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Oktober 2000
Gemeinsam mit meiner besseren H&aum ...

Oktober 2000

Gemeinsam mit meiner besseren Hälfte „Lady“-Chris machte ich nach
einer einwöchigen Nilkreuzfahrt noch eine weitere Woche Urlaub am
Roten Meer. Nach bereits vier Urlauben in Hurghada landeten wir diesmal
in El Gouna, da wir im Vorfeld mehrfach viel positives über dieses
neue, aus dem Wüstenboden gestampfte, Dorf gehört hatten. Zusätzlich
gefiel uns auch die Nähe des Ortes zu den nördlichen Divespots
von Abu Nuhas, Gubal und Tawila.

Hotel LTI Paradisio

Wir hatten ein Zimmer im Hotel LTI Paradisio bekommen und waren damit
absolut zufrieden. Das Zimmer 243 war schön groß, sauber und
geschmackvoll eingerichtet. Von unserem Balkon aus hatten wir einen schönen
Blick über das Strandrestaurant aufs Meer. Das Essen war auch sehr
gut, vollkommen vielseitig und abwechselungsreich. Durch die viel zu teuren
Getränke im Hotel (0,3 Ltr Dose Sakara-Bier = 11,50 LE), das kannten
wir bereits von der Nilkreuzfahrt, war jedoch abends in den Bars nur sehr
wenig los. Wir deckten uns deshalb auch im Dorf, das man ganz bequem per
Pedes via Steigenberger Golfplatz erreichen kann, mit Dosenbier ein, das
wir dort für 5 LE/Dose bekamen. Wir „schmuggelten“ alles ins Hotel
auf unser Zimmer und machten es uns dann an den meisten Abenden auf unserem
Balkon bequem.

Tauchbasis

Die Tauchbasis lag direkt am Strand des Paradisio, wir checkten noch
am Ankunftstag bei den „Blue Brothers“ ein und wollten direkt am nächsten
Tag tauchen.

Durch unsere zwei Wochen zuvor per eMail gesendete Voranmeldung war
man auf unser Erscheinen vorbereitet. Nach dem Vorlegen unserer Brevets,
Arztbescheinigungen und auch Logbücher buchten wir dann direkt je
ein 5 Tage/10 TG Paket fest, da dieses billiger aber auch risikoreicher
war. Sollten wir aus irgendeinem Grund das Paket nicht ganz nutzen, erklärte
uns der etwas unfreundliche und missmutige holländische Basisangestellte
(Tage später erfuhren

Wir von anderen Tauchern, das er auch ein schlechter Guide ist), würde
der Rest nicht erstattet, sondern zu ihren Gunsten verfallen. Dieses Risiko
gingen wir ein und meldeten sofort bei ihm an, das wir direkt die nächsten
5 Tage tauchen wollten, damit uns der sechste Tag zum Relaxen blieb und
ganze 34 Stunden zwischen letztem Tauchgang und Rückflug nach Deutschland
blieben. Wir schafften anschließend schon mal unser Equipment zur
Basis, um am nächsten Morgen mehr Zeit zu haben. Jeder bekam eine
Plastikkiste fürs Equipment, diese Kiste sollte dann immer unter Aufsicht
an Bord der Boote bleiben.

Am nächsten Morgen sollte es dann erstmals raus aufs Meer gehen,
wir waren frühzeitig an der Basis und lernten dort Doro und ihren
Hund Scuba kennen. Wir waren auf dem Boot „Sea School“ eingeteilt und fuhren
mit dem Guide Stefano raus. Das Meer war ziemlich wellig und rau, also
ging die Fahrt nicht besonders weit.

Stefano machte ein gutes, ausführliches Briefing am ersten Divespot
„Sagwat Abu Galawa“ und führte dann, mit uns beiden sowie zwei weiteren
neuen Tauchern, kurz nach dem Abtauchen auf dem Sandgrund ein paar kurze
Checkdive-Übungen (Maske abnehmen, Regulator angeln und Austarieren)
durch.

Unsere Ausrüstung funktionierte einwandfrei und somit wurde der
Tauchgang ganz einfach, so richtig schön zum Eingewöhnen. Es
gab jede Menge zu sehen und da wir unsere Kamera wegen des Checkdive lieber
an Bord gelassen hatten, konnten wir uns ganz aufs Schauen und Genießen
beschränken.

Das anschließende Mittagessen an Bord war, wie eigentlich immer
auf kleinen ägyptischen Booten, sehr reichhaltig und einwandfrei.

