Diving Cellar, Stromness- Scapa Flow

4 Bewertungen
Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(4)

Kati199791CMAS **300 TGs

Wir waren im August 2010 auf Orkney zum Tauchen. ...


Wir waren im August 2010 auf Orkney zum Tauchen. Wir haben die Tauchreise einschließlich Anfahrt komplett selbst organisiert. Die Anreise erfolgte mit dem Auto über die Fährverbindungen Zeebrugge - Rosyth, und Gill`s Bay - St. Margaret´s Hope. Die Anreise nach Orkney dauerte damit ganze drei Tage bei gemütlicher Fahrt und einschließlich der notwendigen Übernachtungen (1 x Fähre, 1 x Campingplatz auf dem Festland). Vor unserer Abreise haben wir eine Woche Tauchen auf Orkney per Internet organisiert. Von den von uns angeschriebenen Basen hat nur der Diving Cellar reagiert und zwar sofort. Dies war umso erstaunlicher, als diese Basis in unserer Wunschwoche bereits einen Vollcharter hatte und uns ohne eigenen „Zugewinn“ auf diesem Boot auf freigewordenen Plätzen untergebracht hat.

Die Kommunikation verlief vor der Abreise reibungslos (Englisch vorausgesetzt). Allerdings hätten wir uns etwas mehr „Spontaninformationen“ gewünscht, was das Tauchen und die erforderliche Ausrüstung anbelangt. Die Internet-Seite der Basis ist zwar ausführlich und hilfreich, aber für unsere Bedürfnisse fehlen hier doch einige relevante Angaben, http://www.divescapaflow.co.uk/. Zum Tauchgebiet selbst ist hier im Forum genug Material vorhanden, wir beschränken uns deshalb auf die Dinge, die wir bei unserer umfangreichen Recherche zur Reisevorbereitung vermisst haben. Soweit Angaben zur Basis, zum Tauchboot und zum Ablauf gemacht werden, können wir selbstverständlich nur auf unsere Erfahrungen zurückgreifen. Wir selbst sind kaltwassererfahrene sportliche Taucher, allerdings ohne größere TEK- oder Wrackambitionen. Wir haben die Wracks nicht penetriert und hatten als Ausrüstung Wing-Jackets mit D8 bzw. D10 dabei sowie zwei Sauerstoff-Stage-Flaschen.
1. Basis
Die Basis ist ein ziemlich gut sortierter Tauchshop, der aber nicht auf TEK-Tauchen ausgerichtet ist. Es werden auch T-Shirts bestickt, Mützen u.ä. Souveniers verkauft. Der Service der Basis beschränkt sich im wesentlichen auf die Organisation des „Taxi-Betriebs“ zu den Wracks und die Organisation einer Unterkunft. Die Basenbetreiber Leigh und Doughie sind sehr hilfreich und freundlich.

2. Boot
Die „John L“ ist ein ausrangierter Hafenschlepper. Kein Vergleich zu ägyptischem Safari-Standard sondern eher „rustikaler Charme“. Die Ausrüstung kann man die ganze Woche an Bord lassen. Im früheren Maschinenraum ist Platz genug für die gesamte Ausrüstung. Anzüge können zum Trocknen über Nacht aufgehängt werden (Dieselgeruch inklusive). Die John L hat einen großen Bereich an Deck zum Aufrödeln und Sitzen (wenn einen Wind und Wetter nicht in die Kabine treiben) sowie eine Kabine mit kleiner Kombüse. Die Toilette ist eher das Modell Plumpsklo mit Wassereimer zum Nachspülen. Also nix für empfindliche Gemüter.

3. Tauchgerät / Flaschen/Ausrüstung
Je nach Anreiseweg bringt man die Flaschen selbst mit oder leiht sie vor Ort. Wenn es irgendwie möglich ist empfiehlt es sich, die eigenen Flaschen mitzubringen. Aus folgendem Grund:
- Auf der Basis gibt es nur 15 l-Leihflaschen mit Monoventil, was für uns Kaltwassertaucher doch etwas seltsam anmutet.
- Nitrox an Bord wird zwar laut Homepage angeboten, allerdings teilte man uns auf Nachfrage mit, dass Nitrox nur in dafür zugelassene Nitrox-Flaschen gefüllt wird. Die Leihflaschen sind allerdings reine „Luft-Flaschen“, womit sich für die meisten das Thema Nitrox erledigt haben dürfte.
-Stage-Flaschen für Sauerstoff werden zumindest auf dieser Basis nicht verliehen.

Die Flaschenfüllung selbst erfolgt zwischen den Tauchgängen an Bord bei zusammengebautem Gerät ganz bequem. Der Kompressor arbeitet hervorragend und knallt die Flaschen problemlos auf 220 bar voll. Die Tauchtiefen liegen bei den populärsten Wracks bei maximal 42 m (Grundtiefe). Da die Wracks aufgrund ihrer Größe aber meist schon zwischen 16 m und 24 m beginnen lässt sich die Woche mit Pressluft ohne weitere Gasgemische auch schon ganz komfortabel rumbringen.

