Schreibe eine Bewertung

Bewertungen(47)

Grandturk16Master Diver170 TGs

Jungfernfahrt der Royal Evolution von Ägypten in ...

Jungfernfahrt der Royal Evolution von Ägypten in den Sudan

Vom 21.12.2006 bis zum 04.01.2007 ging es mit der Royal Evolution erstmals von Ägypten aus in den Sudan.
Die Erwartungen waren hoch – die wenig betauchten Riffe des Sudan sind seit Cousteau und Hans Hass als eines der Topgebiete weltweit bekannt und wir freuten uns auf intakte Riffe und viel Großfisch. Erstmals wurde diese Destination ohne den Stress einer Fluganreise über Kairo, Karthoum und Jeepfahrt nach Port Sudan angeboten, vielmehr sollte Port Sudan, direkt von Port Ghalib mit Zwischenstopps an verschiedenen Riffen angefahren werden.

Da der Bericht sehr lange geworden ist, hier die Zusammenfassung mit Bewertung vorneweg für alle die keine Lust haben, die gesamten – immer auch subjektiv geprägten Ergüsse zu lesen:
1. Schiff: Luxus Schiff: Großzügiger Salon, Sitzgruppen auf dem 1. Oberdeck, Sonnendeck auf dem 2. Oberdeck, großzügige Kabinen – 4 Kabinen im Erdgeschoss sogar mit Tageslicht in Kabine und Bad, Bad mit richtiger Dusche und richtiger Toilette
Bewertung: 6 Flossen
2. Essen: Reichhaltig, Obst, frische Eier und Buffet zum Frühstück, Salatbuffet, Suppe und Buffet mittags und abends, einziger Kritikpunkt: vieles schwamm in Fett + auf der Rückfahrt 1 Tag kalte Küche mangels Vorbereitungen für raue See
Bewertung: 5 Flossen
3. Tauchplattform/ Tauchdeck: Nummerierte Plätze, Unpraktische und schwer zugängliche Klappkisten unter den Jackets, großer Kameratisch, kein Platz für Handtücher oder Bademäntel, große und niedrige Plattform mit gutem Zugang zu den Zodiaks, 2 Süßwasserbecken und Süßwasserdusche, Großes Manko: Kein „Service“ auf dem Tauchdeck: Befüllungszeit der Flaschen zu lang, keine Hilfe beim Anziehen, wenig Hilfe beim Ausladen, unerfahrene Zodiakfahrer und unachtsamer Umgang mit dem Equipment
Bewertung Tauchdeck/ Plattform: 5 Flossen
Bewertung Service Tauchen: 3 Flossen, stark verbesserungswürdig
4. Service gesamt: 11 Mitglieder der Crew mit internationalem Schifffahrtspatent (Schweißer, Elektriker etc. von Cargo Schiff) ohne Erfahrung mit Passagieren generell und Tauchern im Besonderen (siehe Tauchplattform), Service Salon/ Kabinen: Die zwei Mustafas haben sich insgesamt kein „Bein ausgerissen“. Insgesamt gab es Crew intern wohl eine Reihe von Grabenkämpfen zwischen „Alt-Besatzung“ und „Neu-Besatzung“
Bewertung Service: 4 Flossen
5. Tauchen: 3 Top-Tauchplätze mit 7 Flossen (Umbria, Shaab Rumi und Angarosh), aber auch zerstörte Riffe ohne Fisch – Überfischung, insgesamt wenig Großfisch, enttäuschende Riffe und kein Vergleich zu den Brothers oder St. Johns. Nicht mehr das was es wohl mal gewesen ist.
Bewertung: 5 Flossen gesamt
6. Organisation: An- und Abreise, aber auch Zollformalitäten gut organisiert, obwohl diese sehr zeitraubend waren
Bewertung: 6 Flossen
7. Organisation Trip: Stark verbesserungswürdig, lange Fahrtzeiten bei Tag, Tauchplatzauswahl verbesserungswürdig
Bewertung: 4 Flossen
8. Sicherheit: Boot nach internationalen Standards ausgerüstet, allerdings Nitrox kostenpflichtig: Gesamt 6 Flossen
9. Briefings: Da keiner der Guides die Tauchplätze kannte und auch kaum Tauchplatzkarten vorhanden waren, sehr dürftige Briefings in Englisch. Die Hälfte der Briefings wurde von Ali Baba durchgeführt, der aufgrund seiner Taubheit in Englisch nur schwer verständlich ist
Bewertung: 4 Flossen
10. Preis-Leistungs-Verhältnis:
Kosten des Trips ohne Flug pro Person: 2680 Euro + Nitrox 150 Euro + Tauchgenehmigungen/ Visa Sudan 280 Euro (365 US-Dollar) = 3.110 Euro pro Person ohne Flug zzgl Getränke und Trinkgeld für
Volle Tauchtage mit 4 angebotenen Tauchgängen (davon 1 Nacht-TG): 7 Tauchtage
Volle Tauchtage mit 3 angebotenen Tauchgängen (davon 1 Nacht-TG): 2 Tauchtage
2 Tauchtage mit 2 angebotenen Tauchgängen
1 voller Tag Schifffahrt ohne Tauchgang
1 voller Tag Schiffahrt mit einem Morgentauchgang
2 Tage Ein- und Auschecken
Bewertung: 4 Flossen

