Pico Sport Scuba Diving & Whale Watching, Pico, Azoren

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Tauchurlaub fast ohne Tauchen...

Wer sich einmal auf Destinationen „nicht von der Stange“ einlässt, der findet in Pico auf den Azoren auf jeden Fall ein Ziel; von der ereignisreichen Anreise über den Zwischenstopp in Lissabon bis hin zur speziellen touristischen Infrastruktur auf der Insel, die auf einem Stand ähnlich Mallorca 1965 oder den Kanaren 1985 nivelliert. Der Ausflug unserer Tauchertruppe heuer verschlug uns zur Basis von Frank Wirth, die unter dem Namen „Pico Sport“ firmiert, seltsamerweise oft in deutschsprachigen Medien genannt wird und in der Hafenstadt Madalena unübersehbar vis a vis der Fähranlage liegt.

Die Schwerpunkte der Basis liegen im Verkauf zweier Spektakel, die sich entweder „Princess Alice“ (zwei TG mit Mantas, 250.- €) oder „Haitauchen“ (1 TG zu 175.- €) nennen. Beiden gleich ist die Tatsache, dass ungeachtet der Ausbildung vom 6-TG-OWDler bis zum 1.300-TG-TL jeder an eine „Strömungsleine“ geklippt wird, wie ein Wurm am Angelhaken hängen muss und unter dem Boot die Tiere an sich vorbeiziehen sieht. Interessant im Briefing sind Sätze wie „bei der letzten Ausfahrt haben wir rekordverdächtig viele Tiere gesichtet“ – was sich aber nur als nicht-selbsterfüllende-Prophezeiung herausstellt. Das, was an übrigen taucherischen Möglichkeiten bleibt, sind Land- oder Bootsausflüge von semispektakulärem Niveau: solche Spots mit kargem Fischbestand kann man auch auf den Kanaren oder Madeira entdecken. Das Unterwasservergnügen wird in jedem Fall auf 45 Minuten begrenzt – einerlei, ob der Finimeter 30 oder 130 bar Restluft verspricht. Den binnen 14 Tagen mehrfach angefragten Wracktauchgang konnte uns die Basis nicht organisieren – aber wir hätten eh` nicht penetrieren und keine Nullzeit überschreiten dürfen, weil die „Strömung zu gefährlich ist“. Gleiches gilt für einen (un-)möglichen Höhlentauchgang, stattdessen wird (neu im Programm!) ein sogenannter „Black-Water-Dive“ angeboten, den zu definieren ich mich aber schäme, weil die Sinndeutung zu lächerlich ist.

In der Basis wird ein rauer Ton gepflegt – ein „Bom Dia!“ wird nur auf Rückfrage gegrüßt. Die Briefings sind ebenso sensationell unterhaltsam, denn die Guides, hauptsächlich junge Volontärinnen unterschiedlicher muttersprachlicher Herkunft, haben zwar taucherische Zertifikate, aber Defizite im Umgang mit Technik, Guiding oder „Kunden“ vorzuweisen. „Chefin“ der Diver ist dabei eine junge Portugiesin, die dort vor vier Monaten begann, die anderen sind gar erst Wochen dabei, haben in dem trubellastigen Durcheinander aber offensichtlich resigniert. Deutlich wird, dass die Mitarbeiterfluktuation hoch ist und viele Guides die Spots, in denen sie „führen“, nicht sonderlich gut kennen. (Wir beispielsweise waren Augenzeuge als eine frische Volontärin vom Chef binnen zwei Minuten für den Spot „Ileus“ gebrieft wurde) Dann wird man schon mal 45 Minuten gegen eine Strömung „geprügelt“ oder bekommt die versprochenen Fischlein eben nicht zu Gesicht. Die Leitung pflegt übrigens ein seltsames Beschwerdemanagement: Rügen seitens der Gäste werden im ersten Schritt zurückgewiesen („Das ist nicht so!“), danach abgewimmelt („So schlimm ist das nicht!“), dann doch zugegeben („Naja!“), aber keinesfalls entschuldigt.

Und so wird aus einem Clubausflug ein Abenteuer, aus guter Laune schlechte Stimmung, vor allem aus dem Portemonnaie ein Leerstand, denn auch an der Kasse herrscht Chaos: da wohl die Damen im Tauchshop falsch organisiert sind und technische Probleme vorschieben (bei einer händischen Kontierung der Tauchgänge), sollte ich vier TGs weniger zahlen als erlebt. Weil ich aber ein blöder, deutscher Pedant bin, habe ich auf den Fehler aufmerksam gemacht – ohne ein Dankeschön dafür zu hören. Für zehn Tauchgänge, wobei ich die drei „Angelabenteuer“ s.o. mal als „Tauchen“ anstatt „beaufsichtigte Stickstoff - Aufsättigung unter Fischbegleitung“ aufzählen will, zahle ich dann 740.- € (eigenes gear) – man muss wirklich abwägen, ob man sich die tolldreisten Erlebnisse, die nichts mit dem Tauchen zu tun haben und dennoch zur Basis gehören, antun will oder nicht.

(Zur Beachtung: ich gehe nicht auf Standard-Ausreden wie „Es liegt an der Natur, dass etwas nicht klappt!“ ein, ich behaupte nicht, dass Haie angefüttert werden, ich weiß, dass meine Meinung nicht relevant ist – ich habe mir nur gewünscht, ich hätte woanders gebucht! Ich habe zwei andere Dive-Center auf der Insel besucht – die können es besser!)