Hai,nachdem ich nun vom Sinai zurück bin und mich ...
Hai,
nachdem ich nun vom Sinai zurück bin und mich nachträglich in der Zeitschrift "tauchen" (Ausgaben 6+7-02) über die Thithlegorm und die Dunraven informiert habe, mußte ich feststellen, daß die dort mit sehr schmeichelnden Worten hofierte Basis von Werner Lau (Anzeigenkunde!)bei mir doch einen etwas anderen Eindruck hinterlassen hat. Dem Basisleiter habe ich diesen Reisebericht ebenfalls zukommen lassen, erwarte aber nicht, daß er auf der sehr schönen Internetpräsentation www.wernerlau.com eingestellt wird.
Mag sein, daß andere Leute andere Erfahrungen gemacht haben, diese Erlebnisse können jedenfalls mehrere Taucher bestätigen, die mit mir dort waren und den Bericht inzwischen kennen.
Berücksichtigt man die dort auf der Basis herrschenden Gepflogenheiten und sichert man sich (möglichst schriftlich) vorher ab, kann es ein unvergesslicher Tauchurlaub werden...
Hier der Bericht:
Sharm mit viel Sonne und Schatten
Ob dies nun ein Reisebericht ist oder auch nur die Beschreibung eines Zustands mag der geneigte Leser selbst entscheiden. Nur halte ich es für angebracht, dass die Taucher, die vielleicht erstmals nach Sharm El Sheikh fahren, sich besser auf die Gegebenheiten einstellen können, als es unbedarften Besuchern ergeht.
Und vielleicht ist dies dem Management der Tauchbasis auch ein paar Gedanken wert, über Veränderungen nachzudenken...
Vorab möchte ich noch bemerken, dass ich nicht zum ersten Mal in Ägypten war, es mein Lieblingsreiseland ist, jedoch erstmals auf dem Sinai und alles was ich hier beschreibe letztlich nicht die unvergesslichen Tauchspots in Frage stellt, die der Taucher hier noch recht unversehrt vorfindet. Top-Tauchgänge sind unabhängig der folgenden Ungereimtheiten und Kleinigkeiten garantiert, die jedoch wenn sie sich summieren, die Urlaubsstimmung eintrüben können.
Wir waren für 14 Tage im Juli 02 über Neckermann im Hotel ?Royal Paradise?, in dem sich auch eine Tauchschule befinden sollte.
Voller Erwartung suchten wir noch am späten Abend unseres Eintreffens, wurden aber leider nicht fündig. Also am nächsten Morgen gleich vor dem Frühstück noch mal nachgefragt. Gleich neben dem Hotel fanden wir die deutsche Tauchbasis ?Diving Centers Werner Lau Red Sea?. Dort empfing man uns um 8.15 Uhr recht unterkühlt mit der Bemerkung, dass es für diesen Tag bereits zum Tauchen zu spät sei, da die Busse zum Hafen bereits weg sind. (In Sharm El Sheikh ist es üblich, dass alle Tauchboote nicht von den einzelnen Hotels, sondern vom Hafen abfahren. Eine recht imposante Armada sammelt sich dort täglich, macht allerdings eine völlig andere Logistik notwendig als in Hurghada oder Safaga.) Das Tagesprogramm beginnt normalerweise um 8 Uhr und die Rückkehr ist meist erst gegen 17- 18 Uhr zu erwarten.
