Kahramana-Ressort/Marsa Alam
24.02. - 09.03. ...
Kahramana-Ressort/Marsa Alam
24.02. - 09.03. 2000
Zur Tauchbasis: Die Basis in dem erst ein Jahr alten 5-Sterne-Hotel
Kahramana Blondie Beach Resort machte auf mich den schlechtesten Eindruck
aller bisher am Roten Meer besuchten Tauchbasen:
Als einer der wenigen anwesenden Taucher brachte ich eigene Ausruestung
mit, was zu Folge hatte, dass ich Logbuch, Arztattest und sonstige Belege
meines taucherischen Koennens nicht vorlegen musste ("Wenn Du nicht
tauchen koenntest, haettest Du ja wohl nicht so eine professionelle Ausruestung
...").
Der von meiner Freundin vorab gebuchte OWD-Kurs wurde eine eiskalte
Angelegenheit, weil keine Ausruestung für Konfektionsgroesse 38 aufzutreiben
war. Also Longjohn drei Nummern groesser ohne Ueberzieher, dafuer total
zerrissene Fuesslinge, die ich erst mit Neoprenkleber aus meiner eigenen
Reisewerkstatt und Teilen des Hotelduschvorhanges notduerftig flicken musste
und ab ins 19 Grad "warme" Wasser. Aber blau angelaufene Finger
und Fuesse zeigen einer Anfaengerin zumindest gleich, dass Tauchsport nichts
fuer Warmduscher ist ... Als "Entschaedigung" wurde dafuer auf
die theoretische Ausbildung groesstenteils verzichtet, weil meine Freundin
leider kein Englisch spricht und deshalb die nur in Englisch vorraetigen
PADI-Schulungsfilme gleich in der Schublade blieben. Ueber die sonstigen
Besonderheiten der folgenden Ausbildung schweige ich mich lieber aus, um
als VDST-Taucher nicht wieder altbekannte Vorurteile gegen das PADI-System
zu pflegen ...
Anwesenden Tauchern mit max. 10 TG seit bestandener Pruefung wurden
Ausruestungen ohne Tiefenmesser in die Hand gedrueckt, was denen gar nicht
auffiel und komischerweise den Spass an 20m-TGen auch nicht milderte. Ich
kam mir jedenfalls etwas ueberdreht vor, weil angesichts solcher Zustaende
nur mir die Haare zu Berge standen.
Wir tauchten viel an den Saumriffen des suedlichen Aegyptens um Marsa
Alam und liefen dazu jedesmal ueber das Riffdach, um einigermassen brandungsgeschuetzte
Einstiege zu finden. Diese Einstiege sahen unter Wasser wie nach Seeminen-Detonationen
aus. Immer getreu dem Motto: Was motzt Du denn jetzt schon wieder, die
paar kaputten Korallen sind nicht schlimm, dass sind doch letztlich nur
Kalksteine ... Das war wohl auch der Grund, weshalb geduldet wurde, dass
Taucher ihre Schnorchel in Riesenmuscheln reinsteckten, warteten, bis diese
sich schlossen und dann in Angst um ihren Schnorchel rumzerrten, bis irgendetwas
abbrach. Meine spätere Bitte um sofortigen Verweis der betreffenden
"Taucher" von der Basis wurde jedenfalls vom Guide mit Achselzucken
beantwortet. Ich war reichlich gefrustet, weil ich solch Verhalten aller
Beteiligten bisher fuer ausgeschlossen gehalten hatte.
Ansonsten ist dem Reisebericht in "tauchen" 02/2000 (S. 33)
zuzustimmen: der Basis fehlt jeglicher Charme, sie machte auf mich - auch
angesichts der Dollar-Preise fuer Sperrmuell-Equipment und fehlende Beratung
und Begleitung - den Eindruck einer Abzockerbude fuer bloede Europaeer,
die die Ruhe einiger selbsternannter Tauchaussteiger stoeren.
Nachdem ich 1999 zum wiederholten Male bei Subex im Moevenpick-Hotel
in Qusier (halbe Strecke zwischen Marsa Alam und Hurghada) tauchen war,
kann ich nur sagen: Mit den Basen ist es wie mit allen Dingen im Leben:
Es gibt Licht und es gibt Schatten. Im letzten Tauchurlaub ist leider der
Schatten auf mich gefallen und beim naechsten Aegyptenurlaub geht es wieder
nach Qusier.
Zur Unterwasserwelt: Mir ist nicht klar, warum frueher bei dem Stichwort
"Marsa Alam" alle Taucher den gewissen Blick bekamen. Ich persoenlich
empfand die Unterwasserlandschaft wie immer im Roten Meer als beeindruckend,
aber auch nicht als beeindruckender als beispielsweise diejenige um Qusier.
Aufgefallen sind mir erstmalig viele Dornenkronen-Seesterne, leider auch
von Tauchermessern laedierte, weil die Betreffenden wahrscheinlich nicht
wissen, dass diese Tiere auch in "dreigeteiltem" Zustand eine
hohe Regenerationsfähigkeit besitzen, die sich u. U. dann dreigeteilt
fortsetzt. Angesichts fast durchgaengiger Saumriffe herrschte natuerlich
starke Brandung, die in Verbindung mit dem oben geschilderten Weg ueber
das Riffdach - das als solches uebringens entgegen weitverbreiteter Meinung
nicht biologisch tot ist - Tauchgaenge von Land erheblich erschwert. Buchten
mit sanften Einstiegsmoeglichkeiten sind um Marsa Alam eher rar gesaet.
Zum Hotel: Mittels unendlicher Mengen Wasser wurde eine traumhaft bluehende
Pflanzenoase mit fußballfeldgrossen Rasenflaechen in die Wueste gezaubert.
Der Service ist fuer ein 5-Sterne-Hotel landestypisch, dass Essen o.k.,
Abwechselung kaum moeglich, weil (noch) im Umkreis von 100 Km nur 4 Hotels
existieren und in uebertriebener Weise nach dem Grundsatz verfahren wird:
Put annother Dollar in ..So sollte eine Transferfahrt in den naechsten
Ort Qusier (ca. 120 km) zum Zwecke eines Stadtbummels 200 DM kosten, wozu
es angesichts fehlender Infrastruktur keine Alternative gibt ! Darueber
hinaus ist das Resort sehr auf den Geschmack der stark vertretenen italienischen
Urlauber abgestellt, d.h., schon zum Fruehstueck nerven Horden von Animateuren,
die Opfer fuer nachmittaegliche Auf- und Vorfuehrungen suchen. Ansonsten
strahlt die Anlage eine traumhafte Ruhe aus und man kann sich in ihr den
Tag bewegen, ohne einem weiteren Urlauber zu begegnen.