GESAMTBEWERTUNG: gerade noch 5 FLOSSEN

Der Trip:
Donnerstag, 21.12.2006 – Einchecken und Zoll
Ankunft am Flughafen. Wir werden zügig zum Schiff transportiert und können dort in Ruhe einchecken. Nach Ankunft der letzten Gäste und Zollausreise am Hafen soll es dann auch gleich losgehen.
Leider kommen die letzten Gäste aus London (wegen Nebel) verspätet erst um Mitternacht an. Um 0:30h werden wir in das krachneue Zollgebäude am Hafen von Port Ghalib verfrachtet, während unsere Pässe zum Flughafen gefahren werden, da der Hafenzoll bislang weder Computerzugang noch Stempel hat.
Um 3:30h ist es geschafft, wir reisen aus Ägypten wieder aus und etwa eine Stunde später läuft das Schiff endlich aus.

Freitag, 22.12.2006 – Checkdive und Fahrt
Aufgrund der späten Abfahrt sind die Fury Shoals, die ursprünglich als erstes Tauchgebiet geplant waren, nicht mehr zu normalen Tauchzeiten zu erreichen.

Nach 6 Stunden Fahrt erreichen wir Wadi Gamel Island und absolvieren dort um 10:51h unseren Check Dive.

Nach weiteren 3 Stunden Fahrt erreichen wir Gota Bakr und absolvieren dort um 16:12h einen zweiten, unspektakulären Tauchgang.

Um 18:30h brechen wir auf Richtung Sudan –Fahrtzeit: Weitere 35 h bis Port Sudan.

Samstag, 23.12.2006 - Fahrt
Keine Tauchgänge heute – das Schiff fährt weiter mit 9 Knoten nach Süden und die Strecken sind sehr weit.

An diesem Tag findet das große Sicherheitsbriefing statt: Da die Royal Evolution die ägyptischen Landesgrenzen überschreitet, ist sie nach internationalen Sicherheitsstandards ausgerüstet: Rettungsboote, Rettungsringe, Schwimmwesten, Feuerlöscher in jedem Raum, Rauchmelder, GPS, das von der Brücke auf den Fernseher in der Lounge übertragen wird, Sonar und was sonst noch so dazugehört.
Sauerstoff ist in verschiedenen Systemen verfügbar und die Schwimmwesten werden sogar von allen anprobiert und deren Funktionsweise wird erklärt.
Zu den internationalen Standards gehört auch, dass 11 Mitglieder der Crew über ein internationalen Seeschifffahrtspatent verfügen müssen, mit der Folge, dass der Großteil der Crew weder mit Passagieren noch mit Tauchern erfahren ist – die meisten haben vorher als Elektriker oder Schweißer auf großen Cargoschiffen gearbeitet und wussten weder, wie man Tauchern beim Anziehen zur Hilfe kommt, im Zodiak das Tauchgerät stapelt noch wie zurück an Bord das Tauchgerät zu transportieren oder zu verstauen ist. Einige waren allerdings zumindest bemüht. Die mangelnde Erfahrung im Umgang mit den Passagieren führte dann auch dazu, dass die Bar auf dem 1. Oberdeck mehr oder weniger von der Crew übernommen wurde und Passagiere dort eher störten. In Port Sudan kamen dann noch 3 Sudanesen hinzu, von denen zumindest einer die Gebiete kannte und somit wenigstens eines der Zodiaks von einem Ortskundigen gesteuert wurde. Insgesamt waren 17 Mann Besatzung bei 23 Passagieren an Bord.

