Kategorie: Ausrüstung
Scootertest DiveRTug Mariner 528
Ein DPV (Diving Propulsion Vehicle), sprich ein Unterwasser-Scooter mit nennenswerter Leistung zum ausgerufenen Markteinführungspreis von knapp über 2.000 Euro – taucht/taugt der etwas? Geht das überhaupt? „Kauf dir etwas Vernünftiges, kein Spielzeug“ so der Kommentar in einem Internet-Forum neulich. Wobei der Schreiberling sich wohl ausschließlich am Preis orientierte. Berechtigt? Diese Frage stellen sich derzeit viele interessierte Taucher, denen bislang die Investition in diese „Schlepper“ doch zu hoch war. Die vermeldeten Leistungsdaten klingen so schlecht nicht. DiveInside hat sich den DiveRTug Mariner 528 einmal näher angesehen und ausgiebig getestet.
Bericht von Hans „Shuttle“ Schach und Birgit Butterhof
„Leistungsstark, preisgünstig, innovativ“. Mit diesen Attributen wirbt DiveRTug, Ableger der spanischen Firma Ibermetal (ein auf Metall- und Kunststoffverarbeitung spezialisierter Betrieb in Málaga). Deren Inhaber Juan Navas Perez - selbst ein begeisterter Taucher hat es sich vor etwa zwei Jahren zur Aufgabe gemacht, einen konkurrenzfähigen Scooter auf den europäischen Markt zu bringen, der den Anforderungen von Sporttauchern genügen soll. Ausgedehnte Tauchgänge bis 90m Tiefe, Wrackexkursionen und mehr sollen durch das Einstiegsmodell ermöglicht werden; für Höhlenexplorationen steht eine spezielle „Cave“-Edition (DiveRTug V-IV / 800) zur Verfügung. Zwei Geräte werden uns leihweise zur Verfügung gestellt, damit wir uns einen eigenen Eindruck verschaffen können.
Inaugenscheinnahme und Testvorbereitung
Mal ehrlich: Wer erhält nicht gerne Päckchen? Heute sind es zwei ausgewachsene Pakete, die uns die Post bringt. Gut und bruchsicher verpackt geben sie zwei schwarze, torpedoförmige und vorkonfigurierte Scooter frei.
Die Inaugenscheinnahme : gefälliges Design und eine gute Formal-Ästhetik, so der erste Eindruck.
Zum Laden des Lithium-Akkus (rund 22.000 mAh) muss man die obere Verschlusseinheit mittels des Tragegriffs, der sich als großer Schraubring entpuppt, öffnen. Die Aufladung mit Hilfe des beigelegten Ladegerätes (29,4V = 2A) erfolgt über IP681 Rundsteckverbinder. Nach knapp sechs Stunden (genau 5h:50min) zeigt eine grüne LED den Abschluss der Erstladung. Ab Mitte Dezember soll – so der Distributor für Deutschland und Österreich Niko Dehne – ein Schnell-Ladegerät erhältlich sein, welches die Ladezeiten drastisch verkürzt, im Idealfall halbiert.
Ein Mitglied unseres Testteams - Heiko Lenz, Werkstattleiter eines Forschungsunternehmens im Bereich Zündsystementwicklung sowie Materialwart der regionalen Feuerwehr – wirft einen ersten Blick auf die verbauten Komponenten.
Er attestiert eine hochwertige Verarbeitung, sowohl für Steckverbindungen, Verschraubungen und Stromdurchführungen, jeweils gut fixiert und O-Ring abgedichtet. Die Trennung der Motoreinheit, welche auch die Sensorik enthält, vom Akkufach ist mittels abgedichteter, verschraubter Plexiglasscheibe gut gelöst. Die verwendeten Materialien (faserverstärkte Kunststoffe, Aluminium, Edelstahl Trimm-Platten und elastische, schlagfeste Kunststoffe) machen einen ordentlichen Eindruck. „Als Verbesserungsidee würde mir lediglich ein zweiter O-Ring für die obere Verschlusseinheit einfallen“ so sein Fazit. Andererseits sind die Leitungen, der Akku an sich, eigentlich der ganze Scooter nochmals in sich geschützt, vielleicht insofern nicht wirklich notwendig.
