MS Sharazan (Inaktiv)

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Hinweis der Redaktion: Es ist merkwuerdig, dass man, wenn man die Herkunft der Berichte verfolgt jedesmal auf der Seite von Delhpintherapie.net oder auf sharazan.com (die offenbar miteinander kooperieren) landet... Die Beurteilung dieser Tatsache bleibt jedem Leser der beiden (am selben Tag eingestellten) Berichte selbst ueberlassen....
Der Verfasser dieses Berichtes traegt eine *@delphintherapie.net-Adresse. Redaktion


Urlaub auf der MS Sharazan vom 28.10 bis 04.11.2000

Kann sich noch jemand erinnern an unsere erste Reise mit einem Schiff? Ein Schiff, das Schrott war, ein Guide mit einem dilettantisch gefaelschtem Instructor-Stempel und eine Mannschaft, die ihre eigenen Geschaefte machte? Den Prozess haben wir zwar gewonnen, aber es war ein Pyrrhussieg, der Veranstalter verabschiedete sich in den Konkurs und liess uns Anwalts- und Gerichtskosten.

Diesmal war alles ganz anders. Wir wurden puenktlich vom Flughafen abgeholt und zum Hafen gebracht. Das Schiff war nicht nur im Prospekt gut anzusehen, sondern in einem guten Zustand, obwohl wir die letzte Reisegruppe vor der Winterpause und vor der Generalueberholung waren. Die Kabinen hatten wirklich alle eine Toilette mit Dusche. Die Toilette war sehr angenehm, die Dusche brauchten wir eigentlich nicht, wir waren ja immer tauchen. Schiff und Schiffseinrichtung waren so wie sie nur von einem Eigentuemer mit Geschick und Liebe erhalten werden.

Anders als bei den Schiffen auf dem Roten Meer hatte die Sharazan hinten keine Taucherplattform, sondern einen Hintern (Entschuldigung: Heck) wie bei einem alten Segler. Zwar war das Heck nicht hoeher aufragend als das Mittelschiff, aber immerhin hoch genug fuer richtig grosse Fenster. Die Fensterrahmen waren zwar nicht aus dem zu weichen Messing, sondern aus Edelstahl. Vor allem waren die Fenster nicht gerade Rechtecke, sondern zu verspielten geschwungene Linien geformt. In den beiden Kabinen schlief steuerbords der Kapitaen bei offener Tuer und Backbord bekamen die beiden Maedchen Laura und Luzie - eine Entscheidung des Kapitaens.

Wie wir ohne Taucherplattform in und aus dem Wasser kamen? Hinein wurde gesprungen. Das war etwas hoeher als das Einmeter-Brett im Schwimmbad. Und heraus kamen wir ueber eine Leiter auf der Backbordseite.

Axel Linke ist Schiffseigner, Kapitaen, Tauchguide und Reiseleiter. Er hat eine angenehme Stimme und nutzt diese gerne, um seinen Reisenden und Tauchern einiges zu erzaehlen. Am ersten Tag war das eine ganze Menge. Das lag auch daran, weil wir schon morgens ankamen, der normale Ablauf aber erst mit dem Abendessen beginnt. Axel ist Taucher der alten Schule, der die Restsaettigungszeiten aus den Tauchtiefen und -zeiten im Kopf addieren konnte - wenn er nicht doch auf seinem Tauchcomputer nachgesehen hatte. Obwohl er uns anfangs als etwas tiefengeil, vor allem im Hinblick auf die Kinder, vorkam, hat er klare Regeln vorgegeben (wie ´keiner taucht tiefer als der Guide´) bei seinen Tauchgaengen immer auch schon beim Briefing den Tauchgang so beschrieben, dass man vorgeschriebene Dekozeiten vermeiden konnte. Er liess es sich auch nicht nehmen uns nebenbei Tauchunterricht zu geben. Was man zum Beispiel tun kann, wenn man den Bleigurt verliert und nach oben durchzuschiessen droht. Die Kopfueberarbeit hat er uns gleich am Ende unseres ersten Tauchgangs vorgemacht. Und er hat uns auch gesagt, was man tun kann, wenn die zweite Stufe abblaest und der Oktopus nicht so viel nutzt, weil man innerhalb kurzer Zeit den ganzen Flascheninhalt verliert.

