Wracktour mit der BubblewatcherUeber einen Kolleg ...
Wracktour mit der Bubblewatcher
Ueber einen Kollegen, der begeisterter Geocacher ist, habe ich den
Kontakt zu einer Gruppe erhalten, die den Fishermans Cache, ein Geocache
am Wrack der Sten Trans, heben wollte.
Gebucht ist eine Wochenendtour mit der Bubblewatcher.
Freitag soll es losgehen. Um das Wochenende etwas entspannter angehen zu
koennen, nehme ich mir einen Tag frei, fahre fuellen, baller eine neue
Batterie in den Suunto Vyper (4,95EUR, CR2450) und packe mein Zeug
zusammen. Als ich das Auto belade und losfahre, regnet es Katzen und
Hunde.
Fuer das Wochenende sind Sturm, Regen und ein sensationeller
Blaualgen-Teppich auf der Ostsee angesagt.
Nicht zwingend die besten Bedingungen. Meine Stimmung bessert sich erst,
als der Starkregen auf der Autobahn nachlaesst und einem farbenfrohen
Sommerabendhimmel weicht.
In Gelting angekommen, finde ich Peter und Raffaela Klink von der
Bubblewatcher. Das Doppelpack wird komplett zusammengebaut auf das
Schiff geladen (mit dem wahnsinnig dekadenten und rueckenschonenden
Kran), der restliche Inhalt meiner geliebten Zargeskiste wird in eine
bereits auf dem Schiff vorhandene Kiste verstaut (Trocki, Flossen,
etc.). Es ist wenig Platz an Bord und wir sind mit 5 Tauchern auch ueber
der Normalbesetzung (4 Taucher).
Nach und nach treffe ich Stefan, Jens T, Jens B und eine weitere
Raffaela (war schon mal jemand mit 2 Raffaelas auf einem Boot?). Das
Boot wird noch kurz auf seinen Liegeplatz umgelegt, noch ein paar
Geschichten (und Bierdosen) ausgetauscht und dann geht es auch schon in
den Schlafsack.
Am naechsten Morgen gibt es ein sattes Fruehstueck unter Deck und der
Tag wird geplant. Es ist blauer Himmer und es ist windig. Sehr windig.
Angesagt sind Nordwestwinde um 5 mit 1-2m Welle. Daher entscheiden wir
uns, es gar nicht erst zur ungeschuetzt liegenden Sten Trans zu
versuchen. Stattdessen fahren wir Richtung Alsensund. In Sonderburg wird
Diesel gebunkert, Eis gegessen und ein Verlegenheitscache gehoben. Dann
geht es weiter den Alsensund hoch, zum Wrack der Fri.
24.07.2010 16:07, 16min, 20.12m (11.35m avg.), 16C, Wrack ´Fri´
Nach kurzer Suche finden wir das Wrack und werfen die Markierungsboje.
Ein Zweierteam geht rein und macht das Boot am Wrack fest (dazu spaeter
mehr).
Wir tauchen zu dritt die Leine runter, ich als letzter. Auf 6m bemerke
ich, dass ich vor lauter Laessigkeit meinen Trocki Inflator vergessen
habe und ihn beim besten Willen nicht finden kann. Irgendwann gelingt es
mir aber, den vermissten Mitteldruckschlauch von der ersten Stufe
abgehend zu ertasten. Ah, wohlige Pressluft im knappen Trocki!
Das Wasser ist mit 20 Grad angenehm warm, dann kommt die Sprungschicht
bei ca. 17m und es sind nur noch 7 Grad. Die Sicht ist solala, als ich
die beiden einhole. Nach kurzer Zeit am Wrack bekomme ich via
Lampensignal ein Problem signalisiert. Ein Mittaucher moechte den
Tauchgang abbrechen und so beschliessen wir, zu dritt wieder
aufzutauchen. Ursache fuer den Abbruch war starkes Unwohlsein.
