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sir robinDM300 TGs

Süd Route St. Jones RiffJuli 2006Fazit: Die Schif ...

Süd Route St. Jones Riff
Juli 2006

Fazit:

Die Schiffe sind relativ sicher, wenn auch nicht nach internationalen Standards(SOLAS). Seemännische Traditionen aus der der Fischerei verbunden mit der Hilfsbereitschaft und räumlichen Nähe der Safari Schiffe untereinander, sowie das begrenzte Einsatzgebiet ersetzen die Standards bislang weitestgehend.
Die wichtigsten Dinge sind an Bord (Rettungsfloße, Funk, EPIRB usw.).
Angesichts der wachsenden Schiffsgröße, der modernen Technik, steigenden Anzahl und Ansprüchen der Passagiere, hinkt die Ausbildung der Seeleute dem gegenwärtigen Standard hinterher, bzw. ist nicht gegeben.
Andererseits wäre bei einer Erfüllung aller internationalen Standards, und damit erheblich höheren Bau und Personalkosten, eine Safari zu diesen Preisen nicht machbar.
Im Interesse der Sicherheit hoffe ich, dass sich das freiwillige Aufrüsten seitens der Schiffseigner und Betreiber weiterhin nach dem Sinn anstatt der Werbewirksamkeit richtet.
Zusätzliche Schulungen der Kapt. und deren Vertreter, sowie der Diveguides ist angesichts der wachsenden Ansprüche sehr zu empfehlen. Fragen? gerne




Es gibt hier viele meist positive Berichte über die Safari Schiffe mit immer den selben Themen und auch ähnlicher Bewertung.
An dieser Stelle möchte ich auf die Sicherheit an Bord, die Navigatorische Ausrüstung und die Kenntnisse der Besatzung eingehen.
Da ich selbst auf international fahrenden Expeditionsschiffen arbeite,Nautik studiert habe und somit das höchste Kapt. Patent besitze, dachte ich mir es wäre für alle Beteiligten
einmal interessant welchen Eindruck das Safari Geschehen im Roten Meer bei mir hinterlassen hat. Obwohl ich die Safari auf der Blue Seas gemacht habe bezieht sich dieser Bericht nicht nur auf dieses Schiff. Die Schiffe operieren alle nach dem gleichen Schema und stammen überwiegend aus den selben Ägyptischen Werften. Ich habe mir mehrere Schiffe im Hafen und auf See angesehen … natürlich nicht alle.

Das Schiff:
Als ich die vielen Safariboote in Marsa Alam (Marsa Ghalib) zum ersten Mal sah war ich sehr beeindruckt von deren Formschönheit und Größe.
Die schnittigen teilweise schon ansatzweise protzigen Yachten (Sea Serpent) scheinen eine positive Evolution vom Fischerboot zur Luxusjacht gemacht zu haben.
Die Ägyptischen Werften beherrschen es perfekt aus Holz eine Superjacht zu formen, die auf den ersten Blick einer modernen Glasfieber oder Aluminium/ Stahl Yacht gleicht.
Die geschwungenen, kantenlosen Formen, die breite Verschanzung und allgemein völlige Linienführung erinnern stark an den Glasfaserbauweise. Man muß schon genau hinsehen, um Stöße oder gar Fugen zu finden. Tatsächlich ist aber alles aus Holz!
An edlen Hölzern wurde nicht gespart. Teak Deck wo man hinblickt. Sogar die Tische an Deck sind in Teak Deck Bauweise gefertigt. Metallteile sind ausnahmslos aus Edelstahl (keine Rostflecken).
An den Bullaugen beispielsweise sieht man jedoch, dass immer noch auf einheimische Produkte zurückgegriffen wird. Sie lassen sich schlecht schließen (Kabine #8 im Bad). Anstatt verschraubbare Bullaugen, werden schlecht schließende Vorreiber benutzt. Da sollte man sich mal auf Messen umschauen und einen moderneren Hersteller wählen.
Auch ein bei näherem hinsehen weniger schöner Detailzerstörer sind die grob eingepassten Plexiglaseinsätze und allgemein minderwertigen Scheiben (eine Brückenscheibe kaputt).
Über den Innenausbau möchte ich nichts sagen, weil alles perfekt passt und sehr schön ist.