2 Tauchguides, Ali Baba und Simon begleiten die Tour. Beide sind noch niemals im Sudan gewesen –der dritte geplante, Sudan erfahrene, Guide hat wohl 14 Tage vorher ohne Ersatz seine Teilnahme abgesagt. Dementsprechend lautet die Devise: Wir sind alle auf Entdeckungstour und wollen unberührte Riffe betauchen – der erste Wehrmutstropfen und im Nachhinein ein frommer Wunsch.

Sonntag, 24.12.2006 – Zoll Sudan + Umbria
Bei Sonnenaufgang laufen wir endlich in den Hafen von Port Sudan ein. Unsere Pässe haben wir wieder abgegeben und dürfen das Schiff nicht verlassen. Nach 5 Stunden sind auch die Zollformalitäten in Port Sudan erledigt und endlich, endlich – nach mehr oder weniger 3 Tagen Schifffahren, beginnt unser eigentlicher Tauchurlaub.

Wir laufen um 13 Uhr aus Port Sudan aus und tauchen um 14:30h ab zum Wrack der Umbria.
Das Wrack ist atemberaubend schön bewachsen, in sehr niedriger Tiefe (max 35 m) und kann sogar innen betaucht werden, wo sich immer noch Teile der Ladung (Fiats, Weinflaschen, aber auch Kriegsmaterial) finden lassen. Die Sicht ist leider mäßig. Die Umbria liegt mitten in der Schiffahrtsstraße nach Port Sudan und dementsprechend ist sehr viel Sediment aufgewirbelt.

Für einen zweiten Tagestauchgang reicht das Licht nicht mehr, die Sonne geht kurz nach 5 unter, aber der Nachttauchgang führt wieder unter großer Begeisterung zur Umbria.
Das Schiff bleibt in dieser Nacht in der Nähe der Umbria liegen.

Montag, 25.12.2006 – Sanganeb Reef
Der Early Morning findet noch einmal an der Umbria, allerdings erst um 7:14h, statt. Nach dem Frühstück fahren wir zum Sanganeb Reef – weitere 3 Stunden Fahrt. Erstes Unverständnis macht sich breit, denn selbst wenn dem Kapitän ein Navigieren und Ablegen in der Nacht zu gefährlich ist, hätte man wohl etwas früher abtauchen können und gleich nach dem Tauchgang ablegen können. Weitere Hintergründe kommen erst später zu Tage: Da die Mannschaft keine Ahnung vom ordnungsgemäßen Vertäuen des Schiffes am Riff hat, muss der ursprüngliche Kapitän des Schiffes, der mangels internationalem Schifffahrtspatent zum Skipper degradiert wurde, nicht nur weiterhin das Schiff steuern, sondern auch die niederen Arbeiten wie Herauf- und Herablassen der Zodiaks, Vertäuen des Schiffes am Riff etc. selbst erledigen – und das mit äußerst mürrischer Miene. So lautet denn auch die oberste Maxime: „The ship comes first“, bevor man sich besinnt, dass es sich um eine Tauchkreuzfahrt handelt.

So erreichen wir erst gegen 11:30 h Sanganeb und startet unseren zweiten Tauchgang des Tages um 11:44h ans Südplateau von Sanganeb. Die Sicht ist auch hier nicht berauschend, Bewuchs und Fischreichtum mittelmäßig.

Der dritte Tauchgang führt uns um 15:41h zur Westwand von Sanganeb, die schön bewachsen und herrlich zerklüftet ist.

Die Abläufe auf dem Tauchdeck klappen nicht so recht. Einige Taucher müssen ihre Flaschen wechseln, da die Mannschaft es nicht geschafft hat, alle 23 Flaschen seit dem ersten Tauchgang neu zu füllen und auf Hilfe beim Anziehen warten wir vergeblich – die Mannschaft steht uns mehr oder weniger hilflos in den Füßen herum und weiß auch nicht so recht, wie sie das Equipment nach den Tauchgängen wieder verstauen soll. So landen alle Jackets erst mal auf der Plattform und die Taucher schleppen ihre Ausrüstung vermehrt selbst zu ihren Plätzen.

