Neu, sehr wohnlich, aber mit MängelnIch war jetzt ...
Neu, sehr wohnlich, aber mit Mängeln
Ich war jetzt zwei Wochen lang mit diesem Schiff auf Safari (Wracks + Brothers). Hier die Eindrücke:
Das Schiff wurde erst im März 2007 abgeliefert. Bei der Abnahme haben die Eigner wohl nicht überall genau hingeguckt, und so manches Detail wurde ägyptentypisch hingepfuscht. Kleine Auswahl: Edelstahlteile wie Spülbecken und Leiter zum Topdeck wiesen scharfkantige Grate auf, es fanden sich einige heraussehende Nägel/Schrauben, die Taucherplattform hatte kein Gefälle zum Heck, sondern stattdessen einen flachen Teich in der Mitte, nachdem 20 nasse Taucher aus dem Wasser waren.
Absolut unverständlich ist es, dass die Eigner angesichts einer Investition von dem Hörensagen nach fast einer dreiviertel Million Euro den Rumpf in traditioneller Holzbauweise anstatt aus Stahl bauen ließen! Seegang und eventuelle „Feindberührung“ mit Treibgut führten zu durchaus beeindruckenden Verlusten an der aus nicht gerade höchstwertig aussehenden Sperrholz-Außenhaut. Wasser findet immer seine Wege, nun dürfte es großflächig zwischen Rumpfplanken und Sperrholz für zügige Holzzerstörung sorgen. Das Schiff ist damit jetzt ein akuter Fall für das Trockendock.
Abgesehen davon liefert der Antrieb mit beachtlichen 2 x 750 PS angesichts der bauchigen Rumpfform (Länge 36 m, Breite 8 m) mit 12 – 13 Knoten Fahrtgeschwindigkeit zu wenig Speed in Relation zur brennstofffressenden Leistung – so mancher kleine Küstenfrachter schafft das gleiche mit 500 PS und schneidet in die Welle anstatt reinzuknallen und alle drei Außendecks unter Wasser zu setzen. Hier ist Umdenken bei den ägyptischen Werften angesagt.
Kabinen: Pluspunkt Nr. 1! Geräumig, genug Stauraum, sehr gute Matratzen, kleiner Kühlschrank, eigenes Bad/WC, die Dusche liefert einen verglichen mit so manchem Hotel in Ägypten beeindruckenden Wasserstrahl. Man kann sogar im Salon eine DVD einlegen und in der Kabine über den Flachbildschirm von der Koje aus ansehen. Die zentrale Aircondition lässt sich mittels eines Holzschiebers auch abstellen.
Salon: wohnlich eingerichtet, eher wie in einem schwimmenden Hotel als wie auf einem Schiff. Essen bei Seegang ginge allerdings gar nicht, weil sich mangels umlaufender Leiste jeder Teller incl. Platzdeckchen der Schwerkraft fügen müsste. Hier hängt auch ein großer Flachbildschirm, ein Vorrat an DVDs bietet Abwechslung zum Fischegucken.
Essen und Getränke: Der Koch ist absolut top! Es schmeckte alles sehr gut, war abwechslungsreich, Durchfallprobleme gab es nicht, am letzten Abend stand sogar eine komplette Pute auf dem Buffet. Gute Idee: Es gab einen Spender mit gekühlten verdünnten Fruchtsäften, denn nur Wasser (Zapfstelle auf dem Tauchdeck) mag man irgendwann nicht mehr. Bier kostete als einziges Getränk 2 Euro pro 0,5 Liter extra.
Crew: Neben dem Koch war der ständig überall präsente Servicemann Sharif eine wahre Perle! Leider ist er kein ständiges Crewmitglied, sondern häufig als studierter Jurist in Alexandria tätig. Positiv wäre es, wenn die Eigner ein wenig mehr Wert auf Englischkenntnisse bei der Stammcrew legen würden, denn man muss schließlich gelegentlich mal das eine oder andere Wort mit Zodiacfahrern oder Käptn wechseln.
Nautische Einrichtung: Sie ist komplett vorhanden, aber was nutzen Geräte wie Farbechograph ohne Kenntnis ihrer Bedienung? Gute Idee: Was auf der Tauchplattform und hinter dem Heck passiert, wird per Kamera auf einen 17 Zoll TFT auf der Brücke übertragen (allerdings nicht zum zweiten Steuerstand auf der Flybridge).
Tauchdeck: Licht und Schatten sind vereint. Es gibt in drei Reihen 24 Plätze für die Tauchgeräte nebst Korb darunter, die Flaschen (neue 12 l Alu, auf Wunsch gegen Aufpreis 15 l Stahl) werden am Platz gefüllt. Allerdings ist der Abstand zwischen Reihe 2 und 3 etwas eng, so dass sich nicht alle Taucher gleichzeitig anrödeln können.