Auch der zweite TG des Tages am Divespot „Shabaha“ wurde wieder ein
Flachtauchgang, bei dem wir diesmal unsere UW-Kamera mitnahmen. Die zuvor
beim ausführlichen Briefing vom Guide Stefano angekündigten „Sehenswürdigkeiten“
waren alle auch tatsächlich dort vorhanden, wir machten ganze 36 Photos
von Blaupunktrochen. Füsilieren, Süßlippen, Anemonenfischen,
Riesenmuränen und einer Turtle.

Nach Beendigung des Tauchgangs ging es direkt zurück nach El Gouna,
wo wir zu unserer Überraschung in der Basis feststellen mussten, das
wir für den kommenden Tag auf keines der Boote eingeteilt waren. Ich
sprach Doro darauf an und erfuhr von ihr, das ab dem nächsten Tag
sehr viele Taucher aus Deutschland eintreffen würden und das sie dadurch
ein großes Koordinationsproblem hätten. Mein Argument, das wir
ja noch am Vortag dieses 5 Tage-Paket gebucht hätten, um direkt alle
5 Tage hintereinander zu tauchen, überraschte sie sehr, denn davon
wusste sie nichts. Na toll, super Organisation!!! Sie meinte, wir zwei
könnten nur noch darauf hoffen, das vielleicht ein paar Leute am kommenden
Morgen nicht mittauchen werden.

Am kommenden Morgen erschienen wir dann auch frühzeitig an der
Basis, um eventuell doch mit rausfahren zu können. Wir hatten sehr,
sehr viel Glück, denn im allerletzten Moment sprang ein Pärchen
angesichts der sehr rauen See wegen Magenproblemen ab.

Das Chaos der Basis war extrem, es stellte sich als sehr schwierig
heraus, die vorhandenen Taucher und Guides auf die nun vier Boote zu verteilen.
Der Guide Stefano musste auf Anweisung von Tom innerhalb von 10 Minuten
ganze drei Mal das Boot wechseln und trug seine Ausrüstung immer hin
und her. Konfusion pur! Letztendlich landete er dann wieder auf der „Sea
School“, auf der auch wir wieder waren.

Nachdem das Boot endlich mit 20-minütiger Verspätung abgelegt
hatte, bekam ich ein Streitgespräch zwischen Guide Stefano und dem
Kapitän mit. Es ging darum, das der etwas sehr ängstliche Kapitän
nicht zu den von Stefano vorgeschlagenen Divespots „Umm Gamar“, „Shabrour
Umm Gamar“, Carless Reef oder auch „El Fanadir“ fahren wollte. Er weigerte
sich energisch und wollte maximal bis zum „Shaab el Erg“ fahren. Stinksauer
musste sich Stefano letztendlich damit zufrieden- und geschlagen geben.

Die beiden Tauchgänge am „Shaab el Erg“ waren dann an den Spots
„Dolphin Reef“ und „Poseidon Garden“. Beides waren wieder sehr flache Easy-dives,
ganz gut zum Fotografieren. Meine bessere Hälfte und ich machten beide
TG als Buddyteam alleine, nach dem guten Briefing von Stefano überhaupt
kein Problem. Dadurch konnten wir uns ganz aufs Fotografieren konzentrieren.
Während des  ersten TG hörten wir das Pfeifen und Klicken
von Delphinen, bekamen aber leider keinen zu sehen, obwohl wir 10 Minuten
lang auf dem Sandboden zwischen zwei Ergs warteten. Schade!

Auf der Rückfahrt sprach ich Stefano darauf an, das wir am nächsten
Tag auch mal endlich wieder etwas tiefere TG machen wollten, um auch einmal
auf Großfische treffen zu können. Er klagte mir sein Leid über
den sturen und ängstlichen Kapitän, gegen den er nichts machen
konnte. Stefano versprach mir allerdings, meinen Wunsch zu berücksichtigen
und in der Basis mal eine Beschwerde über den Kapitän loszulassen.

An der Basis tranken wir draußen noch ein Bierchen und bekamen
den Ärger zwischen Stefano und Tom/Doro mit, da Stefano nicht mehr
mit diesem schlechten Kapitän rausfahren wollte.

Als wir am Abend beim Bierchen auf unserem Balkon saßen, sah
ich eine Sternschnuppe und wünschte mir, das ich einmal einen Tauchgang
mit Delphinen haben möchte. Da ich diesen Wunsch bereits des öfteren
gehabt hatte und dieser noch nie in Erfüllung gegangen war, hatte
ich auch diesmal sehr wenig Hoffnung, das es ausgerechnet bei diesen „komischen“
Ausfahrten einmal klappen könnte.

Das Ergebnis der Diskussionen vom Vortag sahen wir dann am nächsten
Morgen: Die See war weiterhin ziemlich rau und wellig. Unsere Fahrt mit
dem gleichen Boot, dem gleichen Kapitän und auch unserem Guide Stefano
ging dann lediglich bis zum „Abu Nugar“. Na toll, der gute Stefano hatte
nichts erreichen können und wir hatten dadurch wieder einmal, den
dritten Tag hintereinander, zwei flache TG von diesmal 11m und 9m.