Gemessen am Schiffsstandard – das Schiff ist von Ausstattung, Kabinen und Sonnendecks wirklich ein Traum, fällt der Service beim Tauchen leider sehr ab.

Der Nachttauchgang wird zwangsläufig in der Lagune von Sanganeb absolviert, da das Schiff dort auch ankert. Nach dem tollen Nachttauchgang an der Umbria ist die Teilnahme groß. Fast die Hälfte der Passagiere taucht mit und dann mit langen Gesichtern wieder auf. In der Lagune gibt es außer Sand nichts zu sehen. Zwei oder drei Fische haben sich verirrt, das war’s.

Am Abend des 25.12. gibt es ein großes Weihnachtsbuffet. Die Küche hat sich super viel Arbeit gemacht und insgesamt haben wir die Weihnachtsbäume, Kerzen auf den Tischen und ein Weihnachtsfest auf einem ägyptischen Schiff auch nicht erwartet.

Dienstag, 26.12.2006 – Sanganeb Reef + Shaab Rumi
Am nächsten Morgen führt der erste Tauchgang zum Nordplateau. Aus der Lagune fahren wir über 25 anstrengende Minuten mit dem Zodiak nach Norden und tauchen erst um 8:00h ab.
Hier erwartet uns ein riesiger Schwarm Barracudas und ein paar Waghalsige entdecken unterhalb von 60 m auch einen Rudel Hammerhaie, der wir auf dem Plateau (40m) leider verpassen.

Auch der zweite Tauchgang um 12:44h –wiederum viel zu spät - führt zum Nordplateau – nach der beschwerlichen ersten Anfahrt beschließt der Kapitän uns „auf dem Weg nach Shaab Rumi“ am Nordplateau abzusetzen und wir springen direkt vom Boot am Nordplateau ab. Zwei graue Riffhaie belohnen uns für diesen zweiten Tauchgang und zufrieden machen wir uns auf die Weiterfahrt nach Shaab Rumi.

Nach 2,5 h Fahrt erreichen wir Shaab Rumi, das Riff, an dem Jacques Cousteau sein Experiment Precontinent II startete.

Aufgrund des schlechten Zeitmanagements tauchen wir erst um 16:58h in der Dämmerung ab zur Precontinent II. Erstmals verstehen wir, wo der legendäre Ruf der Tauchplätze im Sudan herstammt. Herrlicher Korallenbewuchs, Unmengen an Fischen und dazu die fast mystisch anmutenden Überreste der Precontinent II erst in der Dämmerung und dann in der beginnenden Nacht, begeistern.

Der Nachttauchgang führt in die Lagune von Shaab Rumi, wo wir auch ankern. Unverständnis macht sich unter den Gästen breit – hat man doch gerade einen halben, supertollen Nachttauchgang an der Precontinent II absolviert. Warum dieser nicht wiederholt wird, liegt wieder an der schlechten Koordination und Abstimmung. Dieselbe Enttäuschung wie in der Lagune von Sanganeb – viel Sand und kaum Fisch und von Krabbelgetier keine Spur.

Mittwoch, 27.12.2006 - Shaab Rumi
Wir bleiben an Shaab Rumi. Es ist der schönste Tag der Tour. Am Morgen erleben wir totale Windstille, es ist warm und statt zu fahren können wir endlich den ganzen Tag tauchen.
Wir betauchen zweimal das Südplateau und am Nachmittag noch einmal die Precontinent II.
Am Südplateau treffen wir auf 30 m an der SW Seite, aber auch auf dem Plateau zweimal auf 8-10 Riffhaie, die unbeirrt ihre Kreise um uns ziehen und sich neugierig, aber niemals agressiv den Tauchern nähern. Dieser Tauchplatz erfüllt sämtliche Versprechungen in ihren Superlativen.
Am Abend frischt der Wind auf und der Nachttauchgang findet wieder in der Lagune statt. Inzwischen ist die Teilnehmerzahl an den höchst unattraktiven Nachttauchgängen auf eine Person geschrumpft. Es wird bereits gemunkelt, das hätte System. Den Guides zum Trotz findet sich jedoch immer mindestens ein Gast zum Nachttauchgang ein und so muss Guide Simon, nicht gerade begeistert – mit ins Wasser.
Wir bleiben über Nacht in Shaab Rumi.

