Diving - Center La Sirena L'Estartit

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Wohin fahren, wenn es nicht nach Ägypten gehen so ...

Wohin fahren, wenn es nicht nach Ägypten gehen soll und man trotzdem etwas Interessantes sehen will? Die Medes-Inseln an der Costa Brava hatte ich bislang noch nicht auf dem Radar gehabt, und ein Zufall wollte es, dass ich dorthin fuhr.

Meine spontane Voranfrage für eine Anreise drei Tage später wurde blitzartig beantwortet, auch die Vorreservierung erledigte Alina umtriebig und ideenreich, denn an den ersten beiden Tagen war es wegen spanischer Ferien schwierig, ein Quartier zu bekommen. Zuerst landete ich im Hotel Coral (einfach, aber sauber, im Zentrum), dann im Flamingo (familiär geführt, viele Taucher, Mittelklasse, WLAN (20 Euro 1 Woche), das überdies eigene Trockenräume für das Tauchzeug besitzt. Die Basis ist etwa 15 Minuten Fußmarsch entfernt, Abholung ist aber möglich und Leihautos können nach dem Entladen bei der Basis in der Nähe am Sandstrand kostenlos geparkt werden. Vor der Basis allerdings wird fleißig abgeschleppt

Flug mit Ryanair nach Girona, Leihwagen (es gibt auch einen bequemen Ampsa-Bus von Girona nach L´Estartit, der mehrmals fährt). In L´Estartit bekommt man alles für den täglichen Bedarf, und Restaurants gibt es in Hülle und Fülle, wenn auch die meisten sich mittlerweile voll auf Touristen-Menüs eingestellt haben. Unverfälschte katalanische Küche gibt es aber dennoch.

Nun zur Basis:
Nach dem Umzug vom Campingplatz la Sirena liegt sie nun direkt am Passeig Maritim, das heißt, direkt am Hafen, von den Booten etwa 4 Minuten Schlendern entfernt. Tauchgänge kosten in der Hauptsaison 32 Euro, werden aber rabattiert, wenn es öfter hinabgeht. Die Preise hören sich gesalzen an, man muss aber berücksichtigen, dass die Basen für Tauchgänge an den naturgeschützten Medes-Inseln happige Lizenzgebühren pro Taucher und Tauchgang zahlen müssen. Angenehm fiel auf, dass die Basis voll auf das Tauchen mit Behinderten eingerichtet ist.

Nach dem Einchecken lassen sich selbst am Kunden-Computer in zig Sprachen Tauchgänge für etwa eine Woche im Voraus reservieren. Die vier Boote bieten unterschiedlich viel Platz, meist jedoch für 25 bis 30 Taucher. Nur das kleinste, die Sirena 1 ist nicht überdacht. Ein Ausdruck als ´Kassenzettel´ dient dabei als Gedächtnissütze - angenehm. Auch eine laminierte faltbare Sammlung von Tauchplatzkarten (8 Euro) sowie diverse Geräteangebote gibt es im Büroraum der Basis. Wer keinen Tauchgang an den Inseln machen will, kann beispielsweise bei Patrice einen Schnuppertauchgang mit Rebreather (Buddy Inspiration oder Mark 6) absolvieren, auch entsprechende Kurse bietet er an.

Es gibt in der Hauptsaison einen Takt von Ausfahrten: Um 9, um 11, um 15 und um 16.30 Uhr fahren die Schiffe jeweils unterschiedliche Plätze zumeist an den Medes-Inseln an.
Ein Reglement soll verhindern, dass an diesem Naturschutzgebiet zu viele Taucher unterwegs sind. Alle Tauchgänge sind auf eine Stunde begrenzt, offiziell gibt es auch eine Tiefengrenze (40 m), die jedoch nicht kontrolliert wird. Wer jedoch knapp unter der Oberfläche eine längere Dekopause absitzen muss und so die Stundengrenze reißt, darf eventuell einen neckenden Kommentar erwarten.

Organisation der Tauchgänge:
Hier heißt es zuerst, die Augen und Ohren offen zu halten, um mitzubekommen, wo der Hase langläuft. Am besten ist man etwa eine halbe Stunde vor der Ausfahrt in der Basis, holt seine weggeschlossene Kiste, packt aus dem absolut sensationellen Trockenraum (Anzüge werden darin von einer Sprinkleranlage geduscht und anschließend per Warmlustgebläse getrocknet) drauf und überprüft noch mal alles. Anschließend laden die Tauchgäste die Kisten fix auf einen Kleinlaster, ein anderer transportiert die Flaschen. Am Boot nimmt sich jeder eine Flasche, zumeist werden 15-Liter-Buddeln gereicht, es sind aber auch 12-Liter-Flaschen erhältlich (und kleinere auf Vorbestellung).Wegen Luftnot wird also kaum jemand seinen Tauchgang abbrechen müssen. An den Flaschen sind jeweils zwei Abgänge vorhanden, jeweils DIN- Ausgänge, die mit einem bereits eingeschraubten INT-Adapter universell zu verwenden sind. Wer zwei DIN-Stufen mitbringt, sollte einen Schlüssel nicht vergessen, sowas gibt es aber auch auf dem Boot.

Den Zugang zum Boot gewährt die Crew nach dem Abhaken des Namens auf einer Liste, man kann aber auch noch spontan auf ein anderes Boot wechseln, muss dies aber der Crew mitteilen, die für die Sicherheit verantwortlich ist. Denn die teilt die Buddy-Teams ein, wenn sie nicht bereits feststehen. Dabei achtet die Mannschaft darauf, dass die Buddy-Teams ´passen´. Es wird also nicht einfach ein reisender TL mit Anfängern verheiratet und ist dann auf 18 Meter festgenagelt. Kompliment dafür, denn anderswo muss ein Tauchlehrer mittlerweile manchmal sein Rescue-Diver-Brevet zücken, um einfach mal und inkognito nur so zu tauchen.

