Tauchlampentest. Scubapro NOVA 700 & NOVA 700R

Teile:
07.09.2015 10:39
Kategorie: Ausrüstung


Mit der Nova 700 bzw. der Nova 700R schickt Scubapro zwei neue Handlampen ins Tauchlampenrennen – in ein Marktsegment mit viel Konkurrenz. Jedoch sollen die beiden Lampen ein paar Besonderheiten bieten... Ein guter Grund genauer hin zusehen und "die Haube der beiden Leuchten" weit aufzumachen.

Bericht von Michael Lux

Äußerlich unterscheiden sich die Nova 700 und die 700R vor allem durch ihre Baulänge. Die Nova 700 ist als reine Batterielampe konzipiert und nimmt drei Baby / C-Zellen auf. Natürlich können das auch NiMH Akkus sein, diese sind aber, wie üblich, nicht im Lieferumfang enthalten. Die Nova 700R wird dagegen von einer Lithium-Ionen Zelle der Baugröße 18650 angetrieben, denn das "R" im Namen steht für "rechargeable"(wiederaufladbar). Diese Zelle bekommt man zwar nicht im Supermarkt um die Ecke, sie ist aber trotzdem die gängigste Baugröße im Li-Ion Umfeld. Nach einer Bezugsquelle samt passendem Ladegerät muss sich der Käufer auf jeden Fall umsehen, denn beides ist nicht im Lieferumfang enthalten (kann aber optional von Scubapro bezogen werden). Und die richtige Wahl der Zelle ist hier wichtig (siehe gesonderter Info-Kasten zur Lithium-Ionen Zelle).

Die Li-Ion 18650er Zelle ist auf jeden Fall deutlich kleiner als drei C-Zellen, dabei ist ihre Energiekapazität kaum schlechter. Wer also auf eine wiederaufladbare Lampe setzt, da er sie häufig benötigt, sollte eher zur Nova 700R greifen, da man hier eine vergleichbare Lampe mit deutlich kleinerem Gehäuse bekommt. Gesellt sich später vielleicht einmal auch eine große Tanklampe dazu, so ist die 700R als Backup immer noch klein genug.

Vergleichbar sind beide Lampen auf jeden Fall, denn der reine Lampenkopf ist bei der 700 und der 700R völlig identisch. Angetrieben wird er von einer Cree XM-L2 LED, die 10W Energie verbraucht, und einer Regelelektronik für die Umsetzung der Batteriespannung in die LED Spannung. Der erfahrene Lampenkäufer wird sich nun fragen, wie dieser relativ hohe Verbrauch von nur einer Li-Ion Zelle bzw. drei C-Zellen abgedeckt wird: Tatsächlich ist die Brennzeit mit dieser recht starken LED in beiden Lampen begrenzt. Scubapro gibt bei der 700R zweieinhalb Stunden an – die werden allerdings mit kaum einer 18650 Zelle auch nur annähernd erreicht. Die reale Brennzeit liegt bei unserem Test abhängig vom Zelltyp zwischen einer bis anderthalb Stunden gemäß unserer Definition von Brennzeit. Dabei erreicht die 700R mit besonders hoch kapazitiven Zellen sogar eine geringere Brennzeit bei allerdings höherer Lichtausbeute.



Brennchart Scubapro NOVA 700R mit Lithium-Ionen Zelle 2500mAh

 

Das hört sich bei einer geregelten Lampe natürlich paradox an und ist der Tatsache geschuldet, dass die Regelelektronik bereits nach wenigen Minuten nicht mehr regelt, sprich die Helligkeit nicht mehr hoch hält. Stattdessen fällt sie zusammen mit der Akkuspannung langsam ab; also den Lampen ohne jegliche Elektronik (ungeregelt) sehr ähnlich. Die eigentlich gute Li-Ion Zelle liefert hier ungeregelt deutlich mehr Strom an die LED und büßt somit etwas Brennzeit ein. Scubapro sagt dazu, dass die von ihnen angebotene Tenergy 18650 Zelle knapp zwei Stunden durchhält, aber natürlich mit etwas weniger Helligkeit.