Maschinenraum:

Ich bin zwar kein Technischer Ingenieur aber die üblichen Schiffssysteme auf Hochseeschiffen sind mir wohl vertraut. Ich habe mir die Maschinenräume der Flagschiffe angesehen.
Das Konzept ist sehr einfach und Effizient.
Es wird an nichts gespart und der Sevice erfolgt an Land von Profis!
Zwei schnellaufende Turbo Diesel Hauptmaschinen. Zwei oder gar drei (Sea Serpent)Dieselgeneratoren für Strom. Zwei oder drei Bauer Kompressoren / Nitroxanlage im Maschinenraum (sehr leise an Deck). Air Condition Kompressoren. Wasseraufbereitungsanlage (Reverse Osmosis System). Pumpen für Spülung usw.. Die Maschinenräume waren sehr hell, relativ geräumig und wirkten aufgeräumt.
Das Geheimnis zum Erfolg liegt darin, dass die Motoren hochwertigen Dieselkraftstoff verbrennen. Es sind keine Brennstoff Aufbearbeitungsanlagen nötig. Die Motoren lassen sich somit schnell starten (sehr wichtig)und sind wartungsarm. Sämtliche kritische Arbeiten regelt der Service von Caterpillar, bzw. MAN, da weder das Werkzeug noch die Kenntnis der Crew für wartungsintensive Arbeiten ausreicht … ein gutes Konzept.
Die Ruderanlage besteht zwar aus zwei Ruderblättern (ohne effizienten Tragflächenprofil!), leider gab es auf den ersten Blick keine Notrunderbetrieb Vorrichtungen.
Der Maschinenraum ist zudem sehr gut gegen Feuer geschützt. Überall Rauchmelder, Feuerlöscher und hier und da sogar Selbstlöschanlagen.

Die Brücke:
Die Brücke ist überraschend groß, weil lustigerweise dort auch der Kapt. schläft.
Das Ruder ist etwa so groß wie das der Titanic. Man findet darüber die Fahrthebel und die Maschinenkontrollanzeigen (Umdrehungsmesser, Themp. Anzeige usw.), sowie einen Notstopp … das war’s auch schon. Weniger ist bzgl. der Maschinenkontrolle hier mehr!
Die Navigatorische Ausrüstung besteht aus einem nicht kompensierten einfachen Magnetkompass, einem GPS Gerät verbunden mit einer Elektronischen Seekarte für Yachten. Es gibt ein UKW Funkgerät und eine so genannte Grenzwellenfunkanlage (HF/MF Funk) mit jeweils DSC Notruffunktion. (siehe Sicherheit). Echolot und sogar Radar sind auch an Bord.
Es gab zuminderst auf der Blue Seas keinerlei Seekarten, keine Seehandbücher und offensichtlich kein Schiffstagebuch.
Die oben beschriebenen Anlagen waren in einem hervorragenden Zustand. Das UKW Gerät war allerdings immer als ich vorbeikam ausgeschalten!

Sicherheit:

Erst mal vorweg, die internationalen Sicherheitsstandards für seegehende Schiffe im, besonderen Passagierschiffe (SOLAS Regelwerk), sowie die internationalen Standards für Ausbildung und Patente der Besatzung (STCW 95) werden offensichtlich auf keinem der Safriboote erfüllt.

Das müssen sie auch nicht, weil die Schiffe nur in Ägyptischen Gewässern unterwegs sind, und somit sind nur die Ägyptischen Behörden für die Aufstellung und Einhaltung der Regeln zuständig.
Das die Regeln zuminderst an die internationalen angelehnt sind zeigt sich darin, dass die Safariboote die ich sah alle über Rettungsinseln, Notsender (EPIRB), Funk, Radar, Rauchmelder, Feuerlöscher, Schwimmwesten verfügen.
Beispielsweise sind die hinteren Rettungsinseln auf der Blue Seas fast auf internationalem Standard. Sie verfügen über einen Wasserdruckauslöser, können somit selbstständig frei aufschwimmen falls das Schiff sinkt, und werden regelmäßig von einer autorisierten Stelle gewartet. Nur das manuelle klarmachen der Insel wird dadurch erschwert, dass die Insel auf dem Oberdeck innerhalb der Rehling gelagert wird. Eine Person könnte die Insel nicht ins Wasser schmeißen und klarmachen, weil die Vorrichtung dazu fehlt, bzw. die Rehling im Weg ist. Viele Inseln sind fest gelascht und würden beim sinken des Schiffes nicht aufschwimmen.
Es gibt Rauchmelder auf den Schiffen, jedoch kein zentrales Meldesystem. Eventuell wird so ein Brand zu spät entdeckt, bzw. muß jemand den Rauchmelder erst hören und lokalisieren was auf den relativ kleinen Booten wohl machbar ist, aber Zeit kostet.
Laut SOLAS müssen Passagierschiffe über Sprinkleranlagen verfügen und es darf kein leicht brennbares Material zum Bau verwendet werden. Da die Safariboote komplett aus Holz sind erübrigt sich das Thema. Schiffsweite Sprinkleranlagen gibt es nicht.
Ein weiteres Merkmal bei SOLAS Schiffen ist die Abtrennbarkeit der Schiffssektionen unter der Wasserlinie. Es gibt keine Abtrennung auf dem Hauptgang, wobei der Maschinenraum natürlich ein extra Raum darstellt.

