahrweise des Vordermannes mußte der letzte -der Fotograf- mehr oder noch mehr
Sand schlucken. Mit der Zeit wird der Guide dann doch mutiger und in schneller
Fahrt geht es durch schmale Canyons und vorbei an einem verlassenen Wüstenort
mit drei Geistern, die diesen beschützen sollen! Christine, der es nicht
schnell genug gehen kann nimmt das Motto „Rock & Roll" dann doch zu
wörtlich und schwupp lag sie unter ihrem Quad.
Nach zwei Stunden, vollständig mit Sand bedeckt und dem
Gefühl eines sich ankündigenden Muskelkaters, erreichen wir wieder das Hotel.
Ein grandioser Trip.
Für Heute genug, aber Morgen, da könnten wir...