Robinson Club, Jandia, Fuerteventura (Inaktiv)

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ChristofAOWD+specials78 TGs

In unserem letzten Urlaub haben wir zu fünft eine ...

In unserem letzten Urlaub haben wir zu fünft eine Tagestour nach Jandia gemacht, um dort mit der Tauchschule des Robinson Clubs zwei Tauchgänge am großen Muränenriff zu machen.

Dabei waren meine Eindrücke von teilweise hervorragend bis hin zu katastrophal, unverantwortlich und geradezu fahrlässig. Um in meinem Bericht nicht einseitig zu sein, möchte ich gerne von beidem berichten. Als Fazit kann ich jedoch den Robinson Club bei den bestehenden schweren Mängeln für einen Tauchurlaub nicht empfehlen, insbesondere auf gar keinen Fall für Tauchanfänger.

Äußerlich macht die Basis zunächst einen sehr guten Eindruck. Wir wurden sehr nett empfangen und mit den Örtlichkeiten sowie Abläufen vertraut gemacht. Die Basis hat eine gute Ausstattung mit mehreren Klarwasserbecken, Duschen, Sanitärräumen, etc. Darüber hinaus ist dort die von mehreren Tauchschulen gemeinschaftlich unterhaltene Dekompressionskammer untergebracht. Auch wenn wir vollständig mit eigenem Equipment getaucht sind, machte die Leihausrüstung sowie deren Unterbringung einen guten und sortierten Eindruck.

Ab hier folgt nur noch eine Aneinanderreihung teilweise schlimmster Katastrophen, wie ich sie persönlich innerhalb eines einzigen Tages noch nicht erlebt habe.

DIE BOOTE:

An besagtem Tag wurden zwei Boote genutzt, beides bessere Schlauchboote mit schwacher Motorisierung und jeweils beweglichem Boden, welcher selbst bei nur leichtem Wellengang bei mehreren Tauchern Übelkeit verursachte. Wie wir erfuhren werden diese Boote selbst bei dem öfters vorkommenden starken Wellengang, wofür sie nicht geeignet und wohl kaum zugelassen sind, verwendet. Außerdem werden sie laut Aussage des Bootsführers bei Bedarf deutlich über die maximal zulässige Anzahl von Insassen hinaus beladen (z.B. 13 Taucher statt 8 Personen).

Eines der Boote war ein Zodiac Jahrgang 1985 mit einer Vielzahl dilettantisch angebrachter Flicken, von denen einige wohl undicht waren. Deshalb gab es an Board eine Pressluftflasche, mit der das Boot unterwegs wieder aufgeblasen werden musste. Eine durchgängige Möglichkeit zum Festhalten gab es nicht, da die Handgriffe teilweise eingerissen und zwei sogar abgerissen waren. Dafür verrichtete der Motor nach nur einmaligem Absaufen anschließend zuverlässig seine Dienste.

Ein Gefährt in einem derartigen Zustand zu betreiben ist nicht nur eine Zumutung für Kunden sondern schier unfassbar im Bezug auf Vernachlässigung von Sicherheitsbestimmungen und Gefährdung von Menschen.

EINSTIEG UND AUSSTIEG:

Die Taucher gehen angerödelt die gut 100 Meter von der Basis über den Sandstrand zum Boot, was bei Temperaturen von über 30 °C in der Sonne nicht gerade das wahrste Vergnügen ist. Der Einstieg ins Boot erfolgt am Strand in der Brandung. Der Wiedereinstieg nach dem Tauchgang erfolgt angerödelt über eine seitlich angebrachte Leiter, was sich für mehrere der Taucher als relativ schwierig erwies. Insbesondere beim zweiten Tauchgang drückte sich die Leiter sehr stark in den nahezu luftleeren Schlauch des Bootes ein. Der Bootsführer kommentierte dies ungeduldig mit teilweise annähernd unverschämten Kommentaren. Bei meiner Tauchpartnerin war er derart ungehalten und ungeduldig, dass er sie ungefragt und unwirsch am Automaten hochzog, wodurch sie sich ihr Knie verletzte, welches noch mehrere Tage danach schmerzte.