Mein Bekannter Peter schaute etwas verdattert, hatte er doch vorab bei ?Werner Lau? ein Tauchpaket gebucht und war nur für 1 Woche in Ägypten. Eine kurze Info im Hotel oder ein Zettel an der Tauchschule am Abend vorher hätten Abhilfe schaffen können, doch leider Fehlanzeige. Peter war echt geknickt und so verbrachten wir den ersten Tag in der Hotelanlage und schnorchelten im Hausriff. Überraschung: hier scheint noch fast alles intakt zu sein. Sogar ein Napoleon patrouillierte, kleine Makrelenschwärme zogen durchs Revier und die Korallen machten auch einen guten Eindruck. Also am Nachmittag zweiter Versuch, ob man denn im Hausriff einen Tauchgang unternehmen könnte. Abfuhr Nummer zwei. Das gehe nicht, bevor der Checktauchgang nicht erfolgt sei und außerdem sei das Tauchen im Hausriff verboten (stand aber auf der Preisliste). Keine Chance, kein Entgegenkommen oder der Versuch uns den vermasselten Start etwas moderater zu gestalten. Was blieb, war die Hoffnung auf die nächsten Tage. Andere Taucher fühlten sich im Office so unwirsch behandelt, dass sie lieber gleich das weite suchten. Schade eigentlich, wenn man bedenkt, dass hier auch sehr angenehme Begegnungen möglich waren. Die Tauchguides dieser recht großen Basis sind kompetent und einige stechen sogar mit außergewöhnlich guten zoologischen Kenntnissen hervor. Da mich vorzugsweise die Fische und Korallen interessierten, waren insbesondere Doris, Mohamed und allen voran Claudia mit ihrem Wissen und der inspirierten Art es weiterzugeben ein besonderes Glück.
Der Checktauchgang am nächsten Tag war dann auch wieder etwas unerwartet neues für mich. Niemand auf dem Boot interessierte sich für mein Logbuch (ich hatte 4 Tage vorher meinen letzten Tauchgang absolviert) und einen Minimalcheck (Maske ausblasen, tarieren, Pflichtzeichen) gab es auch nicht. Es wurde einfach ein schöner lokaler Tauchgang bei Ras Umm Sid- empfehlenswert wegen der vielen Gorgonien.
Eine weitere Überraschung war für mich, dass es eine Pflichtpauschale an Bord für Getränke in Höhe von 15 Pfund gab, die anfiel ob man etwas trinken wollte oder nicht.
Anders als an anderen Tauchplätzen Ägyptens ist hier in Sharm vieles aufpreispflichtig.
Positiv zu vermerken bleibt, dass an vielen Tagen ein dritter Tauchgang angeboten wird (25$), was es dem Vieltaucher möglich macht seiner Leidenschaft zu frönen.
Zum Nachttauchgang bleibt festzuhalten, dass wir nach der Rückkehr vom Tagesausflug im Hafen von der Nachricht überrascht wurden, dass man gleich an Bord bleiben solle. Kein Wort vorher davon und auch nicht ein Hinweis, dass die Rückkehr erst nach 22.30 Uhr erfolgt. Dann sind aber die Abendbuffets der Hotels geschlossen! Überhaupt ist es sehr ratsam nicht zu sehr auf die Betreuung zu setzen. Ein Aktivurlaub verlangt hier auch die aktive Beteiligung des Tauchers.
Immerhin scheint mir der Laden recht groß zu sein und eine von mir geschätzte betreute Zahl in der Größenordnung von 100 Tauchern lässt die selbst postulierte Flexibilität schnell verkümmern. Statt der bekannten Boxen für das Equipment sind hier neuerdings große Stofftaschen üblich. Die Logistik klappt und außer dass einem anderen Taucher einmal ein Maskenglas zerschlagen wurde, riechen die Sachen zwar immer etwas mufflig (weil in der geschlossenen Tasche), doch kann nichts rausfallen. Trotzdem ging einer Taucherin ein geliehener Bleigurt verloren (vielleicht auch nur in eine andere Tasche vertauscht). Sie durfte für den gebrauchten Gurt 25$ berappen. Einfach unverschämt.
Mit zwei Booten geht es zu den Tauchplätzen und es ist selten vorher klar, welchen Tauchguide man am nächsten Tag als Begleiter hat. Natürlich hat jeder seine charakterlichen Vorlieben für bestimmte Leute, aber darauf sollte man sich hier nicht zu sehr festlegen.