Schon beim Check-Dive, der eigentlich nur auf 16 m gehen sollte, ging Axel bis auf 28 m hinunter. Die Entscheidung gar keinen ueblichen Check mehr zu machen, hatte er unterwegs getroffen, als er sah, dass die Kinder sehr diszipliniert tauchten. Keine Erfahrung mit der Tiefe hatte Silvia, die bislang nur Berliner Seen kannte. Stefan als kluger Ehemann verhinderte Panik, indem er sich einfach weigerte die Angaben auf seinem Computer zu zeigen. Als uns klar war, dass wir in der Regel unterhalb von 30 m tauchen wuerden, wurde die Gruppe geteilt. Die Kinder und wer sonst noch nicht so tief hinunter wollte, blieb beim Tauchguide, der sich auch wirklich darum bemuehte, dass die Kinder etwas zu sehen bekamen und ihnen die Sache Spass machte. Die Computer zeigten schon mal Pflicht-Dekostopps an, die dann bei den laengeren Aufenthalten im Seichteren wieder verschwanden. Als Pedo zu einem Zacki in die Tiefe abstieg und ich die Chance sah, endlich einmal einen 40 m-Tauchgang machen zu koennen, brach ich mit klopfenden Herzen und Blick auf die Tiefenanzeige des Tauchcomputers bei 38,5 ab, weil ich mich alleine zwischen Pedo und der Gruppe waehnte. Meine naechste Erinnerung ist die Computeranzeige von 32 m. Ich hatte dabei gar nicht bemerkt, dass ich nicht alleine Pedo nach unten gefolgt war, sondern die ganze Gruppe, die die gleichen Tauchbewegungen gemacht hatte und mich wieder bei klarem Bewusstsein das OK-Zeichen abfragte.

Axel verkauft keine Tauchreisen. Er verkauft einen Erlebnisurlaub fuer Taucher. Tauchen stand durchaus im Vordergrund. Doch, da gab es noch einiges anderes: Eigentlich haetten wir uns wie von Axel empfohlen am ersten Tag auch ein Hamam, ein tuerkisches Dampfbad, goennen koennen. Wir haetten die Zeit dazu gehabt und haetten vielleicht etwas mehr von der tuerkischen Lebensart verstanden. Fuer einen Spaziergang am beruehmten Strand von Fethiye war das Wetter bei unserer Ankunft zu schlecht. So blieb nur der Gang durch die sogenannte Altstadt, ein Geschaeftsviertel fuer Touristen. Am ersten Tag hatten wir noch die Wahl. Am Ende der Reise ueberlies Axel nichts mehr dem Wollen seiner Reisenden. Obwohl es zusaetzlich etwas kostete, brachte er uns in einem gecharterten Bus ins Gebirge zu einem Forellenessen in einem maerchenhaften Garten, stieg mit uns im Neopren durch eine Klamm - durchaus eine Anregung fuer Garmisch-Partenkirchen - gleich anschliessend liess er uns im LKW-Reifen auf dem Bach kilometerweit raften. Zum Abschied gab es ein franzoesisch inspiriertes Essen von einem Koch, der seine Fische selbst harpuniert - ja ja, ihr habt richtig gelesen; das hat uns Axel aber erst hinterher erzaehlt. Und wir konnten Paragliden. Axel hat mit seiner Begeisterung zwar nur Ren?nd die bayreutherschen Frauen anstecken koennen, aber die, die vom 2000 m hohen Babadag mit einem Piloten im Huckepack hinunterglitten, die wollen durchaus noch mehr davon. Zumal Axel versicherte, dass es dort an der Lykischen Kueste wegen fehlender Scherwinde und anderer Widrigkeiten kein so gefaehrliches Unterfangen wie in den Alpen ist.

Axel will nicht zum Roten Meer, auch wenn es dort unter Wasser schoener ist. Ihm ist Wasser nicht alles. Er moechte auch an Land gehen koennen. Und er hat uns an Land gefuehrt. Nicht nur am Ende der Reise. Er liess uns auf der Nikolausinsel herumklettern. Wir haben die Insel so genannt, nachdem Axel uns erzaehlte, dass japanische Ausgrabungen dort Anhaltspunkte dafuer gefunden haben, dass der heilige Nikolaus nicht in Myra etwas weiter landeinwaerts, sondern eben auf dieser Insel begraben sein soll. Manche Pilger haetten schon ihre Tour geaendert. Axel hatte hinter der Insel im Naturschutzgebiet mit Tauchverbot, ausserdem noch eine Verabredung mit einer Frau und ihrem Mann, die auf ihrem Ruderboot eine Pancake-Kueche untergebracht hatten. Den Pancake oder das Omelette ganz duenn gerollt, zwar genauso duenn, aber nicht wie ein Cr?e gegossen, gab es suess und herb. Ein Tipp fuer alle, die uns auf unseren Pfaden folgen sollten, nehmt den suessen mit Honig, Schokocreme und Likoer, er schmeckt einfach koestlich - ich habe beide probiert und mit dem herben angefangen.