Unterschiedlich ist auch die Nova 700 auf Batterie und mit NiMH Akku im Vergleich. Durch die nicht vorhandene Regelung läuft sie ebenfalls langsam aus und tut dies mit einer Batteriefüllung sehr deutlich. Die Ursache hierfür ist der extrem hohe Innenwiderstand von Batterien, die ungern hohe Ströme abgeben. Die Helligkeit bricht hier also schnell ein um aber dann über viele Stunden (siehe Brennchart Batterie) langsam "auszulaufen".



Brennchart Scubapro NOVA 700 mit Lithium-Ionen Zelle


Brennchart Scubapro NOVA 700 mit Batterie

 

Schauen wir auf die technischen Daten der beiden Lampen, so stellt man fest, dass mit Ausnahme der Brenndauer die Angaben sehr zurückhaltend gewählt wurden, denn beide Lampen bringen Spitzenhelligkeiten um die 15.000 lux. Auch die Lichtfarbe der LED ist sehr angenehm gewählt mit leicht warmen Licht. Die Lichtverteilung ist reflektortypisch ein kräftiger Spot mit ca. 90 Grad breitem, hellem Corona Licht. Der Hotspot hat dabei einen schönen weichen Übergang in die Corona.

Die Angaben zur abgestrahlten Lichtmenge in Form von Lumen können bei unseren Messungen als korrekt bestätigen werden. Hier muss man dem Marketing von Scubapro wirklich beipflichten: Die Regel ist dies nicht. Vielmehr ist es leider eher die Ausnahme; bei den meisten Lampen findet man lediglich Angaben über die theoretische Maximalleitung der LED selbst (Datenblatt Lumen). Das LED Licht muss aber gebündelt werden, was mitunter mit hohen Verlusten behaftet ist, die so verschleiert werden. Es wäre daher wünschenswert, dass andere Hersteller diesem guten Beispiel von Scubapro folgen und zumindest zusätzlich die realen Lumen angeben.

Eine Besonderheit ist das Überdruckventil, welches beide Lampen gemeinsam haben. Es soll den Taucher, bzw. dessen Hand im Falle einer Fehlfunktion der Akkuzellen schützen. Hat eine Lampe kein Ventil, kann der Druck im Fehlerfall nicht entweichen und die Lampe kann an der schwächsten Stelle mit schwer vorhersehbaren Folgen bersten. Wer nun denkt er sei mit Alkali Batterien fein raus, der sollte sich sagen lassen, dass besonders preiswerte Alkali Batterien durchaus auch "einmal durchgehen können" mit heftigem Gasausstoß unter Stress. Von daher ist das Überdruckventil sicher kein überflüssiges Sicherheits-Feature dieser Lampen; zudem in ihrer Preisklasse tatsächlich eher unüblich.

Infobox: Die richtige Lithium-Ionen Zelle

Nicht nur die Scubapro 700R setzt auf die beliebte Lithium-Ionen Technik. Auch viele andere Hand- und Tanklampen setzen auf diese hoch kapazitive Akkutechnik, die im Moment das technisch maximal Machbare ist. Allerdings hat sie auch Ihre Schattenseiten und es gibt nicht wenige Untertypen mit verschiedener Zellchemie, die alle zur Gruppe der Lithium-Ion Akkus gehören. Bleibt die Frage: Welche Zelle gehört in eine Tauchlampe rein? Jede beliebige? Sicher nicht!

