Kategorie: Ausrüstung
Trockitest in Grönland
Ein Trocki mit ‚extraordinary Features‘ auf persönliche Vorlieben angepasst. Ja, das geht und ist extrem geil – sorry für diesen Ausdruck!
Bericht von Gerald Nowak
Schon vor einem Jahr habe ich das Grundmodel des Xenon Front X-TREME getestet. Damals in Kanada und der Antarktis. Ich war schon dort begeistert, obwohl ich nur ein Testmodel hatte und es diverse kleine Einschränkungen für mich gab. Der Reißverschluss des Testanzugs war zu kurz und ich musste mir immer in und aus dem Anzug helfen lassen. Auch waren die Manschetten an Hals und Armen nicht, wie ich es liebe, aus Silikon. Dennoch ich war sehr begeistert!
Jetzt liegt ein an meine Maße angepasster Anzug vor mir, mit längerem Reißverschluss und Manschetten aus Silikon. Nicht jeder mag den Ring um den Hals, wo die Silikonmanschette eingeklickt ist, doch für Tauchreisen in extreme Gebiete hat dieses System deutliche Vorteile. Ich kann mit Ersatzmanschetten reisen und diese sowohl am Hals, wie auch an den Armen in Minutenschnelle tauschen, wenn sie eingerissen sein sollten. Genau das ist mir nämlich vor vielen Jahren in der Antarktis auf einer Reise passiert. Ein Mitreisender mit Latexmanschetten durfte seine Tauchaktivität abrupt abbrechen und kam den Rest der Reise nicht mehr ins Wasser. Kallweit verbaut standardmäßig Neoprenmanschetten am Hals, dies ist noch eine gute Alternative, denn diese reißen nicht mal einfach schnell ein und können im Zweifelsfall mit Neoprenkleber auch repariert werden.
Um den Anzug auf Herz und Nieren zu testen, nehme ich ihn nun mit nach Grönland. Der Xenon Front X-TREME RS war so frühzeitig bei mir, dass ich vorher noch in Italien die Gelegenheit hatte, ihn auch in den klaren Seen und Bächen der Abruzzen auszuprobieren. Hier sind die Bedingungen zwar kühl, aber nicht so extrem. Was hier extrem ist und schon einmal als guter Test mit einfließen kann, sind die teils weiten Wege, die man laufen muss, bevor man ins Wasser kommt. Wie gut, dass bei Kallweit an den Trocki nur Socken angenäht sind und man zusätzlich Neoprenschuhe drüberzieht. Dadurch sind die spitzen Steine auf den geschotterten Wegen kaum zu spüren und ich muss mir keine Gedanken machen, dass ich mir ein Loch in den Anzug laufe. Das An- und Ausziehen funktioniert mit dem längeren Reißverschluss reibungslos und ich bin meist der erste, der fertig angezogen am Ufer steht. Die Tauchgänge sind dann wie sie sein sollen: trocken und warm. So muss ein Trocki sein! Immer dann, wenn das Wasser noch gemäßigte Temperaturen hat, ziehe ich nur Neoprenhandschuhe über, denn damit kann ich die Kamera einfacher bedienen. Mit dem Ringsystem und den Silikonmanschetten am Anzug ist das kein Problem. Nur die Röhrchen für die Trockenhandschuhe sollte man geflissentlich weglassen, sonst wird`s nass. Italien verläuft perfekt und ich bin begeistert vom Xenon X-STREM, der übrigens in der RS Variante eine selbstgewählte Farbvariante bietet. Ich habe mich für Neongrün entschieden!
Der nächste Test steht an. Wir stehen an der Silfra Spalte und das bei nasskalten 3 Grad Außen- und 2 Grad Wassertemperatur, was eine weitere Stufe im Test des Trockis bedeutet. Um nicht zu frieren, habe ich auch hier ein neues Produkt aus dem Hause Kallweit am Start. Der Saros SFT ist ein Unterzieher, den man sowohl ohne der optionalen Thermounterwäsche V-Warm SFT Arctic Fleece oder mit ihr tragen kann. Je nachdem, wie kalt es ist. Hier in der Silfra tauche ich den Xenon Front X-TREME nur mit dem Unterzieher und normaler dicker Unterwäsche. Die fünfundvierzig Minuten im Wasser fühlen sich warm und trocken an. Selbst meine Zehen sind dank der doppelten Neoprenumhüllung mit Socken und Schuhen plus dicken Wintersocken immer noch warm, als ich aus dem Wasser steige. Obwohl die Finger etwas kühl sind, wie so oft nach einem Fototauchgang, fühlen sie sich nicht wie Eisklötze an. Als Fotograf sind die Hände ja oft an der Kamera und diese unter dem Körper, weshalb wenig Luft in die Trockenhandschuhe kommt und die Finger so schnell kalt werden. Vielleicht probiere ich doch mal wieder dicke Neoprenhandschuhe; da sind die Finger auch nach einer Stunde nicht kalt.