Mich hat zum Beispiel Doris beeindruckt, die mich ganz spontan fragte, ob ich am nächsten Tag mal einen Early Morning Tauchgang absolvieren möchte (ist im Wochenprogramm nicht enthalten). Wollte ich natürlich. Daß es ein außergewöhnlicher Tauchgang werden sollte, verdanke ich ihrer Initiative, die hier bei dem allgemein sichtbaren Stress keineswegs alltäglich war. Wir fuhren noch vor allen Booten zum Jolanda+Shark Reef im Nationalpark Ras Mohammed, das ich wegen des unglaublichen Fischreichtums zum ?Fischparadies? erklärt habe und das mein Lieblingstauchplatz war. Riesige Schwärme von Großflossenfledermausfischen, Rotbrustschnappern, Blauklingendoktorfischen und Barrakudas (ca.1.500 Stück) beeindrucken doch enorm- auch durch ihre Unbekümmertheit.
Wir hatten Glück und sahen hinter dem Barrakudaschwarm zwei größere Seidenhaie. Einziges Handicap ist die sehr häufig wechselnde Strömung, die zuweilen so stark werden kann, dass improvisiert werden muß und die im Briefing geplante Route verändert werden muß. Hier merkte man, dass die Guides ihr Handwerk verstehen, unnötiges und sinnloses Risiko vermeiden. Zu den routiniertesten Tauchbegleitern, die urgemütlich in ihrer ruhigen, zurückhaltenden Ausstrahlung sehr angenehm sind, gehört der alte Hase Tarek.
Natürlich hats hier auch Selbstdarsteller und abgehobene Typen unter den Guides, aber da kann ja jede(r) noch an sich arbeiten, der hier mal lieber nicht genannt werden soll. Spaß kommt dann auf, wenn man in kleinen Gruppen unterwegs ist und die Guides dem permanenten Arbeitsdruck nicht zu offensichtlich erliegen.
Empfehlenswert ist natürlich ein Trip zur ?Thithlegorm?, dem Mekka aller Militaria-Taucher und Wrackfans. Wenn man früh da ist und die Strömung nicht zu heftig, lassen sich hier schon beeindruckende Erlebnisse mitnehmen. BSA-Motorräder, LKW unter Deck, ein eisenbahnwagon auf dem Oberdeck, Bordkanone, eine Lokomotive etwas abseits des englischen Schiffs, das 1941 voller Kriegsgerät von einem deutschen Bomber versenkt wurde, sind nur einige wenige Details. Beim Austauchen nach dem 2. Tauchgang kochte das Meer rings um uns vor Tauchern.
Beachten sollte man auch hier, dass der angebotene NITROX-Kurs nicht unbedingt sehr preiswert ist. Ich hatte mit zwei sehr kurzen Tauchgängen (37 und 44min), die ich mit 80 Bar beenden musste nicht den versprochenen Effekt einer verlängerten Grundzeit auskosten können. Zudem stellte sich später heraus, dass zum vorher festgesetzten Angebots-Gesamtpreis (199$) mit einemmal noch zwei Tauchgänge aus meinem Tauchpaket abgerechnet wurden. Da war ich dann doch etwas sauer. Mag sein, dass das ein Missverständnis war (das hatten andere Taucher genauso wie ich verstanden), aber für mich ging auch dabei wieder zu vordergründig um den schnöden Mammon.
Tauchgänge gehen in diesem Tauchcenter grundsätzlich 60 min!
Jeder der dann noch Luft über hat... Die gesamte Gruppe (grundsätzlich vom Guide geführt) taucht geschlossen auf, was aus Sicherheitsgründen nachvollziehbar ist. Die meisten Tauchgänge sind Drifttauchgänge und bedingen ein Auftauchen direkt am Riff, weil hier die Strömung passabel ist.
Vorgebuchte Tauchgänge sind zwar billiger, müssen dann aber abgetaucht werden oder sie verfallen.
