Fuvahmulah Dive School, Fuvahmulah

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Fuvamulah Malediven 20. – 30.4. 2019

Im Frühjahr 2019 flog ich auf die weithin unbekannte Einheimischeninsel Fuvamulah im Süden der Malediven. Sie liegt 70 Flugminuten südlich von Male und knapp nördlich der bekannteren Insel Gan. Die einsam im Ozean liegende 5 qkm Insel wird von ca 14.000 Einwohnern bewohnt und ist auf den ersten Blick mit ihren Pfützen übersäten Lehmstraßen und knatternden Mopeds kein berauschender Anblick. Leiht man sich aber ein Fahrrad, kann man im Norden des Eilandes wunderschöne einsame Strände, Palmenhaine, gepflegte Gärten und Felder und einen in einem Naturschutzgebiet liegenden fotogenen Süßwassersee erleben. Hotels gibt es noch keine, die wenigen Gäste übernachten in kleinen Gästehäusern, aber wenn sich die phantastische Unterwasserwelt herumspricht, wird es der neue Taucherhotspot der Malediven. Angeblich ist ein 500 Betten Hotel geplant.

Die Insel wird nicht wie die übrigen Malediveninseln von einem Atollring umgeben. Dies hat gewaltige Auswirkungen. Da sie von stetigen Meeresströmungen umströmt wird, konnte sich das Wasser bei den „El Ninos“ der vergangenen Jahre nicht so stark erwärmen und gesunde, ungebleichte Hartkorallen mit vielen bunten Fischen laden zu entspannten Rifftauchgängen ein.

Außerdem sorgt die exponierte Lage für Malediven-unübliche Großfischbegegnungen.

Die Tauchschule Fuvamulah Dive ist sehr empfehlenswert: Kundige Dive Guides, kleine Gruppen, gute Leihausrüstungen und ein exzellenter Kundenservice. So wird einem z.B. das Montieren der Flaschen und Auswaschen der Ausrüstung komplett abgenommen, bei täglich drei Tauchgängen eine große Erleichterung. Zum Tauchen und Mittagessen wird man in kleinen Pritschen-Autos von den Gästehäusern geholt und zurückgebracht.


Nun zum eigentlichen Highlight, dem Tauchen:

Wenn es im ersten Briefing heißt: “ Taucht sofort auf 30m Tiefe ab und schwimmt dem Guide nach. Haltet euch nicht auf an vorbeischwimmenden Fuchshaien, Mantas oder Walhaien auf, das Ziel sind heute die Hammerhaie!“, dann glänzen bei ambitionierten Tauchern wohl schon die Augen voll Vorfreude.

Und so kommt es auch. Bei mir waren es zwar „nur“ Fuchshaie, eine große Schule Makrelen, ein Barrakuda und ein Grauhai, aber nach ca 10 Minuten Vollgastauchen ins Blaue tauchen sie plötzlich auf: Bogenstirn-Hammerhaie! Einzelne Exemplare auf 25 m Tiefe, tief unten ganze Schulen. Ein neugieriger Tigerhai rauscht in unsere Gruppe, dreht aber schnell ab. Ein Guide hält alles im Film fest, man kann es sich am nächsten Tag auf der Facebookseite der Tauchschule anschauen. Da man sich überwiegend zwischen 30 und 40m Tiefe aufhält und das schnelle Schwimmen zu den Hammerhaien sehr anstrengend ist, leert sich die Pressluftflasche rasend schnell. Nach wenigen Minuten müssen wir höher gehen, die Dekozeit beträgt bei mir 7 Minuten.

Dieser Tauchgang wiederholt sich in der Saison jeden Vormittag, wobei es aber meistens nur 2,3 Hammerhaie sind, die sich blicken lassen, aber wenn man jahrelang vergeblich auf sie gehofft hat, ist dies doch ein unvergessliches Erlebnis. in der winterlichen Hochsaison liegen aber oft 20 Safariboot mit Hunderten Tauchern an Ort und Stelle und bald wird dieser Platz völlig überlaufen sein.
Nach dem ersten Tauchgang geht es in 15 Bootsminuten zur Tauchschule zurück. Der 2. Tauchgang am späten Vormittag findet entweder am intakten Korallenriff im Norden der Insel oder bei den Fuchshaien an der Abrisskante des Kontinentalriffs statt. Angeblich kommen sie zu bestimmten Zeiten höher, bei meinen Tauchgängen waren sie zwar gut zu beobachten, aber meist in ca 60m Tiefe.