Und nun wird es finster: Das optionale Nitrox 32 (aus neu aussehender Coltri-Membrananlage) war nach Zufallsprinzip zwischen EAN 27 und EAN 30. Auch Luftbenutzer sollten ruhig mal analysieren, was drin ist, ich selbst hatte mal EAN 22,1 und mal EAN 23,4.
Der absolute Hammer: Mehrfach schmeckte die Luft ölig. Am vorletzten Tag stellten wir mal etliche Flaschen auf den Kopf und öffneten das Ventil. Es schoss ein Schwall Wasser-Öl-Emulsion heraus! Die Schiffseigner betreiben auch eine PADI-5-Star-Tauchbasis. War da nicht mal etwas von wegen Verpflichtung zu ständiger Qualitätskontrolle von Atemluft? Jedenfalls sind nun sämtliche Atemregler zur Revision fällig.
Tauchen: Wir waren eine durchweg erfahrene Gruppe mit etlichen TL. Der Chefguide Saher hat zwar zu Beginn seinen Pflichtspruch aufgesagt, das muss er auch, aber dann war freies Tauchen in Buddyteams angesagt, kein Computer wurde kontrolliert, auch 10 – 20 min Deko unterm Schiff wurden nicht weiter kommentiert. So mögen wir es! Die Zodiacfahrer waren sehr aufmerksam und eigentlich immer schon zur Stelle, wenn jemand seine Boje setzte. Allerdings könnten die Boote einen höheren Heckspiegel gebrauchen – bei so mancher Fahrt durch Seegang sammelte sich das Wasser 20 cm hoch.
Fazit:
Eigentlich ein schönes Schiff, an dem allerdings dringend so manches zu machen ist, um rundum ein wirkliches 5*-Angebot zu sein.
Und die Sache mit Wasser und Öl in den Flaschen ist absolut unverzeihlich! Einer Firma, die nicht erst seit März 2007 eine Tauchbasis und Safarischiffe betreibt, darf so etwas nicht passieren.
Die Eignerin hat über die Charterfirma, ebenfalls in Hurghada ansässig, eine ausführliche Auflistung aller Mängel erhalten, jedoch ein unbefriedigendes Krisenmanagement gezeigt.
Bewertung muss gemittelt werden:
Schiff als Lebensraum 5 Flossen
Essen etc. 6 Flossen plus 1 Maske
Tauchen zumindest bei dieser Gruppe 6 Flossen
Crew 5 Flossen
Tauchdeck insgesamt 5 Flossen
Atemgasversorgung 0 Flossen plus 20 kg Blei um den Hals
Problembehandlung 1 Flosse
- macht zusammen 4 Flossen -
Ich war jetzt zwei Wochen lang mit diesem Schiff auf Safari (Wracks + Brothers). Hier die Eindrücke:
Das Schiff wurde erst im März 2007 abgeliefert. Bei der Abnahme haben die Eigner wohl nicht überall genau hingeguckt, und so manches Detail wurde ägyptentypisch hingepfuscht. Kleine Auswahl: Edelstahlteile wie Spülbecken und Leiter zum Topdeck wiesen scharfkantige Grate auf, es fanden sich einige heraussehende Nägel/Schrauben, die Taucherplattform hatte kein Gefälle zum Heck, sondern stattdessen einen flachen Teich in der Mitte, nachdem 20 nasse Taucher aus dem Wasser waren.
Absolut unverständlich ist es, dass die Eigner angesichts einer Investition von dem Hörensagen nach fast einer dreiviertel Million Euro den Rumpf in traditioneller Holzbauweise anstatt aus Stahl bauen ließen! Seegang und eventuelle „Feindberührung“ mit Treibgut führten zu durchaus beeindruckenden Verlusten an der aus nicht gerade höchstwertig aussehenden Sperrholz-Außenhaut. Wasser findet immer seine Wege, nun dürfte es großflächig zwischen Rumpfplanken und Sperrholz für zügige Holzzerstörung sorgen. Das Schiff ist damit jetzt ein akuter Fall für das Trockendock.
Abgesehen davon liefert der Antrieb mit beachtlichen 2 x 750 PS angesichts der bauchigen Rumpfform (Länge 36 m, Breite 8 m) mit 12 – 13 Knoten Fahrtgeschwindigkeit zu wenig Speed in Relation zur brennstofffressenden Leistung – so mancher kleine Küstenfrachter schafft das gleiche mit 500 PS und schneidet in die Welle anstatt reinzuknallen und alle drei Außendecks unter Wasser zu setzen. Hier ist Umdenken bei den ägyptischen Werften angesagt.
Kabinen: Pluspunkt Nr. 1! Geräumig, genug Stauraum, sehr gute Matratzen, kleiner Kühlschrank, eigenes Bad/WC, die Dusche liefert einen verglichen mit so manchem Hotel in Ägypten beeindruckenden Wasserstrahl. Man kann sogar im Salon eine DVD einlegen und in der Kabine über den Flachbildschirm von der Koje aus ansehen. Die zentrale Aircondition lässt sich mittels eines Holzschiebers auch abstellen.
