Acordiving, Sao Miguel, Azoren

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aquarius62CMAS**550 TGs

Azorenreise nach Sao Miguel vom 11.-18.5.03Es sol ...

Azorenreise nach Sao Miguel vom 11.-18.5.03

Es sollte mal was Anderes sein, als immer nur Ägypten, deshalb haben wir - 3 Taucher vom Tauchsportclub Gladbeck e.V. - uns die Azoren ausgesucht. Da die Azoren taucherisch im Internet kaum vertreten sind, war die Planung recht schwierig, zumal die einzige deutsche Tauchbasis auf der Hauptinsel Sao Miguel während unserer Planungsphase dicht gemacht hat.
Die Anreise:
Nur Sao Miguel ist von Deutschland mit der azoreanischen Fluggesellschaft SATA direkt zu erreichen. Der Flug geht jeweils sonntags von Frankfurt nonstop zur Hauptstadt Ponta Delgada. Von dort sind weitere Flüge auf die übrigen 8 Inseln möglich. Der Flug dauert ca. 4½ Stunden und war hin und zurück pünktlich. Der Service war o.k.
Die Insel:
Sao Miguel ist die größte Azoren-Insel und der Flughafen liegt in unmittelbarer Nähe von Ponta Delgada (was nicht zu überhören ist). Wir hatten 1 Woche im 3*-Hotel Talisman (inkl. Flug und Ü/F für 665 €) gebucht und waren mit dem Hotel und der zentralen Unterbringung sehr zufrieden. Das Wetter war in den ersten 4 Tagen sehr gut, mit strahlend blauem Himmel und 23 °C, danach bewölkte es sich, wobei die Temperaturen kaum unter 20 °C sanken.
Aktivitäten:
Der Tourismus auf den Azoren steckt noch sehr in den Kinderschuhen, es gibt kaum Reisebusse und keine "Freizeitindustrie" (was ja nicht so tragisch ist). Empfehlenswert ist es, sich für 1 oder 2 Tage einen Wagen zu mieten (Nissan Micra für 49 € inkl. freien Kilometern und Versicherung) und die vulkanische Insel zu erkunden. Wer shoppen gehen will, ist hier ziemlich fehl am Platze, nicht mal an der Hafenpromenade gibt es nenneswerte Gaschäfte. Preiswert sind die Restaurants, fast alle Gerichte liegen unter 10 €, und eine Flasche Wein gibt`s schon für 6-7 €.
Die Tauchbasis:
Nach dem Schließen der deutschen Basis hatten wir nur die Anschrift der englischen Basis Diving Azores (www.diving-azores.com) von John Cockshott. Diese liegt jedoch knapp 20 km von Ponta Delgada entfernt, und John holt seine Gäste nicht vom Hotel ab. Außerdem verfügt er über kein Boot und bietet daher nur Tauchgänge von Land an. Auf der Suche nach einer Basis in P. Delgada sind wir über ein Whale-Watching-Büro an Tiago Domingues (e-mail: domingues.sub@netc.pt) gelangt. Gut getarnt liegt seine "Basis" in einem Hinterhofschuppen in der Nähe des Hafens. Es handelt sich eigentlich mehr um eine Lagerhalle mit allen möglichen maritimen Utensilien als um eine Tauchbasis, wie wir sie uns vorgestellt haben. Daher war es wohl kein Zufall, dass wir die einzigen Gäste dort waren. Tiago ist ein kleiner, quirliger Tausendsassa, dessen Handy nie still steht und der viele Dinge gleichzeitig organisiert, wobei die Sporttaucherei ein wenig auf der Strecke bleibt.
Die Tauchplätze:
Den 1. Tauchgang haben wir am Wrack der "Dori", einem vor 40 Jahren gesunkenem Frachter, in der Nähe des Hafens gemacht. Als Schiff kann kann man es kaum noch erkennen, dafür war es schön mit Röhrenwürmern bewachsen. Die Sicht lag bei kaum 10 m und die Wassertemperatur bei 16 °C. Der 2. Tg. ging von Lagoa, ca 10 km von P. Delgada entfernt, von Land aus. Mit einem schlecht englisch sprechenden Dive Master machten wir uns als 4er Gruppe ebenfalls bei schlechter Sicht auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit verließ er die im Briefing besprochen Route. Im Eiltempo paddelte er los und so dauerte es nicht allzu lange, bis sich unsere Gruppe verloren hatte. Beim Auftauchen stellten wir fest, dass wir rund 300 m von der Küste entfernt waren. Unser Guide kommentierte das mit einem lapidaren "sorry".
Am nächsten Tag waren die "Formigas" angesagt, ein paar Felsnadeln mit einem Leuchtturm, ca. 80 km südlich von Sao Miguel, mitten im Meer gelegen. Schon im Internet hatten wir gelesen, dass dies ein traumhafter Tauchplatz sein sollte. Mit 10 Mann auf einem 7½ m langen Schlauchboot, dafür mit 200 PS ausgestattet, rauschten wir in 2 h zu der Inselgruppe. Auch hier war die Sicht mit ca. 15 m kaum besser, ließ aber erahnen, wie schön der Tauchplatz bei guter Sicht ist. Ein riesiger Stechrochen, ein großer Makrelenschwarm und eine Vielzahl schön anzusehender, aber nicht ganz ungefährlicher Quallen waren die Highlights. Der letzte Tauchgang fand vor der Ilheu da Villa Franca do Campo statt, einer ca 1 km vor der Küste liegenden Insel. Wieder mit einem neuen Guide unterwegs, der den Tauchplatz kaum kannte, fiel das Briefing diesmal fast ganz aus. Nur auf mein Nachfragen bekamen wir einige Infos über den Tauchplatz - ein in 20 m Tiefe liegendes Riff. Angeblich sollte keine Strömung herrschen, aber schon beim Abstieg wurden wir von unserem Guide und seinem einheimischen Buddy abgetrieben. Nach einer halben Stunde tauchten wir ca. 100 m vom Boot auf (das Riff lohnte sich kaum), wurden aber trotz roter Bojen vom Bootsführer nicht entdeckt. Nach einer halben Stunde im Wasser treibend - 2 vorbeifahrende Boote kümmerten sich überhaupt nicht um uns - paddelten wir den 1 km zum Strand, wo uns dann unser Boot knapp 2 h nach dem Auftauchen entdeckte. Leider verstanden wir die lautstarke Diskussion zwischen Tiago, der schon im Hafen auf uns wartete, und dem Tauchguide nicht.
Die Preise:
Ein Einzeltauchgang kostet bei Acordiving 35 €, ab 5 Tg. reduziert es sich auf 32,50 € und ein 10er-Paket kostet 285 €. Die Fahrt zu den Formigas - inkl. 3 Tg.- schlug allerding mit 200 €/Person zu Buche.
Fazit:
Zur richtigen Jahreszeit, d.h. im Juli und August, sind die Azoren sicher eine Reise wert, zumal das Wasser deutlich wärmer und klarer sein soll. Wer eine perfekt organisierte "Tauchindustrie" wie in Ägypten oder auf den Malediven erwartet, ist jedoch genauso fehl am Platze wie Anfänger ohne körperliche Kondition. Daher gibt`s 2 Flossen für`s Tauchen und eine für die Insel.