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Vom Zauber unsichtbarer Fische oder: wo, bitte, g ...

Vom Zauber unsichtbarer Fische oder: wo, bitte, geht’s hier nach Ägypten?

Wer am Flughafen Hurghada den Kleinbus besteigt, der ihn gen Süden bringen soll, ist gut beraten, sich einen Sitzplatz auf der rechten Seite zu sichern. Er erspart sich dadurch den Ausblick auf die bis zur Schnellstrasse hin wuchernden, von Betonmauern umgebenen Hotelkomplexe, Baustellen und Bauruinen Hurghadas, deren Trostlosigkeit womöglich den Wunsch nach sofortiger Heimreise auslösen könnte. Rechter Hand dagegen schweift der erhobene Blick zu den grandiosen Wüstenbergen, deren Farbe dem Roten Meer seinen Namen gibt. Lässt der Reisende den Blick von den Gjebls auf die Ebene sinken, schaut er auf eine weite Sand-, Geröll- und Plastikmüllwüste, in die unzählige Reifenspuren zu den Stellen führen, von denen der dort entsorgte Abfall von den lauen Nachtwinden wieder Richtung Meer geweht wird.

Etwa vierzig Minuten rollen wir durch die Einöde beschallt von einem, mit einer der Temperatur von über 35°C nicht angemessenen Wollstrickmütze als Taucher verkleideten Südhessen, der seine Rotmeererfahrungen ungebeten und lautstark der übrigen Busbesatzung zumutet. Wir passieren stacheldrahtbewehrte Horchposten der ägyptischen Armee, mehrere Straßensperren, die zu nichts anderem da zu sein scheinen, als Touristen ein beklemmendes Gefühl der Sicherheit zu geben, und Abzweige zu in der Ferne auftauchenden Luxusresorts, die mit ihren Türmchen und Kuppeln wirken wie Kulissen für einen schlechten Hollywoodfilm über ein Arabien aus Tausendundeiner Nacht, das es hier längst nicht mehr gibt.

Endlich biegt das Fahrzeug vier Kilometer vor Safaga von der Küstenschnellstraße ab, durchquert zwei weitere Straßensperren, passiert das Resort Orca Village und fährt vor dem Holiday Inn rechts ab auf das Gelände des SOL Y MAR PARADISE BEACH RESORTS, wo sich unsere Wege und die des südhessischen Kampftauchers, der mit seiner Gruppe gottlob ein anderes Ziel hat, trennen.

Hinter der hohen Mauer, die je nach Standpunkt die Touristenburg vor Ägypten oder Ägypten vor den fremden Urlaubern schützt, ist so ziemlich alles anders als außerhalb des Walls. Innerhalb der Touristenenklave kommt Ägypten bestenfalls als Kulisse vor. Das Grün der Anlage spielt eine Oase nur vor und konterkariert den Staub, die Armut und den Unrat jenseits der Mauer. Das Wasser kommt nicht aus einem artesischen Brunnen, sondern wird über hunderte Kilometer vom Nil herangeschafft. Schön sind sie... die gepflegten Gärten zwischen den Bungalows, die kurz gehaltenen Rasenflächen, die üppigen Bougainvillea- und Hibiskuspflanzen, die Öl- und Dattelpalmen, aber sie sind nur da wegen der Fremden, nicht weil sie zu dieser Landschaft gehörten. Das üppige, aber stets zu laue Buffet im Restaurant schwelgt in italienischen Nudelgerichten und dem, was man für französische Küche hält. Lediglich eine marginale Auswahl ägyptisch-arabischer Speisen hat man an einen kleinen Katzentisch verbannt. Die deutschen, holländischen, französischen und tschechischen Gäste fühlen sich hier so zu Hause, dass ihre Bekleidung in der Fußgängerzone einer mitteleuropäischen Kleinstadt Getuschel auslösen würde. Das ausschließlich männliche Personal hat in diesem extraterritorialen Gebiet den Status von Gastarbeitern und wenn die jungen Kellner anlässlich des "arabischen Abends", bei dem einmal in der Woche endlich Hoummus, mit Kreuzkümmel gewürztes Auberginengemüse und Falafel das Buffet zieren, in Galabijas und Kaftane gesteckt werden, wirken sie darin verkleidet, obwohl sie wahrscheinlich in Pyjama und Langhemd groß geworden sind.

