Norberto Diver, Horta, Ilha do Faial, Azoren

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Johannes Beck193020CMAS **200 TGs

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Er ist eine Legende, dieser Norberto Serpa. Die langen Haare, das extrem relaxtes Auftreten und die Arbeit am Meeresforschungsinstitut der Universidade dos Açores haben ihn über die Azoren hinaus in Portugal zu einer Taucher-Legende werden lassen. Seine Basis ´Norberto Diver´ ist nicht irgendeine Tauchbasis, sondern das Tauchzentrum der Azoren schlechthin.

Neben – zumindest theoretisch täglichen – Tauchgängen per Boot, bietet Norberto Walbeobachtungs-Touren und Schnorcheln mit Delphinen an. Dabei liegt der Schwerpunkt vor allem während der Hochsaison eindeutig auf den Wal-Touren, wenn bis zu 100 Menschen täglich zu den Pottwalen und Delphinen hinaus fahren.

Das Angebot ist auf den ersten Blick reichhaltig. Auch der Kontakt mit der Basis war sehr positiv. Dabei hat man normalerweise weniger mit Norberto selbst zu tun – er ist die meiste Zeit für die Universität unterwegs – sondern mit Sérgio Bairos, einem junger Divemaster aus Faial, der sich die meisten Tage um den Tauchbetrieb kümmert. Man findet ihn oder Norberto entweder im Büro direkt am Fähranleger der Schiffe aus Madalena von der Nachbarinsel Pico oder am Container in der Marina, ca. 100 Meter weiter Richtung Norden am Kai entlang. Dort ist auch der Treffpunkt für die zwei täglichen Tauchgänge um 10 Uhr morgens und um 15 Uhr nachmittags.

Das Schild ´Volto já´ (´Bin gleich zurück´) in der Bürotür, sollte man übrigens nicht zum Anlass nehmen, tatsächlich länger dort zu warten, wenn niemand da sein sollte. Das Schild ist fest angebracht und hängt immer dort, wenn geschlossen ist. Egal ob die Inhaber für 15 Minuten oder 15 Stunden abwesend sind.

´Volto já´ war leider auch die Grundeinstellung der Basis zum Tauchbetrieb in der Nebensaison, sprich Ende September/Anfang Oktober. Ich möchte nur drei Dinge erwähnen. 1. Insgesamt wurde etwa jeder zweite Tauchgang kurzfristig abgeblasen. Besonders ärgerlich, wenn man sich den Tag freigehalten hat und sonst z.B. eine Wanderung oder eine Wal-Tour hätte machen können. 2. Der mehrmals zugesagte Nacht-Tauchgang wurde dreimal verschoben und fand abschließend überhaupt nicht statt. 3. Trotz idealer Seebedingungen an drei Tagen, gab es keinen Tauchgang an einem der hochgepriesenen Seeberge vor Faial. Mal war angeblich die Strömung wegen des Vollmondes zu stark, mal fehlte das GPS-Gerät, mal hatte man wohl zu wenig interessierte Kunden.

Fairerweise muss man zu der Negativliste auch die positiven Punkte stellen, die es ebenso gab und die es sehr schwer machen, die Basis fair zu bewerten. Alle Angestellten sind sehr sympathisch und haben mir in anderen Dingen immer wieder Tipps gegeben. Dazu hatte Norberto an einem Abend alle Tauchgäste zum Grillen eingeladen. Nicht nur aufgrund der herrlichen Makrelen, die wir verspeist haben, eine sehr gelungene Party.

Doch das Tauchen wird für meinen Geschmack viel zu locker organisiert. Ohne hier die berühmte deutsche Pünktlichkeit verlangen zu wollen, ist es aber doch ärgerlich, wenn man bis zu 1 Stunde und 45 Minuten warten muss, um endlich ins Boot steigen zu können, da man vergessen hatte, rechtzeitig einen Skipper zu besorgen. Ohne militärische Disziplin beim Tauchen verlangen zu wollen, ist es doch unnötig und endet im Unterwasser-Chaos, wenn die Hälfte der Taucher nicht weiß, wer der Buddy ist, weil vor einem Tauchgang keine Gruppeneinteilung stattfand. Ohne verlangen zu wollen, dass man immer jedes Detail vor dem Tauchgang klärt, sollte man aber wenigstens ein Wort über Sicherheitsstopps, die Zeichen und die Art des Auf- und Abstiegs verlieren.