Donnerstag, 28.12.2006 – Shaab Rumi + Shaab Suedi
Am nächsten Morgen soll das Nordplateau von Shaab Rumi betaucht werden. Windstärken zw. 6-7 machen eine Anfahrt mit dem Zodiak jedoch unmöglich, so dass wir um 7:00h noch einmal zum Südplateau und den vielen Riffhaien aufbrechen.

Nach dem Frühstück fahren wir weiter Richtung Shaab Suedi. Der Wind sowie die Fahrt nach Norden gegen die Welle lassen das Schiff noch mit maximal 6 Knoten bei rauer See vorwärts kommen, so dass wir Shaab Suedi erst nach 3,5 h Fahrt erreichen.
Um 13:00h tauchen wir ab zum Wrack der Blue Belt. Die Sicht ist mäßig, in Oberflächennähe herrscht starke Dünung. Das Schiff liegt kieloberst, so dass am spannendsten die herumliegenden Autowracks sind.
Dritter und vierter Tauchgang (Nacht) werden an der wenig spektakulären Westseite von Shaab Suedi absolviert.

Freitag, 29.12.2006 Shaab Suedi Süd und Gurna Reef
Am Morgen tauchen wir um 7:13h nochmals zur Blue Belt ab und fahren danach wieder 1 Stunde nach Süden, um die Südostseite von Shaab Suedi (Gota Suedi) zu betauchen. Bei Abtauchen sehen wir einen Teufelsrochen, doch danach erwartet uns ein ehemals wohl wunderschöner Korallengarten, der nunmehr jedoch völlig zerstört ist. Wir wissen nicht was hier passiert ist und so reichen die Vermutungen von Korallenbleiche durch El Nino über starke Überfischung bis hin zu Dynamitfischerei. Deprimierend!
Wir fahren wieder 1,5 h nach Norden zum Gurna Reef an der Nordostseite von Shaab Suedi. Auch hier ist alles kaputt, abgebrochene, ausgebleichte Korallen, kaum Fisch. Das Schiff ankert hier und auch der Nachttauchgang findet wiederum zwangsläufig am ausgestorbenen Gurna Reef statt.

Samstag, 30.12.2006 – Quitta El Banna + Merlo Reef
Am nächsten Morgen geht es zunächst wieder 3 Stunden bei heftigem Seegang und immer noch Windstärke 6-7 nach Norden Richtung Quitta El Banna. Beim Tauchgang Hier um 9:00h gibt es wieder etwas mehr Fisch und eine schöne Steilwand, aber Großfisch wird keiner gesichtet. Danach fahren wir 1 h weiter nach Norden zum Merlo Reef und tauchen dort um 14:00h zum zweiten Tauchgang ab. Die Strömung ist stark und der Kompass spielt verrückt und weicht ab. Auch hier finden wir eine schöne Steilwand, aber keinen Großfisch.

Der Nachttauchgang am Merlo Reef entschädigt für die vorangegangenen Lagunentauchgänge. Ein riesiger Napoleon, mehrere große Zackenbarsche und sogar eine spanische Tänzerin lassen sich blicken.

Sonntag, 31.12.2006 – Angorosh Reef
Am nächsten Morgen erreichen wir nach 1 Stunde Fahrt nach Norden Angarosh – die „Mutter der Haie“. Nach der starken Strömung am vorangegangenen Tag entschließen sich die Tauchguides erstmals einen Strömungs- und Tauchplatzcheck vor dem Tauchgang zu machen. Sie kommen zurück mit der Nachricht: „kaum bis sehr schwache Strömung am Südostplateau“. Die fehlende Erfahrung mit dem Tauchplatz hätte auch hier sehr gefährlich werden können, denn als wir abtauchen, reißt uns ab 15m Tiefe eine starke Strömung vom Plateau weg. Mühsam schaffen wir es abzutauchen und hangeln uns zur Ecke des Plateaus. Etwas entfernt sehen wir zwei Riffhaie, die aber anders als ihre Artgenossen in Shaab Rumi bei unserem Anblick nicht näher kommen, sondern in der Tiefe verschwinden.
Auch der zweite Tauchgang geht zum SO-Plateau – jetzt sind wir allerdings strömungstechnisch vorgewarnt.
Der dritte Tauchgang geht zur südlichen Wand von Angarosh, wo einige von uns ein paar Baby Haie entdecken.
Der Nachttauchgang findet wieder am Merlo Riff (wieder eine Stunde Fahrt nach Süden) statt, wo wir auch über Nacht ankern.