Das Angebot für mitreisende Nichttaucher als Begleitung für 30$ auf dem Boot dabei zu sein (inklusive gestellter Schnorchelausrüstung) ist heftig und wird auch nicht reduziert, wenn man ein eigenes ABC-Set hat.
Auf der Thithlegorm wurden wir von einer mit dem Tauchcenter kooperierenden Videoproduktionsfirma gefilmt- natürlich völlig unverbindlich. Nur wenige konnten sich entschließen, den fetten Preis von 50$ für das gut gemachte halbstündige Video auszugeben. Schöner wäre gewesen, wenn man vom Tauchcenter ein Angebot gemacht hätte, ab einer gewissen Umsatzsumme dieses Video als Werbevideo für ?Werner Lau? zu einem deutlich geringeren Preis mitzubekommen.
Ein Ausflug nach Dahab, wo auch das berühmte ?Blue Hole? betaucht wird, ist möglich. Da aber in Ägypten Tauchgänge nur bis 30 Meter limitiert sind, entfällt im Blue Hole der dramatische Effekt des Austauchens durch die seitlich Höhle in 59 Metern Tiefe. Empfehlenswerter ist dafür ?The Canyon? mit vielen Glasfischen und Höhlenbeilbauchsalmlern.
Zum Abschluß gabs leider noch etwas Probleme mit der Bezahlung. Ohne Hinweis wurde einfach in die Abrechnung ein Tagessatz für eine Druckkammer eingearbeitet, obwohl deren Bezahlung im Vorfeld als freiwillig erläutert wurde- hätte dann also zum Schluß und nach Rücksprache erfolgen müssen.
Abgerechnet wird in US$. Warum das bei einer deutschen Tauchbasis so sein muß ist mir ein Rätsel. Als wir am 16.07. ausgecheckt haben, lag der Euro gerade seit ein paar Tagen im Wert über dem $, nicht jedoch im Tauchcenter. ?Wir können doch nicht jeden Tag einen anderen Kurs abrechnen? erhielt ich die Marschrichtung, die dahin mündete, dass ich gegenüber dem Dollarpreis 40 Euro mehr bezahlen sollte. Einmal abgesehen davon, dass ich es für ungesetzlich halte, wenn eine Tauchbasis den Umtauschkurs nach gutdünkten festlegt, ist man diesem Gebaren ausgeliefert (kein ägyptischer Händler würde sich so etwas anmaßen).
Nun hoffe ich, dass dieser doch etwas längere Bericht nicht nur negativ empfunden wird- nur habe ich bei einer deutschen Tauchbasis eben den Anspruch, dass sie nicht schlechter sein sollte, als die mir bisher bekannten ägyptischen.
Abschließend vielleicht noch einige sehr empfehlenswerte Tauchspots, die mir persönlich hervorragend gefallen haben:
1. Shark Reef+ Jolanda Reef (Ras Mohammed)
2. Tiran Inseln
3. Ras Ghozlani (wunderschöne Weichkorallen)
Sharm El Sheikh ist trotz des teureren Pflasters und der sehr stark an europäischem Geschmack orientierten Tourismusmeile Naama Bay der einmalig schönen Tauchplätze vor allem im Nationalpark Ras Mohammed wegen immer eine Reise wert.
Übrigens sollte man auch ein paar tauchfreie Tage einplanen. Sehr empfehlenswerte kulturelle Höhepunkte bieten ein Ausflug nach Kairo ins Ägyptische Museum und zu den Pyramiden von Gizeh sowie eine Tour zum Katharinenkloster, der kleinsten Diozöse der Welt mit einem prächtigen Ikonenschatz. Allein die Fahrt durch die sich häufig wandelnde raue Gebirgslandschaft des Sinai ist es schon wert.
Ägypten hat viele Überraschungen parat neben dem Roten Meer- deshalb sollte man auch mal den Kopf für ein paar Tage aus diesem berauschenden Meer an Formen und Farben heraushalten. Es lohnt sich ganz sicher.