Zu bestimmten Jahreszeiten ist die Chance groß, dass Walhaie oder Mantas zufällig vorbei kommen. Bei uns war es ein großer Manta, was bei mir zu einem ungesunden „Jojo“ Tauchgang führte. Oben der Manta, unten die Fuchshaie, es war schwierig, sich zu entscheiden.

Nachmittags steht dann der dritte Tauchgang in 8m Tiefe am Eingang des Hafens statt. 8m Tiefe, Hafenbecken? Was soll da rauskommen? Es ist aber für viele das Highlight schlechthin.
Die Fischer der Insel kehren jeden Morgen gegen 10 Uhr mit ihrem Fang zurück. Meist Bonitos, eine Tunfischart. Einen Teil des Fangs kaufen einheimische Hausfrauen direkt an der Anlegestelle, der Rest wird in der Fischhalle ausgenommen und filetiert. Die Innereien, Köpfe und Gräten kommen in Mülltonnen und werden seit Jahrzehnten am Ende des Hafenbeckens ins Meer gekippt. Dies hat zahlreiche Tigerhaie angelockt und die 80m dorthin wird aus Sicherheitsgründen auch mit dem Boot hingefahren.

Wenn der erste Tigerhai gesichtet wird, springen die Taucher von Boot ins Wasser und werden von den Guides einzeln platziert. Diese sind in Relation 1:3 stets wachsam und passen auf, dass die Gäste von den Haien nicht von hinten angeschwommen werden. Nach Angaben der Tauchschule gab es dort noch nie einen Haiangriff auf Menschen. Tigerhaie scheinen intelligent zu sein. Sie beißen nicht in die Hand, die sie füttert. Jeder bekommt einen Stock, den er aufrecht vor sich hinstellen soll, wenn ein Hai ihn anschwimmt. Dies macht aber kaum einer der Gäste. Alle liegen mit gezückten Kameras gespannt auf dem Boden und halten sich an Steinen oder Riffstücken in der manchmal heftigen Dünung fest. Zunächst sieht man in ca 8m Entfernung nur eine dichte Wolke aus hochgewirbelten Schmutzpartikeln und Hunderten Fischen aller Art: Papageienfische, Halfterfische, Jackfische, Kaiser- und Drückerfische. Die meisten Arten knabbern ja normalerweise nur an Korallen herum, hier aber sind sie zu Fleischfressern geworden und nagen die Gräten und Fischköpfe ab.

Wenn sie auseinanderstäuben, weiß man, was Sache ist. Dann kommen die mürrisch blickenden majestätischen Tigerhaie und holen sich ihren Teil. Bei unseren täglichen Tauchgängen zählen wir zwischen drei und 6 Tiger. Jungtiere von ca 2m Größe mit den noch gut sichtbaren Streifen, aber auch 4m große Weibchen mit dicken Schwangerschaftsbäuchen, bei denen die Streifen schon nicht mehr so gut sichtbar sind.

Die Haie drehen meist 3 - 6m vor den Tauchern ab. Einmal wird mir aber doch mulmig. Einer schwimmt direkt auf mich zu, ergreift mit seinem Maul die ca 2m vor mir liegenden Gräten und schwimmt direkt über meinen Kopf weg davon. Die Tauchbasenleiterin Tatiana erzählt, dass es bei den zahlreichen chinesischen Gästen der rivalisierenden Tauchschule auch schon mal vorkommt, dass diese die Tigerhaie streicheln wollen oder zumindest mit den Stöcken berühren wollen. Passiert ist zum Glück noch nie etwas.

Fazit: Wer Safariboote und lange Anreisen wie nach Galapagos oder Cocos Island scheut und großen Hochseehaien ganz nahe kommen möchte, ist hier am richtigen Ort. Außerdem sieht man intakte Korallen und viele bunte Rifffische und kann einen Blick hinter die Kulissen einer Einheimischeninsel werfen. Ich habe z.B. eine Schule besichtigt und mich mit sehr gut englisch sprechenden Lehrern und Schulkindern unterhalten. Luxusliebhaber sind fehl am Platz, die Gästehäuser sind teilweise sehr einfach, aber immerhin mit Klimaanlage und schnellem Wlan. Es gibt aber viele Lebensmittelgeschäfte in denen man neben Obst, Keksen und Konserven auch Magnum Eis kaufen kann, sowie einige ansprechende Restaurants.

Bald wird alles anderes sein, wenn sich herumspricht, was man hier unter Wasser alles erleben kann, werden die Massen strömen und Hotels werden auf den letzten freien Flächen der Insel gebaut werden. Ob die Hochseehaie dann noch bleiben, wird sich zeigen.