Ansonsten empfiehlt sich für die Ausrüstung (neben der Standardausrüstung) natürlich ein Trocki (Wassertemperatur im August 13 Grad), eine gute Lampe, ein Reel mit Oberflächenboje, ggf. Sauerstoff-Stage. Ein Ventil-Adapter ist nicht erforderlich.

Wir haben übrigens beide unsere Halsmanschetten (Latex / Neopren) vor Ort richten lassen. Es gibt einen Übernacht-Service, der sogar noch günstiger ist als in Deutschland. Wenn die Basis den Service nicht organisieren kann hilft eine Nachfrage bei einer der anderen Basen im Ort. Der Trocki wird fertig gerichtet sogar morgens aufs Boot gebracht. Was will man mehr.

Ansonsten empfiehlt sich auf jeden Fall auch im Sommer eine Mütze, Softshell, ggf. Regenjacke. Gummistiefel o.ä. Hardcore-Equipment braucht man hingegen in der Regel nicht.

4. Kapitän /Crew
Unser Kapitän James war super und kennt das Gewässer wie seine Westentasche. Er berechnet Gezeiten und Strömungen, Wind und Wetter so, dass man mit der Strömung auf die jeweiligen Wracks zugetrieben wird und nicht schon über Wasser völlig erschöpft an der Boje ankommt. Er wählt auch die richtigen Wracks je nach Sicht und Strömung aus. Aufgesammelt wird nach dem TG vom Boot, wobei man sich allerdings strikt an die Anweisungen des Kapitäns halten sollte, d.h. Bemerkbarmachen durch abgesprochenes Handzeichen, anschließendes Wegschwimmen von der Boje Richtung Boot, wer die Bojenleine nicht findet MUSS eine Boje setzen. Alle Anweisungen sind sehr sinnvoll und lebenserhaltend (Schiffspropeller im Kopf sind ungesund!). Wer sich nicht an die Regeln hält muss auch mit einem Anpfiff vom Kapitän rechnen, u.E. zurecht!

Aufs Boot zurück geht es über eine bequeme flossenkompatible Leiter. Die Crew hilft bei schwerem Gerät gerne beim Raushieven. An Bord selbst gibt es nach dem TG unaufgefordert Kaffee und Tee. Der Service ist überschaubar aber super nett und freundlich.

Das Briefing ist knapp. Der Kapitän zeigt wo die Bojenleine festgemacht ist und wie das Wrack liegt. Bemuttert oder bevormundet wird man hier nicht. Zum Thema Wrack-Penetration gibt es maximal den Tipp: wer unbedingt rein will soll ein Reel benutzen, den Tauchkollegen, der im vorletzten Jahr den Hinweis ignoriert hätte, hätte man leider erst nach 18 Monaten im Wrack gefunden.

Zwischen den Tauchgängen fährt man meist eine kleine Insel mit interessantem Museum über die Kriegsgeschichte von Orkney an. Dort gibt es ein nettes kleines Bistro mit einer hervorragenden hausgemachten täglich wechselnden Tagessuppe und sonstigen Snacks und Kuchen. Außerdem gibt es dort gute saubere Toiletten. Wenn es der Plan nicht erlaubt, mittags einen Stopp dort zu machen wird dies idR am Tag zuvor angekündigt. Man muss sich dann selbst was aufs Boot zum Essen mitbringen.

5. Tauchen
… sollte man können, sonst ist man auf Orkney fehl am Platz. Allerdings sollte man auch nicht jede Horrorgeschichte glauben. Wer geübt und sportlich ist und in den deutschen Seen auch bei schlechter Sicht, Kälte und Tiefe Freude hat, wird auch von Scapa Flow begeistert sein. Wer bislang nur Ägypten-Tauchen kennt wird den Wracks von Scapa Flow wenig abgewinnen können und sich ggf. unwohl fühlen.

Die Wassertemperaturen betragen im Sommer von der Oberfläche bis zum Grund ca. 13 Grad. Die Sichtweiten schwanken jahreszeitenabhängig. Wir hatten Anfang August großes Glück und sehr gute Sicht von jeweils mindestens 10 m. Die Strömung ist manchmal beträchtlich und erschwert das Tauchen. Beim Deko-Stopp hingen wir manchmal mit beiden Hände festgeklammert horizontal im Wasser. Eine Oberflächenboje sollte man im Freiwasser auf jeden Fall schießen können und das ggf. auch ein paar Mal zuhause üben. Die John L hat zwar einen Propellerkorb als Schutz, dies gilt jedoch nicht für alle Boote, die dort unterwegs sind.

6. Sonstiges
Orkney ist landschaftlich traumhaft. Das Wracktauchen hat uns riesig Spaß gemacht. Nachteilig sind aber auf jeden Fall die beschwerliche Anreise und das Wetter.

Da die Basis und die Bootscrew dafür aber nix kann und alles super geklappt hat gibt es 6 Flossen.