Am vierten Tag beruhigte sich die See merklich, die Wellen waren nur
noch halb so hoch wie am Tage zuvor. Das wirkte sich dann auch auf unsere
Divespots aus, denn endlich fuhren wir mal einen Spot (Marsa Abu Galawa)
an, der einen tieferen Tauchgang- und die Chance auf größere
Fische ermöglichte. Dort bekamen wir am Drop-off in etwa 27m Tiefe
auch einen Octopus vor die Kameralinse, der sich mehrmals erfolglos bemühte,
sich vor uns zu tarnen.

Der zweite TG fand ein Stückchen weiter nördlich am Spot
„Shabaha 2“ statt. Stefano erklärte uns beim Briefing wie immer sehr
ausführlich, was wir dort zu sehen bekommen würden und schon
konnte es losgehen. Der TG sollte um den dort vorhandenen großen
Erg gehen, was normalerweise ca. 45 min. dauert.

Nachdem die erste alleintauchende Gruppe „Guiseppe“ bereits abgetaucht
war, sprangen auch Chris und ich ins Wasser, wo wir dann auch direkt abtauchten.
Wir waren gerade mal auf einer Tiefe von etwa 12m angelangt und von der
Gruppe „Guiseppe“ war nichts mehr zu sehen, als zwei Delphine an uns vorbeigeschwommen
kamen. Wow! Sie drehten um und kamen wieder sehr neugierig zu uns zurück.
Überglücklich begannen wir mit dem Fotografieren, denn wir wollten
keine Zeit verlieren. Nach Aussagen von Experten mögen Delphine die
Luftblasen von Tauchern nicht, also reduzierte ich meinen Luftverbrauch
aufs absolut minimalste, um wenigstens ein paar wenige Minuten lang das
große Glück zu haben, mit meinen Lieblingstieren (seit 1996
unterstütze ich die GRD – Gesellschaft zur Rettung der Delphine mit
einem Förderbeitrag und mit Spenden) zu tauchen. Alles Quatsch, es
machte den beiden großen Tümmlern überhaupt nichts aus,
wahrscheinlich war ihre Neugier größer als die angebliche Angst
vor den Luft!

!

blasen. Die Fünfer-Gruppe mit Guide Stefano kam auch hinzu und
so hatten fast alle Taucher dieses unverschämte Glück der Delphinbegegnung.

Ganze 20 Minuten lang tauchten und spielten wir mit den Beiden, dann
kamen noch drei weitere Delphine hinzu. Einer dieser Dreiergruppe war ein
äußerst neugieriger Halbstarker, der sich mein Graben im Sandboden
aus allernächster Nähe anschaute. Ich hatte in den letzten Jahren
bereits beim Schnorcheln das große Glück, einem wilden Delphin
in einem Abstand von etwa 50cm tief ins Auge zu schauen, doch der Blick
dieses halbstarken Tieres aus allernächster Nähe war das absolut
Größte. Mir schossen vor Glück die Tränen in die Augen,
ich konnte es einfach nicht fassen!!! A dream comes true!!!

Kurze Zeit später verschwanden die Tiere dann! Bis dahin hatte
ich nicht einmal auf meinen Aladin- oder auf meinen Finimeter geschaut.
Der Aladin zeigte mir, das wir ganze 35 Minuten in einer Tiefe 10m bis
18m mit den Tieren gespielt hatten und laut Finimeter hatte ich nur noch
60 bar Restluft. In aller Ruhe tauchten Chris und ich noch etwa 10 min.
in einer Tiefe von gut 10 - 5m aus, bevor wir dann den Tauchgang beendeten.
Wir hatten die restlichen 13 Photos des Films verschossen, es hätten
auch gerne 100 Photos sein können.

Oben an Bord waren nur strahlende Gesichter, ein Mädel weinte
vor Glück, andere konnten es noch gar nicht fassen. Nachdem auch Chris
und ich unser Tauchgeschirr abgelegt- und verstaut hatten, tauchte die
Gruppe „Guiseppe“ als letztes auf. Die armen Leute hatten keinen einzigen
Delphin gesehen, sondern beim Tauchgang um den großen Erg nur die
Klicks und Pfiffe der Tiere gehört. Sie konnten einem schon leid tun!

Die Rückfahrt war besinnlich, die meisten mussten das zuvor erlebte
erst einmal in aller Ruhe verarbeiten.

An der Basis angekommen, sprudelten alle dann aus sich heraus und berichteten
den anderen Tauchern von unserem unvergesslichen Tauchgang.