Immer gut Luft
Wolfgang
nachdem ich nun vom Sinai zurück bin und mich nachträglich in der Zeitschrift "tauchen" (Ausgaben 6+7-02) über die Thithlegorm und die Dunraven informiert habe, mußte ich feststellen, daß die dort mit sehr schmeichelnden Worten hofierte Basis von Werner Lau (Anzeigenkunde!)bei mir doch einen etwas anderen Eindruck hinterlassen hat. Dem Basisleiter habe ich diesen Reisebericht ebenfalls zukommen lassen, erwarte aber nicht, daß er auf der sehr schönen Internetpräsentation www.wernerlau.com eingestellt wird.
Mag sein, daß andere Leute andere Erfahrungen gemacht haben, diese Erlebnisse können jedenfalls mehrere Taucher bestätigen, die mit mir dort waren und den Bericht inzwischen kennen.
Berücksichtigt man die dort auf der Basis herrschenden Gepflogenheiten und sichert man sich (möglichst schriftlich) vorher ab, kann es ein unvergesslicher Tauchurlaub werden...
Hier der Bericht:
Sharm mit viel Sonne und Schatten
Ob dies nun ein Reisebericht ist oder auch nur die Beschreibung eines Zustands mag der geneigte Leser selbst entscheiden. Nur halte ich es für angebracht, dass die Taucher, die vielleicht erstmals nach Sharm El Sheikh fahren, sich besser auf die Gegebenheiten einstellen können, als es unbedarften Besuchern ergeht.
Und vielleicht ist dies dem Management der Tauchbasis auch ein paar Gedanken wert, über Veränderungen nachzudenken...
Vorab möchte ich noch bemerken, dass ich nicht zum ersten Mal in Ägypten war, es mein Lieblingsreiseland ist, jedoch erstmals auf dem Sinai und alles was ich hier beschreibe letztlich nicht die unvergesslichen Tauchspots in Frage stellt, die der Taucher hier noch recht unversehrt vorfindet. Top-Tauchgänge sind unabhängig der folgenden Ungereimtheiten und Kleinigkeiten garantiert, die jedoch wenn sie sich summieren, die Urlaubsstimmung eintrüben können.
Wir waren für 14 Tage im Juli 02 über Neckermann im Hotel ?Royal Paradise?, in dem sich auch eine Tauchschule befinden sollte.
Voller Erwartung suchten wir noch am späten Abend unseres Eintreffens, wurden aber leider nicht fündig. Also am nächsten Morgen gleich vor dem Frühstück noch mal nachgefragt. Gleich neben dem Hotel fanden wir die deutsche Tauchbasis ?Diving Centers Werner Lau Red Sea?. Dort empfing man uns um 8.15 Uhr recht unterkühlt mit der Bemerkung, dass es für diesen Tag bereits zum Tauchen zu spät sei, da die Busse zum Hafen bereits weg sind. (In Sharm El Sheikh ist es üblich, dass alle Tauchboote nicht von den einzelnen Hotels, sondern vom Hafen abfahren. Eine recht imposante Armada sammelt sich dort täglich, macht allerdings eine völlig andere Logistik notwendig als in Hurghada oder Safaga.) Das Tagesprogramm beginnt normalerweise um 8 Uhr und die Rückkehr ist meist erst gegen 17- 18 Uhr zu erwarten.
