Kategorie: News
Nachbearbeitung erleichtert
Jeder der unter Wasser fotografiert kennt das Problem. Schwebeteilchen überall. Mal mehr, mal weniger. Aber ganz ohne geht es so gut wie fast nie! Da heißt es die Beleuchtung richtig ausrichten und versuchen möglichst wenige der „fiesen“ Teilchen zu beleuchten. Nicht immer gelingt das so richtig und so manches Bild ist bei mir schon im Mülleimer gelandet, weil es einfach zu viele davon hatte.
Testbericht von Gerald Nowak
Den meisten gelöschten Bildern trauere ich in keiner Weise hinterher, aber so ein paar Wenige waren schon dabei, die ich gerne aufgehoben hätte, wäre da nicht unglaublich viel Zeit notwendig gewesen, die Bilder zu „putzen“. Unzählige kleine Schwebeteilchen mühevoll händisch weg zu stempeln ist anstrengend und langwierig. Immer wieder tauchen tolle Tipps auf, wie man die „fehlerhaften“ Bilder verbessern kann:
• Die Blauwasseranteile markieren und mit „Staub und Kratzer“ unscharf machen
• Den Hintergrund maskieren und austauschen
• Mit dem „Reparaturpinsel“ oder dem „Stempel“ einzeln „wegpixeln“
• Mit dem „Ausbesserungstool“ großflächig drüber pinseln.
Alle das ist machbar, aber mühevoll. Und so haben einige Enthusiasten lange experimentiert und nach besseren Alternativen gesucht. Dabei sind Softwarespezialisten auf die Astro-Fotografie gestoßen. Hier wird ebenfalls schon länger versucht die Steustrahlung der Sterne zu eliminieren. Inzwischen ist die Anwendung dafür bereits sehr fortgeschritten und rechnet Spiegelungen und Streuungen relativ zuverlässig aus den Fotos heraus. Doch in der Unterwasserfotografie gibt es noch weit anspruchsvollere Herausforderungen. So manche Spiegelung im Bild ist gewünscht und soll nicht automatisch entfernt werden. Auch Luftblasen im Bild sollen nicht herausgerechnet werden. Hier setzt die neue Software von BackscatterXTerminator an.
Die Software basiert auf einer innovativer KI-Technologie und wurde ursprünglich vom KI-Software-Experten Russell Croman von RC Astro für Astrofotografen entwickelt und mithilfe der Adobe-Expertin Erin Quigley von Go Ask Erin und ihrem Kollegen Bruce Warner speziell für die Unterwasserfotografie weiterentwickelt. Dank der einfachen, automatisierten Installation und des Workflows von BSXT können selbst Photoshop-Neulinge die BackscatterXTerminator-Software in wenigen Minuten erfolgreich einsetzen.
Wer sich genau informieren möchte, hat die Möglichkeit dies in einem zur Software gehörigen Tutorial zu erlernen. Hier hat Erin Quigleys eine ausführliches Video-Einführung zusammengestellt, damit die Anwendung noch schneller gelingt. Das Tutorial ist bei der Lizenz der Software enthalten und kann nach dem Kauf jederzeit studiert werden. Das Tutorial führt den Nutzer Punkt für Punkt an alle Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten heran. Die unbefristete Lizenz der „BackscatterXTerminator“ Lizenz kann auf bis zu zwei Computern (Mac oder PC) installiert und aktiviert werden. Wer die Software erst einmal ausprobieren möchte, kann sich eine Testlizenz holen, die den vollen Zugriff auf alle Funktionen ermöglicht. Die Testversion ist 48 Stunden nutzbar, bevor eine Vollversion erworben werden muss.
Bezugsquellen: Online unter www.goaskerin.com. Der direkte Medienkontakt zu Go Ask Erin: admin@goaskerin.com
Ich habe mir diese Testversion heruntergeladen und einige Bilder damit bearbeitet. Dafür habe ich extra Fotos verwendet, die ich normalerweise lösche. Auch mir passiert es immer mal wieder, dass die Blitze falsch positioniert sind oder einfach zu stark blitzen. Um zu testen, wie die neue Software damit umgeht, habe ich verschiedenste Motive bis hin zum Zirkular-Fischauge (auch „Kreisbild-Fischauge“ oder „Rundbild-Fischauge“) mit der Software bearbeitet. Dabei musste ich feststellen, wie wichtig es ist, jeden Arbeitsschritt genau zu beachten und die Bearbeitung richtig anzugehen. Ein RAW einfach nur zu öffnen und im 8bit Modus zu bearbeiten, kann die Software nämlich nicht.