Sicherheit in der Seefahrt bedeutet immer auch Ausfallsicherheit. Die wichtigsten Systeme müssen zweifach vorhanden sein. Bei den Rettungsinseln trifft das zu. Auch im Maschinenraum sind zwei Motoren vorhanden, die sich zudem schnell starten lassen.
Auf der Brücke sind die navigatorischen Systeme nur einfach vorhanden. Das heißt z.B.: nur ein GPS / Elektr. Seekartensystem … nicht so toll wenn noch nicht mal Seekarten an Bord sind. Wichtige Systeme wie Navtex, AIS fehlen auf allen Safari Schiffen (AIS wäre eine günstige und gute Anschaffung!!!!). Die DSC Notsysteme sind nicht mit dem GPS Gerät (UKW)verbunden, manuelle Eingabe der Position nötig.

Alles in allem sind die Schiffe sicherlich weit über dem Ägyptischen Standard ausgestattet. Zudem muß man berücksichtigen, dass die Safariboote im Prinzip nur in der Nähe der Küste navigieren und angeblich nur erfahrene Kapitäne eingesetzt werden. Anscheinend brauchen die aber nicht mal Seekarten um zwischen den Riffen zu navigieren … da braucht man meiner Meinung nach aber sehr viel Erfahrung, bzw. ist es mir ein Rätsel wie man bei Nacht, ohne Seekarte um Riffe herumnavigiert.
Ein kaputtes Brückenfenster sollte ersetzt werden. Bricht auf der Brücke erst mal Wasser ein (Welle) dann fallen die Elektrischen Systeme aus und der Notstopp der Maschine wird auch gleich ausgelöst. Ein kleines Problem wird dann zum Großen.
AIS würde es ermöglichen alle Schiffe in ca. 30 nm Umkreis per Transponder zu erkennen. Das würde erheblich zur Sicherheit beitragen und würde vielleicht auch das leidige Problem lösen, dass manchmal fünf Boote an dem selben Riff tauchen. Alle international fahrenden Schiffe haben AIS und wären somit auch für die Safariboote sichtbar und umgekehrt.

Seemannschaft

Ich denke die typische Ägyptische Besatzung verfügt über eine sehr traditionelle Seemannschaft aus der Fischerei und bisherigen Safari Erfahrung. Viele Sicherheitslücken werden auf diese Weise noch überbrückt. Beispielsweise fahren die Safariboote offensichtlich oder gezwungenermaßen fast schon im Konvoi die Riffe ab. Eine Gute Sache wenn es um Sicherheit geht. Es gibt auch viele Geschichten wo ein Safariboot die Personen von einem anderen Boot gerettet hat.
Die Jungs kennen sich auch bestens mit Wind und Wetter aus und haben ihr Schiff im Griff. Allerdings werden die Schiffe immer größer und navigatorisch anspruchsvoller. Zudem steigen die Anzahl und Ansprüche der Gäste (fester Fahrplan, Reisen bei Nacht usw.)
Wer ersetzt den Kapitän wenn er müde wird oder gar ausfällt?
Die Mannschaft ist in Besitz ägyptischer Patente, bzw. wird nach ägyptischen Regeln besetzt.
Eine Lizenz zum bedienen der Funkgeräte, z.B. das Absetzten eines DSC Notrufes (Digital Selective Call) ist nicht vorhanden, obwohl diese Geräte an Bord sind. Diese GMDSS Lizenz ist sogar für kleine Segelyachten mitlerweile vorgeschrieben aber den Ägyptern unbekannt.
Kurz gesagt ist die zunehmende werbewirksame Technik auf den Schiffen weiter als der Ausbildungsstand der Besatzung, die dummerweise zunehmend auf diese Technik setzten. Z.B. steuerte ein Safariboot einen GPS Wegpunkt an, um das Riff zu finden und lief darauf auf. Die Wegpunktkoordinaten waren die gleichen wie das Riff. Ein Kapt. (nicht Blue Seas) fragte mich was die Knöpfe auf dem Radar zu bedeuten haben (Gain, Sea, Tune, EBL usw.) … ohne Worte.
Die Diveguides sind zwar was das Tauchen angeht perfekt ausgebildet, jedoch kann man nur bedingt Kenntnisse über Schiffssicherheit und Seemanschaft erwarten. Es kann auch nicht deren Aufgabe sein.
Die Sicherheitseinführung muß viel ausführlicher erfolgen und unbedingt alle Sicherheitssysteme und deren Handhabung im Notfall beinhalten. Z.B. wussten die Passagiere nicht wie das Alarmsignal klingt, bzw. dass es eines gibt (Generalalarm). Es wurde nicht erklärt was eine EPIRB ist, obwohl es das Sicherheitsgefühl erheblich steigern würde (Werbewirsam).
Es war auch nicht bekannt wie das Rettungsfloß funktioniert, bzw. klargemacht wird. Passagiere sind keine Seeleute und kennen zum Teil nur Ausflugsboote. Die Gefahren an Bord sind den Passagieren unbekannt. Normalerweise ist es Aufgabe der nautischen Besatzung eine Sichergeitseinweisung vor dem Auslaufen abzuhalten. Woher soll ein Dive Guide wissen was ein Wasserdruckauslößer ist, wie genau die EPIRB Boje funktioniert und wie für den Fall eines Feuers an Bord verfahren wird ... das ist Sache des Kapitäns.

