25.05.2009 11:24
Kategorie: News
Kategorie: News
Speedboot-Rallye "4-Elements Challenge": Todesgefahr für Ostsee-Schweinswale
|
|
|
Die Naturschutzorganisationen Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM), der Naturschutzbund Schleswig-Holstein (NABU S-H), die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) protestieren vehement gegen diese geplante Art von Schnitzeljagd mit Wracktauchen. Gestartet werden soll in der Eckernförder Bucht und nach einer etwa 140 km langen Strecke zum Ziel in die Kieler Innenförde führen.
Die sich hauptsächlich akustisch orientierenden Schweinswale leiden nicht nur unter dem extrem hohen Unterwasserlärm, sondern sie erliegen auch Verletzungen durch die Schifffahrt. Gerade sehr schnellen Booten können sie nicht ausweichen. Deshalb ist der einzige in der Ostsee heimische Wal nicht ohne Grund in Anhang IV der FFH-Richtlinie (Natura 2000) aufgeführt. Er hat Schutzmaßnahmen bitter nötig. Er unterliegt u.a. dem „Störungsverbot“ laut Bundesnaturschutzgesetz, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bestätigt. Untersagt sind z.B. erhebliche Störungen besonders während der Fortpflanzungszeit.
NABU, GSM, VDST und GRD fordern vom Veranstalter, der Kieler Tauchschule „Baltic Dive Center“, die Speedboot-Rallye abzublasen. Sie ist geplant für den 3. und 4. Juli, mitten in der Wurf- und Säugezeit, in einem Gebiet mit der höchsten Schweinswaldichte an der deutschen Ostseeküste und soll alljährlich stattfinden. Einige Sponsoren, die nicht die Schweinswale gefährden wollen, sind inzwischen ausgestiegen.
Der VDST tritt für eine natur- und umweltverträgliche Ausübung des Tauchsportes ein. Schlauchbootrennen, auch mit Tauchern, durch ein Gebiet mit hoher Waldichte, stehen im Gegensatz zu diesem Grundverständnis und auch zu den Leitlinien für einen umweltverträglichen Tauchsport des VDST. In den Leitlinien wird u.a. zum Verzicht auf den Tauchgang aufgefordert, wenn dieser nicht ohne Schädigung der Umwelt durchgeführt werden kann. „Wenn man schon auf eine solche Veranstaltung besteht, dann bitte zumindest zu einer anderen Jahreszeit und auf einer walfreien Route“ so der Biologe und VDST-Präsident Franz Brümmer.
Eine vergleichbare Veranstaltung der Firma „Supersail“ vor Sylt, die für Ostern und Pfingsten geplant war, wurde storniert, und aus der Lübecker Bucht wurde die Powerboot-Raserei verbannt. Das wird auch so manch einem Touristen gefallen.
Kontakt und weitere Informationen:
Bitte unterstützen Sie jetzt die Online-Protestaktion
"Stoppt die 4 Elements Challenge"
GSM: Hans-Jürgen Schütte (04106 - 47 12 | info@gsm-ev.de)
NABU S-H: Ingo Ludwichowski (04321 – 53734 | Ingo.Ludwichowski@NABU-SH.de)
GRD: Ulrich Karlowski (Tel.: 089 – 7416 0410 | info@delphinschutz.org)
VDST: Dr. Ralph Schill (Tel.: 069-981902 5 | umwelt@vdst.de)
Hintergrundinformationen:
WaleWie die meisten Zahnwale benutzen die Schweinswale ein biologisches SONAR durch das Aussenden von Ultraschallklicks, um ein „Hörbild der Umgebung “ zur Orientierung und Futtersuche zu erhalten. Unterwasserlärm beeinträchtigt die Tiere durch erhebliche Störungen. So können Mutter und Kalb voneinander getrennt werden. Schon ab einer Entfernung von vermutlich nur 50 m können Mutter und Kalb einander nicht mehr hören.
Wie der Experte und Diplom-Ingenieur Berthold Werner immer wieder aus beruflichem Anlass im Wasser gemessen hat, sind bei Booten mit Außenbordmotoren ab ca. 20 kn Geschwindigkeit und 40 PS Leistung Kavitationsgeräusche der Propeller nicht zu vermeiden. Propellerkavitation bedeutet stark ausgeprägte Schalldruckpegel im Frequenzbereich ab ca. 100 Hz bis über 100 kHz hinaus.
Eine weitere erhebliche Lärmbelastung sind die Transienten beim harten Aufschlagen der Rennboote (RIBs) auf die Wasseroberfläche. Für die Schweinswale eine unerträgliche Belastung und Schädigung bis zur Selbstschädigung durch zu schnelles Auftauchen.
Wie die seit vielen Jahren von der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) gesammelten Totfunde belegen, sterben Schweinswale nicht nur als unbeabsichtigter Beifang in der Fischerei, sondern auch bei Kollisionen mit schnellen Booten / Schiffen.