Wir hatten Glueck mit dem Wetter. Wir kamen zwar bei leichtem Regen an, aber die weiteren Tage waren sonnig und ohne Wind. Das Mittelmeer war glatt wie ein Ententeich zu einer Jahreszeit, in der man durchaus mit Stuermen rechnen haette muessen. Kein Wind und keine Stroemung, da gab es natuerlich auch weniger Grossfische zu sehen. Das war sehr zum aerger von Axel, der hoffte, bei ordentlicher Stroemung auch ordentliche Zackis und Barakudas zeigen zu koennen. Wir bekamen trotzdem einige Zackis zu sehen, wenn auch meist erst jenseits von 30 Metern. Sogar hellgraue Zackis, die die Tuerken besonders schaetzen und ziemlich teuer bezahlen. Wir haben sie natuerlich in Ruhe gelassen. Wir haetten allerdings auch nicht so grosse Chancen gehabt, denn die grossen Fische waren auch gar nicht so zutraulich wie im Roten Meer, die wussten offenbar, was ihnen von Tauchern drohen kann.

Das oestliche Mittelmeer ist viel klarer als ich erwartet haette und ich von der Adria kenne. Axel meinte, es wuerde in groesserer Tiefe immer klarer. Er schwaermte von der besonderen Faerbung, die das Wasser in 40 m Tiefe haette. Mein erster Eindruck war ueber einer Mondlandschaft zu schweben. Denn das Wasser war wirklich so klar, dass man es die Sicht kaum beeintraechtigte. Unter mir waren Steinwuesten mit einem kaum bemerkbaren duennen graugruenen Bewuchs. Gelegentlich sahen wir die roten, in der Tiefe braun erscheinenden Ringelwuermer. Sie muessen giftig sein oder wenig schmackhaft. Man kann sie schon aus grossen Entfernungen erkennen. Die augenfaelligsten Sensationen des oberen Bereichs aber sind die Feuerwuermer. Sie sind bunt und ihre weissen faserbewehrten Beine leuchten. Sie sind Aasfresser und man soll sie besser nicht anfassen. Das Gift in den glasartigen Haaren, die sofort abbrechen, loesen ziemlich laestigen Juckreiz aus.

Fische sind bei weitem nicht so haeufig wie im Roten Meer. Aber es gibt die gleichen Arten und einige sind auch sehr schoen und sehr bunt. Im Mittelmeer muss man sich allerdings ein bisschen anstrengen, um sie zu finden. Da ist der Schriftbarsch, dessen blauer unscharf verlaufender blauer Fleck unwirklich zu sein scheint, und der Kleine Saegebarsch. Die grossen Zackenbarsche haben nur gedeckte Farben und heissen ´Gestreifter´ und ´Brauner´ Zackenbarsch.

Den Meerjunker gibt es nur in einer Farbvariante, wobei sich Maennchen und Weibchen stark unterscheiden. Der Junker ist meist kleiner als die tropischen Arten. Noch mehr an das Rote Meer erinnern der Meerpfau, der Papageienfisch und die weiteren Lippfische, die man zu sehen bekommt. Der Meerpfau mit seinen tuerkisen Marmorierungen am Kopf soll auch ein Relikt aus den tropischen Zeiten des Mittelmeeres sein. Die Mittelmeerpapageienfische sind Algenfresser. Auch sie sind sehr auffaellig gefaerbt. Der Koerper ist rot, der Kopf ist blau, aber der Mundbereich wieder rot. An der Schwanzwurzel dann wieder ein gelber Fleck. Bei diesen Fischen haelt man es fuer moeglich, dass sie der roemische Kaiser Claudius aus dem tropischen Atlantik ins Mittelmeer eingefuehrt hat.