Auf dem Boot ist es ratsam, sofort sein Tauchgerät zusammenzubauen, besonders das Blei zu organisieren, das man eventuell von einem anderen Boot ergänzen muss - besonders 1-Kilo-Stücke sind etwas rar. Pannen können vor dem Ablegen noch leichter repariert werden. Kurz das Tauchgerät per Gummileine vor dem Umfallen sichern und gleich nach dem Ablegen heißt es auch schon schnell in die Anzüge zu springen, denn die Fahrt dauert nur rund 10 Minuten, etwas länger je nach Tauchziel. Dort macht das Boot an einer Boje fest. Die Ankerplätze werden jeweils mit anderen Basen vor Ort abgestimmt. Nach Briefings zumeist in Englisch und Französisch (der meistgesprochenen Sprache hier!) geht es auch schon buddy-teamweise ins Wasser. Zum Ende des Tauchganges hin geht es in den Aufzug. Den hat jedes Boot: Einfach anschwimmen, festhalten und schon werden die Buddy-Teams per Motorkraft aufs Schiff befördert. Keine Kletterei an rutschigen Leitern also. Nach dem Abhaken von der Vermisstenliste geht es ruckzuck wieder ans Abrödeln, meist schafft man es gerade rechtzeitig, bis das Boot schon wieder am Pier angelangt ist. Runter vom Boot, Sachen auf dem LKW und retour zur Basis. Sachen spülen und wegschließen ist dann manchmal nicht so leicht, wenn sich plötzlich so viele Taucher von vier Booten in der Basis drängen, aber nach spätestens 15 Minuten ist man damit auch durch. Es fehlt leider an einer überdachten und mit Sonnenschutz versehenen Fläche vor dem Laden, so dass der Deko-Kaffee oder das Deko-Bier zusammen mit anderen in den umliegenden Lokalen genommen werden muss.

Zu den Tauchplätzen:
Man kann sich nicht darauf verlassen, dass ein bestimmter Tauchplatz angefahren wird, nur weil man ihn gebucht hat. Bei Wind- und Wellen wird sehr häufig umdisponiert, und das ist auch gut so. Bringt der Ter-Fluss beispielsweise viel Trübstoffe ins Meer, dann sind einige Plätze ungefähr so reizvoll wie das Tauchen im heimischen Moorsee.
Am häufigsten fuhr ich den Tasco Petit an, eine kleine Felsengruppe im Süden. Allerdings lassen sich bei guten Bedingungen auch Tauchgänge wie zu den Ferenelles, Carall Bernat und den beiden Tascos zu einem einzigen Tauchgang kombinieren. Dann muss man natürlich ein bisschen Gas geben, verpasst so eventuell einiges an Fischen. Es gibt dort die vielbesungenen dicken und großen Zackenbarsche, viele Conger, Muränen und Adlerrochen, Drachenköpfen und große Bakakuda-Schwärme. Einmal sahen wir auch einen Thunfisch und einen Mondfisch. Eindrucksvoll sind die Jagdszenen, wenn Barakudas in Sardinenschwärme donnern und im Wasser die rasanten Kursänderungen der Schwärme mit großem Rauschen hörbar werden. Bei Carall Bernat sind ausgedehnte Tieftauchgänge mögliich, bei Dofi Sud und Cova de la Vaca auch Ausflüge in Karsthöhlen, teilweise mit Lufttaschen. Für alle Tauchplätze der Medes-Inseln gilt, dass sie auch landschaftlich viel fürs Auge bieten: Steil abfallende Wände, mit Fächerkorallen bewachsen, Hügellandschaften, mal eine Sandfläche und immer wieder muss mit plötzlich einsetzender Strömung gerechnet werden. So haben mir viele der Mittaucher erzählt, dass die Medes viele Gesichter haben und Respekt sollte man daher schon mitbringen.

Wenn ich nach jedem Tauchgang wieder an Land war, sah Crew-Mitglied Andy dennoch immer wieder mein Kreisgrinsen, meinte dann, er bekomme oft zu hören, dass Taucher sich hier an den Medes-Inseln laut fragen, warum zur Hölle sie bislang immer nach Ägypten gefahren sind. Nun ja, ich denke, man kann aus vielen Tauchgängen an vielen Plätzen Begeisterung ziehen. Aber sicher ist es so, dass die Medes-Tauchgänge alle sehr abwechlsungsreich sind: Meine 17 hier waren alle ganz eigene Erlebnisse.

Fazit: Tauchen hier ist nicht billig, durch den engen Stundentakt auch nicht enspannt, aber durchweg gut organisiert. Dadurch, dass man nicht den ganzen Tag auf dem Boot ist wie bei einer Safari, ist sogar ein Familienurlaub mit Nichttauchern möglich. Die Umgebung bietet dazu noch viele Freizeitmöglichkeiten.


Schnapp dir einen


Cova de la Vaca


Warten aufs Essen


Große dicke Zackenbarsche


Anrödeln auf dem Boot


Einmal spülen und Trocknen, bitte


Waschbecken und Schließfächer der Basis


Nicht mehr selten: Rochen


Kiss me, Kate!


Für Schnecken-Fans


Ich hab Streifen im Bild


Immer an der Wand lang


Bewachsene Steilwand


Die unvermeidlichen Barakudas


Flaschenpost