Vorsatzobjektiv AOI UWL-09 PRO

Teile:
10.12.2019 11:03
Kategorie: Ausrüstung

Ein weiteres Mal habe ich die Gelegenheit ein neues Produkt der Firma AOI aus Hongkong zu testen. Wie schon bei der Super-Makro-Vorsatzlinse UCL-900 Pro, hat mir Victor auch hier wieder eine Linse zum Testen für zwei Monate zur Verfügung gestellt.

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Bericht von Gerald Nowak

Zur Erinnerung: der Hongkong Chinese Victor Tsui ist Geschäftsführer und Besitzer der Ltd. AOI Company, die bereits seit vielen Jahren für internationale Hersteller Unterwasser-Fotoequipment, vornehmlich Kunststoffgehäuse produziert. Seit einigen Jahren kommen die hochwertigen Glasvorsatzlinsen im eigenen Namen AOI auf den Markt. Technisch habe ich nicht die Möglichkeit die Angaben der Firma AOI nachzumessen, aber ich kann die Produkte in der Praxis testen, was für viele Nutzer vermutlich wertvoller ist, als nur die Daten auf dem Papier.

Um mit kleineren Kameras unter Wasser fotografieren zu können, benötigt man ein Gehäuse (ausgenommen die bedingt wasserdichten Kompaktkameras, die auch ohne jeglichen Schutz heutzutage bis zu 30 Meter wasserdicht sind). Fast alle auf dem Markt befindlichen Gehäuse verfügen über ein Gewinde an der Frontlinse. Die beiden Standard-Gewinde sind M52 oder M67. Da das UWL-09 PRO ein M67 Anschlussgewinde aufweist, passt es praktisch auf alle UW-Gehäuse. Man benötigt im Zweifel nur einen Adapter, um von M67 auf M52 zu reduzieren. Das ist auch gleich mein erster Testansatz, den ich so an die Firma AOI weitergeben werde. Das Vorsatz-Objektiv hat einen wechselbaren Adapter gleich mitgeliefert. Inklusive sind zwei unterschiedlich hohe M67 Adapter, da es unterschiedliche Anschlüsse an den vielfältigen UW-Gehäusen gibt. Gleich ein Verbesserungsvorschlag meinerseits: Sinnvoll wäre es eine M52 gleich mitzuliefern, um nicht einen weiteren Adapter für die „kleinen“ Anschlüsse kaufen zu müssen.

„Fogging“ ist bei vielen Vorsatzlinsen ein Problem

Was laut AOI die Vorsatzlinse von anderen unterscheiden soll, ist die sogenannte AR-Vergütung. Sie soll verhindern, dass die Linsen anlaufen. Dieses „Fogging“ ist bei vielen Vorsatzlinsen ein Problem, das man nicht von der Hand weisen sollte. Es tritt nur im kalten Wasser auf, wenn die Linse aus dem warmen (Oberfläche) ins kühle Wasser kommt. Ein Problem, dass vermutlich schon so Manchen getroffen hat.

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Auch in UW-Gehäusen kann „Fogging“ auftreten. Öffnet man ein Kunststoffgehäuse auf einem Boot und die Umgebung ist feuchtwarm (oder ein Wassertropfen fällt ins Gehäuse) und man verschließt das Gehäuse wieder, lässt die Kamera aber in der Sonne liegen, ist das Problem vorprogrammiert sobald sich das Gehäuse unter Wasser abkühlt. Die viel zu hohe Feuchtigkeit fällt aus und beschlägt bevorzugt am Glas der Frontlinse. Ein Trockenbeutel könnte dies mindern oder sogar verhindern. Bei einer Vorsatzlinse sieht das anders aus. Hier sind viele Glaselemente verbaut, zwischen denen sich etwas Luft befindet. Die Konstruktion ist zwar komplett wasserdicht verbaut, dennoch kann es genauso zu einem Beschlagen der Linse kommen, wenn die Warme Linse ins kühlere Wasser kommt. AOI hat eine Möglichkeit gefunden, dies zu verhindern. Ich wollte dies jedoch in der Praxis testen, denn nicht immer hält ein Versprechen.

