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Mit dem Smartphone unter Wasser
Testbericht von Joachim Heil und Gerald Nowak
Gerald Nowak testet das Divevolk Gehäuse
Als professioneller Unterwasserfotograf fällt es mir schwer, ein Smartphone als Kamera zu akzeptieren, aber da die „Handys“ immer besser werden und inzwischen solide Ergebnisse erzielen, lass ich mich darauf ein und beschäftige mich intensiv mit dieser Thematik.
Inzwischen nutze ich selbst für viele Aufnahmen an Land nur noch mein Smartphone und bin begeistert über die Qualität – bei gutem Licht. Schon lange höre ich von Kollegen, dass die telefonierenden „Wischkasterl“ auch unter Wasser ganz brauchbar sind und so habe ich inzwischen bereits das dritte Smartphone-Gehäuse in Händen, um es zu testen. Da ich nicht voreingenommen testen und allzu persönliche Eindrücke einfließen lassen möchte, bitte ich meinen Fotokollegen Joachim Heil, ob er das Divevolk Seatouch 4 Max Gehäuse ebenfalls begutachten kann. Gesagt getan…
Das Divevolk Gehäuse und mein Samsung S24 Ultra waren nun meine Kombination für den ausführlichen Test im Wasser, obwohl es mir schwergefallen ist, mein teures Telefon in das Gehäuse zu stecken. Ehrlich, ich zweifele immer noch ein bisschen, ob es wirklich dicht bleibt. Um auf Nummer sicher zu gehen, sichere ich vor jedem Tauchgang meine geamten Daten. Man will ja anschließend nicht vor einem Scherbenhaufen stehen und alle seine Daten verloren haben.
In der Zwischenzeit habe ich Vertrauen in das Gehäuse gewonnen und war fünf Mal mit der og. Kombi im Wasser: ohne Dichtigkeitsprobleme. Das Gehäuse ist überraschend einfach und sicher zu verschließen. Auch die anschließende Bedienung mit dicken Handschuhen scheint kein Problem darzustellen. Sogar mit meinen Trocki-Handschuhen und den dicken Neoprenhandschuhen klappt es, auch wenn ich manches Mal etwas fester drücken muss. Joachim nutzt die Zubehör-Fernbedienung, er kennt sich deutlich besser mit Smartphone-Gehäusen aus.
Um genug Licht mitzuführen, nutze ich eine Grundschiene mit beidseitigen Griffen und meine Orcatorch D910V Videolampe. Diese hat mit ihren 5000 Lumen genug Licht, um nicht allzu ferne Objekte noch gut auszuleuchten. Besonders im Automatik-Modus funktioniert die Belichtung im Flachwasser hervorragend und ich bin recht angetan von den Ergebnissen. Da ich keine Vorsatzlinse verwende, ist der Bildwinkel ein wenig eingeschränkt, aber mit dem richtigen Winkel ergeben sich beeindruckende Bilder. Wer mehr aufs Bild bannen möchte, kann optionale Vorsatzlinsen (Wet-Lenses) verwenden. Auch Vorsatz-Nahlinsen gibt es, die wird Joachim für uns testen! Mir geht es erst einmal grundsätzlich um die Handhabung und die Umsetzbarkeit von Bildern und Videos.
Das Auslösen ist bei weitem nicht so schnell wie mit einer großen Kamera im Gehäuse, aber doch schneller, als erwartet. Die Qualität der Bilder ist überraschend gut. Es dürfte aber deutlich bessere Ergebnisse geben, wenn man im RAW Modus fotografiert, um anschließend die Bilder besser bearbeiten zu können. Dennoch, im JPG Modus sind die Bilder sehr gut und deutlich besser, als ich erwartet hatte. Natürlich liegt es auch daran, ausreichend Licht mitzuführen. Denn ohne Licht ist ganz schnell die Grenze des kleinen Sensors im Smartphone erreicht.