Wer hierher kommt, wollte natürlich eigentlich gar nicht nach Ägypten, sondern zum Tauchen oder zum Wind- und Kitesurfen im und auf dem Roten Meer. Was diejenigen, deren Absicht weder das Tauchen noch das Surfen ist, hierher führt, erschließt sich mir nicht. Nun ja, es gibt ganzjährig Sonne, keinen Regen und einen sanft abfallenden, exklusiv zu diesem Hotel gehörenden etwa 400 Meter langen, gepflegten Sandstrand mit reichlich Liegen unter großflächigen Sonnendächern, der sich über die Nachbarresorts fortsetzt. Gute Voraussetzungen also für diejenigen, die sich rösten wollen und die die Aussicht auf faltige Lederhaut oder Melanom nicht schreckt. Man könnte diese vierrädrigen Quadmopeds mieten, mit denen man den Küstenwüstenstreifen nach dem neuesten Müll absuchen könnte. Warum bieten die Tourveranstalter, die ihre Programme in der Lobby aushängen, eigentlich keine Ausflüge in die Wüstenberge, die vom Flugzeug aus so großartig aussahen, an? Wagemutige Pauschaltouristen unternehmen eine Fahrt mit dem Glasbodenboot oder nehmen an einer Schnorcheltour teil und erahnen vielleicht auf diese Weise etwas vom Zauber der Unterwasserwelt. Ob man hier her fahren muss, um bei lähmender Hitze auf den hoteleigenen Plätzen Tennis, Minigolf oder Basket-, Fuß- oder Volleyball zu spielen oder im hoteleigenen Kraftraum zu schwitzen, erschließt sich mir nicht recht. Falls die große Langeweile ausbricht, mag es dennoch gut sein, dass solche Infrastruktur vorgehalten wird. Wer sich nun gar nicht selbst beschäftigen kann und auf Animation angewiesen ist, ist hier zumindest in der Nebensaison am falschen Platz. Die schönen jungen Menschen des "Solinoclubs" sind darauf spezialisiert, Kinder zu beschäftigen. Nachdem die Kids ihren abendlichen Auftritt zu den immer gleichen Konservensongs auf der Showarena hatten, herrschte weitestgehend Ruhe unter dem morgenländischen Sternenhimmel. Wer noch nicht müde ist, dem bleibt, sich an einem eiskalten aber durchaus schmackhaften Sakkara- oder Stellabier fest zu halten, das eiskalt serviert wird, aber rasch getrunken werden möchte, da es sonst rasch die Umgebungstemperatur annimmt. Wer im Besitz eines Plastikarmbändchens ist und sich dadurch als All-Inclusive-Gast ausweisen kann, kann im Strandrestaurant alternativ zum Buffet im Hotelrestaurant zur Pizza greifen. Im "Shishazelt" mag Tourist, wenn er denn mag, mit anderen Touristen eine Wasserpfeife schmauchen. (Zum Shisharauchen unter Arabern suche man das etwas staubige Kaffeehaus in der arabischen Siedlung jenseits der Hotelmauern und der vierspurigen Schnellstrasse auf).

Wegen ägyptischer Kultur wird es wohl kaum jemanden hierher verschlagen. Safaga ist eine Hafenstadt, über die hauptsächlich der Pilgertourismus von Ägypten nach Mekka abgewickelt wird. Es wird Phosphat abgebaut und es gibt Werften. Wer die Stadt aufsuchen möchte, hält vor dem Hotel ein Sammeltaxi an und zahlt für den Transport 10 Piaster. Die nächsten altägyptischen Sehenswürdigkeiten gibt es im mehrere Busstunden entfernten Luxor. Die Pyramiden sind noch weiter entfernt.