Wartungsfreundlichkeit
Der Eindruck des gesamten Testteams – signalisiert Wartungsfreundlichkeit. O-Ring-, Akku- und Propellertausch ist im Bedarfsfall leicht durchführbar; Reinigung und Pflege ein Kinderspiel.
Wie wir in unseren Gesprächen erfahren, plant DiveRTug eine flächendeckende Verkaufsstruktur mit ausgesuchten Händlern in allen deutschen Bundesgebieten sowie in Österreich. Diese sollen auf der Düsseldorfer Messe „boot 2017" vom Cheftechniker des Herstellers ausgebildet und zertifiziert werden. Regionale Wartungen und Reparaturen können somit gewährleistet werden. Ein umfangreiches Ersatzteillager ist wohl heute schon in Bremen vorhanden. Eine eventuelle Garantieabwicklung läuft ausnahmslos über Deutschland, sollte also im Fall der Fälle zeitlich schnell erledigt sein. Es sind derzeit über 70 Leihscooter vorhanden. Für etwaige Ausfallzeiten stehen insofern ausreichend Ersatzgeräte zur Verfügung.
Die „Schlepper“ in der Praxis
Genug der Vorbereitungen. Wir laden ein und machen uns im ersten Schneetreiben des zu Ende gehenden Jahres zu unserem Testgewässer, dieses Mal dem Bodensee bei Überlingen, auf. Das Testteam: Drei Personen in Trilaminat- und Neoprentrockis, zweimal Doppel 12l Geräte sowie einmal Mono 12l (300 bar).
Die knapp über 16 kg schweren Scooter lassen sich leicht zum Wasser transportieren. Der Einschaltknopf ist jedoch mit Handschuhen etwas schwer zu bedienen. Diesen würden wir uns ein wenig größer (höher) wünschen. Tipp: bereits beim Anrödeln einschalten und eingeschaltet lassen. Der Stand-by-Betrieb belastet die Batterie ja nicht übergebührlich. Das Tow-Cord2 (Schlepp-Seil) lässt sich mittels des im Lieferumfang enthaltenen Boltsnap-Karabiners leicht am Scooter-Ring des Harness unserer Wing-Systeme befestigen. Eine Verlängerung/Verkürzung des Seils, d.h. die Anpassung an die individuelle Körperstatur ist mit Handschuhen auch unterwegs problemlos möglich.
Zunächst testen wir die Trimmeigenschaft, die in allen Tiefen sehr gute Balancewerte zeigt (siehe Foto nach Absatz). Die Fahrzeuge lassen sich leicht und angenehm mit einer Hand steuern und verfügen über eine recht stabile Schubkraft. „Frauchen abschleppen“ bekommt in diesem Zusammenhang eine völlig neue Bedeutung: Der Schub geht auch in dieser Situation nicht spürbar „in die Knie“.
Die Geschwindigkeitsregelung lässt sich in zwei Stufen vornehmen: Einmaliges Ziehen des Triggers der Bedienungseinheit (aufgrund geringer Zug-/ Federkraft reicht ein Finger) schaltet den Motor auf 50% Leistung, eine zweimalig aufeinanderfolgende Betätigung erbringt 100 %. Der Trigger lässt sich einrasten (u.U. auch ungewollt), ein Umstand, der uns unnötig erscheint, da kein nennenswerter Kraftaufwand von Nöten ist, um ihn zu halten. Es erscheint uns besser, den Motor durch einfaches Loslassen zu stoppen, als zunächst eine Verriegelung zu lösen. Dies trägt u.E. eher zur Sicherheit bei, da kein Notschalter oder ähnliches an der Steuereinheit angebracht ist. Wir empfehlen die Arretierung außer Kraft zu setzen (was sich leicht selbst bewerkstelligen lässt).
Mit Hilfe einer 100m Caveline messen wir die Geschwindigkeit (Konfiguration wie vorstehend beschrieben mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten) und kommen auf durchschnittlich 2,0 km/h – 2,5 km/h bei üblichem Fahrverhalten. Diese Momentaufnahme soll nur als ungefährer Richtwert dienen. Bevor man erweiterte Tauchgänge plant, sollte die Messung mit der individuellen, eigenen Konfiguration unter verschiedenen Bedingungen mehrfach erfolgen.
