Zackenbarsche

Teile:
16.03.2016 15:17
Kategorie: Biologie

Lieblinge der Taucher und Fischer

Zackenbarsche gehören zu den „Big Five“ am Riff. Sie beeindrucken durch ihre Größe, ihre prächtige Färbung, ihre Glupschaugen aber auch durch ihre Abwesenheit. Sie sind begehrte Speisefische, die ganz besonders in Ostasien beliebt sind. Dementsprechend sinken die Bestände im Indopazifik und im Pazifik...

Gallery 1 here

Bericht von Von Harald Mathä

Schon der österreichische Tauchpionier Hans Hass jagte Zackenbarsche. Schnorchelnd, in den 30er Jahren, mit einer Stoßharpune. Um die Spesen für die ersten Expeditionen nach Jugoslawien und dann in Curacao aufzubringen. Fast 80 Jahre später werden Zackenbarsche weltweit noch immer von Harpunettis gejagt. Aus Lust an der Jagd und weil sie gutes Geld einbringen. Ihr festes, wohlschmeckendes Fleisch ist in Restaurants hochbegehrt. Und so sind die Fische, dort wo sie nicht geschützt sind entweder ausgerottet oder in die Tiefe verschwunden. In Teilen des Mittelmeers ist die Begegnung mit einem ausgewachsenen „Zacki“ (z.B. Adria oder Türkei) fast eine kleine Sensation. In Südfrankreich oder bei den Ionischen Inseln in Griechenland beispielsweise sind sie noch regelmäßig zu sehen.

Informationen Zackenbarsche
Arten: etwa 160
Englisch: Grouper, Rockcod, Seabass
Lat: Epinephelinae
Größe: meist bis 1 m, max. 3 m!
Aussehen: robuster Fisch mit Zacken(!) auf der Rückenflosse, oft auffällig gefärbt
Lebensraum: Flachwasser bis 100 und gar mehr Metern Tiefe
Nahrung: Fische und Krebse
Verbreitung: in allen warmen Meeren
Verwechslungsmöglichkeit: kleine Exemplare mit anderen Barschen oder Schnappern

Nomen est omen
Bereits der Name sagt es: Zackenbarsche heißen so, weil ihre Rückenflosse zackenförmig ist. Diese Zacken oder Stacheln stellen sie gerne zur Begrüßung von Tauchern auf (oder weil sie sich fürchten oder drohen wollen). Sie dienen wie bei anderen Fischen auch zur Verteidigung, um von einem Feind nicht einfach geschluckt zu werden. Von Harpunettis und Tauchpionieren kennt man die Geschichten, dass harpunierte Zackis in ihre Höhle flüchten und sich mit ihrer Rückenflosse dort so unlösbar verspreizen wie ein Dübel in der Wand.

Gallery 2 here

Seifenbarsche schmecken nicht!
Andere Arten setzen in der Defensive auf weitere Strategien, nämlich Gift! Seifenbarsche besitzen einen bitter schmeckenden Hautschleim (wer bitte leckt denn Barsche ab?!).  In Stresssituationen sondern sie über spezielle Drüsen Grammistine, das sind Giftstoffe, dazu ab. Diese Mischung schmeckt offenbar nicht nur scheußlich, sie hat auch eine antibiotische Wirkung. Die Fische werden weniger von infizierten Wunden geplagt und Parasiten meiden sie. Die Pharmaindustrie spitzt jedenfalls schon die Ohren nach diesem Oligopeptid.*
*Sugiyama N, Araki M, Ishida M, Nagashima Y, Shiomi K: Further isolation and characterization of grammistins from the skin secretion of the soapfish grammistes sexlineatus. Toxicon. 45, 5, 2005, S. 595–601

Territoriale Einzelgänger, aber Gruppensex
Zackis sind fast immer Einzelgänger, nur selten schließen sie sich zur Jagd zu kleinen Gruppen zusammen. Sie verteidigen ihr Revier erbittert gegen Rivalen. Nur in der Paarungszeit, wenn Herrn und Frau Zackenbarsch die Hormone ins Gehirn steigen, vergessen sie ihr Singleleben und versammeln sich an geheimen Orten zu riesigen Gruppen. Wie so oft im Meer bringen sich die Teilnehmer an diesem Gangbang erst ordentlich in Stimmung und dann ejakulieren und ovokulieren Männchen und Weibchen gleichzeitig. Derartig synchronisierte Massenorgasmen haben den Vorteil, dass die Eizellen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben von einen Spermium gefunden und befruchtet zu werden. Die unglaubliche Anzahl an Gameten (Geschlechtszellen) kann dann die Sicht am Tauchplatz für einen Tag trüben. Die Tauchbasen erzählen dann wieder einmal die Geschichte von der „Korallenblüte“. Mitnichten „blüht“ da was, schon gar nicht die Korallen!

Folgezwitter
Wie viele andere Fische auch, wechseln Zackenbarsche im Alter ihr Geschlecht. Aus Weibchen können nach der ersten Eiablage Männchen werden, die dann weiter wachsen. Der, besser die, JuwelenzackenbarschInnen werden im Alter von sieben bis zehn Jahren zu Juwelenzackenbarschen. (Anmerkung des Autors: Premiere: Das ist das erste Mal, dass ich das mir verhasste Binnen-I verwende!)

Gallery 3 here

Größte Knochenfische!
Neben den Mondfischen zählen Zackenbarsche zu den größten und schwersten Knochenfischen. Bis zu drei Meter lang und 400 kg schwer können Riesenzackenbarsche und Kartoffelzackenbarsche werden. Der Mondfisch wird nur unwesentlich länger, bekommt aber über zwei Tonnen auf die Waage! Theoretisch könnten diese riesigen Raubfische mit ihrem kräftigen Maul und den scharfen Zähnen auch Tauchern gefährlich werden. Ein Blick auf solche Unfälle zeigt jedoch, dass diese auf menschliche Dummheit, also Anfüttern, zurückzuführen sind. Aber die riesigen Tiere könnten durchaus, wenn sie nur wollten... In der Praxis sind solch riesige Exemplare kaum mehr vor die Maske zu bekommen, weil sie längst am Fischmarkt und weiter in der Pfanne gelandet sind.

Zusammenfassung
Zackenbarsche sind hübsch anzusehende Raubfische, die eigentlich in allen warmen und gemäßigten Meeren anzutreffen sind. Ihr mürrischer Gesichtsausdruck und die überaus beweglichen Glupschaugen geben ihnen ihr typisches Aussehen, das durch die namensgebenden Zacken der Rückenflosse abgerundet wird. Da sie ziemlich lecker schmecken, sind sie leider auch an vielen Küsten, speziell in der Adria und im östlichen Mittelmeer praktisch verschwunden.