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Ein Interview mit Paul “Paule” Held, dem bayerischen Friseur-Tauchlehrer, der auch mal unter Wasser Haare schneidet
Paul Held ist kein gewöhnlicher Friseur. Seit über einem halben Jahrhundert schwingt der 1963 geborene Bayer die Schere – und das mit ganzer Leidenschaft. In seinem Salon in Olching wirbelt er genauso souverän Schere, Kamm und Haarspray wie Boje, Tauchanzug und Atemgerät. Warum? Weil es für ihn nur zwei wahre Lebenselixiere gibt: Wasser und Haare.
„Wenn zu Hause der Fernseher fehlt, blieb dem Bub nix anderes übrig, als vorm Aquarium zu sitzen“, erzählt Held mit einem herzhaften Lachen über seine frühen Tauchjahre. Seit 41 Jahren taucht er, hat seine Tauchausbildung im Olympiabecken von München gemacht, und ist dann abgetaucht im Starnberger See – und 1986 kam der erste große Aha-Moment auf den Malediven, der ihn nie mehr losließ.
Über die Jahre hat Paul Held als Tauchlehrer 39 Ländern betaucht. Doch sein Statement bleibt klar:
„Das beeindruckenste Erlebnis? Das ist der nächste Tauchgang!“
Was ihn beim Tauchen wirklich nervt – und nicht nur unter Wasser
Auf die Frage, was ihn ärgert, läuft er zur Hochform auf:
„Unfähige Taucher – nicht die Anfänger, die was lernen wollen, sondern die selbstverherrlichten Tarierverweigerer, die meinen, sie schweben wie Delfine und nehmen dabei alles mit, was nicht festgeschraubt ist.“
Auch Umweltverschmutzung und Korallenbleiche ärgern ihn zutiefst, aber seine größte Wut ist auf... na, ihr wisst schon:
„Die Bode -Strategen unter den Ego-Tauchern, des klingts zwar spröde, aber des brennt di nix guad ein.“
Notfälle: Nichts passiert, aber immer verfügbar
Paul ist routiniert – aber nicht abgehoben:
„Katastrophale Notfälle? Zum Glück eigentlich nein. Aber klar, das mich an den Malediven mal in so eine Abwärtsströmung erwischt hat – eine richtige Waschmaschine. Und, ja, ich hab alle wieder in’s Boot kriegt.“
Ein anderes Mal war’s ein Drückerfisch, der seinem Tauchkumpel ein Loch in die Stirn gebohrt hat – in aller Ruhe half Paul. Und er hatte auch mal einen Problem als TL:
„Schülerin hat leichte DCS gekriegt – alles sauber ausgetaucht, aber es hat sie erwischt. Sie wurde in die Kammer gebracht – alles gut ausgegangen.“
Privat tauchen – und als TL erkannt werden?
„I fang schon beim Logbuch an – 1 847 Tauchgänge. Da kommt man eh nicht mehr unter heimlicher TL-Unterweisung weg.“
Trotzdem versucht er privat abzutauchen – und macht’s mit seiner Frau Stefanie, die selbst CMAS-Gold-Taucherin ist und einen Reiseblog führt.
„Mit der tauch ich gern – beste Buddy do gibt’s.“
Vom Friseur-Azubi zum Unterwasserstylisten
Sein Bart ist bayerisch echt, sein Herz bayerisch laut, und seine Geschichte könnte glatt ins Guinness-Buch:
“76 hab i di Lehre gmocht, 82 die Meisterprüfung – und seit 43 Jahren ha i mei eigenes Geschäft. 93 ismei Mama, die Christa, aufghört. Dann bin i von 95 bis 97 auf die Malediven – und während i getaucht bin, hod sie den Laden gehalten.“
Und, ja, er hat tatsächlich unter Wasser geschnitten – in 28 Meter Tiefe, auf einem Wrack-Tauchgang auf den Malediven, im vollen 60-Ultra-Styling:
„Schere und Kamm hab i immer dabei. War a Gag – aber gschnitten hab i. Ruck da Heißt, zu Haund hab i no am Land nachgeschnitten!“
Wie taucht man am besten mit welchen Haaren?
Zum Abschluss noch ein Praxis-Tipp vom Haarkünstler aus dem Wasser:
„Wenigstens möglichst wenig Haare. I hab selber viel zu viel – aber Hauptsach‘ sie drend ned in d’Maske.“
Ein Fazit, so bayerisch wie ein Weißwurstfrühstück
Paul “Paule” Held ist kein typischer Tauchlehrer – und auch kein gewöhnlicher Friseur. Mit 50 Jahren Erfahrung im Friseurhandwerk, 40 Jahren Tauchleidenschaft und einem unerschütterlichen Sinn für Humor zeigt er: Man kann das Leben auf seine ganz eigene Art meistern – mit Schnauzer, Schere und Sauerstoffflasche.
Stefanie’s Reise-Blog zeigt ihre gemeinsamen Abenteuer – von Südsee-Perlen bis zu Tauchabenteuern. Ihre Texte und Bilder sind eine liebevolle Ergänzung zum Talk des echten Paule. https://stefanieheld.wordpress.com/
Ein echter Held – unter Wasser, an Land und im Leben.