Ich bin begeistert, was ein Smartphone in Kombination mit dem Divevolk Seatouch 4 Max zu bieten hat. Gerade für Anfänger dürften die Ergebnisse mehr als gut sein und die Möglichkeit kleine Videos zu drehen, bietet einen gewaltigen Vorteil. Ich werde weiter für euch testen und euch dann wissen lassen, was ich auf längere Zeit von dem Gehäuse und vor allem auch dem vielen Zubehör halte.
Daten Divevolk Seatouch 4 Max:
- Wasserdichtigkeit des Gehäuses bis 60 m
- Funktion des Touchscreens: bis 30 m
- Touchscreen-Lebensdauer: 100.000 Klicks
- Abmessungen: 226 x 120 x 44 mm
- Gewicht: 375 g (an Land), ca. 150 g (unter Wasser)
- Gilt für Smartphone-Modelle mit den Maßen 180 x 82,5 x 11,2 mm (Länge x Breite x Dicke) und darf 15mm Dicke beim Handyobjektiv nicht überschreiten
- Liste der kompatiblen Smartphones ist auf der Internetseite von Divevolk einsehbar: https://www.divevolkdiving.com
Testbericht von Joachim Heil
Grundsätzlich kann ich sagen, dass das Seatouch 4 Max der Firma Divevolk unter all den von mir bisher getesteten Smartphone Gehäusen das unkomplizierteste ist. Wenn man ein paar grundsätzliche Dinge beachtet, kann man ohne großen Aufwand das Smartphone in das Gehäuse einlegen, verschließen und loslegen. Die Bedienung über die „Touchsensitive Folie“ funktioniert sehr gut, alle Apps und Funktionen lassen sich wie an der Oberfläche gewohnt auch Unterwasser bedienen.
Es gibt noch einen externen Auslöser, den man ohne große Verbindungsprobleme mit dem Smartphone via Bluetooth koppeln kann. Er funktioniert unter Wasser nahezu perfekt, sofern man sich an die Position des Auslösehebels gewöhnt. Da ich seit vielen Jahren gewohnt bin, immer einen prägnanten Hebel an meinem Unterwassergehäuse zu bedienen, war es für mich öfters nicht ganz einfach, den flächig-integrierten Hebel des externen Auslösers zu ertasten. Hat man sich dann erst einmal daran gewöhnt, funktioniert das spielend einfach.
Ein paar Tipps, die man unbedingt beachten sollte:
- Das Smartphone in den Flugmodus setzen (um Energie zu sparen) und Bluetooth aktivieren, sofern man den externen Auslöser verwendet möchte.
- Den externen Auslöser via Bluetooth koppeln.
- Die „AssistiveTouch“ Funktion in den Bedienungshilfen aktivieren, z.B. wenn mehrere Apps unter Wasser verwendet und man schnell umschalten muss Es ist dann sehr hilfreich, die „AssistiveTouch“ Funktion zu aktivieren und das Hauptmenü so anzupassen, dass die gewünschten Apps im Menü angezeigt werden. Mehr unter https://www.youtube.com/watch?v=0Cu49ykcnFE!
- Da keinerlei Dichtheitstests im Vorfeld gemacht werden können, zwingend in sehr geringer Tiefe vor dem Abtauchen kontrollieren, ob das Gehäuse dicht ist. Ein integrierter Feuchtigkeitssensor wäre sicherlich noch mehr als hilfreich.
- Sollte mit Handschuhen getaucht werden, schon an der Oberfläche testen, ob die Touchscreen Oberfläche der Gehäusefolie mit den verwendeten Handschuhen funktioniert. Ich hatte mehre Handschuhe (Neopren, verschiedene Trockentauch-Handschuhe) ausprobiert, nicht jedes Handschuh-Material funktioniert mit dem Touchscreen des Gehäuses.
