Joes Diving Bali - Die Tauchburg, Tulamben

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Wir waren vom 13.10.2009 bis 20.10.2009 zu Gast in Joes Tauchburg. Auf Grund der durchweg guten Kritiken im TaucherNet freuten wir uns auf einen angenehmen und entspannten Aufenthalt in Tulamben und eine professionell geführte Basis. Eines vorweg: Mein nachfolgendes Feedback bezieht sich nicht nur auf’s Tauchen, sondern auch auf die Rahmenbedingungen und Begleitum-stände, die wir vor Ort vorgefunden haben und die in die Gesamtbewertung einer Tauchbasis ein-fließen sollten. Der persönliche Wohlfühlfaktor im Urlaub wird ja schließlich nicht nur von der Quali-tät der Tauchgänge bestimmt, sondern auch von der Unterkunft, vom Essen und dem Umgang miteinander.

Der im Vorfeld geführte Mailverkehr mit Joe zur Abklärung von einigen Details (Leihausrüstung, Bezahlung etc.) verlief zügig und freundlich. Da unser Weiterflug von Kuala Lumpur nach Denpa-sar kurzfristig gestrichen wurde, erreichten wir Bali unplanmäßig mit 3 Stunden Verspätung. Die Abholung durch Tauchguide Sebastian klappte wider Erwarten dennoch, wie wir erfreut fest stell-ten.

Im Resort angekommen, wurden wir zu später Stunde von Mara, Sebastians Frau, in Empfang genommen. Beide sind Niederländer, verstehen etwas Deutsch, aber sprechen es (noch) nicht aktiv, sondern kommunizieren auf Englisch mit den mehr oder weniger ausschließlich deutschen Gästen. Die Küche hatte natürlich schon geschlossen, so dass das Abendbrot für uns entfiel. Auf spät eintreffende Gäste war man in diesem Fall nicht vorbereitet. Die Bevorratung eines Sandwi-ches wäre eine nette Willkommensgeste gewesen…Getränke standen jedoch zur Selbstbedienung bereit.

Unser Zimmer in der Tauchburg war ohne Tadel, pieksauber und praktisch eingerichtet; insbeson-dere das offene und grosszügige Bad mit Warmwasser hat uns begeistert. Angenehm sind auch die kurzen Wege in der kleinen, familiär geführten Anlage, die liebevoll gestaltet und gartentech-nisch äußerst gepflegt ist. Geschickt ist der grosse runde Tisch für die Mahlzeiten, so kommt man schnell in Kontakt mit den anderen Gästen. Das Durchschnittsalter lag zwischen 35 und 50 Jahren.

Am nächsten Morgen frugen wir Sebastian am späten Vormittag, wann wir denn mit dem Tauchen beginnen könnten. Bis dahin hatte uns noch niemand gefragt, ob wir an Tauchaktivitäten teilneh-men wollten. Lag vielleicht an der Vorkasse Während wir uns um die Anprobe der Leihausrüs-tung kümmerten, kam Joe vom morgendlichen Tauchgang zurück und begrüßte uns kurz. Positiv erwähnt werden muss die Tatsache, dass die Leihe des Equipments für mich komplett kostenlos bzw. im Preis mit inbegriffen war. Bis auf die Füßlinge, die in einem wahrlich desolaten, zerfetzten Zustand waren (sorry Joe, so was gehört aussortiert), war die Ausrüstung einwandfrei und von guter Qualität.

Nachmittags brachen wir dann auch endlich zu unserem ersten Tauchgang am Hausriff auf. Wer komfortable Bootstauchgänge gewohnt ist, für den sind die Einstiege vor Tulamben sicherlich nicht ohne Tücke. Entsprechende Füßlinge mit harten Sohlen können aber schon den etwas wackligen Einstieg ins Wasser wesentlich verbessern. Gegenseitiges Unterhaken war ein probater Tipp, um aufrecht bis ins Wasser zu gelangen.