Das Ausziehen läuft ebenfalls problemlos und ich trinke die heiße Schokolade bereits fertig umgezogen, während andere aus meiner Gruppe immer noch im Trocki rumspringen und über die regnerische Kälte Islands klagen.
Eigentlich sind wir auf dem Weg nach Grönland und Island ist nur ein Zwischenstopp, warum wir hier nur diesen einen Tauchgang eingeplant haben. Island ist sicher eine weitere Reise wert!
Ein paar Tage später und nach einigen Stunden Bootsfahrt, sitzen wir im Icecamp der Northern Explorers und freuen uns auf die Tauchgänge an den Eisbergen. Hier erwartet uns eine Wassertemperatur von 0 bzw. -1 Grad. Je nachdem, ob wir im Süßwassersaum eines Eisbergs oder ein paar Meter davor im Salzwasser auf den Computer schauen.
Um diesen extremen Temperaturen entgegen zu wirken, trage ich jetzt zusätzlich zum Saros SFT Unterzieher die mitbestellte Thermounterwäsche V-Warm SFT Arctic Fleece von Kallweit. Das ist auch gut so, denn diese zwei Grad weniger fühlen sich deutlich kälter an. Die Tauchgänge hier werden merklich kürzer und wir bleiben meist nur 30-40 Minuten im Wasser. Während ich mich noch ganz gut warm fühle, sind manche aus meiner Gruppe bereits deutlich unterkühlt und kommen zitternd aus dem Wasser oder sitzen bereits im Zodiac!
Trotz kalter Finger komme ich noch gut an die großen Taschen, um Dinge zu verstauen oder die Klipse der Schnallen zu öffnen oder zu schließen. Was auch notwendig ist, da wir keine Leiter am Zodiac haben und alles bereits vor dem an Bord gehen ablegen müssen. Über den langen Hals meiner Kopfhaube bin ich inzwischen auch sehr froh, es ist im Nacken nicht kalt, was bei kurzen Hauben oft in weniger kaltem Wasser bereits der Fall ist.
Trotz klammer Finger bin ich auch hier, wie in Island, einer der ersten, der umgezogen und mit heißem Kaffee sich über die gerade geschossenen Bilder begeistert. Der Anzug erfüllt alle meine Vorstellungen und übertrifft so manchen meiner Wünsche an einen Trockentauchanzug. Der Anzug ist zudem der erste in meinem langen Taucherleben, der ein Pinkelventil aufweist. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber eine feine Sache, wenn man sich daran gewöhnt hat. Das der Metallreißverschluss ein wenig strenger geht, als ein Kunststoffreißverschluss, ist einfach nur eine Sache der Wartung. Kaum nutze ich den mitgelieferten Stift um den Reißverschluss zu schmieren, flutscht es wie am Schnürchen. Inzwischen hat der Anzug gut 25 Tauchgänge, teils unter extremen Bedingungen. Der Winter steht vor der Türe und schon in Kürze wird es auch in den Alpen sehr kalt. Da ich kaltes Wasser liebe, werde ich in nächster Zeit noch viel mit dem Trocki abtauchen. Ich werde berichten, wie es sich auch nach längerer Zeit so anfühlt …….
Eigentlich wollte ich noch mehr Equipment zum Test für Taucher.Net nach Grönland mitnehmen, aber leider kam es nicht rechtzeitig vor der Reise bei mir an. Sobald ich weiteres Testequipment vorliegen habe, werdet Ihr davon lesen!
Xenon Front XFT-XTREME RS
Den Werbespruch von Kallweit: „Ein starker Begleiter beim technischen Tauchen. Entwickelt nur für Ihre Bedürfnisse, damit Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können: Tauchen“, kann ich bestätigen.
Der Name ist Programm:
- XTREME Anforderungen waren der minimale Ausgangswert bei Entwicklung und Produkttest
- XTREM aufwändige Fertigung unter Berücksichtigung höchster Qualitätsstandards
- XTREM belastungsstabile Materialien und dennoch
- XTREME Bewegungsfreiheit
Ausstattung im Überblick:
Condensation Control Technology:
- Die Condensation Control Technologie 2018 leitet die Feuchtigkeit durch den Trockentauchanzug nach außen.