Test im tieferen Kaltwasser

Gemeinsam mit meinen Freunden Timo und Walter habe ich mich am Starnberger See verabredet, um das Vorsatzobjektiv unter extremen Bedingungen zu testen. Tief wollen wir gehen. Tief genug, um auch sicher in das vier Grad kühle Wasser des Sees vorzustoßen. Auch wollen wir möglichst lange verweilen. Mit Rebreather, Sidemount und Stages bewaffnet geht es in den See. Um auch in der Tiefe dokumentieren zu können, wie sich die Linsen verhalten, haben wir gleich mehrere Kameras dabei. Sowohl Walter als auch Timo werden mich beim Test fotografieren, damit wir auch wirklich sicher sein können, dass die Linse nicht angelaufen ist.

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Gleich der erste Tauchgang ist recht vielversprechend und die Bilder sind recht passabel für die sehr mäßige Sicht, die wir hatten. Um sicherzustellen, dass es keinen Ausreißer im Test gegeben hat, gehen wir gleich am Nachmittag noch einmal ins Wasser und zwar deutlich unter die 30 Metermarke. Auch hier überzeugt das UWL-09 PRO mit guten Bildern. Am zweiten Tag wollen wir auch in technische Tauchtiefen vorstoßen, um auch dort zu verifizieren, dass kein Fogging entsteht und gute Bilder möglich sind. Auch die doppelte Tiefe meistert das Objektiv mit Bravour. Selbst die von allen Seiten einfallenden Lichtstrahlen der kräftigen LED Lampen, die wir verwenden, beeinträchtigen die Bilder nicht. Ich bin begeistert, welch gute Bilder man inzwischen mit kleinen Kameras zustande bringt. Leicht ist das UWL-09PRO allerdings nicht. Mit seinen 770 g Unterwassergewicht muss man erst zurechtkommen. Am besten gleicht man dies mit den passenden (und mitgelieferten) Auftriebskörpern aus. In der Transportbox liegt ein Hartschaumstoffring als Schutz für den Transport bei, der perfekt als Auftriebskörper angebracht werden kann. Ob das vom Hersteller so vorgesehen war, werde ich Victor bei unserem nächsten Treffen fragen. Auch welche Produkte er als nächstes auf den Markt - und damit die renommierten Hersteller ins Schwitzen bringt.

Die gezeigten Fotos wurden alle mit dem AOI UWL-09 PRO geschossen. Ich hatte die Linse für einen Test unter kalten Bedingungen leihweise zur Verfügung gestellt bekommen und kein Honorar dafür erhalten. Den Test mache ich, weil mir das Ausprobieren neuer Produkte Spaß macht und ich den interessierten Lesern damit die Möglichkeiten bieten kann, Produkte kennenzulernen, die man sonst vielleicht nicht berücksichtigt hätte. Natürlich auch, um die Unterwasserfotografie voranzubringen. Wer engagiert fotografiert, wird sicher auch irgendwann auf größere Ausrüstung schielen. Bis dahin wünsche ich Euch viel Erfolg und Freude beim Fotografieren. Euer Gerald Nowak

Beschreibung des AR-Coatings: Die Antireflexbeschichtung (auch als "AR-Beschichtung" oder "Anti-Glare-Beschichtung" bezeichnet) verbessert die Qualität des Bildes. Reflexionen sowohl an der Vorder- wie auch Rückseite werden praktisch vermieden.

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Daten
Model: UWL-09 PRO
Linsenkonstruktion: 6 Elemente in 6 Gruppen
Material: Alle Glaslinsenelemente sind mehrlagig mit einer AR-Beschichtung versehen.
Sichtfeld: (diagonal) 130 ° (mit einer 28mm Linse in/an der Kamera)
Vergrößerung: 0,45-fach
Mindestabstand zum fotografierten Objekt an der vorderen Domelinse: 0 cm!
Systemgewinde: M67
Max. Tauchtiefe: 100 Meters
Gewicht an Land: 1408 g
Gewicht unter Wasser: 770 g
Maße: 139 mm (D) x 99 mm (H)
Zubehör: Neoprenhaube für den Domeport (DNC-04), hintere Objektivkappe (LRC-02), Vorsatzlinsen-Sicherungsleine (LSL-02), Typ B M67-Adapter (UWL-09P-Typ B) mit Inbusschlüssel zum Wechseln, Transportbox (LPC-02).

Kontaktadresse:
Unit 36,3/F, Block B, Cambridge Plaza, 188 San Wan Road, Sheung Shui, Hong Kong.

Tel: (852)2466 9864
Fax: (852)2466 4010
Mail: info@aoi-uw.com
Web: www.aoi-uw.com/