Nach dem Tauchgang mussten wir, immer noch in voller Montur, das Boot aus dem Wasser holen, auf einen Trailer hieven und den gut hundert Meter ansteigenden Sandstrand sowie die sich daran anschließende Rampe hinaufschieben. Die Zumutung solcher schweren körperlichen Anstrengungen, zudem in komplettem Gerödel, bei sengender Hitze von über 30 °C und nach zwei tiefen Tauchgängen, halte ich für schlichtweg unverantwortlich und geradezu fahrlässig. Bei einem solchen Verhalten ist die Festlegung dieses Standortes für die Dekompressionskammer sicherlich eine sinnvolle Wahl gewesen. Hoffentlich findet sich in der Nähe auch ein Sportmediziner, der die Taucher nach einem Kreislaufkollaps wieder reanimieren kann!

BRIEFING:

Unsere Gruppe hat mit unserem eigenen Guide ein eigenes Briefing an Land gemacht. Das Briefing für die Tauchschüler der Tauchschule sollte auf dem Boot stattfinden. Eine Karte vom Tauchgebiet gab es nicht. Das an Board stattgefundene Briefing verlief wie folgt.

Schüler: Wohin fahren wir Heute?
Guide: Dahin wo wir Gestern waren.
Schüler: Ist das da wo wir auch Vorgestern waren?
Guide: Ja.
Schüler: War das der gleiche Platz, wo wir auch am Tag davor waren?
Guide: Ja.
[Ende des Briefings]

Zusätzlich zu diesem doch recht ungewöhnlichen Briefing stellte sich mir unweigerlich eine weitere Frage. Das Tauchgebiet war das große Muränenriff. Das Riffdach beginnt auf ca. 17 Metern und fällt dann bis auf ca. 35 Meter ab. Hier wird offensichtlich zumindest ein Teil der Ausbildung absolviert. Ob dies das optimale Tauchgelände für Schüler ist, wage ich schwer zu bezweifeln; insbesondere zumal an dem Tag auch noch Strömung vorherrschte.

BUDDYCHECK:

Der Buddycheck sollte von allen in der Basis durchgeführt werden. Unsere Gruppe hat ihren Check wie gewohnt gemacht. Ich konnte nicht beobachten, dass die Robinson Schüler dies taten geschweige denn ernsthaft dazu angehalten oder aber abschließend von einem Guide überprüft wurden. So hatten dann auch einige auf dem Boot ihr Equipment noch nicht richtig angelegt (z.B. in D-Ring verheddertes Band eines Schnellablassventils, etc.)

TAUCHPLÄTZE:

Wir haben nur das große Muränenriff betaucht. Alles in allem ist dies ein toller Tauchplatz mit viel Großfisch (riesige Zackenbarsche, Muränen, Trompetenfische, Rochen, Barrakudas, ein riesiges Feld mit Röhrenaalen, etc.). Die Riffkante ist ca. 150 Meter lang. Auf dem Riffdach befinden sich zwei größere flache Felsen, wo die Zackenbarsche zu finden sind und sich auch der Großteil der Taucher aufhielt. Leider sprechen sich die Tauchschulen vor Ort offensichtlich nicht ausreichend ab, sodass dieser Platz insbesondere beim morgendlichen Tauchgang fürchterlich überlaufen war. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass Tauchgänge vom Land aus nur dann erlaubt sind, wenn ein Boot im Wasser ist. Somit strömen zu der gleichen Zeit auch die Landtauchgänger ins Wasser.

Um Jandia herum gibt laut Auskunft vor Ort genau drei Tauchspots; ein Übungsgelände, das kleine Muränenriff und das große Muränenriff. In Anbetracht dessen, dass das große Muränenriff doch relativ klein ist, ist diese Gegend für einen längeren Tauchurlaub aus meiner Sicht absolut unattraktiv und ungeeignet. Einen Tagesausflug würde ich jedoch jeder Zeit (natürlich nicht mit dem Robinson Club) empfehlen.


Dies war wirklich ein besonderer Tag, den ich - neben den üblichen Einträgen - mit fünf zusätzlichen (eng beschriebenen) Seiten in meinem Logbuch beschrieben habe. Mein persönlicher Eintrag endet mit dem Satz:

„... und wir sind froh, wenn wir wieder mit einer anständigen Tauchschule tauchen können.“


Allzeit Gut Luft,
Christof