Wir sind hier her gekommen, um zu tauchen. Da wir fast den ganzen Tag auf dem Tauchboot beziehungsweise unter der Wasseroberfläche zubringen, sind unsere ANSPRÜCHE AN DAS HOTEL bescheiden: wir brauchen einen sauberen Platz zum Schlafen, Ruhe und Nähe zur Tauchbasis. Alles das ist hier gegeben. Als Gäste der Paradise Divers sind wir in einem der einstöckigen Bungalows keine einhundert Meter von der Tauchbasis entfernt untergebracht. Unser Bungalow hat drei Wohneinheiten, von denen aber nur unsere belegt ist, so dass Aussagen über die Hellhörigkeit nicht möglich sind. Außer den einstöckigen Bungalows gibt es auch zweistöckige. Alle Bauten sind architektonisch reizvoll in die Gartenanlage eingebettet und heben sich wohltuend von der mehrstöckigen Wohnblockarchitektur des benachbarten Holiday Inn ab. Die ockerfarbigen Häuschen sind hübsch anzusehen, bieten jedoch nur ein beschränktes, für unsere Bedürfnisse aber ausreichendes Raumangebot. Unser Zimmer ist mit zwei bequemen Einzelbetten, zwei Sideboards mit Schubkästen, Sat-Fernseher und Minibar, deren Inhalt zu überhöhten Preisen erworben werden kann, ausgestattet. Ein geräumiger Schrank ist in einer Nische vor dem Zugang zum Badezimmer unter der Klimaanlage vorhanden. Da die Fenster nicht geöffnet werden können, kann man sich nur bei laufender Klimaanlage im Zimmer aufhalten. Bei über 36°C Außentemperatur bläst die AC gewaltig, um eine erträgliche Raumtemperatur zu ermöglichen. Da die Betten seitlich des Windkanals stehen, stört das Gebläse nicht sehr beim Schlafen, aber wenn man in den Tiefen des Kleiderschranks etwas sucht, sollte man sich warm anziehen oder das sich darüber befindende Gerät kurzfristig abschalten. Das Badezimmer ist klein, aber zweckmäßig und hinreichend sauber. Neben Seife, Duschhauben und Shampoo im Spender gibt es keine überflüssigen Anemnities, die in der gehobenen Hotellerie wenig zum Nutzen des Gastes, aber viel zur Höhe des Übernachtungspreises beizutragen pflegen. Die (männliche) Putztruppe hält die Räumlichkeiten sauber. Handtücher werden auf Wunsch (gebrauchte Handtücher auf den Boden legen) gewechselt. Etwas nervig ist der wohl gut gemeinte Drang des Personals zum Aufräumen, der auch vor den persönlichen Gegenständen der Gäste nicht halt macht. Viel Energie und Zeit wenden die Jungs auf, um aus Handtüchern, Bettdecken und Laken, leider aber auch aus Palmwedeln, Blüten und herumliegenden Brillen kunstvolle Vögel, Schlangen und sogar Krokodile zu drehen und zu falten. Kommt der Taucher abends müde vom Boot, muss er, um die Liegefläche ihrer Bestimmung zuführen zu können, zunächst die organischen Bestandteile der textilen Kunstwerke aus den Betten entfernen. Draußen gibt es reichlich Abfallbehälter zum Müllsortieren. Das Hotel legt Wert auf ein ökologisches Image.

Die FÜTTERUNG der Touristen erfolgt im wenig charmanten Restaurant, das im gleichen, ebenerdigen Gebäude wie die Rezeption untergebracht ist. Das Frühstücksbuffet ist überdurchschnittlich reichhaltig und nimmt auf die Frühstücksgewohnheiten der Gäste aus den verschiedensten Ländern Rücksicht. Briten müssen allerdings aus verständlichen Gründen auf ihr Bacon verzichten. Da wir nach wenigen Tagen beim Tauchen den Eindruck gewannen, zunehmend unterbleit zu sein, verzichteten wir auf die Eierspeisenvariationen und hielten uns an das landestypische Frühstück, bestehend aus Weißkäse, Tomaten, Wassermelone, Oliven und Fladenbrot. Schweren Herzens schränkten wir auch den Verzehr des in großer Vielfalt angebotenen Süßgebäcks ein. Der Kaffee aus der Selbstbedienungskaffeemaschine war durchaus trinkbar.

Das Abendbuffet bot annehmbaren Standard, aber keine kulinarische Highlights. Lamm- und Fischgerichte, die wir regionalbedingt erwartet hätten, waren klientelbedingt so gut wie nicht vorhanden. Erwähnenswert allerdings die überdurchschnittlich gute Desserttheke. Erwähnenswert auch, dass uns ägyptentypische Magen-Darmprobleme im Zusammenhang mit der Hotelküche nicht bekannt wurden. Die einzigen beiden, die unter der Rache des Pharao litten, die wir erlebten, hatten in Safaga-Stadt Hamburger mit durchschlagender Wirkung verzehrt. Die Apotheke in der Ladenzeile vor dem Hotel hatte das passende Gegengift. Die Beiden konnten schon am nächsten Tag wieder tauchen. Die Allinclusiveesser konnten sich ad libitum mit offenem Rot- und Weißwein, Bier und nichtalkoholischen Getränken bedienen. Großes Geschrei gab es, als man einer osteuropäischen Kundin Wodka und Whiskey als Tafelgetränk verweigerte, was in meinen Augen für das Hotel spricht. Für uns Halbpensionäre war das Abrechnungsprozedere umständlich. Jedes Getränk wurde einzeln zur Gutschrift auf die Zimmerrechnung zur Unterschrift vorgelegt, was uns dazu bewog, die Mahlzeiten mit Tafelwasser aus dem Spender zu begleiten und das Bier nach dem Essen an der Open Air Bar zu uns zu nehmen. Geschadet hat es uns nicht.