Mein Bekannter Peter schaute etwas verdattert, hatte er doch vorab bei ?Werner Lau? ein Tauchpaket gebucht und war nur für 1 Woche in Ägypten. Eine kurze Info im Hotel oder ein Zettel an der Tauchschule am Abend vorher hätten Abhilfe schaffen können, doch leider Fehlanzeige. Peter war echt geknickt und so verbrachten wir den ersten Tag in der Hotelanlage und schnorchelten im Hausriff. Überraschung: hier scheint noch fast alles intakt zu sein. Sogar ein Napoleon patrouillierte, kleine Makrelenschwärme zogen durchs Revier und die Korallen machten auch einen guten Eindruck. Also am Nachmittag zweiter Versuch, ob man denn im Hausriff einen Tauchgang unternehmen könnte. Abfuhr Nummer zwei. Das gehe nicht, bevor der Checktauchgang nicht erfolgt sei und außerdem sei das Tauchen im Hausriff verboten (stand aber auf der Preisliste). Keine Chance, kein Entgegenkommen oder der Versuch uns den vermasselten Start etwas moderater zu gestalten. Was blieb, war die Hoffnung auf die nächsten Tage. Andere Taucher fühlten sich im Office so unwirsch behandelt, dass sie lieber gleich das weite suchten. Schade eigentlich, wenn man bedenkt, dass hier auch sehr angenehme Begegnungen möglich waren. Die Tauchguides dieser recht großen Basis sind kompetent und einige stechen sogar mit außergewöhnlich guten zoologischen Kenntnissen hervor. Da mich vorzugsweise die Fische und Korallen interessierten, waren insbesondere Doris, Mohamed und allen voran Claudia mit ihrem Wissen und der inspirierten Art es weiterzugeben ein besonderes Glück.
Der Checktauchgang am nächsten Tag war dann auch wieder etwas unerwartet neues für mich. Niemand auf dem Boot interessierte sich für mein Logbuch (ich hatte 4 Tage vorher meinen letzten Tauchgang absolviert) und einen Minimalcheck (Maske ausblasen, tarieren, Pflichtzeichen) gab es auch nicht. Es wurde einfach ein schöner lokaler Tauchgang bei Ras Umm Sid- empfehlenswert wegen der vielen Gorgonien.
Eine weitere Überraschung war für mich, dass es eine Pflichtpauschale an Bord für Getränke in Höhe von 15 Pfund gab, die anfiel ob man etwas trinken wollte oder nicht.
Anders als an anderen Tauchplätzen Ägyptens ist hier in Sharm vieles aufpreispflichtig.
Positiv zu vermerken bleibt, dass an vielen Tagen ein dritter Tauchgang angeboten wird (25$), was es dem Vieltaucher möglich macht seiner Leidenschaft zu frönen.
Zum Nachttauchgang bleibt festzuhalten, dass wir nach der Rückkehr vom Tagesausflug im Hafen von der Nachricht überrascht wurden, dass man gleich an Bord bleiben solle. Kein Wort vorher davon und auch nicht ein Hinweis, dass die Rückkehr erst nach 22.30 Uhr erfolgt. Dann sind aber die Abendbuffets der Hotels geschlossen! Überhaupt ist es sehr ratsam nicht zu sehr auf die Betreuung zu setzen. Ein Aktivurlaub verlangt hier auch die aktive Beteiligung des Tauchers.
Immerhin scheint mir der Laden recht groß zu sein und eine von mir geschätzte betreute Zahl in der Größenordnung von 100 Tauchern lässt die selbst postulierte Flexibilität schnell verkümmern. Statt der bekannten Boxen für das Equipment sind hier neuerdings große Stofftaschen üblich. Die Logistik klappt und außer dass einem anderen Taucher einmal ein Maskenglas zerschlagen wurde, riechen die Sachen zwar immer etwas mufflig (weil in der geschlossenen Tasche), doch kann nichts rausfallen. Trotzdem ging einer Taucherin ein geliehener Bleigurt verloren (vielleicht auch nur in eine andere Tasche vertauscht). Sie durfte für den gebrauchten Gurt 25$ berappen. Einfach unverschämt.
Mit zwei Booten geht es zu den Tauchplätzen und es ist selten vorher klar, welchen Tauchguide man am nächsten Tag als Begleiter hat. Natürlich hat jeder seine charakterlichen Vorlieben für bestimmte Leute, aber darauf sollte man sich hier nicht zu sehr festlegen.
