Stellnetze gefährden Schweinswale der inneren Ostsee

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29.04.2019 07:48
Kategorie: News

Experten fordern strengen Schutz

Der Schutzstatus der Schweinswale der inneren Ostsee wurde kürzlich, trotz eines Antrags der Whale and Dolphin Conservation Society (WDC) und der Coalition Clean Baltic (CCB) nicht in der Liste der wandernden Arten auf das höchste Niveau Anhang I des Übereinkommens zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten (CMS) gehoben. Grund ist, dass der Ostseeschweinswal keine eigenständige Art ist und somit das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ihn nicht als besonders schützenswert bewertet.

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Im Gegensatz dazu führt die Internationale Kommission zum Schutz der Natur (IUCN), den Ostseeschweinswal als Subpopulation auf der Roten Liste als besonders schützenswert und mit ca. 500 verbleibenden Tieren, als vom Aussterben bedroht. Die Eigenständigkeit der Population der Schweinswale der inneren Ostsee wird u. a. durch neuere genetische Untersuchungen der Universität Potsdam deutlich aufgezeigt.

Wenn diese Schweinswale der inneren Ostsee verschwunden sind, dann sind sie weg für immer. Sie werden nicht ersetzt durch Schweinswale der westlichen Ostsee“, meint Dr. Harald Benke, Direktor und Walforscher des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund. Derzeit gibt es keine wissenschaftlich gesicherte Ergebnisse die darauf hindeuten, dass sich die Schweinswal-Population der inneren Ostsee positiv entwickelt. Ein Verbund internationaler Wissenschaftler hat unter Beteiligung des Deutschen Meeresmuseums gezeigt, dass der Schutz jetzt und umfassend notwendig ist.

Die Internationale Walfangkommission (IWC), das größte Schutz- und Management Organ für Wale weltweit, fordert seit Jahren die Umsetzung des Jastarniaplans zum Schutz des Ostseeschweinswals, der insbesondere die Reduktion des Beifangs auf null Tiere vorsieht“, erklärt Dr. Helena Herr vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg.

Die Schweinswale der inneren Ostsee müssen auf Grund des Vorsorgeprinzips vor dem Aussterben bewahrt werden“, gibt Dr. Meike Scheidat von Wageningen Marine Research in den Niederlanden zu bedenken.

Für Schweinswale stellen insbesondere Stellnetze eine große Gefahr dar, in denen sich die Tiere verfangen und so ertrinken. Die gegenwärtig vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen hält Dr. Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere vom Deutschen Meeresmuseum für fragwürdig: „Das BMEL empfiehlt den Einsatz von Warngeräten an diesen Netzen. Diese wurden in der inneren Ostsee nie ausprobiert. Und aufgrund des drohenden Aussterbens der Ostseeschweinswale können sie dort auch nicht getestet werden. Diese Methode hilft weder Fischern noch Schweinswalen.“

Notwendig ist die Entwicklung beifangarmer Fischereimethoden und eine anschließende Förderung entsprechender Fanggeräte. „Die Fischer brauchen eine deutliche Nachricht aus dem Ministerium, dass sie Unterstützung bekommen. Es geht darum, Lösungen für die Zukunft zu schaffen, mit der die Küstenfischer überleben können“, so Dr. Harald Benke. Für die Ostseepopulation wurde bereits 2002 durch das Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS (CMS) festgelegt, dass schon ein einzelner Beifang die Population gefährdet und deshalb vermieden werden muss. „Die deutliche Feststellung des Ministeriums, dass der Schutz der lokalen Küstenfischerei über dem Schutz einer durch CMS geschützten Art und vom Aussterben bedrohten Subpopulation steht, ist eine direkte Verletzung von internationalen Verpflichtungen Deutschlands“, wundert sich Dr. Michael Dähne. „Es muss stattdessen zusammen daran gearbeitet werden, die Gefahr von Stellnetzen für Schweinswale zu bekämpfen und dazu sind wir jederzeit bereit.

Weitere Informationen:
Deutsches Meeresmuseum
Neues Schutzgebiet für Schweinswale