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Bewertungen(16)

tyrell_corporationCMAS ***1100 TGs

´Divers Paradise´ steht auf den Nummernschildern ...

´Divers Paradise´ steht auf den Nummernschildern der Autos auf Bonaire und das ist allemal zutreffend. Ich weiß nicht, wie viele Gegenden es auf dieser schönen Welt noch gibt, in denen das Tauchen dermaßen unkompliziert und entspannt ist. Flasche und Gerödel auf den Pick-up laden, einen der etwa 60 Tauchplätze im Westen der Insel ansteuern und abtauchen - fertig. Wann, wo, wie oft, wie lange, wie tief - niemand redet einem dazwischen. Da stehen schon zwei Autos? Dann fahren wir eben ein, zwei Plätze weiter. Der Partner hat keine Lust auf den x-ten Tauchgang? Dann geht man eben allein. Keine Abfahrtszeiten des Tauchbootes, die man einhalten, kein Guide, auf den man aufpassen muss - so einfach und so entspannt kann Tauchen sein. Gut, nach Klein-Bonaire geht es dann doch nur per Boot und auf der rauen Ostseite vertraut man sich vielleicht besser dem Spezialisten von Larry´s Wildside Diving an. Aber - da kann man hin, da muss man nicht hin, um einen schönen und regelrecht tiefenentspannten Tauchurlaub zu verleben.

Bei unserem zweiten Bonairebesuch waren wir (zur Karnevalszeit) im Eden-Beach-Resort gelandet. Das Resort liegt an einem kleinen, feinen Sandstrand mit einer wunderbaren Strandbar. Hier gibt es zwei Betriebszustände: entweder ruhig und recht privat (meist bis 10 und nach 16 Uhr) oder aber beachtlich wuselig, wenn nämlich ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt und zig Passagiere die Exkursion ´A Day at the Beach´ gebucht haben. Dann gibt es zwar keine Ruhe aber dafür eine Menge zu gucken. Wer mag, sucht einmal nach ´Bonaire´ und ´webcam´ und findet Livebilder.... Nach dem Tauchtag hier bei einem eiskalten Polarbier den bunten Sonnenuntergang zu genießen war stets ein Highlight.

Die Basis von Wannadive ist in das Resort integriert, hat wohl auch noch andere Standorte auf der Insel, welche wir aber nicht besucht haben.

Nach dem Einchecken gab es zunächst die obligatorische Marineparkeinweisung, die hier sehr, sehr knapp ausfällt. Das kann man gut und zeitsparend, das kann man aber auch etwas nachlässig und schade finden, weil es ja eigentlich ganz sinnvoll ist und dem Erhalt des Naturparks dienen soll. Ähnlich sparsam fällt die Gebrauchsanleitung für die Basis aus. Der Checktauchgang findet (sinnigerweise unbegleitet) direkt vom Strand aus statt - sozusagen ein Selbsttest. Das ist eine schöne Idee und hat mir gefallen.

Das junge Basisteam lässt die Kundschaft überhaupt weitestgehend unbehelligt. Bis auf einzelne Ausnahmen wurde z.B. auf morgendliches Grüßen und andere nicht essentiell notwendige Kommunikation konsequent verzichtet. Wer Kurse oder geguidete Tauchgänge bucht, wird das vielleicht anders erleben.

Der Basisablauf schwankt zwischen schläfrig und drängelig. Die Flaschen stehen praktischerweise direkt am Parkplatz, die Ausrüstung wird - unpraktischerweise - per Schubkarre über den Strand zum Auto gefahren. Die Räumlichkeiten zur Aufbewahrung sind oft ausreichend und manchmal zu knapp. Dann gibt´s keine Bügel oder keine Haken mehr oder beides nicht. Kehrt man nach Feierabend um 17 Uhr zurück oder möchte später nochmal zum Nachttauchen los, findet man den Schlüssel für den Equipementraum an einem Versteck - jedenfalls dann, wenn man das Glück hat, andere Gäste zu treffen, die darüber Bescheid wissen. Im Briefing wird davon nämlich nicht unbedingt etwas erwähnt. Taucher, die der Meinung sind, es sei nützlich, die Ausrüstung täglich zu spülen, sollten hartgesotten sein. Die Flüssigkeit in den drei Spülbecken, jedes etwa in der Größe, die man in einer besseren Einbauküche findet, hat bereits am späten Vormittag eine wenig appetitliche Färbung und Beschaffenheit. Flaschen gibt es in zwei Größen, gefüllt mit Luft oder Nitrox. Meist waren genug Tanks vorhanden. Allerdings erwies es sich bisweilen auch als nützlich, bereits am späten Abend die Flaschen für den nächsten Tag einzuladen - morgens gab es dann nämlich keine mehr.

An manchen Tagen werden Bootsfahrten mit einem oder zwei TG angeboten (Aufpreis 25 Dollar) und es gibt begleitete Touren zum Osten (1 TG, Aufpreis 45 Dollar). Beides haben wir ebensowenig genutzt wie die Leihausrüstung.

Insgesamt haben wir einen sehr schönen Tauchurlaub verlebt. Der Anteil von Wannadive daran waren gut gefüllte Tauchflaschen und ein paar Kilo Blei. Je nach persönlicher Kalibrierung kann man die Atmosphäre der Basis und die Art der Crew als cool und relaxed empfinden - man könnte beides aber auch als auffällig unhöflich und etwas schlampig bezeichnen. Das mag anders sein, wenn man einen der zahlreichen (SSI-) Kurse bucht oder sich sonstwie nennenswert um den Umsatz verdient macht, anders als es wohl beim ´12-Tage-Non-Limit-Paket´ der Fall ist.

Wer Blei und Flaschen braucht und eine schön gelegene Unterkunft direkt am Wasser schätzt ist hier gut bedient. Wer denkt, dass auch im Tauchgeschäft ein wenig ganz normale menschliche Höflichkeit oder sogar Wertschätzung der zahlenden Kundschaft schön wäre und sich über ein paar Tipps oder einen gelegentlichen netten Plausch freut - der muss bei Wannadive deutliche Abstriche machen. Aber welches Paradies ist schon perfekt?