Weißer Schwertwal „Iceberg“ taucht wieder auf

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07.09.2016 07:43
Kategorie: News

Eine Gruppe von fünf weißen Orcas vor Kamtschatka gesichtet

Die Sichtungen eines prächtigen, komplett weißen Schwertwals, in der Folge „Iceberg“ genannt, lösten im Frühjahr 2012 weltweit großes Medieninteresse aus. Bei Walen und Delphinen sind weiße Tiere extrem selten. Trotz regelmäßiger Beobachtung der Orca-Gruppen in den Gewässern im Osten Russlands dauerte es Jahre, bis "Iceberg" wieder gesichtet wurde.

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Er ist gesund und nach wie vor im Verband seiner 13-köpfigen Familie“, erklärt Erich Hoyt, Wissenschaftler von Whale and Dolphin Conservation (WDC) und Co-Direktor des Far East Russia Orca Project (FEROP). „Wir nehmen an, dass er jetzt mindestens 22 Jahre alt ist – für einen männlichen Orca also in der Mitte des Lebens steht.
 
Aber „Iceberg“ blieb nicht der einzige völlig weiße Orca, den das FEROP-Team sichtete. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Aquatic Mammals ist ein wissenschaftlicher Bericht veröffentlicht, in dem das FEROP-Team Sichtungen von mindestens fünf und höchstens acht weißen Orcas im Nordpazifik (Kamtschatka und vorgelagerte Inseln) beschreibt. Diese Orcas, Männchen, Weibchen und Babys, gehören verschiedenen Gruppen an – abgesehen von einer weißen Orca-Mutter, die mit einem weißen Kalb unterwegs war.
 
Die russischen Gewässer beherbergen damit die höchste bekannte Dichte von weißen Schwertwalen weltweit: Statistisch betrachtet ist hier jeder tausendste Orca weiß. Im Gegensatz dazu wurde in den Gewässern der Antarktis, wo die größte Orca-Population der Welt lebt, noch niemals ein weißer Schwertwal gesichtet. Für Säugetiere gilt generell ein Verhältnis von 1:10.000 für weiße Individuen, bei Menschen in Westeuropa liegt das Phänomen des Albinismus bei 1:20.000.
 
Weltweit sind die Schwertwal-Populationen relativ klein und haben eine geringe genetische Vielfalt“, sagt Hoyt. „Daher ist eine erhöhte Rate an weißen, albinotischen oder leuzistischen  Tieren nicht überraschend. Es ergibt sich daraus jedoch auch eine Verwundbarkeit der Orcas nicht nur gegenüber äußeren Bedrohungen, sondern auch gegenüber der inneren Fracht an Mutationen, die in kleinen Populationen mit erhöhter Inzucht zu einer beträchtlichen Gefahr werden kann.
 
,Iceberg' und seine sehr speziellen weißen Artgenossen sind seltene und außergewöhnliche Botschafter dieser Gewässer, die gesteigerter Schutzbemühungen bedürfen“, betont Nicolas Entrup, Konsulent der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare. „Das Team junger, russischer Wissenschaftler bei FEROP leistet hervorragende Arbeit unter sehr schwierigen Bedingungen und stützt die Bemühungen, Schutzgebiete in russischen Gewässern einzurichten. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies die letzte Region weltweit ist, in der Orcas für Vergnügungsparks gefangen werden.
 
Seit 2012 wurden in russischen Gewässern mindestens 16 Orcas gefangen und ihren Familienverbänden entrissen.
 
FEROP arbeitet seit 2000 entlang der Küste von Kamtschatka sowie um die nördlichen Kurilen und die Kommandeurinseln. Dabei wurden mehr als 1.500 Orcas individuell identifiziert und ihr Leben über die Jahre beobachtet. Dem Team gelangen wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung von Schwertwal-Dialekten und über die Nutzung unterschiedlicher Laute für die Kommunikation über kurze oder weite Distanzen. Außerdem wurden rare Sichtungen des Nordpazifischen Glattwals verzeichnet und ein Beitrag zur Entdeckung einer neuen Schnabelwal-Art geleistet.

Weitere Informationen: www.russianorca.com