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MantaandreasPadi MSCD175 TGs

Brothers Tour 2004 – Eine Woche an Bord der Heave ...

Brothers Tour 2004 – Eine Woche an Bord der Heaven Freedom (14. – 21. Oktober’04)


Was erwartet ein Leser von einem Reisebericht ?
Übersichtliche kurz gehaltene Informationen, die er weiter verwerten kann.
Problem: Viele persönliche Eindrücke und Emotionen gehen dabei verloren, denn man versucht, sachlich zu berichten und einen lebendigen Urlaub auf nüchterne Fakten zu reduzieren.

Ich will versuchen, es möglichst vielen Recht zu machen ohne dabei meine Begeisterung für die Reise ganz unter den Tisch fallen zu lassen.

Über Robert Wilpernig’s Wirodive perfekt eingefädelt, gebucht und organisiert ging es als Wiederholungstäter am 14.10. nachmittags über Stuttgart mit Hapag Lloyd und einiger Verspätung (ich galube, die bucht man bei Habag immer gleich mit !) nach Hurghada.
Von dort wurden wir in dreieinhalb Stunden mit einem „Kleinstbus“ weiter nach Ras Ghalib gebracht, denn dort lag die Heaven Freedom vor Anker.
Hier ein wichtiger Tip für alle: Wer auch von Ras Ghalib mit der Heaven Fleet ablegen sollte - wenn irgendwie möglich - direkt nach Marsa Alam fliegen, denn der Transfer nervt schon etwas.

An Bord der Heaven Freedom hieß es dann auf Grund der vorgerückten Stunde: Schuhe aus, Tauchzeug verstauen, Koje beziehen und gute Nacht.

Am nächsten Morgen waren wir dann komplett und sind mit einer Gruppenstärke von 21 Teilnehmern und Teilnehmerinnen, zusammengesetzt aus Österreichern, Schweizern und Deutschen in See gestochen. What a explosive mixture………

Nach einer ausführlichen Einweisung und der Vorstellung aller für uns relevanten Dinge durch Guide Richy ging es dann vormittags zum obligatorischen Checkdive an den Tauchplatz Ras Torombi mit Einbleien und Aklimatisieren.

Ohne Zeit zu verlieren nahm die Heaven Freedom dann Kurs auf die Brothers. Die Überfahrt war sehr angenehm, kein starker Seegang und tolles Wetter. Bei der Überfahrt gab es übrigens einen springenden Blue Marlin zu sehen – sehr beeindruckend.

In der Dunkelheit sind wir dann abends an den Brothers angekommen und haben am Little Brother angelegt. Im Scheinwerferlicht haben uns dann bereits die ersten Longimani begrüßt und haben in den Lichtkegeln ihre Runden gedreht.

Im Morgengrauen des nächsten Tages hieß es dann Brieving zum Early-Morning-Dive (der übrigens immer gegen 6 Uhr stattgefunden hat) und ab an die Nordspitze des Little Brothers. Dort befindet sich auf ca. 43 Meter eine Putzerstation und bei unserer Ankunft war auch schon ein kapitaler Hammerhai zu Gast. Danach patrollierten noch ein paar graue Riffhaie und Weißspitzenriffhaie und bei unserem Rückweg an der Ostseite begegneten wir Fuchshaien.

Ohne allen kleineren Tiere zu nahe treten zu wollen, beschränke ich mich in meinem Bericht eher auf die großen Tiere. Das ist schließlich für die meißten Brothers-Fahrer der Reisegrund. Selbstverständlich gibt’s an den Brothers auch alles andere, was Tier- und Pflanzenwelt des Roten Meeres zu bieten hat. Herrliche Weich- und Hartkorallengärten, Fischschwärme noch und nöcher und so gibt es für jedes Auge immer etwas zu sehen, egal in welcher Tiefe und an welcher Seite der Brothers.

An den beiden folgenden Tagen hatten wir dann bei JEDEM Tauchgang Haie, Haie und nochmals Haie. Das besondere daran war, daß die Riffhaie erstaunlich nahe kamen und lange blieben. Also Zeit genug, für Tier und Mensch, sich gegenseitig zu beschnuppern. Sagenhaft und sehr interessant !!!!
Neben den Haien gab es noch große Napoleons zu bestaunen, Barrakudas an allen Größen, Riesenschildkröten und ein Teil der Gruppe hat am Little Brother sogar Delphine unter Wasser gesehen, die sich dann später nochmals vom Boot aus beobachten ließen.
Am Big Brother gab es natürlich die Möglichkeit, sich die Wracks Aida und Numidia zu bestaunen.