Was den Service rund um die Tauchgänge anbelangt, wird in Joes Tauchburg nicht das geboten, was ich von anderen Basen (ca. 25 rund um den Globus) als „Full-Service“ gewohnt war. Zwar werden Jacket und Flasche von fleissigen einheimischen Helfern bis zum Strand und auch wieder zurück gebracht; das Blei muss man in der teils doch heftigen Sonneneinstrahlung auch über et-was weitere Wege selbst tragen, die Ausrüstung selbst für den Tauchgang vorbereiten, nachher abrödeln und auswaschen. Natürlich breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, diese Arbeiten selbst zu erledigen, aber es ist für mich schwer nachvollziehbar, warum ich dies im Urlaub tun MUSS (zumal Personalkosten in asiatischen, afrikanischen Ländern etc. überschaubar sind), wenn es auch anders geht. Hier wäre ein Blick über den Tellerrand vielleicht hilfreich, welchen Kunden-service andere Länder den Tauchgästen angedeihen lassen. EASY und RELAXED diving sind hier die Stichwörter. „WIR erledigen das alles für Euch, IHR seid im Urlaub!“ – das ist die Devise, die in vergleichbaren Basen ausgegeben wird und entspannte Tauchgäste beschert.

Die Tauchgänge selbst waren sehr, sehr schön und abwechslungsreich und haben meine generel-len Erwartungen zur Unterwasserwelt in Bali übertroffen; Strömung gab es nur sehr selten und wenn, war diese war mehr als beherrschbar.

Joe organisiert abgesehen vom direkten Hausriff auch das Betauchen weiter entfernter Tauchplät-ze, wodurch Abwechslung garantiert ist. Allerdings muss man sich darauf einlassen, dass man frühestens am Abend erfährt, welcher Tauchplatz vorgesehen ist; eine starre Wochenplanung exis-tiert nicht. In unserem Fall wurden aber auch besondere Wünsche wie der Manta Point berücksich-tigt und spontan in unseren kurzen Wochenaufenthalt integriert. Wer auf Bali bzw. in Tulamben weilt, sollte sich diesen Ausflug keinesfalls entgehen lassen! Es gibt eine sehr hohe Wahrschein-lichkeit, dort auch Mantas anzutreffen. Bei Tagesausflügen gilt: eigenes Wasser mitnehmen, dies wird nicht als Service vor, während oder nach den Tauchgängen kostenlos gereicht.

Mein persönlicher Eindruck war, dass Joes Tauchburg über eine grosse Anzahl von Stammgästen bzw. Wiederholungstätern verfügt, die vielleicht etwas grosszügiger über einige Unzulänglichkeiten bei der Führung der Basis hinweg sehen. Wer Anfänger ist oder wenig Taucherfahrung mitbringt oder einfach noch etwas Guidance bedarf – sei es aus psychologischer Sicht oder im Hinblick auf die bisher erworbenen Tauchfertigkeiten - , ist bei Joe eventuell nicht so gut aufgehoben, da ihm manchmal etwas die Geduld zu fehlen scheint und er auch unter Wasser gegenüber weniger er-fahreneren Tauchern nicht immer angemessen reagiert (ich spreche hier nicht für mich, sondern von Bedürfnissen anderer Mittaucher, die nicht erfüllt wurden). Nicht abwarten, bis alle Teilnehmer beim Abtauchvorgang die Tauchtiefe erreicht haben und ihr OK gegeben haben, sich als Guide von der Gruppe aus Sichtweite entfernen oder eine Neuaufteilung der Buddyteams zum Schluss des Tauchgangs vornehmen, die nicht sauber an alle kommuniziert wurde und bei Einzelnen zu Verwirrung führte,- das sind Dinge, die vermeidbar sind und ggf. einen unnötigen Stressfaktor dar-stellen. Tauchen im Team geht anders.