Medizinische Kenntnisse sind seitens der Diveguides vorhanden, es fehlt aber die spezielle Ausbildung zur Aufrechterhaltung des Lebens auf See. Nach internationalen Standards ist auf Passagierschiffen ein Arzt an Bord, bzw. haben die Offiziere auf Frachtern spezielle Ausbildung und Ausrüstung die über den Erste Hilfe Kurs hinausgehen. Auf See gibt es keine Erste Hilfe, sondern die Hilfe an Bord ist erst mal die einzige Hilfe ... ein Krankenwagen kommt nicht!Zusammen mit einem Funkarzt wird gemäß der Ausbildung behandelt, bzw. das Leben erhalten. Dazu braucht man eben auch die Funkkenntnisse (GMDSS), Handbücher und Ausrüstung. Die Ägyptischen Besatzung und die Diveguides sind hierbei sicherlich überfordert.
Ich selbst hatte leider ein gerissenes Trommelfell an Bord, worauf mir gesagt wurde „das hatten wir noch nie … tauchen ist gelaufen“ An Bord gab es Antibiotika … das war gut dankeschön.
Es gab zwar allgemeines Mitleid und gute Ratschläge aber sonst keine Reaktion.
Mit dem zufällig vorhandenen Satellitentelefon eines Gastes habe ich erstmal den Funkarzt für Schiffe in Cuxhafen (MEDICO CALL) angerufen. Weil ich aus Ägypten angerufen haben sogar gleich einen Ägypter organisiert um zu übersetzten … was nicht nötig war. Ich sprach nach 5 Min. mit einem HNO Arzt der mir erstmal sagte mit Antibiotika ist erstmal alles ok und ich müßte nicht sofort zum Arzt. Er sagte mir wo ich den nächsten Arzt finden kann (Marsa Alam Deko Kammer) und kannte ihn sogar persönlich. Das beruhigte mich sehr und so soll es sein. Ich war von da an guter Dinge und habe die Reise halt ohne Tauchen genossen.
Später habe ich erfahren, dass an Bord angeblich auch ein Satellitentelefon (Handy) vorhanden wäre ...
Wenn bei der Einweisung gesagt werden könnte man hätte jederzeit Kontakt zu einem Funkarzt, anstatt ´... wenn wir wegen einem Notfall einlaufen müßen ist die Safari für alle gelaufen ...´ dann würde das die Gäste die eventuell ein Problem haben sicherlich mehr ansprechen.

Es war trotzdem eine tolle Safari, wobei ich nur drei Tauchgänge machen konnte. Ich werde sobald ich kann wiederkommen. Birga und Tobias sind ein tolles eingespieltes Guide Team. Die Besatzung der Blue Seas super freundlich.
Ich hoffe der überwiegend positive Kern meines Berichtes kommt genügend zur Geltung und spornt dazu an die Dinge hier und da noch zu Verbessern. Mein Bericht bezog sich soweit möglich auf Safari Boote im Roten Meer generell und ist sicherlich nicht einwandfrei repräsentativ.
Die Blue Seas ist meiner Meinung nach zurecht eines der Besten Safari Boote.

Siehe Fazit am Anfang

Robin


Das ist nicht die Schraube der Blue Seas


das auch nicht


das ist auch nicht die blue seas ... und auch nicht mein schiff


... auch nicht mein schiff


das ist es ... angewandte schiffssicherheit


Marsa Ghalib von oben

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