Die Strömungsverhältnisse und der Seegang waren erwartungsgemäß teilweise schwierig und die Strömungsrichtung wechselte häufiger am Tag. Durch das gute Brieving und die Umsichtigkeit der gesamten Crew war dies jedoch zu keiner Zeit ein Problem und so waren alle Schäfchen wieder beim Abendessen vereint.

Auf Grund einer Mehrheitsentscheidung (einige waren wohl mit den Brothers etwas überfordert.....) hat die Gruppe dann beschlossen, schon die Rückfahrt Richtung Festland anzutreten und dabei noch am Elphinstone Reef anzulegen. Hierbei haben wir nach einer ebenfalls ruhigen Überfahrt in Küstennähe noch einen Stop am Abu Dabab für einen Nachttauchgang gemacht. Naja, war eher nicht so prickelnd, aber vor dem Essen ganz nett.

Am Elphinstone hat sich wieder gezeigt, daß der frühe Vogel den Fisch fängt und so waren wir eine der ersten Gruppen unter Wasser an der Nordspitze. Dies wurde dann auch durch Hammerhaie, Riffhaie und jede Menge Longimani gewürdigt.
Die Anzahl der Weißspitzenhochseehaie (Longimanus) während des Tauchgangs und vor allem bei Auftauchen war beeindrucken. Wer bis dahin noch keine Haibegegnung hatte, der hatte sie spätestens jetzt. Die Haie umkreisten auftauchende Gruppen und machten auch vor dem direkten Körperkontakt nicht unbedingt Halt. Bestimmt nicht jedermanns Sache, aber für Haifans eine Sternstunde.
Wer nach dem Tauchgang noch nicht genug hatte, ist dann einfach nochmals nur mit Schnorchel bewaffnet ins Wasser gesprungen oder hat sich das „graubunte Treiben“ einfach vom Boot aus angeschaut.
Leider wurde gerade am Elphinstone deutlich, wie sich diese ansonsten sehr scheuen Hochseehaie durch den Tauchtourismus uns das damit verbundene aber jedoch immer verneinte Anfüttern verändert haben.

Nach einem weiteren Tauchgang mit Haien auf der Westseite haben wir dann die Flucht ergriffen, denn die Anzahl der ankernden Boote nahm stündlich zu und bei 20 Booten habe ich dann aufgehört zu zählen.........

Vom Elphinstone Reef ging es dann wieder zurück zum Abu Dabab. Nachdem wir alle dort bei einen weiteren Tauchgang das Wrack der Heaven One begutachtet haben, fuhr das Boot weiter in die Bucht Abu Mubarak zu einem Nachttauchgang und am Folgetag zu einem letzten Early Morning Dive.

Leider ist es schwer, die Brothers in Kombination mit Elphinstone zu toppen und so waren die letzten drei Tauchgänge weniger spektakulär und eine gute Maßnahme, um von dem Trip wieder langsam und sicher runter zu kommen und dem Körper ausreichend Zeit zur vollständigen Entsättigung zu geben.

Zum Abschluß noch grundsätzliches zur Tour und allem drumherum:

Tauchgebiet:
Die Brothers sind kein einfaches Tauchrevier und immer für „Dünungs- und Strömungsüberraschungen“ gut. Das geforderte Minimum an Voraussetzungen (AOWD/50 Tauchgänge) sollte unbedingt ernst genommen werden.
Nur mit ausreichender Übung kann man das Großfisch-Eldorado unbeschwert genießen und die Haivielfalt (und alle anderen Großfischarten), den tollen Korallenbewuchs und das intakte Riff genießen. Die Tauchtiefen liegen zwischen 45 und 30 Metern.


Das Essen:
Die Heaven Fleet ist bekannt für einen gehobenen Standart, für ausgezeichnetes Essen in Hülle und Fülle, für komfortable Unterkünfte und für professionelles Tauchen.

