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Wracktauchen auf der „Artur Becker“- Wracktauchen ...

Wracktauchen auf der „Artur Becker“
- Wracktauchen ohne Wracks -

Vom 04.08.2005 bis 07.08.2005 fuhren ich und mein Tauchkumpel (CMAS ** / 900 TG) zur Wracktour auf der Artur Becker.

Die „Artur Becker“ ist ein zum Tauchschiff umgebauter Versorger unter Eignerschaft des Tauchclubs Greifswald. Das Schiff bietet Platz für 29 Taucher (zwei Kabinen á 12 Mann / zwei Kabinen á 2 Mann und eine Einzelkoje).

Unsere Anreise erfolgte am 04.08.2005 gegen 21:15 Uhr. Nach erfolgreichem „Einchecken“ und Kojenzuweisung (Gott sei Dank hatten wir eine 2-Mann-Kabine gebucht) machten wir uns mit dem Schiff und den anderen Tauchern etwas näher vertraut. In freudiger Erwartung auf das aufregende Tauchwochenende an vielen Wracks lagen wir dann gegen 23:00 Uhr in den Kojen.

Am 05.08.2005 wurden wir um 05:05 Uhr etwas unsanft durch ein anlaufendes Aggregat an Bord der „Artur Becker“ geweckt. Nun ja, macht nix, denn schließlich wollten wir ja tauchen und berühmterweise fängt ja nun mal der frühe Vogel den leckersten Wurm. Allerdings war Auslaufen erst um 07:45 Uhr. Gegen 12:00 Uhr waren wir dann am ersten Tauchplatz, dem Wrack der „Amazone“ auch bekannt als Zettelwrack.

Die Grundtiefe beträgt 19m. Das Wrack selbst ist nicht sehr spektakulär. Bug und Heck sind noch zu erkennen, der Motor mit etwas Phantasie auch. Zum Einstieg in das Wracktauch-Wochenende aber völlig ausreichend. Der 2. Tauchgang war am Wrack des Lastenseglers auf 31m Tiefe. Ein Holzwrack, von dem nicht mehr viel übrig ist. Also auch nicht wahnsinnig aufregend. Nur durch Tiefe und leichte Strömung vielleicht etwas anspruchsvoller.

Für die Nacht wurde vor Lohme geankert und dort im Flachbereich bei 17m ein Nachttauchgang absolviert.

Tag 1 war also nicht berauschend, was besondere Highlights betrifft. Somit freuten wir uns auf den Samstag, denn hier hofften wir auf die „Jan Heweliusz“. Leider wurden wir enttäuscht.

Am 06.08.05, dem Haupttauchtag, wurden frühzeitig die Motoren angeworfen. Allerdings wurde das Schiff nur von Lohme nach Kap Arkona umgesetzt, was völlig entgegen gesetzt zur „Jan Heweliusz“ liegt. Angeblich konnte wegen zu starkem Wind die „Jan Heweliusz“ nicht angefahren werden. Also ankerten wir hier für den ersten Tauchgang. Einziges Highlight hier: Quallen, Muscheln und Steine. Die Hoffnung auf einen anderen Tauchplatz am Nachmittag wurde durch den Kapitän in dem Moment zerschlagen, als er das Beiboot für einen Landausflug (ja, richtig gelesen!!) zu Wasser ließ. Also wurde auch der 2. „Frust“-Tauchgang an der gleichen, sehr langweiligen, Stelle absolviert. Die Frage, warum nicht bei der in der Nähe liegenden „Prahm“ getaucht wurde, blieb unbeantwortet.

Für die Nacht wurde wieder nach Lohme umgesetzt. Am nächsten Tag sollte nämlich frühzeitig doch noch zur „Jan Heweliusz“ gestartet werden. Also stand wieder ein relativ ereignisloser Nachttauchgang an.