Ausgeloest durch eine Kette von Umstaenden, angefangen mit einem frisch
gewarteten Mares Regler, bei dem die 2. Stufe auf dem Boot schon leicht
abpfiff. Das konnte ich mit einer 8tel Umdrehung an der Einstellschraube
zwar beheben, der Umstand eines komischen Automatens trug aber schon mal
nicht zur Beruhigung bei. Dann war uner Wasser die Maske des Mittauchers
permanent beschlagen, sodass in den ohnehin schon schwierigen
Sichtbedingungen (dunkel, 2-5m Sicht, Sprungschicht mit starker
Schlierenbildung) praktisch kein Ablesen von Instrumenten mehr vorhanden
war. Klasse Entscheidung, den TG abzubrechen und gute Team Koordination.
24.07.2010 18:20, 33min, 20.73m (15.33m avg.), 7C, Wrack ´Fri´
Beim zweiten Tauchgang an der ´Fri´ ist alles gut, das Wrack wird ein
paar mal umrundet und genossen. Ein paar Knurrhaehne lungern zwischen
den ueppigen Seenelken, hier und da kann man in irgendwelche Oeffnungen
leuchten.
Da wir das letzte Tauchteam sind, haben wir die Aufgabe, das Schiff los
zu binden. Vorher wird noch schnell das 25kg Senkblei der
Markierungsboje, welches direkt auf dem Wrack liegt, neben das Wrack
gehuesert, damit beim Bergen der Markierungsboje nichts am Wrack
beschaedigt wird. Gar nicht so einfach, unter Wasser ein 25kg Gewicht
gezielt zu bewegen...
Als wir an die Festmachleine kommen, sehen wir, dass wir keine Chance
haben, die Leine auf traditionelle Art zu loesen, da sie sich das Seil ueber
dem Karabiener zugezogen hat und unter sehr starkem Zug steht.
Normalerweise macht man das mit einem Rundtoern und zwei halben
Schlaegen, damit man das Seil auch unter Zug loesen kann. Nix zu machen,
also muss mein Tomatenmesser zum Einsatz kommen. Im Anschluss habe ich
mit Peter im Sonnenuntergang ein neues Auge gespleisst. Seemannsromantik.
Auf dem Rueckweg nach Sonderburg retten wir noch eine Bavaria 51, die
auf Grund gelaufen war. Scheinbar wurde das gaengige Kartenmaterial
schlicht ignoriert. Nach diversen Schleppversuchen ruft Peter den Leuten
auf der offensichtlich gecharterten 13t Segelyacht zu, sie sollen das
Seil so hoch wie moeglich am Mast festmachen, damit der das Boot durch
Kraengung aus dem Schlick befreit. Unglaebige Gesichter auf der Yacht.
´Du reisst dann aber den Mast ab!´ - Peter: ´Ich fahre einen
Seenotrettungskreuzer, ich mach das jeden Tag!´. Ruhe.
Gesagt, getan. Die Bubblewatcher zieht langsam am Mast, die Yacht
kraengt und schon ist sie frei. Peter erhaelt eine Flasche Rum zum Dank
und man verabschiedet sich. Peter: ´Bis zum naechsten Mal...´
Den Abend begehen wir im Hafen von Sonderburg mit galaktisch gutem Essen
an Bord, ein paar Dosen Bier und einem kleinen Spaziergang.
25.07.2010 13:22, 38min, 24.38m (16.55m avg.), 9C, Wrack ´Inger Klitt´
Am naechsten Morgen ist es immer noch windig, aber trocken. Wir
beschliessen, die Inger Klitt anzufahren, da sie unter Landabdeckung
liegt. Wir finden nach kurzer Fahrt ein Schlauchboot mit Tauchern, die
bereits am Wrack festgemacht haben und werden nach und nach einzeln aus
der fahrenden Bubblewatcher an der Markierungsboje abgeworfen. Das
dauert ein wenig, macht aber nichts, da wir Zeit haben. Ich habe 130bar
auf der D10, da ich noch die beiden 2l Pullen von dem Rebreather von
Jens hochgedrueckt habe, nachdem der Kompressor an Board erst den
Keilriemen und dann das Lager der Spannrolle des Keilriemens (Hallo
Ursache!) und somit den Geist aufgegeben hat. Meine Stage mit 50er nehme
ich also wieder mit, ist einfach beruhigender so.
