Toller Tauchzwerg. Abtauchen mit dem O2-Rebreather

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01.08.2012 14:55
Kategorie: Ausrüstung


Keine Atemgasblasen, vor denen die Tiere fliehen, stattdessen lärm- und blasenfrei tauchen "wie ein Fisch im Wasser": Das versprechen Ausbildungsorganisationen, Tauchschulen und Hersteller, wenn es um das Tauchen mit Kreislaufgeräten geht. Und die Modellpalette wächst und wächst, für beinahe jeden Einsatzzweck und jeden Tauchstil sind inzwischen Geräte auf dem Markt.

Machen die kostspieligen Dinger wirklich so einen gewaltigen Unterschied? Das hat sich auch unsere Autorin Eva Scherzer gefragt und einen Kurs mit einem Sauerstoffrebreather gebucht. Ihre Antwort: Ja, machen sie!


Bericht von Eva Scherzer

Endlich Urlaub! Und nun? Wie jedes Jahr ist der Urlaub mal wieder viel zu schnell da. Eines ist klar – faul am Strand liegen ist nichts für mich und auf Städtereise habe ich auch keine Lust. Also doch wieder wie letztes Jahr Last Minute mit dem Superspecial- Tauchpaket? Den Gedanken verwerfe ich ganz schnell. Irgendetwas mit Wasser wäre schon toll, aber bitte kein Massentourismus mehr. Beim Surfen durchs World Wide Web bleibe ich bei einer Anzeige hängen: "Neuartiges Taucherlebnis – als Fisch unter Fischen". Aha. Ein paar Zeilen weiter bin ich schon etwas schlauer und ein Telefonat später noch viel mehr...

Es gibt auf dem Sporttauchmarkt seit einiger Zeit eine für mich sehr interessante Alternative zum herkömmlichen Tauchgerät. Es nennt sich Sauerstoffrebreather, ist bis zu einer Maximaltiefe von zehn Metern nutzbar und ist besonders leicht. Dieser Kurs wird von dem Tauchverband InnerSpace Explorers (ISE) angeboten, wahlweise in Deutschland oder im Ausland, und dauert drei Tage.

Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, steht für mich fest, dass ich diesen Kurs unbedingt machen will. Auch wenn er mit 500 Euro nicht ganz billig ist, so will ich doch etwas Exklusives – und Qualität hat eben ihren Preis. Nach einem erneuten Telefonat habe ich einen Instruktor auf Elba ausfindig gemacht. Noch nie habe ich so schnell gepackt, eine Unterkunft gebucht und alles Nötige zusammengesucht. Auf nach Elba!

Theoretisch schon ganz fit ...


Schon am ersten Tag nach meiner Ankunft beginnt der Kurs. ISE-Instruktor Achim erklärt mir, dass wir in diesen drei Tagen genügend Zeit zum Üben haben und ich die Partnerübungen mit ihm zusammen machen werde, er aber aus Sicherheitsgründen, der Verband ist da sehr streng, mit seinem normalen, offenen Tauchgerät ins Wasser gehen wird. Wir beginnen mit einer Theorieeinheit und Achim erklärt mir zuerst das leicht verständlich aufgebaute Gerät. Ich lerne, es auseinanderzubauen, den Kalkbehälter zu befüllen, wieder einzusetzen und den Rebreather tauchfertig zu machen. Außerdem vermittelt er mir die theoretischen Grundlagen und die Handhabung im Wasser. Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg ins Wasser und ich fühle mich theoretisch schon ganz fit. Achim hilft mir das Jacket anzuziehen und klickt mir dann den Rebreather in die Schnallen des Jackets ein. Ich bin erstaunt. Er ist tatsächlich viel leichter als mein herkömmliches Tauchgerät und fühlt sich ein bisschen so an, als ob ich einen Rucksack verkehrt herum trage.



Maske auf, tief ausatmen und dann nur noch über das Mundstück atmen und auf keinen Fall reden. Zuvor hatte ich den Sauerstoffrebreather vakuumisiert und muss jetzt die Gegenlunge mit Sauerstoff befüllen, um daraus bequem atmen zu können. Im ersten Moment fühlt es sich ein wenig seltsam an, da ich sonst gewohnt bin, die Ausatemluft in Form von Blasen und Bläschen zu sehen. Ich liege mit dem Gesicht im Wasser und da ist einfach nix – nicht das kleinste Bläschen. Um abtauchen zu können, muss ich dann ein wenig Luft über die Nase ausatmen – und schon sinke ich! Anfangs ist es etwas ungewohnt, aber nach kurzer Zeit bin ich viel entspannter und kann die ersten Fische beobachten. Da Achim im Gegensatz zu mir blubbert, kommen die meisten Fische in meine Richtung geschwommen. Einfach toll!

Fische so nah wie noch nie


Auch den nächsten Tag verbringen wir mit Theorie und Tauchen. Dazu gehört natürlich auch die Tauchgangsplanung mit dem Rebreather, alles rings um Sauerstoff und Physiologie und die verschiedenen Gase sowie Gasplanung. Da Theorie zum Glück nicht alles ist, übt Achim auch im Wasser sehr viel mit mir. Nach dem zweiten Tag habe ich das Gefühl , schon sehr mi t dem O2-Rebreather verbunden zu sein und habe total viel Spaß. Weil Achim auch der Meinung ist, dass ich sehr firm mit dem Rebreather bin, darf ich beim vorletzten Tauchgang meine Fotokamera mit unter Wasser nehmen. Noch nie habe ich Fische so nah und absolut ruhig fotografieren können! Sie nehmen mich wohl nur als größeren Fisch wahr, aber nicht als Gefahr.