Ein Wort zur Küche: Die angebotenen Gerichte sind preiswert, man darf aber keine kulinarischen Donnerschläge erwarten. Das Küchenteam hat sich größtenteils auf den europäischen Geschmack eingestellt; Würze und Schärfe fehlen überwiegend. Die Speisekarte für mittags und abends bietet jedoch eine breite Auswahl; einige Suppen waren sehr lecker (Soto Ayam, Balinese Soup), ebenso das Saté. Der Ice Cream Coffee – auch eine Sünde wert. Das FRÜHSTÜCK (im Übernachtungs-preis eingeschlossen) treibt mir allerdings noch heute die Tränen in die Augen. Ein durchschnittlich hungriger Deutscher wird damit den ersten Tauchgang nicht überstehen. Eine mikroskopisch klei-ne Portion Mie Goreng / Nasi Goreng oder ein (!) Toast mit gewürfelter Tomate oder ein (!) Toast mit Ei, ein Becher Kaffee, ein Saft und eine kleine Portion Obst, dies kann aus meiner Sicht nicht mehr als „Taucherfrühstück“, sondern nur als Appetizer bezeichnet werden. Nachdem N.N. meinen Unmut hierüber gepetzt hatte, bot Joe mir am nächsten Tag sofort ohne Aufpreis an, die Früh-stücksportion für mich zu verdoppeln. ICH war glücklich; andere, die das gleiche dachten, aber sich nicht trauten, dies auch zu äußern, bekamen lange Augen…

Was die (alkoholische) Getränkeauswahl zum Ausklang des Tauchtages betrifft, so wird man Ab-striche in Kauf nehmen müssen. Sundowner, einfache Longdrinks sind leider nicht (mehr) erhält-lich. Bier steht jederzeit zur Selbstbedienung bereit; wer kein Bier mag, der muss auf Softdrinks oder frische Säfte aus der Küche zurück greifen. Aber auch hier hatte Joe eine pragmatische Lö-sung zur Hand und besorgte uns Mädels auf besonderen Wunsch balinesischen Weißwein, den wir zum Abendessen tranken. Zwei kleine Flaschen Mansion Rum (ca. 350 ml) wurden ebenfalls für uns eingekauft, die wir uns sorgfältig während unseres Aufenthaltes zu zweit / dritt einteilten und mit Säften mischten – eine hinreichend gute und zufriedenstellende Lösung, wenn nicht….ja wenn nicht hierzu die äußerst unpassende und unhöfliche Bemerkung von Joe gefallen wäre: „Sauft’s nicht soviel, Ihr müsst morgen früh fit sein“. - Dies war die Reaktion auf meinen Versuch, Joe am Abend beiseite zu nehmen und ihn auf seine Differenzen mit meiner Tauchpartnerin anzu-sprechen. Versuch missglückt – Gesprächspartner offenbar nicht kritikfähig, Diskussion beendet! OK.

Tauchen mit Sebastian: Er ist ein durchweg angenehmer und ruhiger Guide unter Wasser, der alle seine Schäfchen im Blick hat und improvisieren kann, falls Material vor Ort fehlt. Beim Vorbereiten der Ausrüstung für anstehende Tauchausflüge bewies er System und Durchblick. Auch unser Tauchgang mit Lilly, Joes Frau, verlief sehr angenehm.

Transfers und Schlussabrechnung haben bei Joe fair und einwandfrei geklappt; auch den Tauch-computer überließ er mir kostenfrei. Der Tauchstempel zur Signierung der Logbücher blieb aller-dings bis zu unserer Abreise verschollen…

FAZIT: Das Tauchen in und um Tulamben ist definitiv eine Reise wert. In der Tauchburg kann man sich sehr wohl fühlen. Objektiv verbesserungswürdig ist der Customer Service in mehreren Berei-chen, hier ist room for improvement! Das selbst gegebene Motto „Simply the best“ ist noch nicht vollständig erreicht, sondern Zielvorstellung. Wenn die Chemie stimmt, ist Joe ein herzensguter Mensch, von dem man bestimmt das letzte Hemd haben kann. Individualität ist seine große Stär-ke, die ihn von Massentauchbetrieben positiv abhebt. Gestört haben mich aber im Nachhinein die eingeschränkte Kritikfähigkeit von Joe und das Polarisieren zwischen Stammgästen und Neukun-den.

JOE, spring einmal über Deinen Schatten und ändere ein paar Dinge, die Du zur Zufriedenheit der Gäste ändern kannst! Ich vergebe daher realistische und wohl verdiente 4,5 Flossen (½ Flosse Abzug für die Küche, ½ Flosse Abzug für fehlenden Service beim Tauchen und ½ Flosse Abzug für Launen & Chefallüren).

Ursula, 283 Tauchgänge, PADI Rescue Diver und
Buddy, AOWD, 62 Tauchgänge