Mich hat zum Beispiel Doris beeindruckt, die mich ganz spontan fragte, ob ich am nächsten Tag mal einen Early Morning Tauchgang absolvieren möchte (ist im Wochenprogramm nicht enthalten). Wollte ich natürlich. Daß es ein außergewöhnlicher Tauchgang werden sollte, verdanke ich ihrer Initiative, die hier bei dem allgemein sichtbaren Stress keineswegs alltäglich war. Wir fuhren noch vor allen Booten zum Jolanda+Shark Reef im Nationalpark Ras Mohammed, das ich wegen des unglaublichen Fischreichtums zum ?Fischparadies? erklärt habe und das mein Lieblingstauchplatz war. Riesige Schwärme von Großflossenfledermausfischen, Rotbrustschnappern, Blauklingendoktorfischen und Barrakudas (ca.1.500 Stück) beeindrucken doch enorm- auch durch ihre Unbekümmertheit.
Wir hatten Glück und sahen hinter dem Barrakudaschwarm zwei größere Seidenhaie. Einziges Handicap ist die sehr häufig wechselnde Strömung, die zuweilen so stark werden kann, dass improvisiert werden muß und die im Briefing geplante Route verändert werden muß. Hier merkte man, dass die Guides ihr Handwerk verstehen, unnötiges und sinnloses Risiko vermeiden. Zu den routiniertesten Tauchbegleitern, die urgemütlich in ihrer ruhigen, zurückhaltenden Ausstrahlung sehr angenehm sind, gehört der alte Hase Tarek.
Natürlich hats hier auch Selbstdarsteller und abgehobene Typen unter den Guides, aber da kann ja jede(r) noch an sich arbeiten, der hier mal lieber nicht genannt werden soll. Spaß kommt dann auf, wenn man in kleinen Gruppen unterwegs ist und die Guides dem permanenten Arbeitsdruck nicht zu offensichtlich erliegen.
Empfehlenswert ist natürlich ein Trip zur ?Thithlegorm?, dem Mekka aller Militaria-Taucher und Wrackfans. Wenn man früh da ist und die Strömung nicht zu heftig, lassen sich hier schon beeindruckende Erlebnisse mitnehmen. BSA-Motorräder, LKW unter Deck, ein eisenbahnwagon auf dem Oberdeck, Bordkanone, eine Lokomotive etwas abseits des englischen Schiffs, das 1941 voller Kriegsgerät von einem deutschen Bomber versenkt wurde, sind nur einige wenige Details. Beim Austauchen nach dem 2. Tauchgang kochte das Meer rings um uns vor Tauchern.
Beachten sollte man auch hier, dass der angebotene NITROX-Kurs nicht unbedingt sehr preiswert ist. Ich hatte mit zwei sehr kurzen Tauchgängen (37 und 44min), die ich mit 80 Bar beenden musste nicht den versprochenen Effekt einer verlängerten Grundzeit auskosten können. Zudem stellte sich später heraus, dass zum vorher festgesetzten Angebots-Gesamtpreis (199$) mit einemmal noch zwei Tauchgänge aus meinem Tauchpaket abgerechnet wurden. Da war ich dann doch etwas sauer. Mag sein, dass das ein Missverständnis war (das hatten andere Taucher genauso wie ich verstanden), aber für mich ging auch dabei wieder zu vordergründig um den schnöden Mammon.
Tauchgänge gehen in diesem Tauchcenter grundsätzlich 60 min!
Jeder der dann noch Luft über hat... Die gesamte Gruppe (grundsätzlich vom Guide geführt) taucht geschlossen auf, was aus Sicherheitsgründen nachvollziehbar ist. Die meisten Tauchgänge sind Drifttauchgänge und bedingen ein Auftauchen direkt am Riff, weil hier die Strömung passabel ist.
Vorgebuchte Tauchgänge sind zwar billiger, müssen dann aber abgetaucht werden oder sie verfallen.