Abends, beim Bierchen in El Gouna – Downtown, ließen Chris und
ich den Tauchgang noch einmal Revue passieren. Wir konnten es immer noch
nicht fassen, welch unverschämt großes Glück wir gehabt
hatten. Dieser Tauchgang stellte sogar die Erlebnisse der vergangenen Jahre,
wie z.B. das Schnorcheln mit Walhaien, mehrmaliges schnorcheln mit Mantas
oder mit Delphinen in den Schatten.

Der fünfte- und letzte Tauchtag für uns begann recht vielversprechend,
denn es war kaum noch Wind vorhanden und das Meer war fast spiegelglatt.
Wir konnten es kaum glauben, aber unser ängstlicher Kapitän wagte,
wie alle anderen Boote auch, die Ausfahrt in Richtung Norden. Damit hatte
ich wirklich nicht mehr gerechnet!

Den ersten TG machten wir am „Siyul Kebira“, wo ich bereits 1996 schon
einmal getaucht war. In meinem sehr ausführlichen, selbstgemachten
Logbuch schlug ich noch einmal nach, was ich dort vor Jahren erlebt hatte
und war zufrieden mit der Wahl des Divespots.

Chris und ich tauchten wieder alleine mit unserer Kamera, die Gruppe
„Guiseppe“ blieb, nach den entgangenen Erlebnissen des Vortages, lieber
bei Guide Stefano, wie auch alle anderen. Es wurde mal wieder ein sehr
schöner Tauchgang, bei dem wir sämtliche Arten von Rifffischen
sowie viele schöne Tisch- und Fächerkorallen zu sehen bekamen.
Es war eine Freude für mich zu sehen, das es nach den vier Jahren
noch genau so schön dort war, wie ich es in meinem Logbuch festgehalten
hatte. Zum Glück hatte das Korallensterben des Indischen Ozeans keine
Spuren bis dort hinterlassen.

Unser Kapitän, wohl vom Wagemut gepackt, setzte anschließend
nach dem Mittagessen noch einen drauf: Er schlug vor, nach Abu Nuhas zu
fahren! Unglaublich, dieser Teufelskerl, er wagte doch tatsächlich
bei spiegelglatter See die Fahrt hinüber zum „Wrack-Riff“!

Da bei unserer Ankunft am Riff sehr viele Boote über den Wracks
der „Ghiannis D.“ und der „Carnatic“ lagen, entschied Stefano, das wir
die „Chrisoula K.“ tauchen. Das war ganz gut, denn ich kannte bereits die
„Ghiannis D.“ und hatte auch keine Lust, vor lauter Tauchern das Wrack
suchen zu müssen. Über der „Chrisoula K.“ lagen nur zwei Boote,
auf denen sich keine Taucher mehr befanden, also ließen wir es ruhig
angehen, damit wir anschließend alleine dort tauchen konnten.

Das Wrack war ziemlich einfach zu tauchen, man konnte gut in die sehr
offenen Aufbauten hineinschwimmen. Chris und ich tauchten wieder alleine,
wobei wir einen ganzen Film mit der Kamera verschossen. Das war ein schöner
letzter Tauchgang und auch Tauchtag dieses Urlaubs in Ägypten, ein
Abschluss der uns etwas versöhnlicher stimmte.

Fazit:

Die Tauchbasis „Blue Brothers“ von Doro & Tom ist unter normalen
Bedingungen eigentlich ganz ordentlich organisiert. Größere
Anstürme von Tauchern, auch wenn diese bereits Monate zuvor fest gebucht
haben und somit angemeldet sind, können sie aber anscheinend leider
nicht bewältigen.

Außerdem empfanden wir es als äußerst schwach, das
ein zu übervorsichtiger Kapitän noch in Anspruch genommen wurde.
Es gibt mit Sicherheit noch genügend andere gute Kapitäne rund
um El Gouna und Hurghada.

Von den Tauchern der anderen Boote erfuhren wir, das die anderen Guides
alles andere als gewissenhaft und vorsichtig waren. Im Gegenteil, einer
von ihnen ließ seine Gruppe bei zwei Tauchgängen sogar alleine
und beendete vorzeitig die Tauchgänge als erster. Seine Briefings
waren aufs einfache zeigen über die Bordwand hinaus beschränkt
und sichere Empfehlungen gab es von ihm überhaupt nicht. Unglaublich!

Unser Guide Stefano Aliverti jedenfalls war sehr gewissenhaft und kompetent,
er tat sogar viel mehr als die meisten anderen guten Guides der Welt. Wir
fühlten uns bei ihm jederzeit in guten und sicheren Händen. Ringraziarlo
molto, Stefano!