Neben dem Buffetrestaurant gibt es Pizza (nicht probiert) im Strandrestaurant und ein "Restaurant" neben der Tauchbasis, das kleine, weniger schmackhafte, Gerichte anbietet, die aus der Hotelgroßküche gebracht werden. War der Salat noch annehmbar, so waren die Spaghetti pampig und der Fisch trocken.


Eine HOTELLOBBY brauche ich um mich einzuchecken, meinen Schlüssel verwaltet zu bekommen und meine Rechnung zu bezahlen. Man könnte das alles an einem simplen Schreibtisch tun. Warum ausgerechnet der Raum, in dem ich mich am wenigsten aufhalte, den größten Pomp aufweisen muss, geht mir nicht in den Kopf. Das Paradise Beach macht hier keine Ausnahme. Die große Empfangshalle ist mit Edelholz furniert und mit Marmor ausgelegt. Eine in den Boden eingelassene Sitzgruppe soll die Gäste offenbar zum Relaxen animieren, tut sie aber nicht, weil die Klimaanlage für polare Temperaturen sorgt und man, etwa um auf den Transfer zu warten, viel lieber unter den Pergolen vor dem Eingang zur Rezeption sitzt. Im Lobbybereich befindet sich ein Laden, in dem Postkarten und der übliche Ägyptenkitsch erworben werden kann und ein Juweliergeschäft. Weitere Einkaufsmöglichkeiten in der Ladenzeile ausserhalb des Hotels. Ein Bankschalter ist in den Abendstunden besetzt, in dem zu reellen Kursen Geld gewechselt werden kann. Kreditkarten werden hier anders als in der Tauchbasis als Zahlungsmittel akzeptiert. Internetzugang ist über ein hoteleigenes Laptop möglich. Die Gebühr ist in Landeswährung sofort zu entrichten und wird nicht, wie fast alle anderen Dienstleistungen der Zimmerrechnung gutgeschrieben.
Frankierte Post kann man an der Rezeption abgeben oder gleich in einen Papierkorb werfen. Von den von uns geschriebenen Postkarten ist nach vier Monaten noch keine bei ihrem Adressaten angekommen. Ein Tresorfach steht dem Gast gebührenfrei zur Verfügung. Die Rezeptionisten sind freundlich, sprechen englisch und leidlich deutsch. Auch in der Lobby wird der Sicherheitschimäre gehuldigt. An der Eingangstür döst ein uniformierter, bewaffneter Wachmann, dem es gleichgültig zu sein scheint, ob man durch den Metalldetektor geht oder daran vorbei. Wer immer etwas Schlimmes vorhaben mag, benutzt ohnehin einen der unbewachten Zugänge.


Die TAUCHBASIS der PARADISE DIVERS liegt am nördlichen Ende des Hotelstrands und grenzt an den Strand des Holiday Inn. Wir wurden freundlich von Dirk in Empfang genommen und tatsächlich wurden endlich einmal Brevet, tauchärztliches Attest und Logbuch gründlich zur Kenntnis genommen, ein Hinweis darauf, dass man es hier mit der Sicherheit ernst nimmt. Dirk zeigte uns die Basis, suchte mit uns Ausrüstungsteile aus einem reichhaltigen und gut gepflegten Fundus aus, die wir nicht selbst mitgebracht hatten, erklärte uns den Ablauf des Tauchtages und machte uns auf die zusätzlichen Angebote der Paradise Divers aufmerksam.
Wir trugen uns in die ausgehängte Liste für den Ausflug nach Marsa Alam ein, wo mit großer Wahrscheinlichkeit mit Seekühen (Dugongs) getaucht werden kann. Leider fanden sich keine weiteren Interessenten, so dass die Tour während unseres Aufenthalts nicht zu Stande kam. Außerdem nahmen wir die Gelegenheit war, günstig das Nitroxbrevet zu erwerben. Das Tauchen mit O2-angereicherter Luft, ist hier übrigens kostenfrei.