Zunächst einmal fallen dem Käufer die unterschiedlichen Kapazitätsangaben auf: Natürlich will man für seine Lampe das Beste und das ist allerdings selten das mit der höchsten Kapazitätsangabe. Während namhafte Hersteller wie Panasonic, Sony, Sanyo, LG oder Samsung sehr verlässliche Angaben zur Zellkapazität liefern, so ist das gerade bei chinesischen Anbietern nicht immer der Fall (vorsichtig ausgedrückt). Da werden mitunter 18650er Zellen mit über 5000mAh verkauft. Der aufmerksame Käufer weiß aber, dass die besten für Geld erhältlichen Zellen z.Z. maximal 3500mAh-3600mAh liefern; alles darüber kann also nur gelogen sein. Schlimmer noch: Die beispielsweise gerne gekauften, original Ultrafire Zellen aus China haben nicht nur Kapazitäten weit von ihrem Aufdruck entfernt - nein sie werden in China auch noch gefälscht und unter dem Ultrafire Label verkauft. Was man da teilweise bekommt ist zum Betrug noch brandgefährlich. In der Zellhülle findet sich dann nämlich neben einer zierlichen Li-Ion Minizelle reichlich Sand oder Mehl als Gewichtszugabe. Wenn man solche Zellen als 18650er Zelle behandelt und entsprechend lädt, ist eine Explosion nicht ausgeschlossen.

Daher gilt die einfache Regel für den, der sicher gehen will – nur Markenzellen kaufen und auch das von Händlern mit guter Reputation (Markenzellen werden in China ebenfalls gerne gefälscht).

Bleibt die Wahl der Kapazität innerhalb einer Marke. Hier gilt: Wer sicher gehen will nimmt NICHT die Zelle mit der höchsten Kapazität, sondern etwas um 2500mAh bis 3000mAh. Die Zellen besitzen eine andere Chemie, die mehr auf Sicherheit und Stromlieferung ausgelegt ist. Hier sind die Sicherheitsreserven hoch genug, um lange Freude an der Zelle zu haben.

Ebenso wichtig - nur Zellen mit eingebauter Schutzelektronik kaufen! Notfalls nachfragen, ob die Zelle so etwas hat. Werden Li-Ion Zellen jeder Chemie tief entladen, kann die beste Zelle instabil werden und beim Laden in Feuer aufgehen. Daher gehören tief entladene Zellen immer sofort in den Sondermüll!

Hat man das alles bedacht, wird man lange Freude an seiner Lampe haben. Und nicht vergessen: Nach ein paar Jahren lassen auch die besten Zellen langsam nach - egal ob man sie nutzt oder nicht.

Ausgereifte Produkte zum attraktiven Preis

Bleibt noch ein Blick auf die Äußerlichkeiten – die Verarbeitung der Lampe. Als Aluminium-Handlampe mit gummiertem Kopf machen beide Modelle auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Dieser verstärkt sich, wenn man die Lampen öffnet und "unter die Haube" schaut (hier hört es gerade bei den vielen günstigen Lampen aus China auf "schön zu sein"...). Eine Tauchlampe sollte stabil gebaut sein und über eine robuste Elektronik, falls eine vorhanden ist, verfügen. Einziger kleiner Wermutstropfen ist die schöne Aluminium Eloxierung in sanftem Violett, die zwar gut aussieht, aber mit wenig Kratzresistenz überzeugt. Wenigstens der Kopf wird von dickem Gummi geschützt.

Unterm Strich bekommt der Taucher mit der Nova 700 und der 700R ausgereifte Produkte zum attraktiven Preis. Natürlich kann auch Scubapro die Physik nicht verbiegen und von daher sollte zu diesen Lampen mit Akku nur der greifen, der mit einer Stunde Brennzeit bei seinen Tauchgängen gut auskommt. Eine zweite Zelle für einen zweiten Tauchgang ist jedoch schnell ausgewechselt. Features wie Dimmung oder SOS sucht man vergebens, aber zumindest über Letzteres kann man sich wunderbar streiten. Beide Lampen liefern ausreichend Licht um als Hauptlampe eingesetzt zu werden ohne mit ihren 15.000 lux maximal bei schlechter Sicht eine hohe Durchdringung zu bringen. Gerade unter diesen Sichtbedingungen ist das typische Reflektorlicht mit seiner hellen Corona mitunter sogar kontraproduktiv (Schwebeteilchen). Bei guten Sichtbedingungen braucht es aber wahrlich kaum mehr und Nachttauchgänge machen riesig Spaß mit der Nova 700 oder 700R. Und alleine dafür lohnt es sich eine zu kaufen!