Kallweit Seam Technology:
- Aufwändige Fertigung der Nähte nach höchsten Qualitätsstandards.
ContiTech Octolaminat®:
- Der Stoff für extreme Anforderungen!
Kevlar Applications:
- Technische Verstärkung der Arm-, Gesäß-, Schritt- und Kniebereiche
Dual Tech Zip Sytem:
- Durch den Zip Protector wird der robuste Metall-Reißverschluss noch sicherer und haltbarer.
Hochwertige Ventile:
- Apeks Ventile
Tech Beintaschen:
- Seitliche Tech-Beintaschen mit Kevlar Applications-Verstärkung und einem extremen Volumen, entwickelt für technisches Tauchen.
Diese Produkte sind ohne Zusatzkosten im Lieferumfang enthalten!
- Auslassventil Apeks mit Automatikfunktion
- Einlassventil Apeks drehbar
- Aufwendige Knieverstärkung
- Inflatorschlauch mit Standardkupplung
- Einstellbare Hosenträger
- Transporttasche
- Wärmekragen mit zwei Reißverschlüssen
- Armmanschettenschutz aus Neopren
Der Xenon Front XFT-XTREME:
https://www.youtube.com
Preis von 2.139 – 3.420 Euro, Xclusive Edition RS plus 129,95 Euro.
SAROS SFT
Der Saros SFT ist der kleine Bruder des Argo SFT. Er wurde als modulares Unterziehersystem in Verbindung mit der Thermounterwäsche V-Warm entwickelt und besticht durch
- maximalen Klimakomfort
- geringen Auftrieb und somit weniger Blei
- Flow Control System an beiden Armen für eine einfache Tarierung
- wasserabweisende und schnell trocknende Oberfläche
- bi-elastisches KT Proof Softshell für maximale Beweglichkeit
- sehr hohe Wärmeisolation bei geringem Gewicht
- große Brusttasche mit Reißverschluss, Hosentaschen sowie Innentasche
Das Superglide-Innenmaterial wurde penibel auf die V-Warm Thermounterwäsche abgestimmt, so dass neben einem einmaligen Wärmekomfort auch das An- und Ausziehen seinesgleichen sucht.
Mit dem Saros SFT und der V-Warm SFT Thermounterwäsche wurden zahlreiche Testtauchgänge bei vier Grad kaltem Wasser und 60 Minuten Tauchzeit absolviert, ohne dabei auch nur ansatzweise die Komfortzone zu verlassen. Unter Komfortzone versteht man den Bereich, in welchem man sich gerne aufhält ohne danach zu frieren. Aus diesem Grund wird diese Kombination als die Kallweit Komfortklasse bezeichnet. Kälte und Wärme sind bekanntlich subjektive und individuelle Empfindungen, so dass die sich die Komfortzone von Mensch zu Mensch deutlich verkürzen oder auch verlängern kann. Selbstverständlich ist der Saros SFT zudem als Maßanfertigung erhältlich. Preis 259 – 458 Euro, je nach Ausführung!
Infos: https://www.kallweit.de/produkte/unterzieher/saros-sft-unterzieher
Weiteres Zubehör:
Thermo Sox 19,95 Euro, Warmflex Socks 39,95 Euro, V-Warm SFT Arctic Fleece 189,95 Euro.
Wer also einen perfekten Anzug mit oder ohne Unterzieher bestellen möchte, fährt am besten auf die Interdive oder die boot, den dort ist Kallweit immer vor Ort. Man kann die Anzüge dort anprobieren und wird exakt vermessen, wenn man sich für ein Model entschieden hat. Auch berät einen das Team je nach persönlichen Vorlieben und der geplanten Art der Taucheinsätze.
Wer unsicher ist, kann sich bei Kallweit einen oder zwei Model zum Test liefern lassen und diese ausprobieren. Die Kosten dafür werden beim Kauf verrechnet.
Standardgrößen ohne zusätzliche Ausstattung sind ab Lager sofort erhältlich.
Kontakt:
KALLWEIT GmbH
Südweg 7
75245 Neulingen
Web : https://www.kallweit.de
E-Mail: info@kallweit.de
Tel. +49 (0)7231 4244770
Bilder: Peter Schreilechner, Gerald Nowak