Checkdives werden routinemäßig im Rahmen der Tagestouren vom Tauchschiff aus durchgeführt. Da mein Buddy (meine Tochter) längere Zeit nicht getaucht hatte, baten wir um einen Auffrischungstauchgang am Hausriff, den wir mit dem geduldigen Tauchlehrer Kalle im Zuge unseres ersten Nitroxtauchgangs durchführten. Das Hausriff ist im Vergleich zu den Tauchplätzen, die wir in der kommenden Woche sehen sollten, eher unspektakulär. Einige Korallenblöcke liegen in etwa 10 Meter Tiefe. Aus dem sandigen Boden flogen Blaupunktrochen auf, viele bunte Fische wie Doktor-, Wimpel- und Papageienfische, Prachtbarsche und Rotmeerkaiser schwimmen umher und eine kleine Korallenhöhle beherbergt eine Gruppe standorttreuer, großer Rotfeuerfische. Zwischen den Korallenblöcken und dem Strand haben die Paradise Divers eine Art submarinen Klettergarten mit verschiedenen Spielgeräten aufgebaut, an denen herrlich Tarierübungen gemacht werden können. Anfänger, die hier ihre ersten Freiwassertauchgänge machen, werden am Hausriff ihre Freude haben. Für Schnorchler, die die Lage der Korallenblöcke nicht kennen, scheint die Unterwasserwelt allerdings wenig ergiebig zu sein.

Abgesehen von Schulungstauchgängen findet der Tauchbetrieb im Wesentlichen von Bord der komfortablen TAUCHSCHIFFE (Tagestouren mit zwei TG) aus statt. Neben dem "Flagschiff" Prince Ali, standen im Juni zwei etwas kleinere Schiffe, die Volkert I und die Volkert II zur Verfügung. Die Schiffe verfügen je über einen komfortablen Salon, zwei saubere Toiletten mit Eimerspülung, einen geräumigen Bereich, in dem Flaschen und Tauchgerödel gelagert werden und wo man sich zum Tauchgang fertig machen kann und einen schattigen Ruhebereich auf dem Oberdeck. Getaucht wird von der Tauchplattform aus. Die Leitern zum Entern des Kahns sind bequem und die Crew ist extrem freundlich und hilfsbereit. Die Jungs sind stets bestrebt, ihren deutschen Wortschatz über das allseits geläufige "alles klar?" hinaus zu erweitern. Tauchgäste, die sich auf arabisch mit einem herzlichen "Shukran" bedanken, werden umgehend in die Herzen geschlossen. Wer vom Hotelessen enttäuscht ist, sollte nicht versäumen für zwei € zwischen den Tauchgängen an Bord der Prince Ali die ägyptischen Köstlichkeiten, die Schiffskoch Nasr mit seinem Helferlein zaubert, zu probieren.

Das Tauchen selbst ist recht ungezwungen. Vor den Tauchgängen finden gründliche Briefings durch die verantwortlichen Divemaster statt. Die Buddyteams können unabhängig tauchen. Weniger erfahrene Taucher können sich nach Absprache dem Divemaster anschließen. Großer Wert wird darauf gelegt, dass sich die Taucher nach den Tauchgängen durch Eintrag in die ausliegende Liste zurück melden. Es wird versucht, Tauchplätze anzufahren, an denen sich keine anderen Tauchgruppen aufhalten, was auch fast immer gelang. Die Tauchzeit ist nicht limitiert, solange 50 Bar in der Flasche sind. Dekotauchgänge sind nicht gestattet, bei zwei Tauchgängen pro Tag und maximalen Wassertiefen an den angefahrenen Tauchplätzen von unter 30 m auch kaum möglich.