BackscatterXTerminator (BSXT) liefert bei den meisten Bildern hervorragende Ergebnisse. Ab und zu kommt es jedoch vor, dass die Schwebeteilchen nicht vollständig entfernt werden oder Motivdetails weggerechnet werden. Besonders bei der Zirkular-Fotografie (8Grad Fisheye) kommt es gelegentlich vor, dass der schwarze Kreis verwischt wird. Das hängt mit dem Algorithmus zusammen, der einen vermeintlichen Fehler erkennt und versucht diesen auszugleichen. Es ist wichtig, die Ergebnisse von BSXT für jedes einzelne Bild sorgfältig zu analysieren und gegebenenfalls die Bearbeitung anders anzugehen. BSXT ist für die Verarbeitung von RAW-Dateien oder minimal bearbeiteten 16-Bit-Bilddateien optimiert.
Wer ein Bild im 8-Bit Modus öffnet, kann unter Umständen nach der Bearbeitung durch den Filter in gleichmäßigen Flächen plötzlich quadratische Quadern entdecken. Auch das hat mit dem Algorithmus zu tun und passiert in der 16-Bit Verarbeitung nicht.
Die Entfernung von Schwebeteilchen ist äußerst anspruchsvoll, warum die Bearbeitung durch die Software „BackscatterXTerminator“ nicht immer 100% perfekte Ergebnisse liefert. Bei meinen Tests hatte ich aber mindestens 80-90% perfekte Ergebnisse. Die restlichen 10% musste ich händisch nacharbeiten, was aber dennoch eine große zeitliche Erleichterung beim Bearbeiten der Bilder mit sich bringt.
Da die Software ständig weiterentwickelt wird, ist es auch hilfreich, wenn man bestimmte Fehler entdeckt und diese an das Team von BSXT weiterleitet. Ich habe bestimmt 20 E-Mails geschrieben und immer sofort eine Rückmeldung erhalten. Durch diese Rückmeldungen konnte ich meine Bearbeitung verbessern und das Team von BSXT wiederum an ihrer Software arbeiten. Ich freue mich schon auf jegliche weitere Verbesserung, wenn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn in Zukunft wird es deutlich bessere Unterwasserbilder geben und das auch bei Fotografen, die kaum Kenntnisse der Unterwasserfotografie haben und sich mit der Blitzlicht- bzw. Beleuchtungstechnik nicht wirklich gut auskennt.
Mein Trost ist dennoch: Ein gutes Bild muss nicht oder kaum bearbeitet werden und die BSXT Software bleibt nur eine Ergänzung und wird nicht zu völligen Ersatz für das Wissen und die Erfahrung rund um die Unterwasserfotografie.
SYSTEMANFORDERUNGEN:
• Photoshop CC-Version MacOS 12 (Monterey) oder höher
• Apple-Chips bevorzugt, aber nicht erforderlich
• Windows 10 oder höher Die CPU muss AVX-Befehle unterstützen. Dies gilt für die meisten CPUs ab ca. 2012.
• Celeron-CPUs, die in vielen leichten Laptops und Mini-PCs verwendet werden, unterstützen AVX jedoch nicht und können BSXT nicht ausführen.
• ARM-basierte Windows-Rechner werden NICHT unterstützt – derzeit nur x86-CPUs (Intel oder AMD).
• GPU-Beschleunigung erfordert eine NVIDIA-GPU mit mindestens 6 GB VRAM und die Installation des speziellen TensorFlow-GPU-Installationsprogramms.
• Tablets und kleinere Geräte werden derzeit nicht unterstützt.
• Photoshop Elements wird nicht unterstützt.
• Lightroom unterstützt leider keine Ebenen und einige der APIs, die RC-Astro für die Magie nutzt. Somit ist Lightroom oder Photoshop Elements nicht nutzbar. Diese stehen nur Drittanbietern mit APIs von Adobe Photoshop CC zur Verfügung. BackscatterXTerminator ist derzeit für Adobe Photoshop CC optimiert und konzipiert.
Es gibt eine weitere Anwendung, in der BackscatterXterminator installiert werden kann und in der es funktioniert. Diese Anwendung heißt „Affinity Photo“ und ist für 74,99 Euro zum einmaligen Kauf erhältlich. Die BSXT-Funktionen sind aber im Vergleich zur Integration mit Adobe Photoshop eingeschränkt.
BackscatterXTerminator wird ständig weiterentwickelt und mit dem Kauf der Software erhält man automatisch auch weiterhin Updates und kann von Neuerungen profitieren.
Ich werde die Software weiter Testen und Euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. In diesem Sinne: „Immer gut Luft und einzigartige Bilder“!
Software links:
BackscatterXTerminator: www.goaskerin.com/backscatterxterminator/
Adobe Photoshop CC subscription: www.adobe.com/de/products/catalog.html
Affinity Photo 2: affinity.serif.com/de/photo/(...)