Noch erwähnenswert: Der Ein-/ Ausschaltknopf dient gleichzeitig als LED Kontrollleuchte, und signalisiert deutlich Ladezustand der Batterie (von grün bis rot), eine eventuelle Überhitzung des Motors, sowie gegebenenfalls einen Wassereinbruch (blaues Licht). Die Kompassdeviation3 liegt im üblichen Rahmen (diese sollte sich jeder Taucher / Anwender jedoch vor der Planung erweiterter Tauchgänge bewusst machen).
Fazit
Der DiveRTug Mariner 528 ist vom Preis-/Leistungsverhältnis her zweifelsohne ein Scooter der überzeugt. Gutes, formal-ästhetisches Design, angenehm zu fahren/zu steuern, beste Trimmeigenschaften sowie eine ausreichende Reichweite machen ihn zu einem durchaus empfehlenswerten Gefährt, welches sich gut in die Reihe bekannter Marktnamen einreiht.
Technische Daten
Preis Model DiveRTug Mariner 528: (UVP) 2.178 EUR
• Länge: 660 mm bei einem Gehäusedurchmesser von 215 mm
• Durchmesser der Schraube: 310 mm
• Gewicht: 16,5 kg
• Materialien: Technopolymer, Edelstahl, Aluminium
• zwei Geschwindigkeitsstufen mit einem Schub von rund 30 kg
• Reichweite bei max. Leistung: ca. 120 Min*, bei normaler Leistung: ca. 150 Min*
• Einsatztiefe bis 90 m
• Tarierung: neutral (Süßwasser, Trimmblei für Salzwasser im Lieferumfang)
• Lithium-Akku (22 Ah) mit Ladegerät 29.4V=2A**
• Anzeige Batteriestatus, Wassereinbruch- & Temperatur (Überhitzungswarnung)
• Ladezeit (Erst-/Vollladung) max. 6 Stunden (mit Standardladegerät)
* variiert je nach Ausrüstung und Trimm
** ab Mitte Dezember nach Herstellerangaben Schnellladegerät verfügbar
• Lieferumfang: Scooter DiveRTug Mariner 528, Lithium Akku, Ladegerät, 2 Stück Trimmblei, Tow Cord2, Bolt-Snap Karabiner und Bedienungsanleitung
Handbuch/Manual
Das Manual ist übersichtlich und klar strukturiert. 44 Seiten, von denen einige Seiten den zwischenzeitlich in europäischen Bedienungsanleitungen etwas übereifrig anmutenden Sicherheitshinweisen geschuldet sind (ein Umstand, den man dem Hersteller nun nicht einmal zum Vorwurf machen kann). An und für sich ist das Fahrzeug intuitiv zu handhaben. Wir sind ehrlich und geben zu, das Handbuch erst nach Gebrauch, das heißt beim Verfassen des Artikels wirklich gelesen zu haben :-)
Zubehör
Eine Auflistung optionalen Zubehörs wie Kamera- / Lampenbefestigung etc. werden nach Auskunft des Generaldistributors dieser Tage an die Händler gegeben und sind in Kürze lieferbar. Manches ist einfach zu lösen: So haben wir beim Test Bungees unserer Stageflaschen um den Scooter gelegt und konnten so z.B. leicht Lampen befestigen. Auch ein Tune-up – ein Sportpropeller mit Shroud ohne Griffschutzverstrebungen – ist beziehbar, der die Geschwindigkeit (zu Lasten der zeitlichen Reichweite) um bis zu 20% erhöht.
Weitere Info‘s
Händlerverzeichnis / Distributorenseite
Video (Hersteller)
Erläuterungen
1„IP68“: Die Abkürzung IP steht für „International Protection“ und bezeichnet die Schutzklasse der Steckverbinder. Die Zahlen geben den IP Code wieder wobei [6] = staubdicht und [8] = Schutz gegen dauerndes Untertauchen bedeuten.
2 „Tow-Cord“: Schlepp-Seil, Verbindung zwischen Scooter und Taucher. Wird mittels Bolt-Snap-Karabiner am Scooter Ring des Harness befestigt
3 „Deviation“: zu beachtende Ablenkung eines Magnetkompasses durch Störfelder in der Umgebung (hier durch den Scooter verursacht).