Mein Tauchartner und ich werden als letztes abgeworfen und tauchen ab.
Die Taucher des Schlauchbootes kommen uns entgegen, was mich an der
laengeren Anwesenheit der Ankerleine zweifeln laesst. Das andere
Tauchteam von unserem Boot ist ebenfalls beim Auftauchen, so haben wir
die Inger Klitt fuer uns.
Bei leichter Stroemung und ca. 5m Sicht haben wir gut Zeit, das Wrack zu
erkunden. Zwischendurch sehen wir einen D12 Taucher, der ein relativ
dickes Seil an der Boardwand des Wracks festmacht. Gleichzeitig sehe ich
die Leine des Schlauchbootes nicht mehr. Macht ja nichts, wir haben ja
nun eine neue Aufstiegsleine...
Als wir froehlich durch das halboffene Fuehrerhaus tauchen, hoeren wir
einen lauten Knall. Und zwar richtig laut. BANG!! Wasserbomben?! WTF!?
Kurze Zeit spaeter wieder. BANG!! Aeh... Ja bitte? Ich habe den
Eindruck, das ganze Wrack schwingt. BANG!!!! - Ruhe.
Als ich aus dem Fuehrerhaus raustauche, sehe ich ein ca. 50cm langes,
dickes Stueck Seil an der Bordwand rumwabern und nun ist auch klar, was
passiert ist. Die Festmachleine hat´s nicht ueberlebt. Vermutlich war
sie unter starkem Zug an der scharfkantigen Boardwand durchgescheuert
und die drei Kardeelen des Seils haben sich nacheinander beeindruckend
lautstark verabschiedet.
OK, somit hat sich unsere Aufstiegsplanung etwas veraendert. Ich
signalisiere dem D12 Taucher, dass das Seil weg ist. Da er jetzt auch
nichts mehr machen kann, zuckt er mit den Schultern. Nachvollziehbar. :D
Meinem Tauchpartner signalisiere ich, sich an der Bordwand des Wracks
festzuhalten, waehrend ich den Hebesack klar mache. Anschliessend
tauchen wir im Freiwasser auf 12m auf, pendeln uns aus und ich schicke
den Hebesack nach oben. Das Schoene an Freiwasseraufstiegen in der
Stroemung ist, dass man die Stroemung nicht merkt und alles entspannt
ist. Die Hoffnung, dass das Tauchschiff die sich entfernende Boje bemerkt
hat, macht sich dennoch breit.
Als wir nach dem Dekostop an die Oberflaeche kommen, wird klar, dass die
Bubblewatcher ihrem Namen alle Ehre macht. Sie wartet freudig, uns
aufzunehmen, da sie ausser dem Hebesack auch unsere Blasen unter
Beobachtung hatte.
In einiger Entfernung sehen wir den Gross-Segler aus Holz
(Zweimaster), der versucht hatte, an der Inger Klitt fest zu machen...
Nach entspannter Rueckfahrt mit Kaffee, Kuchen und diversen Anekdoten
von Peter kommen wir gluecklich im Hafen von Gelting an, packen unser
Zeug zusamen und verabschieden uns von einander.
Ein tolles Tauchwochenende, auf dem ich eine sehr nette Truppe
kennengelernt habe. Auch, wenn wir den Geocache an der Sten Trans
schlussendlich nicht heben konnten, war das ein guter Grund, es auf alle
Faelle noch einmal zu versuchen. Die Ostsee ist eben eine schwierige
Braut