Montag, 01.01.2007 Abington Reef
Am morgen führt uns eine ausnahmsweise kurze Fahrt nach Abington. Auch dort erwartet uns trotz Strömungscheck mit erneutem Briefing „keine bis sehr schwache Strömung“ wiederum starke Strömung in der Tiefe, allerdings keinerlei Großfisch. Alle 4 TG des Tages incl. Nacht finden am Abington Reef statt.

Dienstag, 02.01.2007 – Shaab Quemeira + Rückfahrt
Kurz vor Sonnenaufgang fahren wir 4 Stunden nach Norden und machen unseren ersten Tauchgang um 8:30h am Shaab Quemeira. Hier erwartet uns dieselbe Trümmerlandschaft wie bei Shaab Suedi – kaputte abgestorbene Korallen, wenig Fische.
Nach einer Abstimmung wird einstimmig beschlossen, sofort weiterzufahren, um am nächsten Tag zumindest noch 2 Tauchgänge bei St. Johns machen zu können – denn dort weiß man was man hat.

Den Rest des Tages geht es 22 h nach Norden. Der Wind hat immer noch nicht abgeflaut und das Schiff schafft gegen die Welle zwischen 6-7 Knoten. Die Küche ist leider nicht vorbereitet und so gibt es an diesem Tag nur lieblos belegte Sandwiches, nachdem sich einige Passagiere in der Küche selbst bedient haben. Es scheint, dass mit Losfahren des Schiffes, die Mannschaft die Passagiere vergessen hat. – Kein Wunder angesichts der ausgegebenen Devise „The ship comes first“.

Mittwoch, 03.01.2007 - St. Johns
Der Wind hat abgeflaut, die Riffe sind schön und fischreich und entschädigen uns für die teilweise deprimierenden Erlebnisse an Sudan’s Gebieten. Hier sichten wir zwar wieder mehr Boote, aber die Erkenntnis wächst, dass der Tauchtourismus mit Fischereiverbot und aktivem Riffschutz eher zum Erhalt als zur Zerstörung der Riffe beiträgt.

Da wir an vielen Tagen so wenig getaucht sind, entschließen sich viele der Passagiere trotz früher Abflugzeiten am nächsten Tag noch am letzten Tauchgang um 16:00h am White Rock, nördlich von St. Johns teilzunehmen.

Am Abend verabschiedet sich der Eigner von den Passagieren und geht in seiner Ansprache auf die allgemeine Enttäuschung ein. Er bittet uns, die Tauchgebiete des Sudan’s nicht nach einer einmaligen Erfahrung zu beurteilen und verspricht, dass sich bei den nächsten Touren in Punkto Tauchplatzplanung, Briefings und Ausbildung der Crew vieles verbessern wird.
Uns nützt das leider nichts mehr und auch eine bessere Planung wird an den extrem langen Fahrzeiten wenig ändern können, insbesondere weil auch das zwischenzeitlich überarbeitete Itinery weiterhin keine Nachtfahrten, sondern Schifffahrt zur besten Tauchzeit, nämlich vormittags, vorsieht.

Auch entschuldigte der Eigner sich für den Stress der Crew und die mangelnde Erfahrung der Tauchguides im Sudan, was angesichts von Preis und angekündigtem Standard der Reise von vielen mit Unverständnis und Frustration aufgenommen wurde.
Insgesamt war’s schön, wenn auch leider nicht das, was wir – und viele andere Passagiere – uns erwartet hatten.
Ob die langen Anfahrtszeiten mit dem Schiff sowie die trotzdem umfangreichen Zollformalitäten (3 mal 5 Stunden Wartezeiten) weniger stressig sind als die Fluganreise über Kairo und Karthoum, muss jeder anhand seiner Seefestigkeit (über 90 Stunden Fahrtzeit) selbst beurteilen. Die beiden Schiffe, die parallel zu uns von Port Sudan ausliefen, haben wir nach Shaab Rumi nicht mehr gesichtet. Weiter nördlich gab es außer Angarosh aber auch neben vielen Enttäuschungen nicht mehr viel zu sehen, was die weite Fahrt gerechtfertigt hätte.

GESAMTBEWERTUNG: Gerade noch 5 Flossen
Du kannst deinen Urlaub direkt auf diesem Liveaboard buchen