Das Angebot für mitreisende Nichttaucher als Begleitung für 30$ auf dem Boot dabei zu sein (inklusive gestellter Schnorchelausrüstung) ist heftig und wird auch nicht reduziert, wenn man ein eigenes ABC-Set hat.
Auf der Thithlegorm wurden wir von einer mit dem Tauchcenter kooperierenden Videoproduktionsfirma gefilmt- natürlich völlig unverbindlich. Nur wenige konnten sich entschließen, den fetten Preis von 50$ für das gut gemachte halbstündige Video auszugeben. Schöner wäre gewesen, wenn man vom Tauchcenter ein Angebot gemacht hätte, ab einer gewissen Umsatzsumme dieses Video als Werbevideo für ?Werner Lau? zu einem deutlich geringeren Preis mitzubekommen.
Ein Ausflug nach Dahab, wo auch das berühmte ?Blue Hole? betaucht wird, ist möglich. Da aber in Ägypten Tauchgänge nur bis 30 Meter limitiert sind, entfällt im Blue Hole der dramatische Effekt des Austauchens durch die seitlich Höhle in 59 Metern Tiefe. Empfehlenswerter ist dafür ?The Canyon? mit vielen Glasfischen und Höhlenbeilbauchsalmlern.
Zum Abschluß gabs leider noch etwas Probleme mit der Bezahlung. Ohne Hinweis wurde einfach in die Abrechnung ein Tagessatz für eine Druckkammer eingearbeitet, obwohl deren Bezahlung im Vorfeld als freiwillig erläutert wurde- hätte dann also zum Schluß und nach Rücksprache erfolgen müssen.
Abgerechnet wird in US$. Warum das bei einer deutschen Tauchbasis so sein muß ist mir ein Rätsel. Als wir am 16.07. ausgecheckt haben, lag der Euro gerade seit ein paar Tagen im Wert über dem $, nicht jedoch im Tauchcenter. ?Wir können doch nicht jeden Tag einen anderen Kurs abrechnen? erhielt ich die Marschrichtung, die dahin mündete, dass ich gegenüber dem Dollarpreis 40 Euro mehr bezahlen sollte. Einmal abgesehen davon, dass ich es für ungesetzlich halte, wenn eine Tauchbasis den Umtauschkurs nach gutdünkten festlegt, ist man diesem Gebaren ausgeliefert (kein ägyptischer Händler würde sich so etwas anmaßen).
Nun hoffe ich, dass dieser doch etwas längere Bericht nicht nur negativ empfunden wird- nur habe ich bei einer deutschen Tauchbasis eben den Anspruch, dass sie nicht schlechter sein sollte, als die mir bisher bekannten ägyptischen.
Abschließend vielleicht noch einige sehr empfehlenswerte Tauchspots, die mir persönlich hervorragend gefallen haben:
1. Shark Reef+ Jolanda Reef (Ras Mohammed)
2. Tiran Inseln
3. Ras Ghozlani (wunderschöne Weichkorallen)
Sharm El Sheikh ist trotz des teureren Pflasters und der sehr stark an europäischem Geschmack orientierten Tourismusmeile Naama Bay der einmalig schönen Tauchplätze vor allem im Nationalpark Ras Mohammed wegen immer eine Reise wert.
Übrigens sollte man auch ein paar tauchfreie Tage einplanen. Sehr empfehlenswerte kulturelle Höhepunkte bieten ein Ausflug nach Kairo ins Ägyptische Museum und zu den Pyramiden von Gizeh sowie eine Tour zum Katharinenkloster, der kleinsten Diozöse der Welt mit einem prächtigen Ikonenschatz. Allein die Fahrt durch die sich häufig wandelnde raue Gebirgslandschaft des Sinai ist es schon wert.
Ägypten hat viele Überraschungen parat neben dem Roten Meer- deshalb sollte man auch mal den Kopf für ein paar Tage aus diesem berauschenden Meer an Formen und Farben heraushalten. Es lohnt sich ganz sicher.
Immer gut Luft
Wolfgang