Start am nächsten Morgen war um 06:30 Uhr. Die Startzeit ließ damit auch die Möglichkeit für 2 Tauchgänge am Wrack der „Jan Heweliusz“ schnell untergehen. Warum man dann nicht schon um 5:00 Uhr den Anker lichtet kann auch keiner erklären. An der Boje der „Jan Heweliusz“ angekommen wurde uns, wie sollte es auch anders sein, offenbart, dass ein Tauchgang hier wegen Wartungsarbeiten an der Boje nicht möglich sei. Da die Arbeiten ca. 2 Stunden beanspruchen werden, fuhren wir also zurück, um einen Alternativtauchplatz anzufahren.

Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Ausfahrt zur „Jan Heweliusz“ nur erfolgt ist, um den am Vorabend erfolgten zollfreien Einkauf von Tabak und Spirituosen vor Lohme zu rechtfertigen. Die Startzeit (s.o.) passt zumindest dazu.

Der Alternativtauchplatz wurde aber nicht der Eimerkettenbagger, welcher in direkter Linie zwischen der „Jan Heweliusz“ und dem Zielhafen Greifswald liegt angefahren. Nein, zu unserer allgemeinen „Freude“ fuhr der Kapitän annähernd den gleichen Platz an, an welchem wir für die Nacht und den Nachttauchgang zuvor geankert hatten. Dort durften wir das Trümmerfeld betauchen, ein „Wracktauchgang“ bei dem in jedem Steinbruchsee mehr und interessantere Wrackteile zu bewundern sind.

Nicht nur, dass der Tauchgang an sich somit wieder „für die Katz´“ war (wenn Nachts schon nix los ist – was ist dann am Tage zu erwarten?). Die Aktion verkürzte die Tauchgangsmöglichkeit von 2 auf 1 und verlängerte die Rückreise zum Hafen um gut 2 Stunden. Um 17:00 Uhr waren wir wieder im Hafen und der Albtraum hatte ein Ende.

Zusammenfassung:

Wer bei Wracktouren mit der „Artur Becker“ tatsächlich Wracks erwartet, wird leider enttäuscht. Der Kapitän (selbst offensichtlich kein Taucher) bestimmt die Tauchplätze ohne Rücksprache mit den Tauchlehrern/Tauchhelfern an Bord. Auch die waren über die Aktionen des Kapitäns nicht informiert und hatten kein Mitspracherecht.

Sicherlich, das Wetter ist nicht immer so Top, dass jedes Wrack betaucht werden kann. Und sicherlich „bremsen“ auch die anwesenden Tauch-Anfänger (teilweise nur 30 TG) Wracks wie z.B. die „Förkrat“ aus. Allerdings sollten sich auch bei leichten Wellen Tauchplätze finden lassen, die interessanter und abwechslungsreicher sind. Alternativen wurden aber nicht ernsthaft gesucht oder geboten, es sei denn, dass ein Taucher auf einer Tauchausfahrt zum Wracktauchen einen Landgang zum Eis-Essen als „Alternative“ betrachtet.

Hier hatten also nach unserer Einschätzung Landausflüge, sinnloses Herumschippern auf der Ostsee und der zollfreie Einkauf eindeutig einen höheren Stellenwert als tauchen. Wir hatten eher den Eindruck, dass die vielen Taucher an Bord ein „lästiges Übel“ darstellen, mit denen man sich halt irgendwie arrangieren muss.

Fazit:

Fahrten auf der „Artur Becker“ sind eher Butterfahrten. Die Zielgruppe sollte sich deshalb von Tauchern weg und hin zu Kaffeefahrten für Seniorengruppen entwickeln. Über 300,- € für das Wochenende sind für die gebotenen Leistungen nicht einmal ansatzweise gerechtfertigt. Ich empfehle jedem, das Geld lieber in andere Touren oder bei anderen Anbietern zu investieren (hoffentlich sind die besser).

Der Kapitän sollte dringend seinem Smutje Udo danken. Nur durch dessen perfekte Kochkünste und exzellente Musikauswahl wurde eine „Meuterei“ verhindert. „Danke Udo, du hast uns die Situation erträglich gemacht.“ Danke auch an die Tauchlehrer/Tauchhelfer Matthias und Rene. Wegen Euch vergebe ich eine Flosse.