Begruesst wurden wir gleich bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Fethiye von einem grossen Delphin, der aber nur kurz an unserem Bug seine ganze Groesse zeigte und dann verschwand. Wir bekamen eine Scholle zu sehen, die sich im Sand am ersten Tauchplatz (Aquarium) versteckt hatte und von Axel entdeckt wurde. Ich bin auch der festen ueberzeugung, haeufig dunkelgruene Kaninchenfische in groesseren Schulen gesehen zu haben. Ich weiss nicht, warum die anderen sie uebersahen. Es kann an ihrer unscheinbaren Farbe und ihrer geringen Groesse gelegen haben, so wie man auch den Schwaermen von Chromis, den dunklen Moenchsfischen keine Beachtung schenkt, obwohl sie wie die Fahnenbarsche die Riffhaenge umspielen. Haeufig ist die Zweibindenbrasse. Sie ist wie die kleinen Barsche der haeufigste Begleiter. Und Micha hat nachts wohl eine Fuenfbindenbrasse fotografiert, die wir sonst nicht zu sehen bekamen. Auch bei einem Superfoto kann man Schwierigkeiten bei der Bestimmung haben, weil die Fische eben nicht immer die gleiche Faerbung haben. Und wenn man meint einen Gehoernten Schleimfisch gesehen zu haben, so kann das stimmen oder eben nicht.

Weil die Tierwelt des Mittelmeeres nicht die gleiche Lebendigkeit hat wie die der tropischen Meere, konzentrieren sich die Tauchguides auf Hoehlen und Amphoren. Wir sind in eine Hoehle eingetaucht und schauten stauend in einen luftigen Hoehlendom, dessen Decke an einer Stelle eingebrochen war. Die Amphoren, die Axel aus dem Sand holte, waren so wenig beschaedigt, dass ich ihm ihre Echtheit nicht abnahm. Man hat ja schon davon gehoert, dass Amphoren versenkt wurden, um Tauchern etwas zu bieten.

Dabei gewoehnt man sich nach einiger Zeit daran, auf kleinere Tiere zu achten. Dann sieht man den kleinen Drachenkopf, meist kleiner als 10 cm. Ich meine auch eine hellgraue Art gesehen zu haben. Aber wirklich bestimmen konnte ich ihn nicht. In den Bestimmungsbuechern gab es nichts, was so aehnlich aussieht. Wenn ich unsere weiteren Beobachtungen noch aufzaehle, dann wird deutlich, dass das Mittelmeer so artenarm nicht ist: Es gibt grosse Schwaemme wie das Elefantenohr, ein sehr auffaelliger Vertreter von verschiedenen anderen Schwaemmen, die im Mittelmeer vertreten sind und teilweise noch heute geerntet werden, die sich unglaublich schnell zurueckschnellenden Schraubensabellen (es ist die schnellste bekannte Bewegung im Tierreich) und Kalkroehrenwuermer, wenn sie sich gestoert fuehlen, die haeufige violette Fadenschnecke und die seltene violette Weissspitzenfadenschnecke. Wir sahen eine kleine Seespinnen (zu klein meinte Pedo) und eine grosse Languste, die Pedo, der Koch gleich mitnahm, aber uns nichts davon abgab. Wir haben vieles nicht zu sehen bekommen. Es gibt auch Gorgonien und Korallen im Mittelmeer. Zu den Polypen gehoert auch das haeufige, aber wegen seiner geringen Groesse und seiner graubrauen Farbe uebersehene Eudendriumbaeumchen. Leichter bemerkt man die violetten Fadenschnecken, die die Polypen fressen und die wie violette Verfaerbungen in den Baeumchen haengen.

Zu den schoensten Tauchgaengen dieser Reise gehoert fuer mich der Nachttauchgang. Es war ein sehr ruhiger Tauchgang in maximal 16 m Tiefe. Meine Vorbereitungen waren dabei katastrophal. Die Digitalkamera konnte ich sonst wegen der auf nur 20 m begrenzten Dichtigkeit des Plastikgehaeuses nicht mitnehmen. Beim Nachttauchgang schon bei Einstieg loeste sich die Kamera aus ihrer Verankerung und konnte nicht mehr bedient werden. Die Tauchlampe, die ich Laura gegeben hatte, war schon nach wenigen Minuten leer. Ich gab ihr meine Lampe und schwamm dann haendchenhaltenden mit Eva die restliche Zeit. Auch die Lampe des Guides war entweder leer oder hatte einen Wackelkontakt. Und trotzdem hatten wir einen voellig entspannten Tauchgang mit Sensationen, die von Micha in wirklich sehr guten Fotos festgehalten wurden: eine Krake, ein Pulpo, ein schlafender Schriftbarsch wie tot an einen Fels gelehnt und ein ...., dessen Schwanz nicht mehr ganz in den Makrorahmen passte.