Dieses Gerät eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Nächstes Jahr vielleicht doch wieder Rotes Meer? Dann aber mit Hausriff und guter Unterwasserkamera, um endlich all die Bilder zu machen, von denen ich schon so lange träume … Als ich nach dem Tauchgang meinem Instruktor davon erzähle, lächelt er nur. Genau das habe er Anfang des Jahres auch gemacht! Mit Traumfotos – und das Allerbeste: Er hat den Rebreather im Handgepäck mitgenommen. Das wäre ja wirklich toll! Achim meinte, man müsse sich nur eine gute Basis suchen, die auch Sauerstoff füllt, aber da könne er mir problemlos jemanden empfehlen.

Tauchen vom Kajak


In der Nacht zum letzten Kurstag träume ich schon von blauem Wasser, bunten Fischen und mir mit dem Sauerstoffrebreather. Achim empfängt mich am Morgen mit einer Überraschung. Der Verband biete die O2-Kreisel- Ausbildung auch in Kombination mit einer Kajakausbildung an, um dann von diesem tauchen gehen zu können. Da er weiß, dass ich für neue Dinge schnell zu begeistern bin, hat er sich gedacht, dass dies das Richtige für den letzten Tag sein könnte... Ich kann’s einfach nicht fassen – wir werden die Kajaks mit den ganzen Tauchsachen beladen und dann in eine nahe gelegene Bucht paddeln, um dort vom Kajak aus tauchen zu gehen. Genau diese Art von Abenteuer habe ich mir gewünscht!

Bevor es losgeht, erklärt mir Achim einige wichtige Punkte, damit nachher auch alles problemlos klappt. Wir beladen die Kajaks, ziehen unsere Anzüge an und schon geht’s los. Das Paddeln hatte ich mir schwieriger vorgestellt, aber ich komme ganz gut voran. Nach knapp einer halben Stunde sind wir da. Am Rande einer Bucht ist eine kleine Felsformation, in der sich unter Wasser auch eine Grotte befindet. Das ist unser Ziel. Achim wirft den Anker aus und befestigt anschließend mein Kajak an seinem. Dann ziehen wir uns fertig an; das Jacket ist schnell angezogen und auch den Rebreather allein in die dafür vorgesehenen Schnallen zu klicken ist kein Problem am dritten Kurstag – das Kajak wackelt erstaunlich wenig und umdrehen ist auch kein Problem – nur noch Flossen an und schon geht’s ins Wasser. Einfach unglaublich! Ich bin jetzt mal eben in "Tauchmontur" von einem Kajak ins Meer gesprungen um tauchen zu gehen. Wenn mir das vor einer Woche jemand gesagt hätte, dann hätte ich ihn mit Sicherheit ausgelacht. Jetzt empfinde ich es als völlig natürlich.

Selbstverständlich hat das komplette Anziehen auf dem Kajak bei mir länger gedauert als bei meinem Instruktor, aber am Ende zählt nur das Ergebnis. Und das lautet: glasklares Wasser, viele Fische und weit und breit kein einziger Taucher. Die Grotte ist natürlich auch richtig toll, aber heute zählt für mich nur dieses Gefühl, etwas Einzigartiges gemacht zu haben, wovon andere nur träumen, während sie am Strand liegen oder auf einem gut gefüllten Tauchboot sitzen und unter Wasser die Fische teilen müssen.



Toller Tauchzwerg mit stolzem Preis


Als wir vom Tauchgang zurück ans Kajak kommen, hilft mir Achim, den O2-Rebreather ins Kajak zu heben. Nachdem ich die Flossen ausgezogen habe, muss ich mich nur darauf abstützen, um zurück ins Innere zu rutschen. Den Weg zurück an den Strand empfinde ich als total kurz und bin auch etwas traurig, dass der Kurs schon vorüber ist. Soviel Spaß und neue Eindrücke in so kurzer Zeit hatte ich schon lange nicht mehr. Achim gratuliert mir zum bestandenen Kurs und sagt, das Brevet dafür würde ich dann in den nächsten Tagen erhalten.

Zurück in München bin ich immer noch total euphorisch von den vergangenen Tagen und natürlich von der "Alternative zum herkömmlichen Tauchgerät". Zwar hat der "Tauchzwerg" einen stolzen Preis, ist aber universell in jedem Gewässer einsetzbar und gerade für jemanden wie mich, die viel und gerne fotografiert, eigentlich unverzichtbar. Außerdem habe ich schon oft von anderen Frauen gehört, dass ihnen ihr "Gerät" zu schwer sei, weshalb sie immer seltener tauchen gingen. Hey Mädels, das Gerät ist genau das Richtige für euch – auch wenn ein schickes, farbiges Modell noch ein bisschen auf sich warten lässt! Für mich steht fest, dass das meine nächste Errungenschaft sein wird. Werden muss, denn aktuell gibt es noch keine Möglichkeit, den O2-Kreisel auszuleihen.