- Unbedingt jegliche Schutzfolie vom Smartphone Display entfernen, sonst funktioniert nichts! Nicht nur weil die Touchsensitive Funktion Probleme bereiten kann; es passiert auch, dass sich durch den Wasserdruck die Touchscreen Folie des Gehäuses an die Schutzfolie des Smartphones so stark anheftet, dass es nicht mehr möglich ist, das Smartphone aus dem Gehäuse zu bringen. Für solche Fälle liefert Divevolk ein Notfallwerkzeug (Notfallkarte und kleiner Schraubenschlüssel), um den Touchscreen wieder vorsichtig vom Smartphone zu lösen. Gefahr von Beschädigungen am Touchscreen ist aber gegeben!
Was könnte am Divevolk Seatouch 4 Max noch verbessert werden:
- Befestigung des Lens Adapters: Die mitgelieferte Schraube mit dem kurzen Hebel ist sehr schwer unter Wasser zu lösen und mehr als fummelig zu bedienen. Die beiden kleinen Befestigungsschrauben, welche zur Fixierung der Längeneinstellung mitgeliefert werden können, gehen schnell verloren. Der Adapter ist für schwere Nasslinsen nicht geeignet. Für die Farbfilter und die einfachen Linsen des Herstellers kann es gerade so ausreichen, aber die Handhabung unter Wasser ist nicht wirklich gelungen. Besser geeignet wäre eine stabile verschraubte Lösung, bei der das jeweilige Smartphone Modell im Vorfeld auf die Hauptlinse eingestellt wird und die Nasslinsenaufsätze mittels eines Bajonettadapters leicht entfernt oder gewechselt werden können (Beispiel die alte Motomarine II). Ein Wechsel von Vorsatzlinsen unter Wasser ist mit den Feingewinden in Verbindung mit Handschuhen sowieso fast unmöglich, bzw. die Gefahr der Beschädigung des Gewindes ist sehr groß.
- Der Auslösehebel an der externen Fernbedienung könnte als Hebel von oben aufgesetzt realisiert werden und nicht so dezent in die Einheit integriert sein. Mir ist es sehr oft passiert, dass ich auslösen wollte und nicht den Hebel gedrückt habe, sondern am unteren festen Teil vom Auslöser gelandet bin.
- Bei schrägem Lichteinfall von hinten ist eine Bildkontrolle am Display nicht mehr möglich. Der Touchscreen vom Gehäuse wirkt da sehr milchig, je nach Lichteinfall. Man kann dann nur, in der Hoffnung das Richtige fotografiert zu haben, auslösen.
- Fotografieren im Hochformat hat sich auch als sehr umständlich erwiesen. In Verbindung mit der Griffschiene war es sehr ungünstig, an den externen Auslöser zu kommen; gerade im Nahbereich und Grundnähe. Eventuell wäre da eine Griffschiene mit Dreheinrichtung für das Gehäuse besser, da der externe Auslöser ja auch an einer Griffschiene befestigt werden kann. Grundsätzlich ist es fast schon unverständlich, warum kaum im Hochformat fotografiert wird. Alle Social Media Plattformen sind auf Hochformat ausgerichtet. Kaum jemand der jungen Generation sieht man mit dem Smartphone im Querformat fotografieren. Auch auf keiner der Social Media Plattformen sind die User im Querformat unterwegs. Noch ist bei vielen Fotografen und Videografen das Querformat durchgängig zu sehen und auch die Hersteller richten alles nach diesem Format aus. (Trays mit 2 Griffen, 2 -3 Lampen, etc.).
- Dichtung der Verschlusskappe: Inwieweit diese auf Dauer mit zunehmendem Alter dicht bleibt, ist anzuzweifeln. Dem Gehäuse ist zwar ein Ersatz mit beigelegt, aber ob das Gehäuse dicht ist, merkt man erst wenn Wasser eindringt und das ist mit Smartphone darin sicherlich mehr als frustrierend. Eine richtige Nut mit einem klassischen O-Ring ist sicherlich vertrauenswürdiger.
Ich bin vom Divevolk Seatouch 4 Max in Kombination mit meinem iPhone super überzeugt und freue mich darauf die nächste Generation zu testen!
Weitere Informationen:
Webseite von Divevolk: https://www.divevolkdiving.com