Immer wieder hört man in Taucherkreisen, dass Ägypten übertaucht, die Riffe beschädigt, die Meeresfauna am kippen sei. Wir waren aufs Angenehmste überrascht. Die Besatzungen der Tauchschiffe verhielten sich mustergültig. Es wurde grundsätzlich an Moorings festgemacht, so dass keine Anker und Ankerleinen Riffe beschädigen konnten. Es wurde kein Abfall ins Meer entsorgt. Die Riffe vor Safaga sind intakt. Die Korallen leben. Wenn der Dornenkronenseestern Korallen an einzelnen Riffteilen zerstört, ist die Natur hier noch in der Lage, sich wieder zu regenerieren. Das marine Leben ist vielfältig. Jeder Tauchplatz hat seine eigenen Reize. In der einen Tauchwoche haben wir fast alle Fischarten, die der "Debelius Unterwasserführer Rotes Meer – Fische" beschreibt, gesehen. Wir haben an Shab Bagul mit Delfinen gespielt, über den bezaubernden Korallengärten von Tobia Hamra die tapferen kleinen Anemonenfischmännchen geneckt und überseekoffergroße Schwarzfleckkugelfische gesehen, am Panoramariff den seltenen rotweiß karierten Langnasenbüschelbarsch gefunden und sind dem beeindruckenden Napoleonfisch begegnet. Wir haben an Shab Quais einen Riesendrückerfisch beobachtet, wie er bei der Nestverteidigung einen Schwarm Doktorfische attackierte und waren froh, dass wir es nicht waren, die über seinen Nesttrichter geschwommen sind. Wir haben uns zwischen den Korallensäulen von Tobia Arba verirrt und konnten uns an den Rotfeuerfischen und Glasfischschwärmen unter ihren Überhängen nicht satt sehen. Am Middle Reef schwamm eine Gruppe Buckelkopfpapageienfische vorüber. Fast bei jedem Tauchgang trafen wir auf oberschenkeldicke Riesenmuränen. Überall begegneten uns Schwärme von Gelb- und Blauklingendoktoren, Kurz- und Langnasendoktoren, Wimpel- und Falterfischen, riesigen Fledermausfischen, Soldatenfischen, Kaiserfischen, Kugelfischen in den unterschiedlichsten Farben.

Angesichts der Fülle an Farben und Formen der bunten Meeresbewohner, deren Faszination man sich in den ersten Tauchtagen hingibt, ist es vielleicht verwunderlich, dass des Tauchers Freude am allergrößten ist, wenn er Meeresbewohner entdeckt, die nahezu unsichtbar sind. Der große Oktopus ist zwar recht häufig, kann sich aber seiner Umgebung in Farbe und Form so gut anpassen, dass er meist nur dann bemerkt wird, wenn er sich bewegt. Ein Teufelsfisch verrät sich durch die grellen rotgelben, großen Seitenflossen, die er, wenn er sich angegriffen fühlt, zur Abschreckung zeigt. Ansonsten geht er mit seiner verwarzten Haut glatt als ein Hartkorallenbrocken durch. Ebenfalls kaum sichtbar sind Drachenköpfe und ihre hochgiftigen Verwandten die häufig mit Algen bewachsenen Steinfische, die reglos zwischen Korallentrümmern am Meeresgrund auf ihre Beute warten. Am letzten Tauchtag fanden wir bei Tobia Island einen schuhkartongroßen Steinfisch, der nur durch sein Maul und seine Augen als Fisch erkennbar war. Direkt daneben lag bei genauem Hinsehen ein Kumpel von ihm. Die meisten Taucher, denen wir den Steinfisch zeigten, berichteten begeistert, dass sie diesen großen Steinfisch gesehen hatten. Der Zweite direkt daneben war für sie unsichtbar geblieben. Ein weiters Highlight war die Begegnung mit einem gut ein Meter langen Krokodilsfisch.

Die Tauchwoche in Safaga ging natürlich viel zu schnell vorüber. Wir saßen im Bus wieder auf der rechten Seite. Dieses Mal sollte uns der Anblick der Bausünden Hurghadas den Abschied von Ägypten erleichtern. Bei der Kontrolle unserer Flugscheine am Flughafen ließ uns der Kontrollbeamte auffällig unauffällig eine zwischen Mittel- und Ringfinger der Hand, die unsere Papiere entgegennahm, eingeklemmte Eineuromünze sehen. Da wir den Bakshischwunsch ignorierten, hatte der gute Mann plötzlich irgendwo anders dringend etwas zu erledigen und ließ uns eine Viertelstunde in der Warteschlange warten. Endlich, kurz vor dem Abflug waren wir in Ägypten angekommen.



***Besonderen Dank an Pamela Silke Stöckling für die freundliche Überlassung der Unterwasseraufnahmen***

Der Bericht wurde unter dem Nick Kalloc vom Autor auch bei ciao.de veröffentlicht





Bungalow Paradise Resort


Das Flagschiff PRINCE ALI


Krokodilfisch Foto:P.S.Stöckling


Okotpus Foto: P.S.Stöckling


Teufelsfisch Foto: P.S.Stöckling


zwei Steinfische Foto: P.S.Stöckling

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