Salon: wohnlich eingerichtet, eher wie in einem schwimmenden Hotel als wie auf einem Schiff. Essen bei Seegang ginge allerdings gar nicht, weil sich mangels umlaufender Leiste jeder Teller incl. Platzdeckchen der Schwerkraft fügen müsste. Hier hängt auch ein großer Flachbildschirm, ein Vorrat an DVDs bietet Abwechslung zum Fischegucken.
Essen und Getränke: Der Koch ist absolut top! Es schmeckte alles sehr gut, war abwechslungsreich, Durchfallprobleme gab es nicht, am letzten Abend stand sogar eine komplette Pute auf dem Buffet. Gute Idee: Es gab einen Spender mit gekühlten verdünnten Fruchtsäften, denn nur Wasser (Zapfstelle auf dem Tauchdeck) mag man irgendwann nicht mehr. Bier kostete als einziges Getränk 2 Euro pro 0,5 Liter extra.
Crew: Neben dem Koch war der ständig überall präsente Servicemann Sharif eine wahre Perle! Leider ist er kein ständiges Crewmitglied, sondern häufig als studierter Jurist in Alexandria tätig. Positiv wäre es, wenn die Eigner ein wenig mehr Wert auf Englischkenntnisse bei der Stammcrew legen würden, denn man muss schließlich gelegentlich mal das eine oder andere Wort mit Zodiacfahrern oder Käptn wechseln.
Nautische Einrichtung: Sie ist komplett vorhanden, aber was nutzen Geräte wie Farbechograph ohne Kenntnis ihrer Bedienung? Gute Idee: Was auf der Tauchplattform und hinter dem Heck passiert, wird per Kamera auf einen 17 Zoll TFT auf der Brücke übertragen (allerdings nicht zum zweiten Steuerstand auf der Flybridge).
Tauchdeck: Licht und Schatten sind vereint. Es gibt in drei Reihen 24 Plätze für die Tauchgeräte nebst Korb darunter, die Flaschen (neue 12 l Alu, auf Wunsch gegen Aufpreis 15 l Stahl) werden am Platz gefüllt. Allerdings ist der Abstand zwischen Reihe 2 und 3 etwas eng, so dass sich nicht alle Taucher gleichzeitig anrödeln können.
Und nun wird es finster: Das optionale Nitrox 32 (aus neu aussehender Coltri-Membrananlage) war nach Zufallsprinzip zwischen EAN 27 und EAN 30. Auch Luftbenutzer sollten ruhig mal analysieren, was drin ist, ich selbst hatte mal EAN 22,1 und mal EAN 23,4.
Der absolute Hammer: Mehrfach schmeckte die Luft ölig. Am vorletzten Tag stellten wir mal etliche Flaschen auf den Kopf und öffneten das Ventil. Es schoss ein Schwall Wasser-Öl-Emulsion heraus! Die Schiffseigner betreiben auch eine PADI-5-Star-Tauchbasis. War da nicht mal etwas von wegen Verpflichtung zu ständiger Qualitätskontrolle von Atemluft? Jedenfalls sind nun sämtliche Atemregler zur Revision fällig.
Tauchen: Wir waren eine durchweg erfahrene Gruppe mit etlichen TL. Der Chefguide Saher hat zwar zu Beginn seinen Pflichtspruch aufgesagt, das muss er auch, aber dann war freies Tauchen in Buddyteams angesagt, kein Computer wurde kontrolliert, auch 10 – 20 min Deko unterm Schiff wurden nicht weiter kommentiert. So mögen wir es! Die Zodiacfahrer waren sehr aufmerksam und eigentlich immer schon zur Stelle, wenn jemand seine Boje setzte. Allerdings könnten die Boote einen höheren Heckspiegel gebrauchen – bei so mancher Fahrt durch Seegang sammelte sich das Wasser 20 cm hoch.
Fazit:
Eigentlich ein schönes Schiff, an dem allerdings dringend so manches zu machen ist, um rundum ein wirkliches 5*-Angebot zu sein.
Und die Sache mit Wasser und Öl in den Flaschen ist absolut unverzeihlich! Einer Firma, die nicht erst seit März 2007 eine Tauchbasis und Safarischiffe betreibt, darf so etwas nicht passieren.
Die Eignerin hat über die Charterfirma, ebenfalls in Hurghada ansässig, eine ausführliche Auflistung aller Mängel erhalten, jedoch ein unbefriedigendes Krisenmanagement gezeigt.
Bewertung muss gemittelt werden:
Schiff als Lebensraum 5 Flossen
Essen etc. 6 Flossen plus 1 Maske
Tauchen zumindest bei dieser Gruppe 6 Flossen
Crew 5 Flossen
Tauchdeck insgesamt 5 Flossen
Atemgasversorgung 0 Flossen plus 20 kg Blei um den Hals
Problembehandlung 1 Flosse
- macht zusammen 4 Flossen -