Bei diesem Trip hätte ich mir ein bißchen mehr „Würz-Kick“ (über den Salz- und Pfefferstreuer hinaus) bei Essen, speziell bei den Suppen gewünscht. Im Großen und Ganzen hat das Essen aber meine Erwartungen erfüllt und man sollte sich immer vor Augen halten, daß man sich auf einem Boot 6 Stunden vom Festland entfernt befindet.

Das Boot:
Das Boot, die Heaven Freedom bietet alles, was man für einen Tauchtrip braucht und zu dem noch genügend Raum, um sich zwischen den Tauchgängen erholen zu können. In den Kajüten, im Salon und auf den Sonnendecks ist ausreichend Platz und auch für die Deckschläfer, die den Tag unter freiem Himmel beenden wollen, ist mit Liegen und Unterlagen bestens gesorgt. Das Boot war sauber, auch was die sanitären Einrichtungen betrifft und alte Problem wie Süßwassermangel o.ä. nie ein Thema.

Die Crew:
Die Crew war stets hilfsbereit und bemüht, es den Gästen Recht zu machen. Das An- und Ausziehen der Anzüge, das An- und Ablegen der Ausrüstung und das Entgegennehmen der Ausrüstungsteile nach den Dives hat immer perfekt geklappt und so was auch kaum spürbar, daß Ramadan war.
Was teilweise besser hätte klappen können, war das Absetzen an den Tauchplätzen mit den Zodiaks.
Es ist ein paar Mal vorgekommen, daß die Fahrer etwas weit von den im Brieving besprochenen Stellen weg waren . So mußten also teilweise unter Wasser noch größere Entfernungen bis zum eigentlichen Ausgangspunkt zurückgelegt werden.

Die Guides:
Richy, unser Chefguide, hat alle Voraussetzungen eines Topguides erfüllt. Ein Guide ist nicht der Pausenclown oder das laufende Unterhaltungsprogramm auf zwei Beinen. Ein Gudie steht als Garant für gute und sichere Tauchgänge, die er mit einem optimalen und umfassenden Brieving, der kompetenten Beurteilung der Strömungslage und der Sorge für einen reibungslosen Ablauf der Tauchgänge unterstützt. Er ist Bindeglied zwischen Gästen und Crew und Kummerkasten für alle großen und kleinen Probleme an Bord und im Wasser.
Auch Reparaturen des Equipments waren eine Selbstverständlichkeit und durch das Know-how von Richy zu keiner Zeit ein Problem.
All dies hat Richy mit Bravour gemeistert und auch sein Co-Guide Benny hat einen ebenso guten Job hingelegt. Beiden an dieser Stelle herzlichsten Dank für alles, ich hoffe, das Paulaner hat geschmeckt.

Besonderheiten ? JA:
Stellt Euch vor, ihr sitzt beim Frühstück und werdet mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß das Klopapier ausgegangen ist und man nun für den Rest der Tour auf „Handbetrieb“ und Handdusche zur Säuberung umschalten muß. Ja, es gibt wirklich Angenehmeres und so war es dann auch wirklich toll, daß dieses Problem durch die Crew schon wenige stunden später gelöst wurde. Irgendwoher haben diese Teufelskerle dann ausreichend Papier besorgen können und so hieß es dann wieder „Entwarnung und Feuer frei !“

So, uns jetzt stellt Euch vor, Ihr kommt nach dem letzten Dive des Tages durstig aus dem Wasser und man eröffnet Euch, daß das Bier an Bord alle ist. Da ist das mit dem Klopapier ja Kinderfasching dagegen und man glaubt nicht, welche sichtliche Betroffenheit diese Aussage bei manchen Teilnehmern ausgelöst hat.
Aber auch hier konnte die Crew nach wenigen Stunden und einer etwas längeren Zodikfahrt Abhilfe leisten und noch am gleichen Abend ausreichen ägyptischen Gerstensaft beibringen.

Schlußsatz:
Ein Hoch auf Jochen, meinen Buddy, ein Hoch auf das Rote Meer und die Brothers, ein Hoch der Heaven Fleet mit Ihren Gudies und der Crew und ein Hoch auf Robert Wirodive Wilpernig, den Reiseflüsterer und ein Prost auf das gute alte Weißbier.

Andreas Wilkens