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Schutz vor Haien darf nicht auf Kosten anderer Meerestiere gehen
An der Küste von KwaZulu-Natal in Südafrika sterben viele Bleifarbene Delphine in Stellnetzen, mit denen Badende und Surfer vor Haiangriffen geschützt werden. In einer wissenschaftlichen Studie warnen Wissenschaftler jetzt vor dem möglichen Aussterben der seltenen Buckeldelphinart (Sousa plumbea) in den Gewässern von KwaZulu-Natal. Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) setzt sich dafür ein, Hainetze schnellstmöglich zu reduzieren und nicht tödliche Schutzmaßnahmen zu installieren.
Negative Folgen für die Artenvielfalt
Um Menschen vor Haiangriffen zu schützen, werden etwa 400 Meter vor der Küste beliebter Strände mehrere, etwas über 200 Meter lange und sechs Meter hohe Stellnetze aufgestellt. In diesen Netzen sterben allerdings nicht nur gefährliche Haie. Auch zahlreiche andere, völlig harmlose Meerestiere wie Rochen, Meeresschildkröten, kleinere Haiarten und Delphine verenden in ihnen.
Richards Bay: Todesfalle für Delphine
An der 320 Kilometer langen Küste der Provinz KwaZulu-Natal sind 37 Strände durch insgesamt 23,4 Kilometer Hainetze geschützt. Doch 60 Prozent des Beifangs von Bleifarbenen Delphinen in KwaZulu-Natal treten in nur einer einzigen Bucht auf, der Richards Bay. Hier stehen Stellnetze mit einer Gesamtlänge von 1,1 Kilometern. Auf die besondere Situation in der Bucht haben die Meeresbiologin Shanan Atkins vom Endangered Wildlife Trust aus Johannesburg und Kollegen nach Auswertung einer Langzeitstudie hingewiesen.
Die Bleifarbene Delphine schwimmen die Richards Bay auf ihren Wanderungen entlang der Küste immer wieder an. Dort droht ihnen ständig die Gefahr, in einem Hainetz zu sterben. "Besonders die Stellnetze in der Richards Bay führen zu einer kontinuierlichen Schwächung der Population", so Shanan Atkins.
Die letzten ihrer Art in Südafrika
Man schätzt, dass nur noch weniger als 1.000 Bleifarbene Delfine entlang der Küste Südafrikas leben. In KwaZulu-Natal gibt es wahrscheinlich nur noch etwa 200 Individuen. Damit ist der Bleifarbene Delphin die am stärksten vom Aussterben bedrohte Meeressäugerart Südafrikas.
Haiangriffe vermeiden ohne Haie zu töten
Die GRD plädiert für den Einsatz alternativer, nicht-tödlicher Abwehrmaßnahmen wie am Meeresgrund verankerter "Elektrozäune", die die elektrosensiblen Haie abschrecken oder den Einsatz von "Shark-Spottern", die die Menschen rechtzeitig vor nahenden Haien warnen. Dies hat sich z.B. an den Stränden vor Kapstadt bereits bewährt. "Natürlich sollen Menschen weiterhin vor Haiangriffen geschützt sein, gleichzeitig aber sollen Delphine, Haie und andere Meerestiere diesen Schutz nicht länger mit dem Leben bezahlen müssen", fordert der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD.
Taucher vor Ort plädieren für den Abbau der Netze
Roland Mauz von der Tauchbasis African Dive Adventures, die an den Standorten Margate und Shelley Beach in KwaZulu-Natal operiert, berichtet über die Situation vor Ort: „Seit die Netze in den 1970er-Jahren installiert wurden, sind fast alle Küstenhaie ausgestorben. Nur noch ganz selten verfängt sich ein Hai in den Netzen, weil es schlichtweg nichts mehr gibt, was im Flachwasser jagt. Der Schaden ist längst angerichtet, und es kann nicht mehr schlechter werden.“