Tiefseebergbau bedroht einzigartige Lebensräume

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03.07.2017 16:11
Kategorie: News

Offener Brief: Meeresforscher warnen vor den Folgen des Tiefseebergbaus

Tiefseebergbau würde unweigerlich zum Verlust von Biodiversität führen, der nicht kompensiert werden kann. Das schreiben 15 Meeres- und Rechtswissenschaftler in einem Offenen Brief, der am  26. Juni 2017 in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht wurde.

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Die Regeln für die aufstrebende Tiefsee-Bergbauindustrie - einschließlich Umweltschutzmaßnahmen – werden derzeit von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), einem zwischenstaatlichen Gremium, entworfen. Die Autoren des Offenen Briefes verlangen, dass die ISA die Bedrohung für das maritime Leben durch den Bergbau erkennen und diese seinen Mitgliedsstaaten und der Öffentlichkeit deutlich vermitteln muss.

Die Lebensräume der Tiefsee sind noch weitgehend unerforscht. So könnte ein Bergbau dort zum Verlust bisher unentdeckter Arten führen. Vor diesem Hintergrund halten die Wissenschaftler nichts von einer Kompensation von durch Bergbau zerstörten Flächen durch Ausgleichsflächen anderswo, die die Wiederherstellung oder Erhaltung sehr unterschiedlicher Meereslebensräume wie etwa tropischer Korallenriffe beinhalten. Solche Maßnahmen können den Verlust unbekannter Tiefseearten nicht ausgleichen.

"Das Interesse am Tiefseebergbau wächst rasant. Jetzt muss sichergestellt werden, dass dauerhafte Schäden an den einzigartigen Ökosystemen in den Tiefen der Ozeane verhindert werden. Die neuen Regeln für den Tiefseebergbau müssen diese Schäden berücksichtigen und deren volle Kosten für Gesellschaft und Umwelt berücksichtigen", so Kristina Gjerde von der Weltnaturschutzorganisation IUCN, Mitverfasserin des Briefes.

"Wissenschaftliche Forschung ist wichtig, um die Tiefsee-Umgebung und die möglichen Auswirkungen des Bergbaus besser zu verstehen. Wir müssen auch alle Ebenen der Gesellschaft engagieren, um den Wert von Tiefseemineralien gegen den unvermeidlichen Verlust von lebenden Systemen in der Tiefsee abzuwägen", so Gjerde weiter.

Der Tiefseebergbau befindet sich immer noch in einem experimentellem Stadium. Mineralien wie Kupfer, Nickel und Kobalt sollen abgebaut werden. Dieser Bergbau kann Tiefsee-Lebensräume zerstören, seltene und einzigartige Arten ausrotten und Sedimentwolken, Geräusche, giftige Chemikalien, Vibrationen und andere Formen der Verschmutzung in unberührten Umgebungen freisetzen Die Erholung von Ökosystemen und Arten kann Jahrzehnte bis Jahrhunderte dauern, wenn sie überhaupt eintritt.

Die Wiederherstellung der durch den Bergbau beschädigten Ökosysteme ist in der Tiefsee nicht realistisch aufgrund hoher Kosten für die Arbeit am Tiefseeboden, der extrem langsamen Erholung der Tiefseearten und der enorm großen Flächen, die beim Abbau einiger Mineralien geschädigt werden.

Nach dem UN-Übereinkommen über das Seerecht ist die Tiefsee mit ihren Bodenschätzen jenseits der nationalen Zuständigkeit das gemeinsame Erbe der Menschheit und gehört zu keinem Staat.

Weitere Informationen: www.iucn.org