Auch hier noch ein paar Hinweise, damit der Eindruck nicht zu negativ wird: Die Tauchgangs-Profile sind sehr konservativ mit langen Austauchzeiten und die Guides stets bemüht, ihren Kunden die Schönheiten der azorianischen Unterwasserwelt näher zu bringen. Diese sind in der Tat beeindruckend und daher ärgerte es mich um so mehr, dass so viele Tauchgänge ausfielen. Das Leihequipment habe ich zwar nicht selbst benutzt, bei meinen Buddys machte es nicht den neuesten, aber einen gut gewarteten Eindruck. Nur Anzüge sind recht wenig vorhanden. Vor allem bei Sondergrößen hatten die Jungs von Norberto Diver bei dem ein oder anderen Taucher Probleme, passende Modelle zu finden. In diesem Fall daher am besten das eigene Neopren mitbringen (ideal sind 7 mm mit Weste).

Getaucht wird fast immer um den Vulkan Monte da Guia in Horta, eine Halbinsel direkt neben dem Hafen. In voller Montur geht es mit dem Schlauchboot hin und nach dem Tauchgang direkt wieder zurück – Fahrtzeit jeweils ca. 15 Minuten. Der erste Spot ist die Bahia de Entre Montes, die am häufigsten angefahren wird, da am besten vor Strömungen geschützt und am Anfänger freundlichsten. Neben Zackis fallen hier vor allem sehr große Drachenköpfe und Gabeldorsche auf. Vorsicht ist bei den in Schwärmen auftretenden Drückerfischen geboten, die auch mal zubeißen können. Korallen sucht man hier – wie auch an den anderen Plätzen übrigens vergeblich. Weiter um die Halbinsel herum folgt die Bahia dos Radares mit Felsquadern, Steilwänden und Grotten. Bei guter Sicht, die hier auch die 30 Meter überschreiten kann, eine beeindruckende Unterwasserlandschaft.

Auf der zum offenen Meer hin gelegenen Seite der Halbinsel schließlich der Höhepunkt: die Boca das Caldeirinhas. Einer der beiden Vulkankrater steht auf einer Seite zum Meer hin offen. Der Krater an sich darf nicht betaucht werden, da Naturschutzgebiet, aber ein Tauchgang am äußeren Rand entlang ist erlaubt. Die Außenwand fällt hier senkrecht auf 60 Meter und mehr ab. Barrakudas, Muränen und Zackenbarsche sind zu sehen, mit Glück kommt auch mal ein Schwarm Bonitos vorbei. Den Abschluss der Halbinsel-Tauchplätze um den Monte da Guia bildet der Ilhéu Negro, eine kleine Felsinseln nahe der Küste. Hier ist das Wasser mit maximal 20 Metern schon deutlich seichter. Weitaugenbutte, Rochen und Meerbarben verstecken sich auf dem weitem Sandboden.

Fazit: Tauchgänge sind hier vor allem aufgrund der Unterwasserlandschaften sehr lohnenswert. Wer hier tauchen will, sollte aber in der Hauptsaison – am besten zwischen Anfang Juni und Mitte September – kommen. Dann sind die Chancen am besten, dass die theoretisch angebotenen 2 Tauchgänge pro Tag Realität werden. Ansonsten sollte man sich ein Alternativprogramm mit Wandern und Radfahren zusammenstellen und viel Zeit mitbringen.

Aufgrund der Mängel bei der Tauchorganisation und im Briefing kann ich leider nur drei Flossen vergeben. Schade, denn mit etwas mehr Engagement und Verlässlichkeit könnte die Basis leicht ein paar Flossen dazu ´gewinnen´.