Es gab auch nicht so schoene Tauchgaenge. So steil wie die Berge ueber Wasser ansteigen, so steil fallen sie auch unter Wasser ab. Wenn man auf dem offenen Meer taucht, so taucht man auf einer kleinen Bergspitze, die eben nicht aus dem Wasser ragt, sondern nur auf 6 oder 15 m unter die Wasseroberflaeche reicht. In diesem Fall war es ein Berggrad, der von einer Insel als scharfe Scharte Richtung Norden im Wasser verschwand. Dort tauchten am spaeten Nachmittag. Aber nicht auf der Sonnen-, sondern auf der Schattenseite. Es fehlte wieder die Stroemung, aber Axel hatte dort vor nicht so langer Zeit eine komplette riesige Amphore ausgegraben. Die konnte er uns zeigen. Die Amphore lag auf etwa 40 m. Juergen nutzte die Gelegenheit, um bis auf 43 m zu tauchen. Ich erinnere mich nur daran, dass mir vor dem Sprung aus dem Zodiac, was eigentlich ein Kunststoffschnellboot, geeignet fuer Wasserski war, das Fersenband meiner Flosse aus dem Verschluss riss und ich es erst wieder einfaedeln konnte, als alle schon ungeduldig ueber dem Tauchplatz warteten. Unten war im Schatten fuer mich alles grau in grau. Ich sah unter mir links Juergen auf seinem Tiefentrip und Axel rechts vor der Steilwand die Amphore aus dem Sand hochstellen und mochte gar nicht so tief gehen. Sehr schoen dagegen war wieder der Tauchgang, der uns in eine Hoehle auf 34 m mit vielen im Licht unserer Lampen rot leuchtenden Einhorngarnelen brachte. Danach tauchten wir durch einen sich schnell weitenden Tunnel ins erst Blassblaue und dann Leuchtendblaue. Hier war auch Axels Erfahrung und Verantwortung spuerbar. Er gab uns praezise Anweisungen, wie ein Nullzeittauchgang durchgefuehrt werden konnte. Als wir dann wieder im hellen Wasser auf 15 m waren, hatten wir dann viel Zeit, um uns noch den Kleintieren und Fischen an Felswaenden zu widmen.

Die Tuerkei ist heute ein muslimes Land. Es ist ein Land mit einer sehr bewegten Geschichte. Selbst mit Hilfe eines Geschichtsatlasses ist es nicht einfach zu bestimmen, welche kulturellen Einfluesse zu welchen Zeiten vorherrschend waren. In der Antike wurden seine Kuesten und die dortigen Ereignisse von Homer besungen. Spaeter war es Teil des roemischen Reiches. Fethiye hiess einmal Telmessos. Ein Amphitheater wurde mitten in der Stadt erst vor wenigen Jahren freigelegt. ueber der Stadt in den Berghaengen sind Felsengraeber eingemeisselt, die heute nachts von Scheinwerfern beleuchtet werden. Die Tuerkei beginnt, bedingt auch durch den Tourismus, der allmaehlich auch zum Freizeitverhalten der Tuerken selbst gehoert, die eigene Geschichte zu entdecken. Die Lykische Kueste ist zwar nicht direkt griechisch, aber Griechenland reicht bis auf wenige Kilometer an die Kueste heran, weil noch immer kuestennahe Inseln zu ihm gehoeren. Im Hinterland von Antalya laesst sich auch ein Studienurlaub in antiker Geschichte durchfuehren, man kann Termessos und Xantos besichtigen. Der Baustil unterscheidet sich grundlegend von anderen muslimen Laendern: Die Haeuser sind offen, sie sind nicht ummauert wie in aegypten und die Balkone nicht zugemauert, damit die Frau zwar durch Ornamente hinausschauen, aber selbst nicht gesehen werden kann. Wir lernten die Eltern des Guides kennen. Wir waren in einer Disko und sie erzaehlten von ihrem Leben in Wuppertal. Verwundert hoerte ich ihre Ablehnung der fundamentalistischen Landsleute in Kreuzberg, mit denen sie nichts zu tun haben wollten. Ach ja, unser guter Geist fuer alle moeglichen Besorgungen an Bord trug Hot Pants - nein, die Pobacken sah man nicht - war um die 30 Jahre alt und geschieden. Axel meinte, die Muezzin haette an der Lykischen Kueste aehnliche Probleme wie die Pfarrer bei uns. Die Vorbereitung auf die EG-Mitgliedschaft ist Ernst zu nehmen.